Die ersten Nachkommen Kain und Abel

Der Brudermord – die erste himmelschreiende Sünde

Kain und Abel, die ersten Nachkommen von Adam und Eva

(Gen. 4, 1-17)

Schon gleich an den ersten Nachkommen unserer Stammeltern zeigten sich die schrecklichen Wirkungen der Erbsünde. (siehe: Der Sündenfall der ersten Menschen) Adam und Eva erhielten viele Kinder (1), deren übrigens die biblische Erzählung nur nebenbei und ganz im allgemeinen Erwähnung tut. Nur einige Züge aus dem Leben der beiden ersten Söhne, Kain und Abel, nebst der Stammtafel der beiden Linien Kain und Seth (Ersatz für Abel) sind uns aufgezeichnet. Es war aber Abel ein Schafhirt und Kain ein Ackersmann. Nach vielen Tagen (2) geschah es nun, daß „Kain von den Feldfrüchten dem Herrn Opfergaben darbrachte, Auch Abel opferte, und zwar von den besten Erstlingen seiner Herde.“ (3) – Es war sicher nicht ihr erstes Opfer, sondern dasjenige, an welchem Gott die Verschiedenheit der Gesinnung der beiden Brüder (4) offenbar machte, was für Kain die nächste Veranlassung seines Verbrechens wurde.

Das Opfer

Gott selbst hatte ohne Zweifel schon Adam unterwiesen, ihm solche äußere, sichtbare Gaben darzubringen, damit hierdurch im Verein mit der Sabbatfeier die Menschen auch nach ihrem tiefen Fall in dem Bewusstsein ihrer vollkommenen Abhängigkeit von ihm als dem höchsten Herrn, in den Gefühlen der Ehrfurcht und Anbetung, der Dankbarkeit, des Vertrauens sowie der Buße erhalten und im Hinblick auf das durch jene Opfer vorgebildete wahre Versöhnungs-Opfer des verheißenen Erlösers mit Gott versöhnt werden möchten. Seitdem bilden die Opfer den Mittelpunkt des äußeren Gottesdienstes, und zwar bei allen alten Völkern, den gebildetsten wie den rohesten; eine Übereinstimmung, die ohne eine gemeinsame Uroffenbarung sich nicht wohl erklären läßt. (5) Die Opfergaben selbst richteten sich naturgemäß zunächst nach der Umgebung und dem Besitztum der Opfernden. Darum opferte „Abel von seiner Herde, Kain von seinen Feldfrüchten“. Beide wollten, der ein mit seinem blutigen, der andere mit seinem unblutigen Opfer, dankbar zu erkennen geben, daß Gott, wie der Schöpfer und Herr aller Dinge, so insbesondere der huldvolle Geber ihres ganzen Besitztums sei, und wollten zum Zeichen dessen einen Teil ihres Besitztums Gott öffentlich und feierlich zurück geben.

Nicht ohne Absicht betont die Heilige Schrift, daß „Abel von den Erstlingen und vom Fett“, d.i. vom Besten seiner Herden, „Opfer dargebracht“ habe. Die Hauptsache war freilich die innere Gesinnung des Glaubens, der Buße, der Dankbarkeit, der lIebe usw., mit der die Opfernden ihre Gaben Gott darbrachten. Diese hatte wohl der gerechte Abel (6), nicht aber Kain, und dies war gerade der Grund, warum Kain nicht wie Abel das Beste, was er hatte, zum Opfer für Gott nahm. (7) Deshalb „sah der Herr mit Wohlgefallen auf Abel und sein Opfer; aber auf Kain und sein Opfer sah er nicht., Und Kain ergrimmte so fertig, daß sein Angesicht einfiel.“ (8)

Auf welche Weise Gott sein Wohlgefallen am Opfer Abels und sein Mißfallen an Kains Opfer zu erkennen gegeben habe, erklärt die Heilige Schrift nicht weiter. Viele Schriftausleger sind der Ansicht, Gott habe, wie später öfter, z. B. bei dem Opfer des Aaron, Gedeon, Manue, Salomo, Elias, usw., die Gaben Abels, nicht aber jene Kains, durch himmlische Feuer verzehren lassen. (9) –
… Die Heilige Schrift aber sagt: „Knochenfäulnis ist der Neid“ (10) und der hl. Gregor von Nazianz: „Der Neidische ist sein eigener Henker.“ (11)

Gottes Warnung

Schon hier beginnt der Kampf der Gottlosigkeit gegen die treuen Diener Gottes und das Reich Gottes auf Erden, von dem der hl. Augustin (12) schreibt: „Nicht bloß von der Zeit der leiblichen Gegenwart Christi und der Apostel, sondern schon von Abel an, den als den ersten Gerechten sein gottloser Bruder Kain erschlug, und danach bis zum Ende der Welt durchläuft die Kirche ihre Pilgerschaft zischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes.“
Gott geht auch dem verhärteten Sünder, wie ein guter Hirte dem verlorenen Schaf, nach und sucht durch äußere Mahnungen und innere Gnaden-Einsprechungen sein Gewissen zur Buße zu erwecken. So gleich bei Kain. Ernst und liebevoll warnt Gott ihn vor seiner Leidenschaft und sucht ihn zur Umkehr zu bewegen durch die Frage:

„Warum bist du zornig, und warum ist dein Angesicht (gesenkt) eingefallen? Wirst du nicht, wenn du Gutes tust, Lohn empfangen? Tust du aber Böses, so wird sogleich die Sünde vor der Türe sein. Aber ihre Begier soll unter dir sein, und du sollst über sie herrschen.“ (13) So warnt Gottes Stimme den Kain vor seinen bösen Leidenschaften und hält ihm die Pflicht vor und ermutigt ihn zugleich, dagegen zu kämpfen: Bezwinge die Neigung zur Sünde und herrsche über sie! Kein noch so verhärteter Sünder verliert demnach die Freiheit des Willens, so daß er in die Sünde einwilligen müsste. Auch die heftigste Versuchung kann er noch überwinden; allerdings nicht mit der Kraft seines Willens allein, wohl aber mit dem göttlichen Gnadenbeistand, den Gott keinem verweigert, der sich redlich darum bemüht. „Gott ist getreu; er wird euch nicht über eure Kräfte versuchen lassen, sondern bei der Versuchung die Gnade geben, daß ihr ausharren könnt.“ (14)

Kain, von einer schwarzen Wolke eingehüllt, schlägt auf seinen Bruder ein, der zu seinen Füßen liegend um Erbarmung bittet; das Blut des Abels schreit zu Gott um Rache

Kains Neid und Brudermord

Kain hörte nicht auf den Herrn, sondern behielt den Neid und Zorn in seinem Herzen. Gleich dem Jungen eines Raubtieres wuchs seine Leidenschaft zu so wildem Haß heran, daß er auf den grauenhaften Gedanken des Brudermordes verfiel, gemäß dem Wort: „Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder“ (15); zunächst der Gesinnung nach, die den Gehaßten von der Erde weg wünscht, oft aber auch buchstäblich in der Absicht und in der Tat. Die Gelegenheit zur Ausführung wußte sich Kain zu schaffen.
„Kain sprach zu Abel, seinem Bruder: Laß uns hinaus gehen! Und als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und erschlug ihn.“ (16) Arglos war Abel mitgegangen; denn „die Liebe denkt nichts Arges.“ (17) Vielleicht dachte er sogar durch freundliche Teilnahme an dem Gang den Gram zu mildern, der sichtbar an dem Herzen des Bruders nagte. Allein die Leidenschaft machte den Kain zum wilden Tier, zum Brudermörder.

Gottes Gerechtigkeit und Urteilsspruch

Kaum war aber die entsetzliche Tat geschehen, da sprach der Herr zu Kain: „Wo ist dein Bruder Abel?“ Adam war auf eine ähnliche Frage Gottes tief errötet und hatte, wenn auch unter Entschuldigung, seine Schuld bekannt und Verzeihung gefunden. So konnte auch selbst der Brudermörder noch Barmherzigkeit erlangen. Trotzig weist er sie zurück durch die freche Leugnung seines Verbrechens. Er antwortet: „Ich weiß es nicht. Bin ich denn der Hüter meines Bruders?“ Nun läßt Gott seine Gerechtigkeit walten. „Er sprach zu ihm: Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit auf zu mir von der Erde. (18) Darum sollst du verflucht sein auf der Erde, die ihren Mund aufgetan und deines Bruders Blut von deiner Hand getrunken hat. Wenn du sie bebauest, soll sie dir ihre Früchte nicht geben, unstet und flüchtig sollst du auf der Erde sein“ (V. 10-12).

Gott Vater in Seiner Herrlichkeit und Allmacht verhängt über den Brudermörder Kain das Strafgericht; Kain wendet sich in Schrecken ab, sein Bruder Abel liegt tot am Boden

Welch schreckliches Urteil, ausgesprochen von dem unendlich Gütigen, dessen Herz nur zum Segen und Wohltun bereit ist! Früher hatte Gott um der Sünde willen bloß die Erde verflucht. Jetzt geht er wegen der übergroßen Schwere der Sünde und der Unbußfertigkeit zur Verfluchung des Sünders selbst über, und der Fluch lautet gerade so wie der Urteilsspruch über die Schlange, mit welcher alle von ihr Verführten, die unbußfertig bleiben, dem gleichen Fluch und der gleichen Strafe anheim fallen. (19)

Der Ausdruck darf jedoch nicht mißverstanden werden. Im Munde des Menschen ist der Fluch die in Zorneshitze ausgestoßene Anwünschung eines Übels. Diese ist sündhaft, weil sie der Ehrfurcht gegen Gott und der Liebe des Nächsten widerstreitet, seitens Gottes dagegen ist die Verfluchung ein Ausdruck seiner strafenden Gerechtigkeit, gleichbedeutend mit der Verstoßung aus seiner Gnade, die aber hienieden durch Reue und Buße immer wieder aufgehoben werden kann, und der Verhängung der Strafe, die jedoch auf Erden immer noch den Zweck hat, den Sünder zur Umkehr zu bewegen.

So sollte es auch bei Kain sein. Seine Strafe war eine zweifache: Unfruchtbarkeit der Erde und ein unstetes Leben. Alle Menschen zwar traf jener Fluch über die Erde, daß sie im Schweiße ihres Angesichtes arbeiten müssen, um ihr die Früchte abzuringen; dem Brudermörder aber sollte sie doppelt und dreifach widerstreben. Schon das nötigte ihn, ein unstetes Leben im Land seiner Verbannung zu führen. Dazu kam, daß ihn die Gestalt des Ermordeten, die ihm Tag und Nacht vor Augen stand, und die Geißel des bösen Gewissens nirgends Rast und Ruhe finden ließen. Ein schreckliches Vorbild der entsetzlichen Strafe, die noch heute mehr oder weniger jeden Mörder auf allen seinen Lebenswegen, in den allermeisten Fällen bis auf die Stufen des Blutgerüstes oder in die langjährige Nacht des Kerkers begleitet.

Kains Verzweiflung

Unter dem furchtbaren Urteilsspruch brach Kains Trotz, aber nur, um in das ebenso verwerfliche Gegenteil umzuschlagen. Statt zu der unergründlichen Barmherzigkeit Gottes Vertrauen zu fassen, sprach er voll Angst und Verzweiflung zum Herrn: „Meine Missetat ist zu groß, als daß ich Verzeihung verdiente! Siehe du treibst mich heute aus dem Lande (aus Eden), und ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen, und unstet und flüchtig werde ich sein auf Erden, und wer immer mich findet, wird mich töten“ (V. 13 u. 14).

Meine Missetat ist zu groß, als daß ich Verzeihung verdiente – ein trauriges Wort, das der Geist der Finsternis seit den Tagen Kains tausend und tausend unglücklichen Sünder eingeflüstert hat. Vor der Sünde sucht er sie glauben zu machen, daß dieselbe nichts auf sich habe; nach der Sünde aber sucht er dieselbe so zu vergrößern, daß der Sünder an Gottes Barmherzigkeit verzweifele und so unrettbar verloren gehe. – „Ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen“; – der Gedanke an die Gegenwart Gottes ist dem unbußfertigen Sünder schrecklich; er sieht in Gott nur seinen Richter, erwartet keine Gnade und Liebe mehr von ihm. „Wer immer mich findet, wird mich töten.“ Kain befürchtete das, weil er durch seine schwarze Tat sich gegen die Menschheit als ein Brudergeschlecht versündigt hatte, und weil die Gerechtigkeit zu erheischen schien, daß ihm mit Gleichem vergolten werde. Aber wer sollte ihn töten, da außer ihm nur Adam und Eva lebten? So scheint es; aber in Wirklichkeit konnten damals schon sehr viele Menschen leben; auch hat Kain nicht bloß die Gegenwart, sondern auch die Zukunft im Auge. Jedenfalls fehlte es nicht an Menschen, die früher oder später Abels Tod rächen konnten. Gott, der unendlich Weise und Gerechte, wägt indes mit einer andern Waage als die kurzsichtigen Menschen; es sollte dem Brudermörder noch eine längere und darum empfindlichere Strafe vorbehalten sein.

„Der Herr erwiderte ihm: Das soll keineswegs geschehen, sondern wer immer Kain töten wird, der soll es (weil er in mein Strafrecht eingreift) siebenfach büßen. Und der Herr machte ein Zeichen an (für) Kain, damit ihn niemand töte, der ihn fände.“ (20) – Man versteht unter diesem Zeichen wohl am besten die finstere, Grauen erregende Miene des von der Geißel des bösen Gewissens gefolterten Mörders. – „Und Kain wich vom Angesicht der Herrn und wohnte flüchtig im Lande ostwärts von Eden.“ (21) So wurde an ihm vollkommen wahr, was von jedem Sünder, insbesondere aber vom Neidischen, gesagt ist: „Sein Unheil wird zurück kehren auf sein (eigenes) Haupt, und auf seinen Scheitel wird hernieder kommen sein Unrecht.“ (22)

Abel – ein Vorbild

Starb auch Abel frühzeitig eines gewaltsamen Todes, so ging er desto früher in die Ruhe der Gerechten, in die Vorhölle, ein. Kain dagegen trug in der Qual seines Gewissens den schrecklichsten Tod täglich und stündlich mit sich herum und hätte den zeitlichen Tod als eine Wohltat hingenommen; es begegnete ihm aber, was die Geheime Offenbarung von den durch besondere Quallen heimgesuchten Gottlosen überhaupt sagt: „Sie werden den Tod suchen, aber nicht finden; sie werden begehren zu sterben, der Tod aber wird von ihnen fliehen.“ (23)

Abel ist ein Vorbild Jesu in vielfacher Hinsicht. Aber war der erste Gerechte unter den Menschen (24), der erste Hirt, der Gott von den Erstlingen seiner Herde ein Opfer darbrachte, das Gott wohlgefällig annahm. Jesus, schon von den Propheten als „der Gerechte“ verheißen (25), der „gute Hirte“ (26), der Fürst, das Haupt aller Hirten (27), brachte und bringt noch täglich sich selbst dem himmlischen Vater als ein überaus wohlgefälliges Opfer dar. Deshalb betet die Kirche täglich im Kanon der heiligen Messe: „Würdige dich, auf dies Opfer mit gnädigem und huldvollem Angesicht herab zu schauen und es gütig aufzunehmen, wie du gütig aufgenommen hast die Gaben deines Dieners Abel, des Gerechten.“ – Abel ist auch der erste, der um der Gerechtigkeit willen gehaßt und getötet wurde. Jesus wurde von den Juden, seinen „Brüdern dem Fleische nach“ (28), aus Neid (29), dem Tode des Kreuzes überliefert, und die Erde trank sein Blut. Abel begab sich arglos und sanft wie ein Lamm aus seinem Zelt und dem Gehege seiner Herde zum Tode hinaus; Jesus ließ sich „wie ein Lamm, das seinen Mund nicht auftut“ (30), aus dem Tore (31) der Stadt Jerusalem, des Mittelpunktes seines geliebten Volkes, zur Schlachtbank hinaus führen. – Das Blut Abels schrie zum Himmel um Rache gegen den unbußfertigen Brudermörder; das Blut Jesu ruft „in besserer Weise“ (32) zum Himmel um Versöhnung für alle Menschen, welche dieselbe annehmen wollen.

Auch Kain ist ein Vorbild, aber ein unheilvolles und trauriges, für alle, die auf seinem Wege wandeln (33), und für das Volk, das Jesus, den Gerechten, gemordet hat und dafür der Verwerfung anheim gefallen ist. (34).

Anmerkungen:

(1) Vgl. 5, 4; 4, 25. Kain war der Erstgeborene; zum Träger der Verheißungen aber war Abel ausersehen, wie dieser geistige übernatürliche Vorzug fortan so oft nicht an die leibliche Geburt geknüpft wurde, um desto deutlicher die Freiheit der göttlichen Auserwählung hervor treten zu lassen. (Vgl. Röm. 9, 11ff)
(2) D.i. nach langer Zeit, vielleicht nach etwa 130 Jahren, wie wir aus der Geburt des Seth, im 130. Jahre Adams, schließen können. Während dieser Zeit waren dem Adam noch viele Kinder, Enkel usw. geboren worden. Dies ist wohl zu beachten, um im folgenden zu verstehen, wie Kain ein Weib nehmen, eine Stadt gründen und fürchten konnte, jeder, der ihn finde, werde ihn töten usw. Es konnten damals bereits viele Tausende Menschen leben.
(3) Gn. 4, 1-4.
(4) Abel wird gerecht genannt vom Herrn selbst (Mt. 23, 35), und er war es durch seinen Glauben an den kommenden Erlöser (Hebr. 11, 4), wie durch sein Leben nach diesem Glauben (1. Joh. 3, 12; Gn. 4, 4 u. 7) Wie nämlich die Sonne vor ihrem Aufgang schon ihre Strahlen am Himmel voraus sendet, so sendete auch die Sonne der Geister, Jesus Christus, die Strahlen der heiligmachenden Gnade in die früheren Jahrtausende zurück, und Gott verlieh im Hinblick auf die künftige Genugtuung des Erlösers allen Menschen in der vorchristlichen Zeit, die sich um ihr Heil beeiferten, die dazu notwendige Gnade. Kain dagegen war bös, und seine Werke waren bös (V. 7; vgl. 1. Joh. 3, 12; Jud. 11).
(5) S. Athanas. Epist. De Nicaen. Synodo n. 5; S. Aug., Epist. 102, q. 3, n. 6; Euseb., Deminstr. ev. 1.1, c. 10; S. Thom., S. th. 2, 2, q. 85, a. 1 ad 2.
(6) Darum sagt der hl. Paulus (Hebr. 11, 4): „Durch den Glauben“ (d.i. durch seine gläubige, fromme Gesinnung) „brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar als Kain“ usw.
(7) Vgl. Mal. 1, 8 13 14; Lv. 22, 21-24; Dt. 15, 21.
(8) V. 5. Das Hebräische heißt: „Sein Angesicht senkte sich“, d. h. finster und unmutig senkte Kain, Böses sinnend, sein Gesicht zur Erde, etwa = „er ließ den Kopf hängen“.
(9) Vgl. Lv. 9, 24; Richt. 6, 21; 13, 20; 2. Chr. 7, 1; 3. Kg. 18, 38.
(10) Spr. 14, 30.
(11) Orat. 27, de se ipso.
(12) Civ. Dei 18, 51 in finde.
(13) V. 6 u. 7. – Das Hebräische faßt man auch so: „Wird nicht, wenn du gut bist, Erhebung (des Angesichtes, d.i. Freude und Heiterkeit dein Anteil) sein? Wenn du aber nicht gut bist (deinen finstern Gedanken nachhängst), so lagert vor der Türe die Sünde“, wie ein wildes Tier, wie die Schlange (3, 15), oder wie ein brüllender Löwe, der sucht, wen er verschlinge (1. Petr. 5, 8) usw. Die zweite Hälfte des V. 17 läßt sich – da der Urtext wahrscheinlich verderbt ist – vielleicht so verbessern: bist du aber nicht gut, so lagert die Sünde schon auf deinem Angesicht (d. h. man sieht dir`s schon am Gesicht an, deine Miene verrät es), von dir soll sie abhängig sein, und du sollst über sie herrschen (d. h. die Sünde soll dich nicht nieder beugen, über dich herrschen, sondern du sollst sie beherrschen). Vgl. Kath. 1909, I 380).
(14) 1. Kor. 10, 13.
(15) 1. Joh. 3, 15.
(16) V. 8.
(17) 1. Kor. 13, 5.
(18) Diesem Ausspruch Gottes entsprechend zählt den vorsätzlichen Totschlag zu der Gattung der himmelschreienden Sünden. Dahin gehören noch drei andere, die in ähnlicher Weise jedem besseren menschlichen Gefühl widerstreiten und, weil sie keinen entsprechenden Rächer auf Erden finden, unmittelbar die Rache Gottes heraus fordern, wie die Heilige Schrift selbst bezeugt. Es sind dies die sodomitische Sünde (Gn. 19, 13), die Unterdrückung der Armen, Witwen und Waisen (Ex. 2, 23) und die Entziehung des Tage- oder Arbeitslohnes (Jak. 5, 4).
(19) Vgl. das Urteil am jüngsten Tage (Mt. 25, 41; Offb. 20, 9 14 15; 22, 15).
(20) V. 15. Das Zeichen dient demnach zum Schutz des unglücklichen Mörders; nicht jeder Beliebige darf ihn töten; Gott selbst behält sich die Rache vor. Damit fallen von selbst die willkürlichen und abenteuerlichen Vorstellungen von dem „Kainszeichen“, die namentlich bei den Juden vielfach verbreitet waren.
(21) V. 16. Statt „flüchtig im Lande usw.“ hat das Hebräische „Im Lande Nod“ (d.i. Verbannung); „ostwärts von Eden“, d.i. Von dem Lande, in welchem das Paradies lag. Kain muss fortan in der Verbannung leben, fern von seinen Eltern, fern von der Gegend des Paradieses, fern von dem Ort, woselbst sich Gott auch fernerhin den Menschen noch offenbarte. Er ist ausgeschieden aus dem Bereich derer, die durch Buße und Gottesverehrung mit Gott in Verbindung bleiben – der erste, der aus der Gemeinde Gottes ausgeschlossen wird, der Vater der ersten „Kinder der Welt“ und für die spätere Zeit der Repräsentant der Gott und seinem heiligen Dienst entfremdeten Menschheit.
(22) Ps. 7, 17.
(23) Offb. 9, 6.
(24) Mt. 23, 35.
(25) Ir. 23, 5f.
(26) Joh. 10, 11.
(27) 1. Petr. 5, 4.
(28) Röm. 9, 3.
(29) Mt. 27, 18.
(30) Is. 53, 7.
(31) Hebr. 13, 12; vgl. Lv. 16, 27.
(32) Hebr. 12, 24.
(33) Jud. 11; 1. Joh. 3, 12.
(34) Vgl. Ambros., Abel et Cain 1, 2; Weiß, Mess. Vorbilder 8; Kraus, Realenzykl. I 3; Kaufmann, Archäologie 332.

aus: Schuster/Holzammer, Handbuch der Biblischen Geschichte, Bd. I, Altes Testament, 1910, S. 190 – S. 197

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