Fromme Verehrer des göttlichen Herzens Jesu in Frankreich zur Zeit der französischen Revolution
Verfolgung der Herz-Jesu-Verehrer durch die französischen Revolutionäre
Der Haß der Umsturzmänner gegen alle Religion hatte sich in besonderer Weise gegen das göttliche Herz Jesu und seine Verehrung gerichtet. Und so geschah es, daß sie dieselben verspotteten, mit strengen Gesetzen die Andacht verboten, die Verbreitung von Herz-Jesu-Bildern unter Todesstrafe untersagten. Einer der ärgsten und wütendsten Blutmenschen der Revolution war ein gewisser Marat. Er forderte einmal, nicht weniger als 200000 Adeligen und zwei Drittel der Reichsrat-Abgeordneten die Köpfe abschlagen zu dürfen; dann erst, sagte er, würde Frankreich glücklich und mächtig werden. Nun wurde er im Jahre 1793 selbst ermordet. Seine Freunde, die schlechtesten Kerle von Paris, begruben seinen Leichnam wie den Leib eines Heiligen. Sie errichteten ihm in einer Kirche einen Altar, legten sein herz in ein kostbares geraubtes Kirchengefäß und stellten es auf den Altar. Dabei sangen sie eine ganz gottlose Litanei, worin nebst Anderen auch die schrecklichen, gotteslästerlichen Worte vorkamen: „O Herz Jesu, o Herz Marat`s! O heiliges Herz Jesu, o heiliges Herz Marat`s! Ihr habt beide dasselbe Recht auf unsere Verehrung.“
Am 2. September 1792 wurden auf einmal nicht weniger als 208 Priester ermordet. Unter ihnen war auch der Beichtvater des unglücklichen Königs Ludwig XVI. Bei mehreren derselben fand man Bilder des göttlichen Herzens, was für die Blutmenschen ein besonderer Grund war, sie grausam abzuschlachten. Im Jänner 1794 wurde der Spitalkaplan Benard hingerichtet. Seine Richter hatten dies Urteil über ihn verhängt, weil er, wie sie sagten, Zeichen des Aufruhrs und einer durch das gesetzverbotenen Schwärmerei bei sich getragen. Diese Zeichen waren aber die Bilder des Herzens Jesu und Mariä. Als Benard diese Anklage und sein Urteil gehört hatte, sprach er mutig: „Ich danke Gott, daß ich deswegen sterben kann, weil ich diese Zeichen meines Glaubens und Vertrauens getragen habe.
Im selben Jahr wurde in Paris ein sehr braver junger Mann gemartert, weil er seine christliche Gesinnung nicht verleugnete und einen Brief mit einem Siegel verschlossen hatte, auf welchem das heiligste Herz eingegraben war.
In der Provinz Vendee hatte sich das katholische, königstreue Volk erhoben, um seine Religion und seinen König zu verteidigen. Ihr Kriegsheer nannte sich das „katholische“, ihr Losungswort war. „Für Gott und König!“ Als Abzeichen dieser ihrer katholischen, königstreuen Gesinnung wählten sie das Bild des heiligsten Herzens. Man trug es auf Waffenrock an der Brust eingestickt oder eingenäht. In der Schlacht wurde ein Kreuz voran getragen, auf welchem zu den Füßen des Gekreuzigten zwischen Palmenzweigen zwei Herzen angebracht waren. Sie stellten die doppelte Absicht dar, mit welcher die Herzen des Volkes in den Kampf zogen, Verteidigung des hl. Glaubens und des Königs. Daher trugen die Herzen auch die Umschrift: „Der Eifer für den Herrn verzehrt mich!“ Das war für die Revolutionäre Grund genug, jeden, der das Bild des göttlichen Herzens bei sich trug, grausam hinzumorden.
Ein alter Rittmeister in dieser Provinz Vendee sandte von seinem Schloss aus an seine Tante einen Brief, welchem er ein Dutzend Bilder des heiligen Herzens Jesu beilegte. Er hatte sie selbst auf Papier gemalt und dazu geschrieben: „Ich sende Ihnen einen kleinen Vorrat von Herz-JesuBildern, die ich nach Ihrer Absicht gezeichnet habe. Sie wissen, daß Personen, welche diese Andacht zum heiligsten Herzen pflegen, in all ihren Unternehmungen gesegnet sein werden.“ Dieser Brief wurde von den Revolutionären aufgefangen, und da diese in den Bildern das Abzeichen des katholischen Heeres erblickten, wurde das Schloß als Herd der Verschwörung betrachtet und sollte in Brand gesteckt werden.
Im Jahre 1791 überfielen die Unmenschen ein Frauenkloster in der Bretagne. Sie stellten an die Klosterfrauen die Anforderung, die gottlosen Gesetze zu beschwören. Alle verneinten es und so wurden sie aus dem Kloster vertrieben. Unter ihnen war auch eine junge Nonne, M. Viktoria mit Namen. Sie hatte die Malerei gelernt und benützte jetzt ihre Kunst, Bilder des göttlichen Herzens zu malen. Sie ersann immer wieder neue Weisen, es recht schön und anziehend darzustellen, und es dann ihren Verwandten und Freunden zukommen zu lassen, und so die Andacht zum göttlichen Herzen Jesu zu verbreiten.
Eines dieser Bilder schenkte sie dem Hausarzt. Der Doktor nahm es mit Freuden an und bat sie um ein zweites für seinen Bruder; dieser war Schiffskapitän. Viktoria übergab ihm auch dieses Bild mit den Worten: „Herr Doktor! Sagen Sie Ihrem Bruder, er solle sein Vertrauen auf dieses Bild setzen; es wird den Segen des Himmels über ihn herabrufen.“ Der Doktor versprach es und ging. – Ein Herz-Jesu Bild in den Händen eines Soldaten konnte zu einer Zeit nicht leicht verborgen bleiben, wo man alles Heilige zu zerstören suchte. Und so wurde bald nach dem Urheber und Geber dieses Bildes gesucht, Viktoria entdeckt und vor Gericht gezogen. Nach einigen gleichgültigen Vorfragen sagte der Richter: „Warum haben Sie solche Gemälde, solche Bilder des Aberglaubens gemalt, und warum haben Sie dieselben verurteilt?“ – Viktoria erwiderte offen: „Sie wissen, ich bin eine Klosterfrau; Sie dürfen sich also nicht wundern über meine Arbeit, und daß ich mich beschäftige, heilige Bilder zu verfertigen.“ Dies Geständnis genügte den Blutmenschen, Viktoria zum Tode zu verurteilen. Sie wurde am 19. Juli 1794 mit ihren Eltern hingerichtet.
So sehr sich nun die Feinde der Religion auch bemühten, die Andacht zum göttlichen Herzen gründlich zu vernichten, so vermochten sie doch nicht aufzukommen gegen die treue, mächtige Verheißung des Heilandes, die er der seligen M. Alacoque getan: „Ich werde herrschen trotz meiner Feinde!“ Die Revolution in Frankreich ging nach den furchtbarsten Gräueltaten vorüber, die Verehrung des göttlichen Herzens aber blühte erst recht im schönsten Schmuck auf. –
aus: Franz Hattler SJ, Großes Herz-Jesu-Buch für die christliche Familie, 1897, S. 691 – S. 693