Heiligenkalender
17. Oktober
Heilige Margaretha Maria Alacoque, Stifterin der Herz-Jesu-Andacht
Der glorreiche Papst Pius IX., welcher am 18. September 1864 die feierliche Seligsprechung der ehrwürdigen Margaretha verkündet hat, sagt in dem begleitenden Dekret:
„Jesus Christus, der Urheber und Vollender unseres Glaubens, wünscht nichts sehnlicher, als daß das Feuer seiner göttlichen Liebe, von dem sein Herz entzündet war, auch unsere Herzen zu gleicher Liebe entflamme, wie Er ja nach dem Zeugnis seines Evangeliums zu seinen Jüngern sagte: Ich bin auf die Erde gekommen, ein Feuer anzufachen, und was will Ich anders, als daß es brenne? (Luk. 12,49) Darum wünschte Er auch, daß dieses von Liebe flammende Herz in seiner heiligen Kirche auf eine ganz vorzügliche weise verehrt werde… und erwählte seine Dienerin Margaretha Maria Alacoque aus dem Orden der Heimsuchung Mariä, die sich durch die Heiligkeit ihres Lebens dieser Auszeichnung würdig machte, diese Andacht zu seinem heiligsten Herzen anzuregen und auszubreiten.“
Margaretha, von frommen Eltern 1647 zu Lauthecourt in Burgund geboren, führte schon als vierjähriges Mädchen oft die Worte im Munde: „Mein Gott, ich weihe Dir meine Reinigkeit und gelobe Dir immerwährende Jungfrauschaft.“ Am liebsten kniete sie mit gefalteten Händlein in seliger Freude vor dem Tabernakel oder vor dem Altare der makellosen Jungfrau Maria, zu deren Ehre sie schon jeden Samstag fastete. Erst acht Jahre alt, verlor Margaretha ihren Vater durch den Tod und wurde von ihrer Mutter, welche einen großen Haushalt zu besorgen hatte, in das Kloster der Klarissinnen von Charolles zur Erziehung geschickt. Sie tat sich so sehr hervor, daß sie schon im neunten Jahre die erste heilige Kommunion empfangen durfte. Ihr Herz erglühte dabei von solcher Gottesliebe, daß die selige Freude aus ihrem Angesicht widerstrahlte. Sie entsagte aus Dankbarkeit gegen die Güte Jesu allen Kinderspielen, betete einsam, wo sie konnte, und unterrichtete gerne mit anziehender Freundlichkeit ihre schwächeren und von den Eltern vernachlässigten Mitschülerinnen in den göttlichen Wahrheiten.
Eine tödliche Krankheit nötigte sie zur Rückkehr ins elterliche Haus und trotzte aller Kunst der Ärzte. Da gelobte sie auf innern Antrieb in den Orden der Heimsuchung Mariä einzutreten, wofern sie die Gesundheit erlange, und – sogleich konnte sie aufstehen. Sie fing an, ein härenes Bußkleid zu tragen, strenge zu fasten, viele Stunden bei Tag und bei nacht zu beten und die Geißel zu gebrauchen.
Da aber die Mutter und die Brüder ihrer schwäche und zarten Gesundheit sehr schonten im Arbeiten, erkaltete ihr Eifer, eitle Selbstgefälligkeit schlich sich in ihr Herz und Behagen an zerstreuender Gesellschaft. Sie verletzte zwar nie die strengste Wohlanständigkeit, und die Menschen hielten sie für sehr fromm, nicht aber das Auge Gottes, der sie in schmerzliche Zucht nahm. Die Mutter nämlich, schon bejahrt und schwächlich, überließ ganz das Hauswesen drei Dienstboten, welche bei aller treue fast unerträglich und eigensinnig wurden, so daß sie die Mutter und Tochter auf die kränkendste Weise mißhandelten. Ja, als die Mutter schwer erkrankte, versagten sie der Tochter jegliche Unterstützung und zwangen sie, das Notwendigste sich bei Nachbarn zu erbetteln. In diesen Prüfungen suchte und fand sie Trost bei Jesus im Tabernakel.
Mit dem achtzehnten Lebensjahr begann für Margaretha ein neuer Kampf: die Mutter, Brüder und Verwandten drängten sie, zu heiraten, angesehene Werber huldigten ihr, das Morgenrot einer glücklichen Zukunft strahlte in ihr Herz; aber auf der andern Seite stand ihre Hochschätzung der Jungfräulichkeit, ihr Gelübde, in den Ordensstand zu treten, ihre Liebe zum göttlichen Bräutigam Jesus. Der Kampf war heiß und blieb lange unentschieden, bis endlich nach fünf Jahren Margaretha siegte und in das Kloster der Visitantinnen zu Paray eintrat. Jesus lohnte ihr diesen Sieg mit außerordentlichen Gnaden und Verzückungen. Weil aber die Novizenmeisterin diese Einwirkungen der Gnade nicht verstand, verfuhr sie mit Margaretha sehr strenge und demütigte sie auf die empfindlichste Art. Margaretha erhielt 1672 den Schleier und bewährte sich als ein glänzendes Muster der Demut, des freudigsten Gehorsams, der unbesiegbaren Geduld, der zartesten Pflichttreue, der erfinderischen Abtötung, des unersättlichen Gebetseifers, so daß sie Tag und Nacht, soweit es die Oberin gestattete, in der Kirche auf der bloßen Erde kniete. In der Betrachtung des Leidens Jesu wurde sie so gerührt und zum Mitleid bewegt, daß sie oft ohnmächtig wurde und einen brennenderen Durst nach Verachtung und Schmerzen empfand, als ein Wanderer in der Sonnenhitze nach dem kühlenden Quell. Dafür wurde sie mit der fühlbaren Gegenwart Jesu und mit solchen Süßigkeiten begnadigt, daß sie ausrufen musste: „Halt` ein, o Gott, diese Ströme, die mich töten, oder erweitere mein Herz, daß es sie aufzunehmen vermag.“
Als Margaretha einst vor dem Tabernakel betete, sagte Jesus zu ihr: „Du kannst Mir keine größere Liebe erweisen, als wenn du tust, was Ich schon so oft von dir begehrt: wenn du mein Herz verehrst und diese Verehrung in der ganzen Kirche verbreitest.“ Dann zeigte Er ihr sein göttliches Herz in Flammen der Liebe glühend und sprach.
„Sieh dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt und nichts geschont hat, ihnen seine Liebe zu bezeugen! Statt des Dankes aber empfange Ich von den Meisten nur kalten Undank, Verachtung, Entehrung, sogar Misshandlung. Aber noch bitterer betrübt es Mich, daß gerade jene Herzen so wider Mich verfahren, welche Mir geweiht sind. Deshalb verlange Ich von dir, daß der erste Freitag nach der Oktav meines Fronleichnams-Festes zu einem besonderen Fest bestimmt werde, mein Herz durch feierliche Abbitte zu verehren, daß an diesem Tage die heilige Kommunion empfangen werde, die unzähligen ihm zugefügten Beleidigungen zu sühnen. Ich verheiße dir, mein Herz wird seine Gnade reichlicher über diejenigen ergießen, welche Ihm diese Ehre erweisen und solche bei andern befördern.“
Margaretha erbebte vor Schrecken im Gefühl der Ohnmacht und Unwürdigkeit ob der Größe dieses Auftrages; dennoch beugte sie sich unter den göttlichen Willen, strengte alle Kräfte an, ihn zu befolgen, und fand an ihrem Beichtvater P. Colombière einen eifrigen Helfer. Nachdem dieser im geistlichen Leben sehr erfahrene Mann die Mitteilungen Margaretha`s genau geprüft hatte, war er der erste, welcher sich ganz dem Herzen Jesu weihte; er erhielt auch außerordentliche Gnaden, wodurch er von der Wahrheit des Berufes der Margaretha vollkommen überzeugt wurde, und unterstützte sie deshalb mit aller Kraft. Wütende und ärgerliche Stürme begannen zu toben gegen Margaretha und ihre Herz-Jesu-Andacht, als einen „tollen Aberglauben, eine verwerfliche Neuerung, einen schändlichen Missbrauch“; wie Schneeflocken im Wirbelwinde kamen Vorwürfe, Drohungen, Misshandlungen über sie, sowohl im Kloster als auch von außen; aber ihre Geduld blieb felsenfest, und ihre Liebe verzagte nicht. Sie sprach: „Jesus will Alles nur aus Liebe, nichts aus Zwang: man muss die Zeit abwarten, die Er bestimmt hat, sie wird gewiß kommen.“ Sie kam nach zehn Jahren namenloser Tränen und Leiden. Im Jahre 1686 schenkte die Oberin Greffier, welche Margaretha hart geprüft und bewundern gelernt hatte, ihr zum Beweise ihrer Zufriedenheit ein Gemälde mit dem Bild des Herzens Jesu und ließ es während der Fronleichnams-Oktav auf einem besondern Altar im innern Chor der Klosterkirche aufstellen. Beim Anblick dieses Bildes bereuten alle Mitschwestern ihr liebloses Vorurteil und gelobten, das süße Herz Jesu zu verehren. Unbeschreiblich war die Siegesfreude Margaretha`s, und die Herz-Jesu-Andacht begann ihren Segen spendenden Triumphzug hinaus über die Mauern des Klosters von der Heimsuchung Mariä zu Paray in alle Dörfer und Städte Frankreichs, in alle Länder und zu allen Völkern der katholischen Welt. Schon nach vierzig Jahren blühten über dreihundert Bruderschaften vom heiligsten Herzen Jesu mit Millionen von Mitgliedern.
Margaretha`s Beruf und große Lebensaufgabe waren nun erfüllt, aber auch die Kräfte ihres Leibes von den Bußwerken, Prüfungen und Krankheiten aufgezehrt. Sie harrte mit heißer Sehnsucht auf die Ankunft des göttlichen Bräutigams, die sie als nahe erkannte, und bereitete sich zum Tode. Erst 43 Jahre und mehr von der Macht ihrer Gottesliebe, als von einer natürlichen Krankheit auf`s Sterbebett geworfen, empfing sie die sakramentale Wegzehrung. Plötzlich umnachtete eine schauerliche Angst vor dem göttlichen Gericht ihre Seele, sie zitterte und bebte am ganzen Leibe wegen des Verlustes der kostbaren Zeit, welche sie, wie sie klagte, nicht genug zur Liebe und zum Dienst Gottes verwendet hatte. Glühende Küsse drückte sie auf das Kruzifix, Tränen entquollen ihren Augen, innigst flehte sie: „Barmherzigkeit, mein Jesu, Barmherzigkeit!“ Nach einer kleinen Weile jedoch war sie wieder voll des Trostes und himmlischen Friedens und mit dem Ausrufe: „O Schwestern, welch` große Glückseligkeit ist es doch, Gott zu liebe“, hauchte sie ihre Seele aus am 17. Oktober 1690. Ihr Angesicht war nach dem Tode viel schöner und lieblicher als im Leben. Ihr Grab leuchtete durch zahlreiche Wunder; das größte aber ist ihre Stiftung der Herz-Jesu-Andacht, durch welche der Christenheit schon Ströme der Gnade zugeflossen sind und immer noch zufließen. Die französische Revolution verzögerte die Feier ihrer Seligsprechung, die ihrer Heiligsprechung wird in naher Zukunft erwartet. (*) –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 771 – S. 773
(*) Anm.: Am 18. September 1864 wurde Margaretha Maria Alacoque von Papst Pius IX. selig-, am 13. Mai 1920 von Papst Benedikt XV. heilig gesprochen.