Der hl Flavian Erzbischof von Konstantinopel

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

18. Februar

Der hl Flavian Erzbischof von Konstantinopel Märtyrer

Der göttliche Heiland hat es vorausgesagt, daß in seiner Kirche Ärgernisse entstehen werden, und von seinem heiligen Geist erleuchtet haben auch die Apostel bestimmt vorher verkündet, daß falsche Lehrer aufstehen und Irrlehren verbreiten würden. Wie es vorausgesagt worden, so geschah es. Schon zu den Zeiten der Apostel verbreiteten vom Stolz aufgeblasene Menschen unchristliche, irrtümliche Lehren und erregten traurige Spaltungen. Während der ersten drei Jahrhunderte nach Christus konnten diese Irrlehren oder Ketzereien keinen festen Boden gewinnen. Die Kirche Jesu wurde zu sehr von Juden Heiden mit Feuer und Schwert verfolgt und die Christen hatten nicht viel Zeit, sich mit Streitigkeiten und Grübeleien über einzelne Glaubensartikel abzugeben. Kaum aber hatte die Kirche nach dreihundert Jahren blutiger Verfolgungen unter Kaiser Konstantin, der ein Christ wurde, Ruhe erlangt, so traten nach der Reihe hartnäckige und hinterlistige Irrlehrer auf, die vom Geist der Lüge getrieben, die Kirche Gottes verwirrten, Tausende vom Wege abwendig machten und in das Verderben stürzten.

Der erste unter diesen Ketzerhäuptern war Arius, ein hochmütiger Priester aus Alexandrien, der gerne Bischof werden wollte. Dieser leugnete die Gottheit Jesu und lehrte, daß Jesus ein bloßes Geschöpf vom Vater vor der Zeit erschaffen worden sei. Gegen diese gräuliche Irrlehre, die sich bald weit verbreitete, erhob sich ganz besonders der heilige Bischof Athanasius und in einer Versammlung von 318 Bischöfen wurde im Jahre 325 zu Nicäa Arius in den Bann getan und seine Irrlehre verdammt. – Arius starb eines abscheulichen Todes.

Nach ihm trat Macedonius, Patriarch von Konstantinopel, als Irrlehrer auf und leugnete die Gottheit des heiligen Geistes. Ihm widersetzte sich der heilige Papst Damasus. Auch diese Ketzerei wurde auf mehreren Konzilien verdammt. Jetzt trat Pelagius, ein Mönch, auf und leugnete die Erbsünde und die Notwendigkeit der Gnade Gottes. Ihn bekämpfte der heilige Augustinus und mehrere Konzilien verdammten seine Irrlehre. Nach ihm kam Nestorius, Patriarch von Konstantinopel. Dieser wollte der allerseligsten Jungfrau Maria den Titel „Gottesgebärerin“ nicht zukommen lassen und lehrte, Maria habe einen bloßen Menschen geboren, mit welchem sich dann das göttliche Wort so verbunden habe, wie der heilige Geist sich mit der Seele der Gerechten verbindet; der Sohn Mariens sei also nicht wahrer Gott, sondern nur ein Mensch, der von Gott erfüllt ist. Gegen diese gottlose Ketzerei erhob sich der heilige Cyrillus, Patriarch von Alexandrien, und auf einem Konzil von Ephesus, wo zweihundert Bischöfe versammelt waren wurde Nestorius mit dem Bann belegt und seine Irrlehre verdammt.

Einer der eifrigsten Gegner des Nestorius war auch Eutyches, der Abt eines Klosters zu Konstantinopel, der aber bald in den entgegen gesetzten Irrtum fiel. Nestorius hatte die Gottheit Jesu geleugnet und Eutyches leugnete nun die Menschheit Jesu. Er lehrte nämlich, daß Jesus bloß Gott gewesen sei und keinen Leib wie ein Mensch gehabt habe, daß also in Jesus nur Eine Natur, die göttliche nämlich, sei. –

Gegen diesen Irrlehrer und seinen Irrtum erhob sich sogleich der glaubenseifrige und wachsame Flavian, Erzbischof von Konstantinopel. Er rief ihn zu sich und suchte ihn freundlich zu belehren; da dies nichts fruchtete, versammelte er ein Konzil zu Konstantinopel und ließ ihn vorladen. Die Irrlehre wurde da genau untersucht und hierauf der Bannfluch über Eutyches und seine Lehre ausgestoßen. Kaum war dies geschehen, als auch große Leiden über den heiligen Flavian herein brachen. Flavian hatte nämlich einen grimmigen Feind an dem verschnittenen Kämmerer des Kaisers Theodosius, Chrysaphius mit Namen. Diesem war es nicht recht gewesen, daß Flavian zum Erzbischof erwählt worden. Er suchte daher durch allerlei Ränke den heiligen Bischof zu stürzen, allein es war vergeblich, denn Flavian führte ein zu frommes Leben. Da kam nun die Irrlehre des Eutyches dem hinterlistigen Kämmerer ganz gelegen. Er nahm denselben in Schutz, brachte auch die Kaiserin Eudoxia auf seine Seite und suchte durch Versprechungen mehrere Bischöfe in sein Garn zu locken. Durch Trug und List brachte er es dahin, daß der schwache, noch junge Kaiser ein Konzil nach Ephesus zusammenrief. Das Konzil kam wirklich zu Stande; hundert und dreißig Bischöfe, unter diesen auch der heilige Flavian erschienen; auch der Papst schickte zwei Gesandte. Eutyches, der schon mit dem Bann belegt war, wagte es, pochend auf den Schutz des Kämmerers, in der Versammlung zu erscheinen. Ein Haufe Soldaten und zwei kaiserliche Befehlshaber waren seine Begleiter. Kaum hatte die Beratung ihren Anfang genommen, als Dioskor, Erzbischof von Alexandrien, den der listige Kämmerer bestochen hatte, sich erhob und den heiligen Flavian seiner bischöflichen Würde entsetzte. –

Vergeblich widersetzten sich dieser Ungerechtigkeit die päpstlichen Legaten und viele fromme Bischöfe. Dioskur rief wütend die Bevollmächtigten des Kaisers und diese erschienen mit bewaffneten Soldaten. Aus Furcht und Schrecken willigten nun die Bischöfe in die Absetzung des heiligen Flavian, nur die päpstlichen Legaten widerstanden; aber der Eine wurde ins Gefängnis geworfen, der Andere konnte nur mit Mühe fliehen. Der heilige Flavian blieb ungebeugt; er appellierte an den Papst und wurde deswegen von Dioskur und seinen Anhängern auf die Erde geworfen und grausam mit Füßen getreten, so daß er bald darauf an diesen Leiden in Lydien, wohin er verbannt wurde, starb. –

Der schwache Kaiser Theodosius starb und Marcian, ein ebenso großer Feldherr als frommer, gläubiger Christ, bestieg den Thron. Dieser berief ein neues Konzil nach Chalzedon (451) Dort wurde der grausame Dioskur abgesetzt und verbannt; er starb im Elend. Eutyches wurde auf`s Neue mit dem Bann belegt und in ein Kloster gesperrt. Die Kaiserin Eudoxia mußte nach Jerusalem wandern und der gottlose Kämmerer wurde zum Tode verurteilt. Dagegen wurde der heilige Flavian für einen Märtyrer erklärt, heilig gesprochen und sein Leichnam in feierlichem Zug nach Konstantinopel gebracht.

aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 238-241

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