Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Macedonius
Macedonius, semiarianischer Bischof von Konstantinopel. Ursprünglich Brokatweber, lange Diakon der Kirche von Konstantinopel, bei der Wahl des Paulus arianischer Gegenkandidat, bei der Wahl, nach dem Tod des Eusebius von Nikomedia wirklicher Gegenbischof des Paulus, nach dessen Tod (342/343) alleiniger Bischof; verfolgte die Rechtgläubigen und Novatianer, war auf der Synode von Seleucia 359 anwesend, wurde 360 auf einer Synode von Konstantinopel abgesetzt, zog sich an einen benachbarten Ort zurück, wo er vor 364 starb. Schriften des Macedonius kennen wir nicht. Macedonius gilt als Häresiarch, Begründer der Partei der Pneumatomachen, die den Hl. Geist für ein Geschöpf erklärten. Das ist höchst unwahrscheinlich, da der Streit um die Gottheit des Hl. Geistes erst 360 begann, als Macedonius wegen Semiarianismus schon abgesetzt war. Noch das Konzil von Konstantinopel 381 gab den Pneumatomachen nicht den Titel Macedonianer, identifizierte sie freilich mit den Semiarianern, weil sie aus der semiarianischen Partei hervor gingen und das arianische Prinzip in die Lehre vom Hl. Geist übertrugen (can. 1). Didymus der Blinde (De trin. II 10) machte als erster Macedonius zum Haupt der Pneumatomachen (kurz vor 400); nach seinem Tod habe sein von ihm zum Bischof von Nikomedia erhobener Diakon Marathonius die Führerrolle übernommen.
Macedonius II., hl., Patriarch von Konstantinopel, Neffe des 460 verbannten Patriarchen Gennadius, wahrscheinlich Sommer 496 von Kaiser Anastasius I. als Nachfolger des gestürzten orthodoxen Patriarchen Euphemius eingesetzt, unterzeichnete dabei das Henotikon, wurde aber mehr und mehr zum Verteidiger des Chalcedonense; doch ist die Nachricht des Theophanes und des Libellus synodicus, Macedonius habe den Kaiser zur Anerkennung der Synode von Chalcedon vermocht, unwahrscheinlich. Vielmehr hinderte ihn dieser, eine Synodika nach Rom zu senden. Gegen dessen Verlangen, auf einer Synode Eutyches und Nestorius sowie die Synode von Chalcedon zu verurteilen, forderte Macedonius eine allgemeine Synode unter Vorsitz des Papstes. Die Abneigung des Kaisers gegen ihn wuchs, namentlich geschürt durch die monophysitischen Mönche, die vom Orient nach Konstantinopel kamen, mit Severus von Antiochien an der Spitze. Die Severianer veranlaßten Störungen des Gottesdienstes; Macedonius ließ sich zur Unterschrift der akazianischen Formel herbei, die vom Ephesinum und Chalcedonense schwieg, bekannte sich jedoch bald zu demselben. Als er die im Patriarchat verwahrten Akten des Chalcedonense nicht herausgab, wurde er vom Kaiser 7.8.511 abgesetzt und nach Euchaitika verbannt. Vor dort floh er vor den Hunnen nach Gangra, wo er nach einem Gerücht auf Veranlassung von Anastasius 25.4.516 ermordet wurde. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VI, 1934, Sp. 760 – Sp. 761