Heiliger Wilhelm Erzbischof von Bourges

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

10. Januar

Der heilige Erzbischof Wilhelm von Bourges steht in seiner bischöflichen Kleidung neben seinem Bischofsstuhl, die rechte Hand erhoben, in der linken ein Buch und den Bischofsstab

Heiliger Wilhelm, Erzbischof von Bourges in Frankreich

Der heilige Wilhelm wurde von hochadeligen Eltern in Frankreich geboren und in noch zarten Jahren der Obsorge seines Oheims, der Erzdiakon war, übergeben. Dieser, ein gelehrter und gottesfürchtiger Herr, gab sich alle Mühe, den jungen Neffen zu gleicher Tugend zu bilden, und sah mit Freuden, wie Gott seine Anstrengungen segnete. Wilhelm fand weder an Spielen und Jagen, noch anderen Ergötzungen der Jugend Gefallen: seine Freude war Gebet und Studium. Die Eltern, welche mehr um das zeitliche als ewige Wohl ihres Sohnes besorgt waren, verschafften ihm zwei reiche Kirchenpfründen. Er aber schlug sie aus und begab sich aus Verlangen, sicherer selig zu werden, in das Zisterzienser-Kloster von Citeaux; hier nahm er in aller Tugend derart zu, daß er von seinen Ordensbrüdern zum Abt, später aber von der ganzen Geistlichkeit zum Erzbischof von Bourges erwählt wurde. Die Ankündigung dieser Wahl preßte dem heiligen Mann viele Tränen aus. Nichts als der Gehorsam konnte ihn zur Einwilligung bewegen. Als Bischof bot er alles auf, um seine Untergebenen mit Wort und Beispiel zur gründlicheren und immer vollständigeren Bekehrung zu Gott zu bewegen.

Sein Leben war so unsträflich, daß niemand an ihm etwas zu tadeln wußte. Er war immer heiter und aufgeräumt, ohne sich darum zu kümmern, daß dieses einigen Überstrengen mißfiel. Er hatte ein wachsames Auge auf all sein Tun und Lassen, durchforschte sein Gewissen täglich auf das genaueste; und wenn er den mindesten Fehler bemerkte, so bereute er denselben weit schmerzlicher, als die größten Sünder ihre schwersten Missetaten; dabei legte er sich auch selbst zur Abbüßung verschiedene Bußwerke auf. Dem heiligen Gebet widmete er nicht nur viele Stunden des Tages, sondern auch den größten Teil der Nacht. Selten verrichtete er dasselbe ohne viele Tränen. Für das heilige Meßopfer hatte er die größte Hochachtung und bemühte sich, selbe auch anderen einzuflößen. „Wenn ich bedenke“, sprach er, „Daß Jesus Christus täglich sich selbst als Schlachtopfer seinem himmlischen Vater auf dem Altar darstelle, so empfinde ich nicht geringeren Schmerz,als wenn ich ihn auf dem Kalvarienberg sterbend erblicken würde.“ Daher brachte Wilhelm das heiligste Opfer selten ohne Tränen dar.

Er führte gern geistliche Gespräche und liebte die, welche ihm hierin Gesellschaft leisteten; floh hingegen jene, die von nichts als eitlen Sachen zu reden wußten. Seinem Leib versagte er auch erlaubte Vergnügungen; er genoß niemals Fleischspeisen, obwohl er solche anderen vorsetzte. Ein rauhes Cilicium trug er beständig bis an sein Ende. In allem suchte er sein Fleisch abzutöten und sich selbst zu überwinden. Ganz anders handelte er mit den Armen und Kranken. Für jene sorgte er wie ein liebreicher Vater; diese besuchte und tröstete er wie eine mitleidige Mutter; machte auch viele derselben durch Auflegung seiner Hände wieder gesund. Sein ganzes Bistum durchwanderte er in eigener Person, predigte in allen Städten und Dörfern mit apostolischem Eifer, und hatte eine besondere Gabe, die verstocktesten Sünder durch Androhung der Hölle zur Buße zu bewegen. Für ihre Bekehrung opferte er auch viele Gebete und Fasten dem Herrn auf. Die ihm zugefügten Unbilden ertrug er nicht nur mit christlicher Geduld, sondern suchte auch solche mit Guttaten zu vergelten.

Nachdem er sein heiliges Leben auf diese Weise bis in das hohe Alter fortgesetzt hatte, offenbarte ihm Gott die Stunde seines Todes. Er fiel in ein hitziges Fieber. Vier Tage vor seinem Ende unterwies der heilige Erzbischof zum letzten Mal in einer Predigt noch seine liebe Schäflein, wie sie sich beizeiten zum Tod bereiten sollten. Darauf legte er sich zu Bett, verlangte und empfing mit größter Andacht die heiligen Sakramente, und begehrte, auf die mit Asche bestreute Erde gelegt zu werden, wo er, mit seinem Ordenskleid angetan, unterbeständigem Gebet seinen Geist aufgab im Jahre 1209. Nach 9 Jahren sprach ihn Papst Honorius III. heilig. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 27 – S. 28

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