Maria Königin und die heiligen drei Könige

Die heiligen drei Könige oder Weisen aus dem Morgenland sind bei der heiligen Familie; sie knien vor dem göttlichen Jesuskind und halten ihre Geschenke in den Händen; Maria sitzt vor ihnen und hält das Kind auf ihrem Schoß; der heilige Joseph steht etwas abseits mit dem Hut und dem Stecken in der Hand

Maria Königin und Anbetung der Könige

Nach der Darstellung im Tempel ging die heilige Familie nach Nazareth zurück. Wahrscheinlich aber verlegte nun der heilige Joseph seinen Wohnort nach Bethlehem und ließ sich mit Maria und dem göttlichen Kind dort bleibend nieder. Es mochte etwa ein Jahr sein, als ein Ereignis eintrat, das in scharfem Gegensatz stand zur ersten Einkehr in Bethlehem. In Armut und Verborgenheit war diese erfolgt; Glanz, Herrlichkeit und Reichtum sollten das zweite Auftreten der heiligen Familie in Bethlehem begleiten. Ganz unerwartet erschienen in Jerusalem mit stattlichem Gefolge Weise oder Könige und fragten ganz offen und frei nach dem neu geborenen König der Juden. Sie kamen wahrscheinlich aus Persien oder Medien oder Chaldäa. Sie hatten Kenntnis von den heiligen Schriften und einer Überlieferung, nach welcher bei der Geburt des großen Königs im Judenland ein außergewöhnlicher Stern sich zeigen würde. Das sollte für sie das Zeichen sein, sich aufzumachen und ihm zu huldigen. Das Erscheinen und die Frage der fremden Fürsten setzte Herodes und ganz Jerusalem in Schrecken. Er erkundigte sich genau um die Zeit, wann der Stern ihnen erschienen, befragte das Synedrium um den Geburtsort des Messias und gab den Fürsten den Bescheid, sie sollten nach Bethlehem gehen, genaue Nachricht einziehen über den Neugeborenen und ihm dann wieder berichten, damit auch er zur Huldigung hinziehe. Da war alles nur verstellte Mordtücke…

Der Thron, auf welchem die Weisen den neu geborenen König fanden und anbeteten, war Maria. Hier hatten ihn auch die Hirten, Simeon und Anna gefunden. Überhaupt alle finden und fanden ihn bei Maria. Sie erkannte ganz wohl die Bedeutung des Geheimnisses. Es war die Offenbarung des Königtums Christi für alle und über alle, über Einfältige und Weise, über Arme und Reiche, über das Volk und die Könige, über die Juden und Heiden. Die Mutter Gottes freute sich über die Ehre und Verherrlichung ihres lieben Sohnes und über unser Heil. Was der Tabor mit seiner Glanzwolke über dem öffentlichen Leben Jesu, das ist die Herrlichkeit dieses Geheimnisses über dem verborgenen und armen Jugendleben Jesu. Sicher setzten sich die Könige nach der Huldigung zu einem vertraulichen Gespräch nieder und erkundigten sich nach den näheren Umständen der Ankunft des Herrn. Vielleicht schlug die Mutter Gottes ihren Schleier etwa zurück, und sie konnten ihr schönes und mildes Antlitz sehen und wurden von ihrer Anmut innig bewegt. Die Unterhaltung wurde wohl in einer der semitischen Sprachen geführt, welche beiden Teilen geläufig war, oder durch einen Dolmetscher oder durch übernatürliche Vermittlung. Die Mutter Gottes antwortete auf alles ruhig, gütig, überlegend, mit großer Klugheit und Demut, denn sie war von hohem Geist und adeligen Sitten. Da belehrte Maria zum ersten Mal die Heiden.

Die guten Könige wurden Christen und nahmen den christlichen Glauben mit in ihr Land. Sie baten dann, wie die alten Dichter sagen, bei der Königin Maria um Urlaub, und sie entließ sie mit inniglichem Gruß. –
aus: Moritz Meschler SJ, Unsere Liebe Frau, Ihr tugendliches Leben und seliges Sterben, 1913, S. 87 – S. 89

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