Heiliger Franz Regis Jesuit und Missionar

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

31. Dezember

Heiliger Franz Regis, Volksmissionar

(Heiligkeit)

Auf den heutigen Tag (letzten Dezember 1866) sind es gerade 226 Jahre, daß der hl. Franz Regis gestorben ist. Statt seine Geschichte, worüber es ein ganzes Buch gibt, vollständig zu erzählen, will ich lieber in seinem Leben noch einmal auf die Übungen und Tugenden hinweisen, welche alle Heiligen gehabt haben und wir alle erringen müssen, wenn wir einmal vor dem unaussprechlich heiligen Gott bestehen wollen.

Der hl. Franz Regis war Jesuit und hat ganz besonders durch Missionen zahllos viele Sünder bekehrt. Daß aber sein Beten, sein Predigen und all` seine übrigen Unternehmungen außerordentlich Frucht brachten, ja, daß selbst Wunder durch seine Fürbitte geschahen, davon liegt die Ursache in der großen Heiligkeit seiner Seele. Zur Heiligkeit gehört:

1. Die Liebe zu Gott. Das Gebet hat die Eigenschaft, daß es die Liebe Gottes im Herzen weckt und nährt, und die Liebe Gottes hat wieder die Eigenschaft, daß sie fortwährend den Menschen zum Gebet antreibt. Daher haben alle Heilige, ohne Ausnahme, mehr gebetet als andere Menschen. Der hl. Regis konnte gleichsam nicht genug bekommen am Gebet; selbst den größten Teil der Nacht brachte er damit zu; manchmal betete er vor verschlossenen Kirchtüren mitten in der nacht und bei größter Kälte. Ferner ist das Unerläßlichste bei der Liebe Gottes die Haltung seiner Gebote; solches versteht sich bei Regis und jedem Heiligen von selbst. Aber seine Liebe drängte ihn auch, für Gott recht Schweres zu tun und recht Schmerzliches zu leiden. Am liebsten wäre er deshalb unter die Heiden gegangen, um dort als Märtyrer zu sterben, wenn es ihm die Obern erlaubt hätten. Da er einmal von bösen Buben geschlagen und in den Kot geworfen wurde, rief er: „Mein Gott! Warum darf ich nicht zur Ehre deines heiligen Namens noch mehr leiden?“ Den bittersten Schmerz verursachte es ihm, wenn er Gott lästern hörte; er sagte einmal zu einem solchen Menschen: „Stoß mir lieber deinen Degen in die Brust, als daß du Gott beleidigst!“

2. Die Liebe zum Nächsten zeigt sich nach zwei Seiten, im Eifer für ihr Seelenheil und in leiblichen Werken der Barmherzigkeit. Die einzige Leidenschaft des hl. Franz Regis bestand darin, Seelen für Gott zu gewinnen. Sein ganzes Leben brachte er damit zu, in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen, in Spitälern, in Gefängnissen, in Privathäusern daran zu arbeiten, Sünder zu bekehren und gute Christen zu vervollkommnen. Insbesondere stand er mit großer Sorgfalt den Sterbenden bei – denn, sagte er, „bei diesen geht das Gute, was wir ansäen, nicht wieder verloren, wie so oft bei Solchen, die noch länger leben.“

Man hätte glauben sollen, ein Mann, der sich ganz aufzehrte in Predigen, Beichthören, Unterricht der Unwissenden und Kinder, werde keine Zeit gefunden haben, etwas Anderes noch zu tun. Allein die Liebe trieb ihn, Alles Alles zu werden. Ein Graf, der den hl. Franz Regis genau kannte, sagte: „Beim Anblick des geringsten Elendes Anderer ward sein Herz erweicht. Tag und Nacht stand er in den Gefängnissen, in den Spitälern und in den Häusern den Bedrängten bei; weder die giftige Ausdünstung der Kranken, noch die Gefahr vor ansteckenden Krankheiten schreckte ihn vor dem Krankenbesuch zurück. Es war seine größte Freude, verlassene Kranke pflegen zu könne; er war nie vergnügter und heiterer, als wenn er die ekelhaftesten Wunden reinigen und verbinden konnte. Er tat den Kranken die niedrigsten Dienste, wie ein gedungener Hausknecht.“ Für die Armen war er besorgt wie eine Mutter für ihre Kinder, so daß er oft bei den Reichen Almosen sammelte, um es unter seine Armen nach Bedürfnis zu verteilen. Als ihm einst seine Brüder darüber Vorwürfe machten, daß er in die Häuser betteln gehe, gab der hl. Regis zur Antwort: „Ich setze meinen Ruhm darein, Armen zu dienen, denn damit diene ich Jesus Christus!“ Manchmal sagte er zu den Armen: „Kommt, meine lieben Kinder, ihr seid mein Schatz und die Freude meines Herzens!“

3. Die Abtötung. So liebreich und schonend der hl. Franz Regis gegen Andere war, so hart war er gegen sich selbst. Er trug ein rauhes Bußkleid, geißelte sich jede Nacht, schlief nur zwei bis drei Stunden, und zwar auf hartem Boden; Wasser und Brot war seine gewöhnliche Nahrung, zuweilen genoss er auch etwas Milch oder Kraut; allen Vergnügungen hatte er gänzlich entsagt. Dann ertrug er auf seinen Missionsreisen oft die furchtbarste Kälte, Nässe, Müdigkeit, Hunger und Durst. Als er einmal seinem Reisegefährten gestehen musste, daß er nicht mehr fort komme, hatte er über sein eigenes Elend großes Wohlgefallen und sagte freudig: „Das ist mein einziger Trost, den ich in der Welt habe, wenn ich für Jesus Christus etwas leiden darf!“

Ebenso groß aber, wie die äußerliche war auch die innerliche Abtötung des hl. Franz Regis. Nie gewahrte man eine Aufwallung des Zorns an ihm, außer wo Gottes Ehre schwer verletzt ward; die gröbsten Schmähungen und Misshandlungen störten seinen inneren Frieden nicht im Geringsten. Einst griff ihn ein Offizier an, weil Regis ein Mädchen, mit welchem jener einen sündhaften Wandel führte, bekehrt hatte. Der Offizier zückte den Degen gegen den Heiligen und sprach: „Jetzt musst du sterben!“ Mit aller Ruhe antwortete Regis: „Erlaubt mir einige Augenblicke zuvor an Gott zu denken.“ Bald darauf sprach er mit heiterer Miene: „Nun möget Ihr mit mir tun, was Ihr wollt; ich wünsche von Herzen für Jesus Christus zu sterben!“ Der Offizier war erstaunt über diese heilige Seelenruhe, warf sich dem heiligen zu Füßen und bat ihn um Verzeihung.

4. Die Demut. Es gibt drei Grade der Demut: Ehre und Auszeichnung fliehen, Verachtung nicht fürchten und an Demütigungen Freude haben. Der hl Franz Regis hat aus Demut Bedenken getragen, die Priesterweihe anzunehmen; er meinte, Laienbruder zu sein sei gut genug für ihn, obschon er von vornehmem Geschlecht war und große Talente und Gelehrsamkeit besaß. Und als er Priester war, predigte er am liebsten dem gemeinen Volk in größter Einfachheit. Wenn man ihn lobte, wurde er schamrot und kam in unangenehme Verlegenheit. – Franz Regis suchte aber gerade noch Erniedrigung und Schmach auf. Er nahm in Anzug, in Ausdrücken, in Haltung, im Gang Manieren an, die bei gemeinen, ungebildeten Menschen vorkommen, damit er sich Geringschätzung zuziehe.Manchmal bekam Regis von seinen Obern, welche sein außerordentliches Wirken zuweilen unrichtig beurteilten, heftige und demütigende Verweise. Er nahm sie jedesmal unterwürfig an und ohne sich zu entschuldigen. Desgleichen schwieg er bei Verleumdungen; und als ihn einst ein Freund verteidigen wollte, forderte er ihn dringend auf, es nicht zu tun – denn dies sei eine schöne Gelegenheit, an der Schmach Christi Teil zu nehmen. Er sagte oft, der reichste Schatz der Christen sei die Demütigung; daher war er jedesmal besonders vergnügt, wenn er öffentlich beleidigt und verhöhnt wurde; er dankte dann Gott, daß er auch ein wenig die Hofkleidung Christi tragen durfte. Es geschah zuweilen, daß er Strohbündel durch die Gasse trug, um einem armen Kranken ein Lager zu bereiten. Da er darüber verhöhnt wurde und Jemand ihm bemerkte, er mache sich nur lächerlich dadurch, erwiderte der heilige Mann: „Desto besser; so ist der Gewinn ein doppelter, da man seinen Brüdern hilft und dazu eigenen Schimpf erntet!“

5. Die Keuschheit. Der hl. Franz Regis hatte die wunderbare Gnade, daß er niemals Versuchungen gegen die Reinigkeit hatte; ja, er war gleichsam eine Quelle der Keuschheit auch für Andere. Schon seine Reden, sein Blick, seine Gegenwart flößten Anderen Liebe zur Reinigkeit ein. Fast gegen keine Sünde zeigte Regis größeren Eifer, als gegen die Unkeuschheit. Er gab sich außerordentlich viele Mühe, Weibspersonen, welche mit dem Laster ein Gewerbe trieben, zu einem bußfertigen Leben zu bereden. Dies erbitterte oft ausschweifende Menschen in hohem Grade, so daß viele Schmähungen und Drohungen gegen ihn ausgestoßen wurden; dennoch wagte es auch der Liederlichste nicht, die Reinheit und Unschuld des hl. Regis zu verdächtigen, denn alle Welt war zu sehr davon überzeugt. Man warf ihm nie eine Sünde, am wenigstens eine gegen die Reinigkeit vor, sondern nur ein Übermaß, eine Übertriebenheit der Tugend.

6. Die Andacht zur heiligen Jungfrau. Man hat schon die Bemerkung gemacht, daß alle Heiligen eine ganz besonders große Verehrung zur Mutter Gottes hatten. Wir finden dies daher auch bei dem hl. Franz Regis; es konnte auch nicht anders sein, als daß ein Mann, welcher gleichsam ganz feurig war von Liebe zu Jesus Christus im heiligen Altarssakrament, auch voll hoher Liebe zu dessen unbefleckten Mutter war, von welcher der Sohn Gottes Menschennatur angenommen hat. Deshalb empfahl er in seinen Predigten stets auf das Eindringlichste die Andacht gegen die Mutter Gottes, und daß man sie ehren und lieben müsse durch Nachahmung ihrer Reinheit, ihrer Demut, ihrer Geduld und ihrer Treue gegen Gottes Willen. Diese Verehrung, welche Regis lebenslänglich in Andacht und Predigt der heilige Jungfrau erwies, hat ihm eine große wunderbare Gnade erworben. Als es bei ihm in der Neujahrsnacht zum Sterben kam, öffnete sich vor den Augen seines Geistes der Himmel; er sah Jesus und Maria, die ihn einluden zu kommen. Da wandte sich der Sterbende zu seinem Gefährten und rief: „O mein Bruder! Welch´ ein Glück! Wie zufrieden sterbe ich! – ich sehe Jesus und Maria, die sich würdigen mir entgegen zu kommen und mich in den seligen Aufenthalt der Heiligen zu begleiten!“ Dann gab er sanft den Geist auf. –
aus:
Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 4 Oktober bis Dezember, 1872, S. 526 – S. 530

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