Seliger Bruder Rayner Zisterzienser

Christus sitzt in der Mitte, Löwe und Stier zu seinen Füßen

Heiligenkalender

30. Oktober

Der selige Bruder Rayner, Zisterziensermönch

Der selige Rayner war schon in seiner Kindheit wegen seines frommen, unschuldigen Wandels ein geliebtes Kind der gebenedeiten Gottesmutter. Als er zu Paris die Schule besuchte, geschah es, daß er in das Wasser fiel. Schon dem Ertrinken nahe, erschien ihm Maria, nahm ihn in ihre Arme und rettete ihn vom sicheren Tod. Nachdem er seine Studien vollendet hatte, trat er in das berühmte Zisterzienser-Kloster zu Villiers in Brabant. Die Brüder dieses Klosters verehrten die Himmelskönigin ungemein, vor allen aber zeichnete sich Rayner aus. Er bemühte sich ganz besonders ihre schönen Tugenden nachzuahmen und ihr dadurch wohl zu gefallen. Obwohl er schon eine höhere Weihe zum Priestertum empfangen hatte, machte es ihm doch die größte Freude, die niedrigsten Dienste im Kloster zu verrichten, denn er hielt sich für denKnecht aller Brüder. –

Das herzlichste Mitleid trug er mit den Armen. Einmal bat ihn ein Armer um ein Almosen. Da er nichts besaß, reichte er ihm mit Erlaubnis des Abtes sein Oberkleid. –

Das gefiel dem göttlichen Heiland so sehr, daß er einem frommen Bruder im Kloster offenbarte, Rayner werde das ewige Leben erlangen, da er ihn mit seinem Kleid bekleidet habe. Rayner hatte viel von einem schmerzlichen Fieber zu leiden; dessen ungeachtet unterließ er nicht im Chor sich einzufinden, um das Lob Gottes und der hohen Himmelskönigin zu singen. Einstmals sah er in einer Verzückung den Herrn mit seiner lieben Mutter und er hörte die Mutter zum Sohn also sprechen: „Mein geliebter Sohn! Du kennst diesen Mönch, unsern treuesten Diener, der Gott fürchtet und durch Buße und Tränen von seinen Sünden sich gewaschen und gereinigt hat: ich bitte dich, daß du ihn nach diesem zeitliche Leben ohne irgend eine Strafe des Fegefeuers zu uns gelangen und das ewige Leben genießen lassest.“ Darauf antwortete ihr geliebter Sohn und sprach: „Meine selige Mutter und reinste Jungfrau, es geziemt sich nicht, daß ich dir nicht gewähre, um was du immer bittest.“

Als der fromme Rayner zu sich kam, da jubelte sein Herz vor Freude. Er ward nur noch eifriger im Dienst der Lieben Frau. Er fürchtete sich vor dem kleinsten Fehltritt und mied Alles, was seine Seele beflecken konnte. Vielfach und heftig ward er versucht, aber siegreich bestand er unter dem Schutz der Gottesmutter den Kampf. Wie das Gold im Feuer, so ward seine Seele dadurch noch reiner. –

Als er eines Tages eine heilige Gott geweihte Matrone besuchte, sah dieselbe seinen Leib leuchtend und durchsichtig wie Kristall und darin seine Seele glänzen wie die Sonne. Einem solchen heiligen Leben musste auch ein heiliger Tod entsprechen. Von Jugend auf schwächlich, öfters krank, kam er endlich seiner Auflösung nahe. Tags vor seinem Tod sang er mit klarer Stimme die Antiphon: „Saget Lob unserm Herrn etc.“ Und als ihn Einige der Umstehenden mahnten, er möge schweigen, entgegnete er: Ich sehe meinen Gott und Herrn, nach dem ich verlange, mit seinen Heiligen, die meine Ankunft erwarten. Nun erschien ihm auch die seligste Jungfrau mit dem heiligen Johannes dem Täufer, und ihrer Gegenwart gab er den Geist auf. Sein Fest wird im Orden der Zisterzienser am heutigen Tag gefeiert. (Menelog. Cisterciense.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 2382 – Sp. 2383

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