Das Gericht Auferstehung des Fleisches

Das letzte Gericht: Im Himmel sieht man die heiligste Dreifaltigkeit mit den Engeln und Heiligen; unten sieht man die Hölle mit den Verworfenen und Verdammten in schrecklicher Pein

Vom allgemeinen Gericht

Teil 2

Auferstehung des Fleisches

„Der Herr wird erkannt werden, da Er Recht schaffet.“ (Ps. 9,17)

Sowie die Menschen auferstanden sein werden, so wird ihnen von den Engeln verkündigt, daß sie alle sich ins Tal Josaphat zu begeben haben, um daselbst gerichtet zu werden: Völker über Völker sehe ich Tal des Schlachtens; denn nahe ist der Tag des Herrn. (Joel 3,14) Wenn sie dort versammelt sind, werden die Engel kommen, und die Verworfenen von den Auserwählten absondern.: Die Engel werden ausgehen, und die Bösen aus der Mitte der Gerechten absondern. (Matth. 13,48) Die Gerechten werden zur Rechten gestellt, indes die Verdammten auf die linke Seite getrieben werden. Welchen Schmerz würde es einem bereiten, aus einer Gesellschaft oder aus der Kirche verstoßen zu werden! Aber wie weit größer wird der Schmerz derer sein, die sich aus der Gesellschaft der Heiligen verstoßen sehen! „Ach, wie furchtbar werden die Bösen beschämt sein, wenn sie sich nach Absonderung der Gerechten verlassen sehen werden.“ Ja, sagt der heilige Chrysostomus, wenn die Verdammten auch keine andere Pein zu erdulden hätten, so würde diese Beschämung allein hinreichen, ihnen eine Hölle zu bereiten. Der Sohn wird vom Vater, der Mann vom Weibe, der Herr vom Diener getrennt werden: Der eine wird aufgenommen, der andere verlassen werden. (Matth. 24,40) Sage mir, mein Christ, was meinst du, welcher Ort wird dir wohl zu Teil werden? Möchtest du dich zur Rechten befinden? So wandle nicht länger auf dem Wege, der dich unfehlbar auf die linke Seite führen.

Hier auf Erden hält man die Fürsten und die Reichen für glückselig, und man verachtet die Heiligen, welche ein armes und demütiges Leben führen. O ihr treuen, Gott liebenden Seelen, seid nicht traurig darüber, daß ihr in dieser Welt so verachtet und gequält werdet! Eure Traurigkeit wird in Freude verwandelt werden. (Joh. 16,20) Eines Tages wird man euch die wahrhaft Glücklichen nennen, und es wird euch die Ehre zu Teil werden, an den Hof Jesu Christi berufen zu werden. O welch schönen Anblick wird ein heiliger Petrus von Alcantara gewähren, der wie ein Abtrünniger verachtet ward; ein heiliger Johannes von Gott, den man wie einen Narren behandelte; ein heiliger Petrus Cölestinus, der, nachdem er der päpstlichen Würde entsagt hatte, in einem Kerker starb. – O welche Ehre wird so vielen Martyrern zu Teil werden, die von den Henkersknechten hier auf Erden zerfleischt wurden. Dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott. (1. Kor. 4,5)

Welch furchtbaren Anblick werden dagegen ein Herodes, ein Pilatus, ein Nero gewähren, und so viele andere Große dieser Welt, die verdammt worden sind! O ihr Freunde der Welt! Im Tale, im Tale erwarte ich euch. Dort werdet ihr gewiß die Dinge ganz anders ansehen; dort werdet ihr eure Torheit beweinen. O ihr Elenden, die ihr, um kurze Zeit auf dem Schauplatz dieser Welt zu glänzen, bei dem furchtbaren Trauerspiel des Gerichtes die Rolle der Verdammten übernehmen müßt! Die Auserwählten werden also zur Rechten gestellt, ja, sie werden sogar zu ihrer größeren Verherrlichung, dem Ausspruch des heiligen Paulus, in die Luft über die Wolken erhoben, um mit den Engeln Jesu entgegen zu ziehen, der vom Himmel herabkommt: Wir werden zugleich mit ihnen entrückt werden in die Wolken, Christo entgegen in die Luft. (1. Thess. 4,16) Und die Verdammten werden dann, gleich eben so vielen zur Schlachtbank bestimmten Böcken, auf die Linke verwiesen, um ihren Richter zu erwarten, der vor den Augen der ganzen Welt all seine Feinde verdammen wird.

Aber sieh, schon öffnen sich die Himmel; es kommen die Engel, um beim Gericht gegenwärtig zu sein, sie tragen die Zeichen des Leidens unseres Herrn Jesu Christi: „Wenn der Herr zum Gericht kommt“, sagt der heilige Thomas, „so wird das Zeichen des Kreuzes mit den anderen Leidensinsignien dargestellt werden.“ Vor allem wird das heilige Kreuz erscheinen; dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, dann werden alle Geschlechter der Erde wehklagen. (Matth. 24,30) Cornelius a Lapide ruft aus: Ach, wie bitter werden die Sünder beim Anblick des Kreuzes weinen, sie, die in ihrem Leben ihr ewiges Heil, das dem Sohne Gottes so viel gekostet hat, so gering geachtet haben! Alsdann, sagt der heilige Chrysostomus, „werden sich über dich beklagen, werden die Wunden Jesu wider dich zeugen, wird das Kreuz Christi wider dich reden.“ Als Beisitzer bei diesem Gericht werden die heiligen Apostel und alle ihre Nachfolger zugleich mit Jesus Christus die Völker richten: Die Gerechten werden glänzen, sie werden die Völker richten. (Weish. 3, 7,8) Auch die Königin der Heiligen und der Engel, die allerseligste Jungfrau Maria, wird erscheinen.

Endlich wird aber der ewige Richter auf einem leuchtenden Throne der Herrlichkeit kommen: Und sie werden den Menschensohn kommen sehen in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. (Matth. 24,30) Vor seinem Anblick werden sich die Völker entsetzen. (Joel 2,6) Der Anblick Jesu Christi wird die Auserwählten trösten,; aber den Verworfenen wird er größere Peinen bereiten, als die Hölle selbst, sagt der heilige Hieronymus. O mein Jesus, rief die heilige Theresia aus, laß mich lieber alle Leiden erdulden, nur lasse nicht zu, daß ich an jenem Tage dein Angesicht erzürnt erblicke! „Diese Beschämung (sagt der heilige Basilius) übersteigt jede andere Pein.“ Dann wird in Erfüllung gehen, was der heilige Johannes vorhergesagt hat, daß nämlich die Verdammten die Berge bitten werden, auf sie zu fallen, und sie vor dem Anblick ihres erzürnten Richters zu verbergen: Und sie sprechen zu den Bergen: Fallet über uns, und bedecket uns vor dem Angesicht Dessen, der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorne des Lammes. (Offenb. 6,16) –
aus: Alphons Maria von Liguori, Vorbereitung zum Tode oder Betrachtungen über die ewigen Wahrheiten, 1891, S. 263 – S. 267

Teil 1: Das allgemeine Gericht – Tag des Zornes

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