Fest des heiligen Papstes Gregor VII.

Christus sitzt in der Mitte, Löwe und Stier zu seinen Füßen

Heiligenkalender

25. Mai

Papst Gregor VII. ein heiliger Papst

Dieser Heiliger, dem sogar ein gelehrter Protestant seine Bewunderung zollt mit den Worten: „Gregor VII. hatte den Mut eines Helden, die Klugheit eines Senators und den Eifer eines Propheten, er war der geistig mächtigste und genialste Staatsmann des Mittelalters“ – ist besonders merkwürdig dadurch, daß er nicht nur im Leben hart verfolgt, sondern auch nach dem Tode noch Jahrhunderte lang bitter verleumdet wurde. Damals war die katholische Kirche tief erniedrigt; und wäre sie nicht von Jesus auf den Felsen gebaut, eine göttliche Stiftung: die eigenen Kinder hätten ihre Mutter umgebracht.

Das katholische Volk war verwildert unter dem Ärgernis unwissender, sinnlicher, vielfach beweibter Priester; die Priester sahen sich in ihren Lastern bestärkt durch das Beispiel ihrer der Wollust, der Jagd, der Schwelgerei, der Fürstengunst fröhnenden Prälaten und Bischöfe; und die weltlichen Fürsten hausten wie Wölfe im Schafstall Christi. Der König von Frankreich, Philipp August I., der König von Polen, Boleslaus II., und der Kaiser von Deutschland, Heinrich IV., wetteiferten miteinander in Unsittlichkeit und Grausamkeit. Der traurige Sieg fiel dem Kaiser zum der an Grausamkeit gegen die Sachsen, an Liederlichkeit im Eheleben und an Gier nach Kirchenschätzen, womit er seine Maitressen schmückte, nicht leicht zu übertreffen war.

Da gab die Barmherzigkeit Gottes einem Zimmermann zu Soana in Toskana ein Söhnlein, mit dem Namen Hildebrand (siehe den Beitrag: Hildebrand der zukünftige Papst Gregor VII.) und sorgte dafür, daß dieser talentvolle Knabe an Geist und Herz eine vortreffliche Ausbildung von den Benediktinern in Rom und dann in Cluny erhielt. Der Glanz der Wissenschaft und Tugend reifte schnell den jungen Hildebrand, daß ihm, noch jung an Jahren, schon die Stelle des Priors in Cluny übertragen wurde.

Bald wurde Papst Leo IX. auf ihn aufmerksam, zog ihn nach Rom und bediente sich seiner ausgiebigen Hilfe. Hildebrand war ihm und seinen Nachfolgern Viktor II., Stephan IX., Nikolaus II. und Alexander II. die rechte Hand, und kämpfte an den gefährlichsten Punkten siegreiche Schlachten für das Wohl der heiligen Kirche mit gewandtem Scharfblick und furchtlosem Mut. Diese Erfahrung machte ein französischer Erzbischof auf der Synode zu Reims. Der Simonie schuldig, hatte er durch bestochene Zeugen sich zu rechtfertigen gewußt. Da erhob sich Hildebrand und fragte ihn mit strafendem Ernst: „Glaubst du, daß der heilige Geist mit dem Vater und Sohn wesensgleich ist?“ Auf die Antwort. „Ja.“ befahl er ihm: „So sprich: Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geist.“ Der Erzbischof stockte bei den Worten „und dem heiligen Geist“ und vermochte sie unmöglich auszusprechen. Diese sichtbare Strafe rührte sein herz, und er bekannte sein Verbrechen. Erschütternd wirkte dieses Gottesgericht weit über die hohe Versammlung hinaus; fünfundvierzig Bischöfe und siebenundzwanzig Prälaten legten ihre verbrecherisch erlangte Würde freiwillig nieder und taten Buße.

Im Jahre 1073 wurde Hildebrand von Geistlichkeit und Volk einstimmig zum Papst erwählt. Weil seine Protestation gegen eine solche Einstimmigkeit nichts fruchtete, schickte er einen Eilboten an den Kaiser Heinrich mit der Bitte, diese Wahl nicht zu bestätigen. Die Mehrzahl der deutschen Bischöfe, welche den Eifer und den Mut Hildebrand`s fürchteten, drangen in den Kaiser, diese Wahl nicht zu genehmigen; allein da dieser die Wahlverhandlungen in allen Teilen richtig fand, gab er seine Zustimmung. Hildebrand bestieg unter dem Namen Gregor VII. den heiligen Stuhl, und der hl. Peter Damian jubelte: „Jetzt wird das tausendfache Haupt der giftigen Schlange zertreten, jetzt muss der schändliche Handel aufhören: jetzt soll der Fälscher Simon Magus kein Geld mehr in der Kirche schlagen: wiederkehren wird die goldene Zeit der Apostel, neu aufblühen wird die kirchliche Zucht, die Tische der Wechsler und Taubenhändler werden umgestoßen werden…“

Gregor versammelte sogleich 1074 ein Konzil im Lateran,, erneuerte die alten Kirchengesetze über die Ehelosigkeit der Priester und wider die Simonie und strafte nach Verdienst die Bischöfe Frankreichs, welche diese Erlasse des Papstes als „unausführbar und unvernünftig“ tadelten. Unter den Bischöfen Deutschlands waren nur zwei: Sigfrid von Mainz und Altmann von Passa, welche diese Beschlüsse annahmen und verkündeten – mit Lebensgefahr. Die Hindernisse türmten sich zur fast unübersteiglichen Höhe, da der Kaiser selbst zu den Unzufriedensten gehörte, weil der Handel mit Kirchenämtern ein sehr rentables Geschäft war. Wibert, Erzbischof von Ravenna, und früher Kanzler des Kaisers in Italien, zettelte in Rom eine Verschwörung wider den Papst an: um Mitternacht am heiligen Weihnachtsfeste griff Cencius den heiligen Vater auf dem Altar an, um ihn ins Gefängnis zu führen; aber das Volk befreite seinen Oberhirten und hätte den Angreifer gesteinigt, wenn nicht Gregor edelmütig ihn begnadigt hätte. (siehe den Beitrag: Papst Gregor VII. und der Investiturstreit)

Ein neues Konzil zu Rom bestätigte 1075 die gefaßten Beschlüsse und forderte den Kaiser Heinrich auf, daß er sich unter Strafe des Bannes über die ihm vorgeworfenen Verbrechen rechtfertige. Dieser antwortete mit einem zu Worms von feilen Bischöfen verfaßten Dekret der Absetzung. Darin hieß es: „Du falscher Mönch, mit aller Bischöfe Fluch belastet und durch unser Gericht verdammt, steige herab und verlasse den angemaßten apostolischen Stuhl!“ Gregor stieg nicht herab, sondern sprach, umgeben von hundertzehn Bischöfen und vielen Prälaten, über Heinrich den Bann aus. (siehe den Beitrag: Gregor VII. im Kampf mit König Heinrich IV.)

Deutschlands Fürsten und Herzöge, schon lange der Willkür und Tyrannei des Kaisers müde, erklärten ihm auf einer Versammlung zu Tibur 1076, daß er, wenn er nicht binnen Jahresfrist vom Bann los gesprochen wäre, des Reiches verlustig sei. Heinrich sparte keine Mühe, sich recht bald von der Kirchenstrafe frei zu machen, ein abzuhaltender Fürstentag zu Augsburg am 2. Februar 1077 sollte die Angelegenheit bereinigen, und Gregor war schon auf dem Weg dahin. Allein Heinrich, der tyrannische Feigling, reiste dem Papst bis Canossa entgegen, heuchelte drei Tage strenge Buße, beschwor mit einem feierlichen Eid die gestellten Bedingungen und die gelobte Besserung, empfing von Gregor die Lossprechung und die heilige Kommunion und versprach, auf dem Fürstentag zu Augsburg zu erscheinen. Allein der Meineidige verbündete sich schon auf der Rückreise in Oberitalien mit den simonistischen Fürsten und Bischöfen wider den Papst und hauste in Deutschland ärgerlicher als vorher. Die deutschen Fürsten wählten den Herzog Rudolf von Schwaben zum König, und Gregor belegte den abgesetzten Kaiser wieder mit dem Bann.

Heinrich versammelte die ihm noch anhangenden Bischöfe zu Mainz 1080, wählte den genannten Wibert von Ravenna zum Papst als Clemens III., tötete den König Rudolf in der Schlacht an der Elster und zog nun kühn mit Heeresmacht nach Rom, um sich an Gregor zu rächen.

Dieser arbeitete mit bewunderungswürdiger Ruhe am Wohl der Kirche, entflammte durch seine Geistesgröße in den Römern die alte Tapferkeit, und Heinrich belagerte über zwei Jahre die Stadt, bis es mehr seinem Geld als seinen Waffen gelang, die Tore zu öffnen. Gregor zog sich mit seinen Getreuen in die Engelsburg zurück, während der Gegenpapst Wibert dem Heinrich die Kaiserkrone aufsetzte. Inzwischen erschien der Normannenfürst Robert mit 36000 Tapfern vor Rom, der Kaiser floh ohne Schwertstreich nach Deutschland, das sich wider ihn empört hatte, und fand ein trauriges Ende; Gregor, aus der Engelsburg befreit, begab sich nach Salerno, wo er, vom Alter gebeugt, von den Anstrengungen erschöpft, nach wenigen Monaten – am 25. Mai 1085 – aus diesem Leben schied mit den Worten: „Ich habe die Gerechtigkeit geleibt und die Gottlosigkeit gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung.“ Schon bei seinen Lebzeiten, wie sein Zeitgenosse, der hl. Anselm, berichtet, wirkte Gregor große Wunder, die sich an seinem Grab wiederholten; aber das größte Wunder war er selbst, seine Arbeitskraft, welche überall hi: nach Spanien, Frankreich, England, Dänemark, Deutschland, Ungarn, dem Morgenland und Afrika reichte und außerordentliche Resultate erzielte. Oft kam er mitten unter weltlichen Verhandlungen in Entzückung, die Betrachtung des Himmels verklärte sein Angesicht, und göttliche Offenbarungen stärkten seinen Geist. Erst Paul V. 1606 feierte seine Heiligsprechung. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 404-407

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