Heiligenkalender
22. Februar
Die heilige Margareta von Cortona Büßerin
Die heilige Margareta, erhabenes Beispiel wahrer Buße und Vorbild für die Büßerinnen, wurde zu Laviano in Toskana (Italien) geboren und hatte schon im achten Jahr das Unglück, die Mutter zu verlieren. Die Stiefmutter behandelte Margareta so hart, daß sie im 18. Lebensjahr aus dem Hause floh. Sie trat in den Dienst bei einem jungen Adeligen zu Monte Pulciano. Schönheit schmückte sie. Weil sie aber der Eitelkeit und Gefallsucht nicht widerstand, so begann ein neunjähriges Sündenleben mit ihrem Dienstherrn. Da begab es sich, daß der Genosse ihrer Sünde verreiste; er kam nicht mehr zurück; aber dessen Hündlein, das ihn begleitet hatte, lief heim und zog ängstlich und winselnd an Margaretas Kleid so lange, bis sie ihm folgte. Bei einem Haufen Reisig blieb der Hund heulend stehen; und mit Entsetzen fand Margareta, als sie das Reisig auseinander teilte, die Leiche ihres Herrn. Räuber oder Feinde hatten ihn überfallen und erschlagen. Der Anblick des gräßlich entstellten, bereits schon faulenden Körpers, der kurz vorher noch in Schönheit und Jugend geblüht, erfüllte sie mit Jammer und Schrecken; und der Gedanke, daß er ohne Reue und Buße in Sünden dahingestorben wäre, an denen auch sie teil genommen hätte, und die er nun mit der Pein des ewigen Feuers büßen müsse, durchdrang ihr Herz gleichsam wie mit einem glühenden Schwert. Da bat sie Gott den Herrn mit heißen Tränen um Verzeihung und gelobte ihm ernstliche Besserung.
Margareta kehrte nun ins Vaterhaus zurück; aber die Stiefmutter stieß sie mit kränkenden Worten hinaus. Der Gefahr ausgesetzt, entweder zu verschmachten, oder auf das neue sich der Sünde zu ergeben, flüchtete sie sich in den Garten des Vaters, setzte sich bitterlich weinend unter einen Baum, und erneuerte betend den schon gemachten Vorsatz, lieber vor Hunger zu sterben, als das vorherige Lasterleben wieder zu ergreifen. Endlich wendete sie ihre Augen zum Himmel und rief mit lauter Stimme: „Ach, mein Heiland! Du Erlöser meiner Seele! Willst du denn meine Seele zu Grunde gehen lassen? Sie hat dich ja eben so viel gekostet, als die Seele der Magdalena. Ach! Der du mich mit dem Wert deines Blutes erlöst hast, verlasse mich nicht in meinem armseligen Zustand, sondern erbarme dich meiner!“ Gott erhörte das Gebet der reumütigen Sünderin, und trieb sie an, nach Cortona zu gehen und dort durch eine aufrichtige und reumütige Beichte sich zu reinigen und nach dem Wort des Beichtvaters zu tun. Zu Cortona legte nun Margareta bei einem Franziskaner-Ordenspriester eine Generalbeichte unter Vergießung heißer Tränen ab und ließ sich dann nach seinem Rat in den dritten Orden des heiligen Franziskus aufnehmen.
Sie lebte nun 23 Jahre einzig der Buße, der Abtötung und der Übung aller Tugenden. Sie bekehrte viele Sünder und wurde von Gott sogar mit den Gaben der Weissagung, Herzens-Erkenntnis und Wunderkraft ausgestattet. Den größten Teil der Nacht brachte sie mit Gebet zu. Die Betrachtung des bitteren Leidens und Sterbens Jesu Christi, der sie täglich oblag, erweckte in ihrem Herzen nicht nur eine innige Liebe gegen ihren Erlöser, sondern auch ein Verlangen, ihm zuliebe vieles zu leiden; alles Leiden aber ertrug sie mit Geduld; ja sie bezeigte eine große Freude, wenn sie von anderen verachtet und verspottet wurde. Schwere Versuchungen prüften ihre Treue. So ward sie öfter und heftig versucht, den Ort ihrer Buße zu verlassen, oder wenigstens ihre Bußübungen zu mäßigen, damit sie Gott desto länger dienen könne; längst schon wäre ihr alles verziehen. Margareta erkannte den Betrug, und mäßigte nicht nur ihre Bußwerke nicht, sondern vermehrte noch dieselben. In der heftigsten Versuchung warf sie sich einstmals vor dem Bild des Gekreuzigten nieder und rief um Hilfe. Christus würdigte sich, ihr zu erscheinen und sie mit diesen trostreichen Worten anzureden: „Habe guten Mut, meine Tochter! Ich bin bei dir in deinen Versuchungen. Mit dem Beistand meiner Gnade wirst du überwinden. Folge in allem dem Rat deines Beichtvaters.“ Margareta starb voll Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes am 22. Februar im Jahre 1297 im Alter von 50 Jahren. Ihr heiliger Leib ruht zu Cortona und ist noch unverwest. Von dieser Stadt hat sie ihren Beinamen. Gott verherrlichte sie auch nach dem Tod durch Wunder; daher nahm Papst Benedikt XIII. ihre Heiligsprechung 1728 vor. Der Verehrungstag dieser seraphischen Magdalena ist der 22. Februar.
Beherzigung.
1. Margareta führte neun Jahre mit einem adeligen jungen Mann ein unzüchtiges Leben. Margareta erhielt die Gnade der Buße und starb selig; von dem Genannten, der wahrscheinlich meuchlerisch getötet wurde, ist es ungewiß, ob er über seine Sünden noch vor dem Hinscheiden eine vollkommene Reue hat erwecken können. Margareta stellte sich mit einem Strick um den Hals an die Pfarrkirchentür ihrer Heimat Laviano und bat alle Eintretenden unter Tränen um Verzeihung wegen gegebenen Ärgernisses. – Man will die armen Sünderinnen nicht in Schutz nehmen; aber man bedenke, welche Unsumme an Beschämung, Kummer, Sorgen, Vorwürfen, Spott solchen gefallenen Geschöpfen zu Teil wird, während ihre Verführer leer ausgehen. – Man muss auch mit solchen Personen Mitleid haben; hat ja auch Christus selbst der sündigen und dann reuigen Magdalena Barmherzigkeit und Verzeihung erwiesen.
2. Margareta bekehrte sich ernstlich und hütete sich vor dem Rückfall. Der heilige Chrysostomus mahnt so dringlich: „Sündige nicht, nachdem du Verzeihung erlangt hast. Verwunde dich nicht neuerdings, nachdem die vorigen Wunden geheilt wurden. Verunreinige dich nicht wieder, nachdem du gereinigt worden bist.“ Dies gilt allen Sündern. Man muss ernstliche Buße tun. Besonders empfohlen wird das Fasten als Bußmittel. St. Chrysostomus sagt so schön: „Faste, weil du gesündigt hast; faste, damit du nicht sündigst. Faste, damit du Gnade erlangst; faste, damit du die empfangene Gnade bewahrst und nicht wieder verlierst.“ –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 132-134