Heiligenkalender
21. Februar
Seliger Pippin der Ältere, Fürst und Ratgeber
(Rat suchen)
Im siebten Jahrhundert nach Christi Geburt lebte in den Niederlanden ein Fürst Namens Pippin (Anm.: der Ältere). Drei mächtige Könige, die nacheinander das Reich erbten, vertrauten gleichmäßig alle Macht und Regierung dem Pippin an wegen seiner großen Einsicht, Rechtschaffenheit und Tüchtigkeit. Besonders übte Pippin durch seine Ratschläge und Zureden großen Einfluss aus auf den König Dagobert, so daß dieser vor Eifer überall Gerechtigkeit herzustellen sich manchmal kaum Zeit zum Essen und schlafen ließ, und von seinem Volk deshalb außerordentlich geliebt wurde.
Der Geschichtsschreiber, von welchem das Leben der hl. Gertrud, der Tochter des Pippin, geschrieben ist, erzählt auch von Dagobert, wie er überall gelobt und gerühmt wurde, so lange er von Pippin sich beraten ließ. Dann fährt er fort: „Aber diesen königlichen Weg, diese Richtschnur der Tugend hielt Dagobert nur so lange ein, als er sich an die gesunde Lehre seines Ratgebers hielt und nicht andere nach seinen Gelüsten sich aussuchte.“
Der König hörte nämlich später mehr auf schlechte Ratgeber, verließ seine Gemahlin unter dem Vorwand, weil sie unfruchtbar sei, und nahm eine andere. Und wie eine Sünde auch andere erzeugt, so wurde Dagobert habsüchtig, raffte ungerechter Weise fremdes Gut an sich, und ergab sich einem wollüstigen Leben. Ein frommer Bischof, der hl. Amandus, machte ihm darüber Vorstellungen, wurde aber zum Lohn dafür von seinem Bischofssitz vertrieben. Dessen ungeachtet scheute sich Pippin nicht, aus Gottesfurcht und weil er es gut mit dem König meinte, demselben zuzureden, was recht und nützlich war, und machte ihm Vorwürfe, wie er so undankbar sei für die großen Wohltaten, womit ihn Gott überhäuft habe.
Der König aber folgte seinen schändlichen Leidenschaften, als dem vernünftigen Zureden des Pippin, ja er suchte ihn noch, wie ein Verrückter seinen Arzt, weg zu schaffen, wozu schlechte Menschen aufhetzten. Allein Pippin benahm sich mit der größten Umsicht, sodaß der König auch nicht einmal einen Vorwand ausfindig machen konnte, ihm zu schaden, sondern im Gegenteil später wieder das größte Vertrauen zu Pippin faßte. Ja, er änderte so sehr seine Gesinnung, daß er seinen Sohn Sigebert, den Nachfolger im Königreich, zur Erziehung und Leitung dem Pippin anvertraute.
Damals aber, da Pippin in Rat und Tat als der Höchste dem König zur Seite stand, bildete er sich doch nicht ein, Alles allein am besten zu wissen, sondern er suchte sich selbst einen Ratgeber und Freund, mit welchem er die wichtigsten Angelegenheiten überlegte und seine Meinung begehrte, nämlich den Bischof Arnulph in Metz. Weil nämlich Pippin selbst in den Wissenschaften nicht viel unterrichtet war, und weil man in eigenen Angelegenheiten oft sehr parteiisch ist, so holte er gern bei seinem gelehrten und frommen Freund dessen Gutachten in wichtigen Dingen ein; und von diesem belehrt, redete er dann wieder dem König zu, was Pflicht und Recht verlangte. Da später auch Arnulph starb, so hielt es Pippin für sicherer, auf`s Neue einen zuverlässigen Ratgeber zu suchen, als lediglich nur nach eigenem Gutdünken zu handeln. Er wählte nun Kunibert, Erzbischof in Köln, der einen eben so großen Ruf seines heiligen Wandels wegen hatte, als der selige Arnulph. So demütig war Pippin und so ernstlich war es ihm daran gelegen, seine Macht genau nach dem Willen Gottes auszuüben, daß er nichts ohne Rat einsichtsvoller und heiliger Männer tun wollte.
Als Sigebert an die Regierung kam, leitete ihn wieder Pippin in Verbindung mit seinem Freund Kunibert durch weisen Rat so glücklich, daß alle Schwierigkeiten und Gegner beseitigt wurden. Aber auch seine eigene Familie scheint Pippin, ungeachtet er die größten und weitesten Staatsangelegenheiten zu besorgen hatte, nicht vernachlässigt zu haben; denn seine zwei Töchter Gertrud und Beggha führten von Kindheit ein solches Lebens, daß jede derselben nach dem Tod heilig gesprochen wurde. Endlich nahm Gott ihn durch einen seligen Tod zu sich, zur großen Trauer des Königs Sigebert und des ganzen Landes. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 1 Januar bis März, 1872, S. 265 – S. 267