Heiliger Papst Hyginus (136-141)

Zur Zeit der Päpste der Katakomben Ein toter Christ liegt auf dem Boden, der Papst liest die Totenmesse

Die Päpste der Katakomben

Heiliger Papst Hyginus (regierte von 136-141)

Mit der ganzen Kraft eines guten Hirten trat Hyginus, der vor seiner Erhebung auf den päpstlichen Thron eine gelehrte Bildung genossen hatte, den Irrlehrern entgegen und hielt die Wölfe in Schafskleidern vom wahren Schafstall Jesu Christi ferne. In Rom wurde der Irrlehrer Kerdo zweimal vom Papst Hyginus mit schwerer Kirchenstrafe belegt, widerrief dann und ward wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen; gleich wohl setzte er seine Irrtümer fort und wurde schließlich für immer von der Kirche ausgeschlossen. Nach vier Jahren starb Papst Hyginus als Märtyrer am 10. Januar des Jahres 141. Diese Auszeichnung machen ihm einige Gelehrte streitig, indem sie sich darauf berufen, daß Kaiser Antonius Pius kein Christenverfolger war. Allein die Märtyrer-Geschichte stimmt damit nicht überein. Kaiser Antonius hat zwar keine neuen Verfolgungs-Gesetze erlassen, aber auch die von Nero und Domitian gegebenen nicht aufgehoben. Somit konnten Christen gemartert werden, obwohl der Kaiser sonst ein milder Fürst war. Auch unter Antonius Pius haben in den Provinzen des römischen Reiches Märtyrer geblutet, die einer blinden Volkswut zum Opfer fielen oder auf Befehl der Statthalter hingerichtet wurden. Diese Beamten haben öfter solche Todesurteile ausgesprochen, teils um sich beim heidnischen Volk beliebt zu machen, teils auch aufgereizt durch die Götzendiener. Bald nach dem Tod des Papstes Hyginus hat der heilige Justinus eine Verteidigungs-Schrift für die Christen dem Kaiser Antonius überreicht. Diese Verteidigungs-Schrift schließt mit einer ernsten Mahnung zur Schonung der unschuldig Verfolgten. Die Schrift hat auf den Kaiser einen großen Eindruck gemacht; denn wir erkennen aus glaubwürdigen Zeugnissen jener Zeit, daß der Kaiser an verschiedene Städte von Griechenland und Asien Befehle ergehen ließ, daß die Christen nun geschont werden sollten. Die Angaben über den Martertod des Papstes Hyginus können also wohl Glauben verdienen. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 38 – S. 39

Die Irrlehre der Gnostiker

Dieser Papst hatte gegen die Ketzer Valentin und Kerdo (Gnostiker) zu kämpfen, die unter seiner Regierung nach Rom gekommen waren, um dort ihre Irrlehren zu verkünden und von dort aus sie leichter in Aufnahme zu bringen, wenn es hieße, sie gehen von Rom aus. Also schon wenige Jahrzehnte nach dem Tod der Apostel wußten verschiedene Irrlehrer, daß ihre Lehren von der ganzen christlichen Welt leichter würden angenommen werden, wenn selbe nur die römische Kirche gut heißen möchte. Ihre Lehre war ein wahrer Rattenkönig von Irrtümern und Träumereien. Die Anhänger derselben nannten sich Gnostiker, d.h. Wissende oder Aufgeklärte; sie gaben vor, ein besseres Christentum und geheime Offenbarungen zu besitzen. Sie lehrten, daß neben Gott auch das Böse von Ewigkeit her bestehe; dies sei die Materie, der Stoff, aus dem die Welt gebildet wurde. Gott habe sich in unzählige Unter-Gottheiten vervielfältigt oder ausgegossen. Und ein solcher Unter-Gott (Demiurg) habe die Welt und den Menschen gebildet. Im Menschen befinde sich wohl ein Gottesfunke, der Geist, aber der Leib sei böse und sündhaft. Christus habe daher auch nur einen Scheinleib gehabt und habe die Menschen überhaupt nur dadurch erlöst, daß er sie den guten Gott kennen gelehrt. Im Tod werde der Gottesfunke im Menschen wieder frei und kehre zum guten Gott zurück. Auferstehung gebe es keine. Da nach der Anschauung dieser Irrlehrer der Leib an sich etwas Böses und Schlechtes ist, so forderten sie, daß man sich möglichst vom Körper los mache und ihn unterdrücke. Sie forderten die strengste Abtötung und verwarfen die Ehe. Andere aber zogen aus diesen Lehren die entgegen gesetzten Folgerungen, erklärten, man müsse den Körper mißbrauchen und überließen sich den abscheulichsten Ausschweifungen. Einige nahmen statt der ewigen Materie gleich zwei Götter von Ewigkeit, einen guten und einen bösen, an. Wieder andere trieben den Unfug noch weiter. Diese lehrten, der niedere oder böse Gott habe die Menschen gebildet und ihnen das Verbot im Paradies gegeben. Der gute Gott habe nun die Schlange geschickt, um die Menschen zu überreden, das Gebot des niederen Gottes zu übertreten und so die Menschen zur höheren Kenntnis zu führen. Diese verehrten die Schlange und wurden Schlangen-Brüder (Ophiten) genannt. Es war also ihre Religion ein förmlicher Teufelskult. Zur Begründung dieser Lehre beriefen sich die Gnostiker auf geheime Überlieferungen und Offenbarungen, teils auch auf die Heilige Schrift, von der sie einen Teil verwarfen, den anderen nach ihren Launen verdrehten. Zu diesen Irrlehren der Gnostiker bekannten sich auch die etwas später, nicht besonders zahlreich auftretenden Manichäer. Sie verbreiteten sich daselbst ziemlich rasch und erhielten sich in Resten gegen 1000 Jahre lang. Gegen die vorgenannten Irrlehrer Valentin und Kerdo hatte Papst Hygin zu kämpfen. Sie trieben aber auch noch unter den folgenden Päpsten längere Zeit in Rom ihr Unwesen, heuchelten öfters Reue und Unterwürfigkeit, nichts desto weniger suchten sie aber unaufhörlich ihre Irrtümer zu verbreiten. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 101 – S. 103

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