Heiliger Justinus Philosoph Märtyrer

Christus sitzt in der Mitte, Löwe und Stier zu seinen Füßen

Heiligenkalender

14. April

Der heilige Justinus steht, von Blumen umrankt, mit geneigtem Kopf, auf einem Beil gestützt, und schaut auf das Evangelium, das am Boden liegt; in der linken Hand hält er die Siegespalme

Der heilige Justinus Philosoph und Märtyrer

Als die heiligen Apostel und Jünger des Herrn seinem Auftrag gemäß ausgingen in alle Länder der Erde und das heilige Evangelium verkündeten, da wurde die Menge der Heiden, welche an Jesus, den Sohn Gottes, glaubten und so in die heilige katholische Kirche eintraten, von Tag zu Tag größer, und als die heiligen Apostel Petrus und Paulus selbst in der Hauptstadt des Heidentums, in Rom, das Kreuz aufrichteten und eine christliche Gemeinde stifteten, da erwachte auch der Zorn der blinden Heiden, welche für ihre Götter fürchteten und sie fingen an, teils mit Feuer und Schwert das Christentum zu vertilgen, teils aber auch mit Wort und Schrift die Wahrheit des Christentums anzugreifen, zu verspotten und verächtlich zu machen. Wenn aber die Christen ohne Widerstreben sich martern ließen, so schwiegen sie doch nicht zu den Angriffen auf die christliche Wahrheit. – Gelehrte Christen erhoben ihre Stimme, ergriffen die Feder und verteidigten die Lehre Jesu gegen den Hohn und Spott und die Lüge der Heiden. So entstanden in der katholischen Kirche die Schutzredner oder Apologeten des Christentums, unter denen der heilige Justin einer der berühmtesten ist.

Er war zu Naplus, dem alten Sichem in Samaria, von heidnischen Eltern geboren und in den Irrtümern des Heidentums erzogen. Schon als Knabe und noch mehr als Jüngling hatte er eine brennende Begierde nach der Erkenntnis der Wahrheit. Er suchte daher die berühmtesten Lehrer der Weltweisheit auf, um von ihnen die echte Wahrheit zu vernehmen, fand sie aber bei keinem derselben. – Unruhig und niedergeschlagen zog er sich in die Einsamkeit zurück, um durch eigenes Nachdenken zu finden, was er vergeblich gesucht. Da geschah es, daß ihm einst, als er in tiefes Denken versunken am Ufer des Meeres wandelte, ein ehrwürdiger, freundlicher Greis entgegen trat und sich mit ihm in ein Gespräch einließ. Er vernahm aus dem Munde des Greises, daß er vergeblich bei den Weisen der Welt die Wahrheit suche, da dieselben selbst ganz in Irrtum verstrickt seien, und als Justin nun fragte, wie er denn die Wahrheit finden könne, antwortete der Greis: „Lange vor euern Weltweisen gab es in der Welt gerechte Männer, Freunde Gottes, von seinem Geist erleuchtet, man nannte sie Propheten, weil sie künftige Dinge vorher gesagt, die wirklich in Erfüllung gingen. Ihre Bücher, die wir noch haben, enthalten klare Unterweisungen über den Ursprung und das Ziel aller Wesen. Sie lehrten den Glauben an den einzigen Gott, den Vater und Schöpfer der Menschen und aller Dinge und an seinen einzigen Sohn, Jesum Christum, den er auf die Welt gesandt hat. Fange an innig zu flehen im Gebet, damit dir das Heiligtum der Wahrheit und die Türe zum ewigen Leben geöffnet werde; denn die Dinge, von denen ich rede, können nicht begriffen werden, es sei denn, daß dir Jesus Christus sein Licht dazu erteile.“

Nach diesen Worten verließ ihn der Greis und Justin sah ihn nicht wieder; aber seine Rede hatte auf den wißbegierigen Jüngling den tiefsten Eindruck gemacht. Er verlegte sich nun auf das Lesen der heiligen Schriften der Christen, betete oft und viel und bald wurde ihm klar, daß nur im Glauben an Jesus die Wahrheit und das Heil zu finden sei. Hierin bestärkte ihn auch, wie er selbst bekannte, der Wandel der Christen, die so heilig lebten und standhaft Marter und Tod für den Glauben an Christum duldeten. Er widerstand also nicht länger der christlichen Wahrheit, empfing die heilige Taufe , besuchte die heiligen Orte zu Jerusalem und ging dann nach Rom, um dort noch mehr Erkenntnis zu erlangen.

Als Justin nach Rom gekommen war, forschte er unablässig in den heiligen Schriften und hörte den Unterricht heiliger Männer. Es drängte ihn nun auch, andere zur Erkenntnis der Wahrheit zu führen und besonders die viel gelästerte und verfolgte christliche Religion gegen die Heiden zu verteidigen. Um bei den Heiden leichter Eingang zu finden, trug er noch immer den Mantel der Weltweisen, ein eigentümliches Kleid, womit sich die Gelehrten bei den Heiden bekleideten. Zugleich verfaßte er mehrere Schriften zum Schutz des Christentums und unter diesen besonders zwei, welche er den Kaisern Antonius Pius und Markus Aurelius, sowie dem hohen römischen Rat überreichen ließ. Da man damals die Christen als Gottesleugner verfolgte, weil sie die Götzen der Heiden verabscheuten, und sie der schändlichsten Laster beschuldigte, so bewies er in seiner ersten Schutzschrift (siehe unten), daß vielmehr die Christen wahre Anbeter des Einen Gottes seien und verteidigte dann auf das Wärmste die reinen Sitten der Christen. Dies tat er um das Jahr 150 nach Christi Geburt. –

Der heilige Märtyrer Justin stellte dem Kaiser die wahre Lehre Jesu dar, er konnte und durfte nicht lügen, und er hat auch die Wahrheit seiner Worte mit seinem Blut besiegelt. Denn auf diese erste Schutzschrift wurden zwar die Christen nicht mehr so grausam verfolgt, als aber die Verfolgung später heftiger ausbrach, verfaßte er eine zweite Schutzschrift, die ihm das Leben kostete. Er verglich nämlich darin das fromme, tugendhafte Leben der ersten Christen mit der Heuchelei der sogenannten Weltweisen, zu welchen ein gewisser Creszenz gehörte, der öfters vom heiligen Justin überwunden, einen tödlichen Haß gegen ihn faßte. Auf sein Anstiften wurde der Heilige mit mehreren Christen gefänglich eingezogen und vor den Statthalter Rustikus gestellt.

Dieser fragte ihn mit barscher Stimme: „Welche Art von Studium hast du besonders betrieben?“ „Ich habe“, antwortete Justin, „allerlei Lehren versucht, und mich endlich zu der christlichen Lehre bekannt.“ „Was ist das für eine Lehre?“ fragte Rustikus? „Die Lehre der Christen“, sprach Justin, „ist die: An einen einzigen Gott glauben, an den Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge, und Jesum Christum bekennen, den Sohn Gottes, der kommen soll, das Menschengeschlecht zu richten und der seine himmlische Lehre allen denen, welche sie annehmen wollten, mitgeteilt hat. Ich kann über seine unendliche Herrlichkeit nicht reden, bekenne aber, daß die Propheten mehrere hundert Jahre zuvor die Ankunft des Sohnes Gottes auf dieser Erde vorher gesagt haben.“ „Wo versammeln sich die Christen?“ fragte Rustikus weiter. Justin antwortete: „Jeder versammelt sich, wo er kann und wo er will, und unsere Sitte ist es, uns an einem Ort zu vereinigen (dies sagte er, um die Christen nicht zu verraten, die nur insgeheim sich in Häusern oder unterirdischen Gräbern versammeln durften), der Gott der Christen ist nicht in einem Raum eingeschlossen (wie die Götzen der Heiden), unsichtbar erfüllt er Himmel und Erde; überall beten ihn die Gläubigen an, überall verherrlichen sie ihn.“ Nachdem auch die fünf Gefährten des Heiligen standhaft ihren Glauben an Christum bekannt hatten, wandte sich der Statthalter wieder zu Justin und sprach: „Wenn ich deinen Leib mit Peitschenhieben zerhauen lasse, so hoffst du dann in den Himmel aufzusteigen?“ „Wenn ich leide“, antwortete Justin, „ so werde ich das erhalten, was der Herr denen verheißen hat, die seine Vorschriften halten.“ „Was“, rief Rustikus aus, „du bildest dir ein, in den Himmel aufzusteigen, um irgend eine große Belohnung zu erhalten?“ „Ich bilde es mit nicht ein“, erwiderte Justin, „sondern ich weiß es und bin dessen gewiß.“ Als der Präfekt diese Worte hörte, sprach er das urteil, daß alle mit Ruten gepeitscht und zum Tode abgeführt werden sollen. Es geschah; Justin und seine Gefährten wurden gegeißelt und dann mit dem Beil enthauptet, um das Jahr 167. Der heilige Justin wird für den ersten und ältesten Kirchenvater nach den Aposteln gehalten, und seine Schriften legen heute noch Zeugnis von der Wahrheit unserer heiligen Lehre ab. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Erster Teil, 1904, S. 588 – S. 593

siehe auch den Beitrag: Der hl. Justinus lehrt in seiner Schutzschrift

Tags: Heilige

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