Die heilige Barbara Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

4. Dezember

Heilige Barbara Märtyrerin und Nothelferin

Das Morgen- und Abendland verehrt die hl. Barbara seit den ältesten Zeiten mit besonderer Andacht, obwohl die geschichtlichen Nachrichten über ihre Lebensumstände nicht ganz gewiß und übereinstimmend sind. Nach der Überlieferung lebte sie zu Nikomedia in Bithynien und war die einzige Tochter des reichen Dioskorus, der in hohem Ansehen stand und ein besonders eifriger Anbeter der Götter war. Weil Barbara in seltener Körperschönheit aufblühte und große Geistesgaben besaß, liebte sie Dioskor mit väterlichem Stolz und sparte keine Kosten, um ihr eine feine Erziehung und wissenschaftliche Bildung geben zu lassen. Da die Reize ihrer Liebenswürdigkeit schon früh alle Augen und Herzen bezauberten, kam der Vater auf einen seltsamen Einfall: er baute einen hohen, festen Turm, versah ihn mit allen Bequemlichkeiten und die geistige Entwicklung fördernden Dingen und – schloß die geliebte Tochter, sein kostbarstes Kleinod, in demselben ein: er tat es, um sie den entweihenden Blicken der sittenlosen Jugend zu entziehen, vielleicht auch, um von ihr jeden Anhauch der geheimnisvollen Lehren des Christentums, welche dort vorzüglich bei dem Frauengeschlecht in den edlen Familien mächtigen Anklang fanden, abzuwehren, damit sie ungestört in den Wissenschaften sich ausbilden möge. So blieb Barbara`s Herz rein bewahrt vor irdischer Liebe und zugleich um so empfänglicher für die himmlische.

In diesem Turm, wohin nur der Vater und ihre Magd kamen, lernte Barbara die christlichen Glaubens-Wahrheiten kennen und schätzen, man weiß nicht, wie. Die allgemeine Annahme ist, Origenes habe sie durch briefliche Belehrung im Glauben unterrichtet.

Die heilige Barbara kniet vor der Muttergottes Maria mit ihrem Jesuskind, die auf einer himmlischen Wolke sitzen, und hält in ihrer rechten Hand ein flammendes Herz; vor ihr liegen Blumen und ein Schwert

Mit der Zunahme der Jahre und der Vollendung ihrer Schönheit machte ihr Dioskor Heiratsvorschläge mit den lockendsten Aussichten; doch Barbara erklärte freimütig, daß sie keinen sterblichen Mann – und wäre er der kaiserliche Prinz – ehelichen werde. Den Vater verdroß diese Weigerung nicht allzu sehr, weil er darin nur eine philosophische Laune erkannte, die mit der Zeit schon verduften werde. Indessen wurde die Zahl der Werber größer und zudringlicher. Deshalb entschloss er sich, um in ihr durch den Druck der Langeweile und die Entziehung seiner Gegenwart die Lust zu Heiraten zu wecken, eine längere Reise zu machen. Barbara erbat sich noch ein Badezimmer im Turm. Der Vater gewährte die Bitte, ließ zwei Fenster für dasselbe machen und reiste ab. Die Tochter beschleunigte die Arbeit, ließ aber auf eigene Verantwortung statt zwei Fenster drei machen und an der Wand ein Kreuz anbringen, um das Geheimnis der heiligen Dreifaltigkeit und das Zeichen der Erlösung beständig vor Augen zu haben. Hier empfing sie auch die heilige Taufe, wozu sie sich wahrscheinlich das neue Badezimmer erbeten hatte. Als Dioskor heimkehrte und um die Ursache fragte, warum entgegen seinem Plan drei Fenster angebracht worden, gestand ihm Barbara offen: „Ich bin eine Christin und bete Einen Gott in drei Personen an: O Vater, öffne auch du dieser erhabensten und beseligenden Wahrheit dein Herz!“ Das war für ihn, der die Christen mit tiefstem Abscheu haßte, ein zu schreckliches Bekenntnis, er überströmte von Vorwürfen und Verwünschungen und stürzte in Zorneswut mit gezücktem Schwert auf das eigene Kind los. Barbara sprang eiligst davon, er ihr nach; ein im Wege stehender Felsen öffnete sich ihr und schloß sich sogleich dem Verfolger; sie verbarg sich in einer Höhle, aber ein Hirt verriet sie dem suchenden Vater; er schleppte sie an den Haaren über Steine und Gestrüpp nach Hause und warf sie in ein finsteres Gemach. Da Hunger, Schläge und Misshandlungen wider ihren Glauben nichts vermochten, überlieferte er sie eigenhändig dem Statthalter Martian.

Dieser versuchte alle Wege der Güte, der Schmeichelei und Überredung, sparte auch die Drohungen der fürchterlichsten, für eine Jungfrau grausamsten Strafen nicht. Barbara`s Ohr hörte nicht darauf, und ihr Herz wankte nicht. Der Richter, empört, ein so schüchternes Mädchen – Barbara zählte noch nicht zwanzig Jahre – weder schrecken noch beugen zu können, befahl, daß sie mit scharfer Geißelung gezüchtigt werde. Mit Ochsensehnen zerfetzten die Schergen ihren ganzen Leib, daß er nur eine Wunde war, und diese große Wunde rieben sie mit zerstoßenen Scherben, um den Schmerz auf`s höchste zu steigern. Barbara litt diese schauerliche Pein mit himmlischer Geduld und öffnete ihren Mund nicht, auch nicht zu dem leisesten Seufzer. Als sie wieder in den Kerker geführt war, erschien ihr während der Nacht Jesus Christus, heilte ihre Wunden und stärkte sie zu mutvoller Standhaftigkeit.

Als sie des andern Tages ganz geheilt und in anmutiger Schönheit vor Martian wieder erschien, rief ihr dieser voll Verwunderung zu: „Siehe doch, wie gütig die Götter gegen dich sind; bringe ihnen ein freudiges Dankopfer!“ Barbara entgegnete: „Nein, ewig nein! Holz und Stein kann keine Wunden heilen, das vermag nur der Eine wahre Gott, für den ich gerne mein Leben zu opfern bereit bin!“ Der Tyrann befahl die gräßlichsten Martern, unter denen ihr jungfräuliches Schamgefühl entsetzlichere Schmerzen litt, als ihr zerrissener Leib; aber ihr Mut wankte nicht. Martian wußte keine Marter mehr und sprach das Todesurteil aus. Da geschah das Unglaublichste.

Dioskor, der die ganze Marter seines Kindes mit Lust angesehen, erbat sich die Erlaubnis, das Todesurteil selbst vollziehen zu dürfen. Und der eigene Vater begleitete das einzige ihn so innig liebende Kind – mit entblößtem Schwert in der Hand – auf den Richtplatz und schlug ihm das Haupt ab; aber auch sogleich erschlug ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel den Kindesmörder. – Da Barbara auf ihrem Todesgang nicht die heilige Wegzehrung empfangen konnte, flehte sie zum Himmel um die Gnade, Gott möge doch Alle, welche ihr Andenken ehren würden, in der Todesstunde durch den Empfang der heiligen Sakramente trösten. Darum ist sie die besondere Patronin der Sterbenden. Ebenso wird sie unter den vierzehn Nothelfern verehrt als Schützerin in Stürmen, Ungewittern und Feuersbrünsten. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 906 – S. 907

Tags: Heilige

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