Fronleichnam Jesus im Altarsakrament

Fronleichnamsprozession: Unter dem Baldachin geht der Priester mit der Monstranz, gefolgt von Ministranten und dem Volk; Frauen und Männer knien vor dem Allerheiligsten

Jesus im Sakrament verborgen !

Der Geist des Fronleichnamsfestes – ein Geist des Triumphes

Laßt uns niederknien vor Ihm in anbetender Ehrfurcht, während unsere Mutter, die Kirche, uns Seine Schönheit und Seine Süßigkeit, Seine Güte und Seine Nähe verkündet! Wenn wir glauben, wir kennen Ihn, so werden wir nicht die Hälfte von Ihm wissen; wenn wir von Ihm sprechen, werden wir wie Kinder stammeln, und wenn unsere Herzen von Liebe zu ihm erglühen, werden sie kalt sein im Vergleich mit der Liebe, die Ihm gebührt.Denken wir uns das Fest des Fronleichnams…

O süßes Sakrament der Liebe! Wir gehören Dir an, denn Du selbst bist unsere lebendige Liebe. Du bist unser Lebensborn, denn in Dir ist das göttliche Leben selber, unmessbar, voll Erbarmen, in Ewigkeit! Heute ist Dein Tag, an ihm soll nicht ein Gedanke, nicht eine Hoffnung, nicht ein Wunsch in unserem Herzen sein, die nicht ganz für Dich wären!…

Ja, die ganze theologische Lehre über das erhabene Dogma der Eucharistie (1) ist nichts Geringeres als Engelsmusik, für sterbliche Ohren hörbar gemacht, und wenn unsere Seelen dafür gestimmt sind, werden wir die süßen Geheimnisse besser verstehen, die dieses Sakrament unserem entzückten Geist enthüllt…

Aber dies alles stellt uns dar und enthüllt uns eine innere Welt tiefer Anbetung und zahlloser übernatürlicher Wirkungen des Heiligen Geistes, eine Welt der überreichenTätigkeit und unerschöpflichen Kraft des kostbaren Blutes. Ein einziger übernatürlicher Akt, wie viel teurer ist er Gott, als Ihm tausend Sünden verhaßt sind! Denn der Wohlgeruch Christi, die Salbung Seiner Gnade, die Zierde Seines Blutes und das Siegel Seiner Verdienste liegen in diesem einzigen Akte…

Triumph also ist der Charakter, der das Fest des hochheiligen Sakramentes kennzeichnet. Sein Geist ist ein Geist des Triumphes.Wir wollen uns dies klar zu machen versuchen; denn das Gefühl des Triumphes ist nicht der gewöhnliche Geist der Andacht und wir sollten genau wissen, was das bedeutet; denn es hat großen Einfluß auf die Frische und Kraft unseres Glaubens und auch auf jene Freiheit des Geistes, ohne die es keine evangelische Vollkommenheit gibt.

Groß und erbauend ist die Mannigfaltigkeit, womit die Kirche in ihrer Liturgie (2) und in ihrem Ritus (3) zu uns spricht, wie wir das von der Fülle des ihr innewohnenden Heiligen Geistes erwarten dürfen. Vorzüglich sind es entweder Gefühle der Sündhaftigkeit oder Gefühle der Vergebung oder Gefühle der Verbannung aus der ewigen Heimat, die sie zum Ausdruck bringt…

Dieses dreifache Gefühl der Sünde, der Sündenvergebung und der Verbannung gibt uns einen klaren Einblick in den Geist der katholischen Andacht…

Der Geist des Fronleichnamsfestes erregt nicht ein Gefühl der Sünde, der Sündenvergebung oder Verbannung, sondern des Triumphes, das allerdings damit endigt, daß es in der Seele die rührendste und wehmütigste Andacht erweckt, wie wir in der Folge sehen werden. Aber wahr ist es, daß alles, was die Andacht Freudiges, Erhebendes, Beharrliches, hohe Dinge Anstrebendes und Vollendendes, Kühnes und Zuversichtliches hat, vom Glauben kommt und durch die Anbetung des heiligen Sakramentes in die Seele eingeführt und darin gepflegt wird. Dies ist das Geheimnis von dem Starkmut der Heiligen…

Wenn es wahr ist, was uns der heilige Philipp Neri sagt, daß es ein schlimmes Zeichen sei, wenn wir an großen Festen nicht eine bemerkbare Andacht und Freudigkeit in uns wahrnehmen, ist es nicht ebenfalls wahr, daß es von Wichtigkeit ist den eigentlichen und besonderen Geist eines jeden Festes zu erfassen, um daraus das heilige Feuer und die Süßigkeit zu ziehen, die es in sich schließt?

Ich sage daher: das Fronleichnamsfest ist ein Fest des Triumphes.

Es ist sogar eher ein Tag des Triumphes als der Freude, ein Tag der Macht, ein Tag furchtlosen öffentlichen Bekenntnisses des Glaubens und himmlischen Sieges der Wahrheit über den Zweifel, den Irrglauben, die Lüge, den Frevel am Heiligen und über die Gotteslästerung…

Die streitende Kirche ist für einen Augenblick mit der triumphierenden verbunden und vergißt ihre Verbannung und ihren Zustand des Kampfes, und die Anbetung der heiligsten Dreifaltigkeit, die gewissermaßen ein Vorgeschmack des Himmels ist, findet ihren ganz angemessenen Ausdruck in der freudigen Verehrung des heiligen Sakramentes.

Es ist ein Tag, an dem wir nicht still sein können, daher ein Tag der Prozessionen. Es ist ein Fest des Jubels und Gesanges, bald gegen die Erde hin, indem wir unter den frohlockenden Klängen des „Lauda Sion“ (4) auf ihr herumziehen, bald zum Preise der Kirche, indem die ganze Welt vom Jubelruf der Erlösten widerhallt, die ihren Erlöser um die Wälle des unüberwindlichen Sion herumtragen.

(1) Das Geheimnis des Tabernakels hat je nach den verschiedenen Seiten und Beziehungen, die ihm als Opfer oder als Sakrament oder in einer beiden gemeinsamen Weise zukommen, in der Heiligen Schrift, bei den Kirchenvätern und in den Lehraussprüchen der Kirche die verschiedensten Namen erhalten; nach der Art und Weise seiner Einsetzung (Matth. 26,26) heißt es „Eucharistie“ = Danksagung.

(2) Liturgie ist die Gesamtheit jener Anweisungen und Formulare, nach denen die heilige Messe zu feiern ist.

(3) Ritus ist der Inbegriff von Zeremonien, die miteinander ein Ganzes bilden, z.B. Messritus, Taufritus. Die Gesamtheit aller Riten einer Religion heißt ihr Kultus.

(4) Anfangsworte der Sequenz (eines Lobgesanges) in der Messe des Fronleichnamsfestes. („Lobe, Sion, den Erlöser.“) – Aus: Frederick William Faber, Das heiligste Altarssakrament oder die Werke und Wege Gottes, 1919, S. 2 – S. 13

Tantum ergo sacramentum

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