Die Wirksamkeit des Jesuitenordens

Ignatius von Loyola und Francisco Xavier vor dem Christusmonogramm, dem Zeichen des Ordens der Jesuiten

Die Wirksamkeit des Jesuitenordens namentlich durch die Missionen

Kein geistlicher Orden der katholischen Kirche ist so verschieden beurteilt, keiner ist so sehr gehasst, geschmäht und verfolgt worden bis zur Stunde noch, als der Orden der Jesuiten; kein Orden aber, so darf man behaupten, ist von Gott und Menschen mehr geliebt und geehrt worden, weil keiner mehr hat leiden müssen, bis zur Stunde als dieser. Ist Schmach und Verfolgung, ist überhaupt das Kreuz ein Kennzeichen der wahren Jüngerschaft Jesu Christi, so trägt niemand mehr dieses Kennzeichen an sich als die Gesellschaft Jesu.

Der heilige Ignatius, ein wahrer Liebhaber des Kreuzes, hat sich vom Herrn die Gnade erbeten und es vorausgesagt, dass die Glieder seines Ordens niemals ohne Verfolgung sein möchten. Und bis zur Stunde hat sich diese Bitte und Weissagung des Heiligen erfüllt. Zu keiner Zeit hatte sein Orden Ruhe; wenn er in einem Land siegreich kämpfte und im Frieden an der Ausbreitung des Reiches Gottes arbeitete, so brach in einem andern Land der Sturm der Verfolgung gegen ihn los und man konnte zu gleicher Zeit die Wutausbrüche der Feinde und die Lobeserhebungen der Freunde der Jesuiten hören.

Vielleicht hast auch du, lieber Leser, dergleichen schon gehört und gelesen, dass die Jesuiten die Verderber des Volkes, die Feinde der Menschheit seien, welche man überall ausrotten müsse. Kannst du wohl dieses glauben? Die einzige Absicht der Jesuiten ist, wie du schon im Leben des heiligen Ignatius gesehen, „die größere Verherrlichung Gottes, die Beförderung des Heiles der Seelen, die Erhöhung und Ausbreitung der heiligen katholischen Kirche, die Bekämpfung des Irr- und Unglaubens, wo er sich zeigt, und die Verteidigung der Wahrheit, wo sie angegriffen wird.“

Die Mittel hierzu sind Gebet, Buße, ein lauterer Lebenswandel, die Predigt des Wortes Gottes, die heilige Wissenschaft und das – Martertum. Diese Mittel haben die Jesuiten zu aller Zeit und in einem Sinn und Geist, mit vereinter Kraft und mit unablässigem Eifer angewendet und wenden sie noch an, und sie haben dadurch unendlich viel Gutes, sie haben das Höchste geleistet.

Die Jesuiten sind die Meister des Gebetes. Durch die geistlichen Übungen oder die heiligen Exerzitien ihres heiligen Vaters Ignatius haben sich Tausende und Tausende von Sündern bekehrt, Tausende und Tausende in die Weise des inneren Gebetes eingeführt und auf den Weg der christlichen Vollkommenheit geleitet. –

Ihre Feinde haben ihnen alle Arten von Verbrechen vorgeworfen, aber niemals haben sie ihre Anschuldigungen beweisen können; vielmehr gibt die immer frische Lebenskraft, welche im Orden wirkt, der Eifer, der alle Glieder des Ordens belebt, der lebendige, unbesiegbare Glaubensmut, der alle Glieder durchdringt, Zeugnis von ihrem lauteren, gottseligen Lebenswandel und von dem Geist der Buße und der Abtötung, der in ihnen herrscht.

Der Orden zählt allein achthundert Märtyrer, welche für den heiligen Glauben ihr Blut vergossen, und noch bis zur Stunde benetzt das Blut der Jesuiten den Boden von China, wo sie für die Ausbreitung des heiligen Evangeliums leben und sterben. Konnte wohl ein Orden, den man der gröbsten Verbrechen beschuldigt, so viele Helden des Glaubens hervorbringen? Sterben wohl Gottlose für Jesus Christus und das Heil ihrer Mitmenschen? –

Der Obere der Jesuiten ruft ein Mitglied des Ordens und spricht zu ihm: „Morgen gehst du nach China, da wartet deiner Verfolgung, ja vielleicht der Martertod!“ „Ja, mein Vater!“ spricht der Jesuit, und er geht ohne Widerrede, um im fernen Lande – gemartert zu werden und – unter dem Beil zu sterben! Kann es höheren Gehorsam, größere Selbstverleugnung, feurigere Liebe zu Jesus geben?

Selbst die grimmigsten Feinde des Jesuitenordens können es nicht leugnen, dass es keine Wissenschaft gibt, welche die Jesuiten nicht gepflegt und in welcher sie sich nicht ausgezeichnet haben. Über 12.000 Schriftsteller geben Zeugnis von ihrer Gelehrsamkeit, ihrem Fleiß und Eifer. In allen Ländern der Erde, darf man sagen, errichteten sie Lehranstalten für die Bildung und Erziehung der Jugend; sie sind unbestritten die Meister der Erziehung; um ihre Lehrkanzel drängten sich die Schüler aus allen Nationen.

Der Jesuit Johann Maldonat lehrte um das Jahr 1565 die Weltweisheit zu Paris. Die Zahl seiner Zuhörer war so groß, dass er unter freiem Himmel seine Lehrkanzel aufschlagen musste, um gehört zu werden. Die größten Gelehrten sind aus ihren Schulen hervorgegangen, die frömmsten, gebildetsten Männer haben sie erzogen. –

Wer kennt nicht den heiligen Jüngling Aloysius, den heiligen Jüngling Stanislaus Koska, den seligen Johannes Berchmans, diese lieblichen Blüten des Jesuitenordens?

Jesuiten als Missionare

Die Wirksamkeit des Jesuitenordens: Flugblatt zur segensreichenTätigkeit der Jesuiten in Böhmen

Flugblatt zur segensreichen Tätigkeit der Jesuiten in Böhmen

Wahrhaft Unermessliches haben aber die Jesuiten ganz besonders durch ihre Missionen geleistet. Du hast schon im Leben des heiligen Ignatius gelesen, wie er seine Schüler in alle Länder aussendete, um mit dem Schwert des Wortes Gottes und heiliger Wissenschaft die Fackel des Glaubens anzuzünden oder neu zu entflammen, die Wahrheit zu verteidigen, den Irrtum zu bekämpfen, die Laster auszurotten.

Kaum hatte er seine Gesellschaft gestiftet, so sendete er den frommen Petrus Faber, welchen er den Engel der Gesellschaft nannte, nach Deutschland, wo Luther und seine Gesellen ihr verderbliches Unwesen trieben. Er gewann allgemeines Zutrauen und befestigte besonders an Rhein und Main den heiligen Glauben. Zwei Jahre später sendete der Papst zwei andere Jesuiten Lejah und Bobadilla nach Deutschland, welche in den Städten Regensburg, Ingolstadt, Dillingen, Salzburg, Worms, Wien und vielen andern dem eindringenden Strom der Irrlehre einen gewaltigen Damm entgegensetzten.

Und was der heilige Petrus Canisius in Deutschland, namentlich in Bayern, für den heiligen Glauben und die guten Sitten getan, das ist allgemein bekannt. Der Mitarbeiter Luthers an der Empörung gegen die Kirche und Zerreißung der Einheit des Glaubens, Melanchthon, rief oft voll Schmerz über die siegreichen Kämpfe der Jesuiten aus: „O weh, weh, wie wird es mit dem neuen Evangelium gehen! Die ganze Welt wird mit Jesuiten erfüllt!“

Wahrlich, hätten die protestantischen Fürsten damals den Jesuiten den Zutritt in ihre Länder gestattet, die neue Lehre Luthers hätte keine Wurzel fassen können; denn wohin die Jesuiten kamen, lehrten und predigten, da wurde der Irrlehre Stillstand geboten und die Verführten kehrten wieder zur Einheit der Kirche zurück.

Kein Wunder, dass die Protestanten die Jesuiten bis zum Tode hassten; kein Wunder, dass sie auch heut zutage noch diesen Hass im Herzen tragen und in Wort und Schrift die Jesuiten schmähen, verfolgen und leider auch verleumden!

Siehe auch den Beitrag auf katholischglauben.online: Die Revolte im 16. Jahrhundert in Europa

Das Nämlich taten und tun noch die Ungläubigen, die sogenannten aufgeklärten Katholiken, die Empörer gegen weltliche und geistliche Obrigkeit. –

Diese geschworenen Feinde des Christentums und besonders der katholischen Kirche sind auch natürliche Feinde des Jesuiten, weil diese ihrem Treiben kühn entgegentreten, weil diese am eifrigsten den heiligen Glauben verteidigen, weil diese am eindringlichsten den Gehorsam verkünden, weil diese am besten die Laster bekämpfen, weil sie, mit einem Worte, die siegreichsten Bekämpfer des Höllengeistes sind!

Die Mission der Jesuiten erstreckt sich aber nicht bloß über die Länder in Europa. Über 8000 Jesuiten zogen seit mehr als 300 Jahren in alle Teil der Welt, um Leib und Leben der Verbreitung des Namens Jesus und dem Heil der Götzendiener zu weihen. Franz Xaver ging auf Geheiß des heiligen Ignatius nach Indien, predigte dort Jesum den Gekreuzigten, bekehrte innerhalb 10 Jahren zweiundfünfzig Königreiche, durchwanderte zu Fuß ein Gebiet von 1000 Meilen (ca. 1.609 km) und taufte eigenhändig eine Million Mohammedaner und Götzendiener! Franz Xaver aber war ein Jesuit, des heiligen Ignatius Freund und Schüler!

In Asien errichteten die Jesuiten 150 Missionen; sie drangen in die tiefsten Sandwüsten Afrikas und pflanzten dort das Kreuz auf, und was Amerika betrifft, so darf man nur den Namen des Negerapostels, des heiligen Petrus Klaver, und die Mission von Paraguay nennen und man ist gezwungen zu bekennen: „Hier wirkte Gottes Finger!“ –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 2, 1904, S. 1306 – S. 1309

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