Das Dreizehnte Jahrhundert für die Päpste

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Groß erscheinen die Päpste dieses Jahrhunderts

Großartig zeigt sich dieses Jahrhundert in seinen Kämpfen, Ringen und Erfolgen; es ist das glänzendste des Mittelalters, das weder vorher noch nachher dieser Höhe nahe gekommen ist. Es fehlen nicht die Schattenseiten, aber die Lichtseiten überwiegen. Die Völker, vom lebendigen Glaubens-Bewusstsein getragen, vollbrachten Großtaten, die ihnen die Bewunderung aller Zeiten sichern. Die Päpste waren es, die zu allem Schönen, Edlen und Großen die dieses Jahrhundert auszeichnen, den Anstoß gaben oder ins Leben riefen oder mächtig förderten. Achtzehn Päpste saßen in diesem Jahrhundert auf dem Stuhl des hl. Petrus, großenteils Männer von erprobter Tugend, reiner, edler Gesinnung, mehrere von ihnen waren wahre Helden an Tatkraft und Seelengröße.

Groß erscheinen die Päpste dieses Jahrhunderts in den Kämpfen gegen die Ungläubigen, waren doch die Kreuzzüge hauptsächlich ihr Werk. Vier Kreuzzüge wurden im Laufe des 12. Jahrhunderts nach dem Orient unternommen, die kleinen Heereszüge nicht eingerechnet. Wenn auch der nächste Zweck der Kreuzzüge (*) nicht erreicht wurde, so war doch soviel Heldenblut nicht umsonst geflossen; Jahrhunderte lang wurde Europa vor einer Überflutung des Islams von Osten her bewahrt, der Gesichtskreis der europäischen Völker erweitert, Handel, Schiff-Fahrt, Kunst und Gewerbe gefördert, die griechische und arabische Literatur dem Abendland zugänglich gemacht. Die Kreuzzüge brachten die schönste Blüte des Rittertums, die Ritterorden hervor, begünstigten das Bürgertum und das Aufblühen der Städte, milderten und lösten teilweise die Bande der Leibeigenschaft, führten viele getrennten Brüder aus dem Orient zur Einheit der katholischen Kirche zurück, wie die Maroniten und Armenier, veranlaßten und förderten die Missions-Tätigkeit ins Innere von Asien wie auch nach Afrika. Infolge der Kreuzzüge haben Hunderttausende, die sonst in unrühmlicher Fehde ihr Leben vergeudet hätten, vom lebendigen Glauben an den Erlöser getragen in edlem Kampf als Soldaten Christi das himmlische Jerusalem erobert. Endlich verdankt die Welt den Kreuzzügen großartige Stiftungen, Wohltätigkeits-Anstalten, wahre Heldentaten bei einzelnen sowohl wie bei ganzen Genossenschaften. Nahm aber die Begeisterung für die Wiedergewinnung des Heiligen Landes immer mehr ab, so erlosch der Glaubenseifer noch nicht, er dauerte das ganze Jahrhundert und darüber hinaus fort in den Kämpfen gegen die Mauren in Spanien, wie gegen die noch heidnischen Preußen. Die einen wurden immer weiter zurück gedrängt, die anderen für das Christentum gewonnen.

Durch die Annahme des Kreuzes wurden Leibeigene frei, andere erhielten von ihren Herren bei ihrem Antritt des Zuges ins Gelobte Land oder nach erfolgter glücklicher Heimkehr aus frommem Sinn die Freiheit.

Wahre Heldengröße bewiesen die Päpste im Kampf um die Freiheit der Kirche gegen den erneuten Ansturm der Hohenstaufen.

Groß zeigten sich weiter die Päpste im Kampf gegen die Irrlehrer, namentlich gegen die Waldenser und Albigenser Diese zwei Ketzereien traten schon im vorigen Jahrhundert auf, aber jetzt brachen sie aus den Tälern des südlichen Frankreichs, Savoyens und Piemonts wie eine verheerende Flut hervor und suchten mit allen Mitteln der Lüge, der Heuchelei, der List und selbst der Gewalt sich zu verbreiten. Um die weitere Verbreitung zu verhindern, die Irrenden zu entdecken, zu belehren, zurück zu führen, die unschuldigen aber vor der Gefahr der Ansteckung zu bewahren, wurde die Inquisition eingeführt.

(*) Sehr treffend und geistreich schreibt de Maistre über die Kreuzzüge: „Keiner glückte, aber glückten. Allen glückte die Verteidigung der Christenheit gegen die Zerstörungen des Mohammedanismus und gegen alles, was diesem gleicht. Keinem für sich allein glückte es, das Ziel vollkommen zu erreichen. Nur die unüberwindliche Beharrlichkeit der römischen Kirche und der Päpste in der allgemeinen Verteidigung der Christenheit haben uns die Sicherheit verschafft, deren wir uns seit fast zwei Jahrhunderten erfreuen.“ So schrieb dieser ausgezeichnete Katholik und Verteidiger der katholischen Kirche vor hundert Jahren. –
aus: P. Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste 1907, S. 406 – S. 407

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