Untergang Jerusalems Ende des Alten Bundes

Zwei Figuren symbolisieren den Alten und den Neuen Bund: links ist das Christentum, rechts das Judentum

Die Zerstörung Jerusalems durch die Römer: die Stadt brennt, die Juden stürzen sich oder werden über die Mauer gestürzt

Zerstörung und Untergang Jerusalems

Ende des Alten Bundes

Für die Juden, welche so hartnäckig im Unglauben den wahren Messias zurückgewiesen und ans Kreuz gebracht hatten, war die Lage eine furchtbare. Am 17. Juli hörte das tägliche Opfer des Alten Bundes auf, am 10. August ward der Tempel erstürmt und in Asche gelegt, am 2. September 70 fiel auch die obere Stadt. Von nun an hatte das Volk Israel kein Opfer, keinen Altar, keinen Tempel mehr. Mit der Heiligen Stadt verbrannten auch die Geschlechtsregister und so konnte und kann das einst auserwählte Volk keine gesetzmäßigen Priester und kein Priestertum mehr nachweisen. Denn legitime, berechtigte Priester konnten im „Alten Bund“ nur Männer sein, welche von Aaron abstammten. Während nur Nachkommen Aarons die Dienste der Priester im Tempel versehen durften, konnten wiederum nur Leviten, das ist Sprößlinge von Jakobs Sohn Levi sich bei den ihnen von Gott zugewiesenen niederen Diensten beteiligen. Deshalb wurden immer genaue Geschlechtsregister, Verzeichnisse, geführt über die Söhne der alttestamentlichen Priester und Leviten.

Weil nun diese Geschlechtsregister bei dem Brand und bei der Zerstörung von Jerusalem sämtlich zugrunde gingen und das Volk Israel so zerstreut wurde, verschwand das Priestertum des „Alten Bundes“, an dessen Stelle Gott das durch die Weihe geschaffenen Priestertum des „Neuen Bundes“ für immerwährende Zeiten setzte.

Durch den Untergang des Tempels und durch die Beseitigung des bisherigen Priester- und Levitentums war die Beobachtung der Einrichtungen und Vorschriften für den „Alten Bund“ unmöglich geworden: es verschwanden die wesentlichen Bestandteile des mosaischen Gesetzes und so war nicht bloß rechtlich, sondern auch tatsächlich mit dem Jahr 70 der „Alte Bund“ aufgehoben: Das Opferwesen und das aaronitische Priestertum war gefallen. Gott hatte bereits eine reinere und vollkommenere Religion für die Menschen durch das Christentum gegründet.

Am 19. Dezember 69, also acht Monate vor der Zerstörung des jüdischen Tempels, war auch das erste Heiligtum des heidnischen Roms zerstört worden. Denn im Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des Vitellius und Vespasian, welche um den römischen Kaiserthron stritten, war bereits, von römischer Hand angezündet, das weltberühmte Kapitol mit den hochverehrten Heiligtümern des Jupiter, der Juno und der Minerva in Flammen aufgegangen…

So gingen die berühmtesten Kultusstätten des Heidentums und Judentums durch Feuer unter, zum Zeichen, daß beide einer neuen reineren Gottesverehrung den Platz räumen sollten.

Schon beim Kreuzestod Christi „riß der Vorhang des Tempels in zwei Stücke, von oben bis unten“ (Matth. 27,51). Es war der innere Vorhang zwischen dem „Heiligen“ und „Allerheiligsten“ des „Alten Bundes“.

Dieser Vorhang, welcher das Heiligtum des „Alten Bundes“ verschloß, zerreißt in dem Augenblick, als der Opfertod Christi, des ewigen Hohenpriesters, das Allerheiligste des Himmels eröffnete (Hebr. 6,20), nachdem alle Geheimnisse der vorbildlichen Kirche des „Alten Bundes“ erfüllt, erklärt und abgeschlossen, die Hüter des alttestamentlichen Heiligtums aber wegen ihres an dem „Heiligsten der Heiligen“ (Christus) vollendeten Frevels verworfen werden.

Dadurch wurde angedeutet, daß durch die Übertragung aller Gnaden und Gewalten auf die Weltkirche des „Neuen Bundes“, das ist auf die katholische Kirche, nun allen Völkern der Zutritt zu dem Thron der Barmherzigkeit und zu dem Tabernakel der sakramentalen Gegenwart des Herrn für immer eröffnet worden sei. (Hebr. 10,19)

Die Leitung dieser Weltkirche obliegt eben den Nachfolgern des hl. Petrus, den Bischöfen von Rom. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 88 – S. 90

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