Notwendigkeit sich vom Bösen zu trennen

Die heiligen drei Könige (Magier) mit ihren Begleitern sehen den Stern am Himmel, in dem sie das Jesuskind sehen

Jesus Christus von den Magiern gefunden

oder Die Hilfsmittel und die Tröstungen des Glaubens

Über die Notwendigkeit sich vom Bösen zu trennen

2. Erklärung der Worte: „Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort, wo das Kind war, ankam und still stand. Da sie aber den Stern sahen, hatten sie eine überaus große Freude.“ Notwendigkeit, sich von dem Umgang der Bösen zu trennen, um zu Jesu Christo zu kommen. Ankunft der Magier in der Grotte zu Bethlehem, und schönes Bild, das sich ihrem Blick darbot.

Wer Gott aufrichtig sucht, der ist auch voll Ungeduld, ihn zu finden. Nachdem daher die heiligen drei Könige von der Synagoge durch Herodes die Aufklärung hinsichtlich des Ortes der Geburt des Messias, die sie in Jerusalem zu suchen gekommen waren, erhalten hatten, säumten sie nicht im Mindesten, ihren Weg nach Bethlehem fortzusetzen: Qui cum audissent regem, abierunt. (Matth. 2) Und, o Zug der ausgezeichneten Güte Gottes gegen diese aufrichtigen und treuen Seelen! Die Magier sind noch nicht aus den Toren Jerusalems gegangen, als sie, da sie es am wenigstens vermuten, den Stern wieder sehen, der sie aus dem Morgenland nach Judäa geführt hatte, glänzend von einem neuen Licht und ihnen vorangehend und ihnen den Weg bezeichnend: Et ecce stella, quam viderant in Oriente, antecedebat eos.

Doch wundern wir uns nicht darüber, sagt der Emissener: Die Magier sehen den Stern wieder, so bald sie sich von Herodes getrennt haben; denn kaum entfernt sich der Mensch von dem Umgang der Bösen, und trennt sich von dem Teufel und seinen bösen Gesellen, so sieht er auch sogleich das heilige Licht der Gerechtigkeit und der Wahrheit in die Augen seiner Seele leuchten. Und auch Haimon sagt: Der Stern bedeutet die göttliche Gnade, welche dem Menschen entgegen geht, der den Entschluss faßt, die Partei des wahren Herodes, nämlich des Teufels, zu verlassen, und führt ihn zu den Füßen Jesu Christi. Vergebens also, fügt Euthymius hinzu, schmeicheln wir uns, uns zu einer großen Kenntnis, zu einer großen Liebe Jesu Christi erheben zu können, wenn wir nicht unser Herz von den irdischen Neigungen losmachen, wenn wir nicht dem Umgang mit den Bösen entsagen, wenn wir uns nicht von der Verderbtheit der Welt trennen. Wenn die Magier nicht wie Abraham aus dem eigenen Lande gezogen wären, wo die Abgötterei mit allen Lastern herrschte, wenn sie nicht wie Lot das neue Sodom, Jerusalem, verlassen hätten, wo man gegen Gott selbst kämpfte und ihn verhöhnte, so hätten sie nie das Glück gehabt, den Stern wieder zu sehen, der sie zu den Füßen Jesu Christi führte. Es ist also nötig, daß auch wir die ungläubige und verderbte Stadt, den Umgang der Gottlosen und der Ausschweifungen verlassen, welche unter der höllischen Eingebung ihres Königs und Führers, des Teufels, mehr oder weniger öffentlich der Wahrheit und der Tugend, der Frömmigkeit und der Schamhaftigkeit nachstellen, und daß wir uns ohne Verzug auf den Weg begeben, der zu Jesu Christo führt. Wir werden daher kaum diesen edlen Entschluss gefaßt haben, so werden auch wir den mystischen Stern sehen; das göttliche Licht wird in unsere Seele leuchten, die göttliche Stimme wird sich unserm Herzen vernehmlich machen. Und es darf uns nicht abschrecken, daß wir fehlerhaft und eitel wie die Magier, und nicht einfach und unschuldig, wie die Hirten gewesen sind. Es ist genug, daß wir Jesum Christum suchen wie die Magier, um ihn anzubeten, und nicht wie Herodes, um ihn zu verderben; dadurch allein schon machen wir uns würdig, ihn zu finden, ihn zu erkennen, ihn zu sehen, ihn mit Wohlgefallen zu betrachten.

Wer aber kann das Übermaß des Trostes und der Freude begreifen, geschweige erklären, womit das Herz der Magier überströmt wurde, als sie den Stern wieder sahen? Der Evangelist spricht, wie wir schon anderswo bemerklich gemacht haben, in Worten davon, welche eine Trunkenheit von unermeßlicher Freude, ein Entzücken ausdrücken, daß es kein größeres und innigeres geben kann: Videntes stellam gavisi sunt gaudio magno valde. Aber wie und warum sind sie so sehr von Freude entzückt, als sie den Stern wieder sehen? Ist vielleicht der Anblick einer himmlischen Erscheinung der Grund eines großen Trostes für die Menschen? Und sehen wir nicht jeden Tag die Sonne, den Mond und die Sterne mit Gleichgültigkeit? Die Worte: „Als sie den Stern sahen: Videntes stellam“, bedeuten also hier, sagt der Emissener, daß sie, als sie den Stern sahen, auch begriffen, was der Stern ihnen ankündigte. Es war also nicht der Anblick des Sterns, sondern die Bedeutung dieser seiner neuen Erscheinung, was die Magier mit einer paradiesischen Freude erfüllte. Und Euthymius sagt: Und wie hätten die Magier nicht mit einem heiligen Jubel jauchzen sollen, als sie den Stern, ihren getreuen Führer, wieder sahen, den sie für immer verloren zu haben fürchteten, und der in ihren Herzen ein festes Vertrauen erweckte, bald denjenigen zu finden, welchen sie suchten? Welches Wunder also, fügt die Glosse hinzu, daß die Magier eine unermeßliche Freude bei dem Anblick des Sterns empfunden haben, der ihnen die gewisse und nahe Erwerbung eines unermeßlichen Gutes, die Kenntnis Jesu Christi voraus sagte.

Mit der Freude im Gesicht, mit der Hoffnung im herzen gehen sie also dem Stern nach. Er geht ihnen voraus, sagt Chrysostomus, um anzuzeigen, daß, wenn man aufrichtig Gott sucht, nicht bloß die Menschen, sondern auch die Dinge, nicht bloß die Schicksale des Lebens, sondern selbst die unbeseelten Elemente mit einem merkwürdigen Wetteifer dazu beitragen, daß man ihn finde. In der Tat, die Magier gelangen endlich mittels des Sterns nach Bethlehem; sie befinden sich schon im Angesicht der glücklichen Hütte; sie fühlen schon ihr Herz von ungewöhnlichem Liebespochen in der Brust jauchzen. Sie brauchen nicht von den Menschen zu erfragen, wo das Kindlein sei; denn der Stern, der wie ein prächtiges Zeltdach, wie ein Lorbeerkranz, wie eine Krone vom reizendsten Licht über seinem Haupt stehen bleibt, zeigt ihnen seine Wohnung an, wie er ihnen schon den Weg zu ihm angezeigt hatte: Usque dum veniens staret supra ubi erat puer.

Wie schön und erfreulich ist also nicht dies Wunder! Der Stern, der den Magiern die Geburt Jesu Christi voraus gesagt hatte, zeigt ihnen nun seine Person an! Nachdem er ein Evangelist und ein Apostel gewesen, ist er nun auch ein Vorläufer, und scheint ihnen zu sagen: Seht da das Lamm Gottes, das eure Sünden tilgen wird; denn er ist gekommen, um die Sünden der ganzen Welt zu tilgen: Ecce Agnus Dei; ecce qui tollit peccatum mundi. (Joh. 1) Denn, sagt der Emissener, der Stern schien, indem er über der glücklichen Grotte stehen blieb, in der sich die Hoffnungen und das Heil der Welt befanden, auszurufen (da auch er seine eigene Sprache hatte): Hier, hier ist das Kindlein geboren. Hier ist die Mutter, die ihn geboren hat. Derjenige, welcher mit seiner Unermesslichkeit sich überall befindet und Alles erfüllt, ist in diesem kleinen Leibchen verborgen und verschlossen.

Bemerkt jedoch, fügt derselbe Vater hinzu, daß der Evangelist nicht sagte, der Stern sei über dem Kinde, sondern über dem orte, wo das Kind war, stehen geblieben. Was wollte er nun aber damit sonst anzeigen, als Maria? Denn wo war Jesus Christus sonst als in dem Schoß seiner Mutter? O köstlicher und entzückender Anblick also! Ein Stern bleibt über einem andern Stern stehen; denn das Wort Maria bedeutet Stern des Meeres! Wenn also der Sohn ein Stern ist, so ist auch die Mutter ein Stern: ein Stern, der einen andern Stern geboren hat; obwohl der Stern, der geboren ist, weit edler ist, als jener, der ihn geboren hat. Und deshalb heißt es von dem materiellen Stern, welcher das Vorbild Jesu Christi war, daß er darüber stand; denn der Sohn ist unendlich höher als seine Mutter. Und der heilige Peter Damian sagt auch: Siehe, die Sonne ist von dem Stern geboren; und von der Jungfrau ist derjenige entsprossen, der die Jungfrau erschaffen hat; denn es heißt im Psalm: „Der Mensch ist vom Weibe geboren; aber das Weib selbst ist das Werk desselben höchsten Menschen, den sie geboren hat.“ Seht also da die reizende Szene, das schöne Schauspiel, da sich in Bethlehem darbietet: Ein Stern in der Luft, ein Stern auf Erden, und die Sonne in der Wiege. Der Stern der Luft ist jener leuchtende Körper, welcher erschienen ist und die Magier geführt hat, und von dem sie im Evangelium gesagt haben: „Wir haben seinen Stern gesehen.“ Der Stern auf Erden ist die Jungfrau Maria, welche Balaam in seiner Weissagung voraus gesagt hat, indem er sprach: „Es wird ein Stern aus Jakob geboren werden.“ Die Sonne in der Wiege ist unser Herr Jesus Christus, von welchem nach dem, was im Buch der Weisheit voraus gesagt ist, die Verworfenen einst sagen werden: „Wehe uns, die wir uns von dem Wege der Wahrheit entfernen wollten, und deshalb des heiligen Lichtes der Sonne der Gerechtigkeit beraubt worden sind.“ –
aus: Joachim Ventura, Exgeneral der Theatiner, die Schönheiten des Glaubens oder: Das Glück, an Jesum Christum zu glauben und der wahren Kirche anzugehören. Eine Erklärung des Geheimnisses der Epiphanie des Herrn. Bd. 6, Dritter Teil, 1858, S. 199 – S. 205

Weitere Beiträge zur Dogmatischen Theologie

Jungfräulichkeit Mariä und Menschheit Jesu
Der Aberglauben mit der Zahl 13