Man kann uns Christen nicht tot machen

Jesus Christus in seiner Glorie erscheint auferstanden aus dem Grab, links sitzt ein Engel anbetungsvoll; im Vordergrund liegen die Wächter auf dem Boden

Die Bedeutung der glorreichen Auferstehung Jesu Christi

Dass man uns Christen nicht tot machen kann

Die große Bedeutung der Auferstehung besteht darin, daß sie die Krönung des Lebens und Wirkens Christi, die Vollendung der Erlösung ist, und zwar in dreifacher Beziehung.

Erstens war der Zweck des Wirkens Christi behufs unserer Rechtfertigung durch den Glauben der Erweis seiner wahren Gottheit. Lehr- und Wundertätigkeit hatten darin ihr nächstes Ziel. Diesem großartigen Beweis der Gottheit Jesu aber fehlte noch ein Glied, und zwar das hauptsächlichste, nämlich die Auferstehung. Der Heiland selbst hatte den Juden die Auferstehung als sein Hauptwunder und als den schlagendsten Erweis seiner Gottheit in Aussicht gestellt. Jetzt bewirkt er dieses Wunder, und es ist in der Tat viel größer als jedes andere Wunder, das seine Feinde vom Himmel fordern konnten (Mark. 8, 11), weil es ein Wunder an seinem eigenen Leib und Leben ist. Es ist also die Auferstehung der letzte und höchste Beweis seiner Gottheit. Alle andern Wunder ruhen auf diesem und erhalten von ihm ihre Bestätigung. So strahl die Herrlichkeit der Auferstehung auf das ganze Leben und Wirken Jesu zurück und verklärt es mit einem herrlichen Glorienschein.

Zweitens war der Zweck des Wirkens Christi unsere Befreiung aus der Herrschaft Satans. Mit drei gewaltigen Heeren: durch die macht der Leidenschaften, durch die Sünde und durch den Tod, hatte der Fürst der Finsternis die Menschheit unterjocht und sie aller Gaben Gottes: des Friedens, der Gnade und der Unsterblichkeit des Leibes, beraubt. Die macht der Leidenschaften und die Sünde hatte der Heiland bereits gebrochen und nieder geworfen durch das Tugendbeispiel seines Lebens, durch sein Leiden und seinen Tod und durch die Gnade, die uns durch dieselben verdient wurde. Es blieb jetzt nur noch der letzte Feind, der Tod, zu überwinden. Den erwürgt nun der Heiland, und zwar in dessen eigener und festester Zwingburg, im Grab, durch die Auferstehung (1. Kor. 15, 26. 55f). Wie Samson die Tore der Stadt, die ihn gefangen hielt, aushob und forttrug, so hob der Herr die schrecklichen Riegel und Tore des Todes aus den angeln, trug sie triumphierend fort und öffnete uns allen den Kerker des ewigen Todes (Richt. 16, 3). Durch seine Auferstehung hat er den Tod aller besiegt. Unsere Auferstehung ist nun ebenso sicher als die des Heilandes (1. Kor. 15). Das grausige Grab, das Ende aller irdischen Hoffnung, ist die Stätte des Lebens, der Grabesgarten das neue Paradies des Lebens geworden, in dem der erstandene Heiland der ganzen Menschheit die Gabe der Unsterblichkeit bietet. Es ist somit die Auferstehung ein neuer Sieg der Erlösung, ein großer, glorreicher Sieg, ein überfließender und allgemeiner Sieg, weil er ein Sieg für uns alle ist.

Drittens ist die Auferstehung die Krone und Vollendung des gottmenschlichen Lebens und Wirkens, weil sie die wesenhafte Verherrlichung des Heilandes, der Antritt seines Reiches und die Besitznahme des glorreichen Lebens ist, das ihm von Anbeginn als Gottessohn gebührte und das der Preis seines leidenvollen Lebens ist. Dieses göttliche Leben war eigentlich das Ziel des Gottmenschen, das Leiden war nur ein Durchgangspunkt und eine Vorbereitung auf dieses Leben der Glorie. Er hat sie nun angetreten, diese Glorie, denn er kehrte bei seiner Auferstehung nicht zum ehemaligen leidensfähigen Leben zurück, sondern begann ein ganz neues, höchst herrliches, wahrhaft göttliches und unsterbliches Leben. – Dieses glorreiche Leben ist aber das Vorbild, das Unterpfand und die Ursache des glorreichen Lebens, das uns einst erwartet. Mit diesem Leben ist dann die Erlösung vollendet. Die Auferstehung Christi ist also die Vollendung der Erlösung und des gottmenschlichen Wirkens. So ist nun alles getan. Alle Feinde sind geschlagen, alle Güter sind wieder erobert, alle Pläne Gottes mit der Menschheit sind wieder hergestellt, ja um ein Unendliches gefördert und weiter gebracht. Nun ist es Friede, seliger Friede, ewiger Friede! Jetzt bleibt nichts als Genuss und Verwertung des Erworbenen!

Schlussfolgerungen aus dem Geheimnis der Auferstehung

Die erste Schlussfolgerung ist Freude. Alleluja ist die Losung, Alleluja der Ausruf der größten und ewig dauernden Freude (Tob. 13, 22; Offb. 19, 1). Alles freut sich: der Himmel freut sich, die Engel erscheinen im Gewand der Freude und heißen die Menschen, sich zu freuen; der Heiland freut sich, die Apostel, die ganze Kirche freuen sich. In resurrectione tua, Christe, coeli et terra laetentur! (Röm. Brevier) Wer sollte sich denn nicht freuen teils des Heilandes, teils unsertwegen? Nun, so freuen wir uns und wünschen dem Heiland von herzen Glück zu seinem Ehrentage. Wie sehr hat er es verdient! Wie billig erfreut sich nun das Auge, das so böse Tage gesehen; das Ohr, das so viel Widerspruch und Spott und Lästerung vernommen; wie billig erfreut sich das Herz, das gebrochen ist in Angst und Traurigkeit und arger Todespein! O wie ist jetzt alles anders! Tu rex gloriae, Christe, tu patris sempiternus es filius (aus dem Tedeum). Jesu rex admirabilis et triumphator nobilis, tibi laus, honor nominis et regnum beatitudinis! (Aus dem Hymnus Jesu dulcis memoria). Vereinigen wir uns im geist mit allen Dank-, Lobes- und Freudenbezeigungen des Himmels und der Erde; denn das ist wirklich „der Tag, den der Herr gemacht. Freuen wir uns und frohlocken wir“ (Ps. 117, 24).

Die zweite Schlussfolgerung ist Liebe zum göttlichen Heiland. Wir haben alle Gründe dazu. Vor allem sehen wir, welch einen Herrn wir an ihm haben, glorreich, unsterblich, mächtig und gütig über die Maßen. – Gerade dieses Geheimnis zeigt, welch ein Opfer der Heiland für uns brachte, daß er so lange dieser Glorie entbehren wollte. – Endlich ist seine Glorie unsere Glorie, seine Auferstehung unsere Auferstehung. Er kann uns nicht vergessen, alles erwirbt er für uns, alles teilt er mit uns.

Die dritte Schlussfolgerung ist Hoffnung, Mut und Vertrauen! Was haben wir zu fürchten, die wir den Tod nicht mehr zu fürchten haben? Surrexit Christus, spes mea! (Missale) „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird den Tod nicht sehen“ (Joh. 11, 26). Christus ist unsterblich; alles an ihm ist unsterblich, alles, was mit ihm vereint ist: seine Lehre, seine Kirche, seine Auserwählten, ihre Gedanken Worte, werke Leiden und ihr Tod. Man kann uns Christen nicht tot machen. Beweis ist das Grab. Wo ist der Stein, wo die Wächter wo die Siegel, wo der Tod? Mögen die fürchten und verzweifeln, die nicht an Christus glauben! Wir hoffen und jubeln: „Gott sei Dank, daß er uns den Sieg verliehen durch unsern Herrn Jesum Christum“ (1. Kor. 15, 57). Wie armselig sind seine Feinde und Widersacher daran! Beten wir, daß auch sie der Freude und des Friedens teilhaftig werden. Tu nobis, victor rex, miserere. Amen. (Missale) Alleluja! Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem. – Liebe, Freude und Mut, das ist heute die Aufgabe und die Neuheit des Lebens, zu der uns Christi Auferstehung ruft (Röm. 6, 4).

Zu Beten und Überdenken: Victimae Paschali (Missali); Te Deum; Ps. 2; 117; 138.

aus: Moritz Meschler SJ, Das Leben unseres Herrn Jesu Christi des Sohnes Gottes, Bd. 2, 1912, S. 441-445

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