Heilige Maria Magdalena die Büßerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

22. Juli

Jesus sitzt am Tisch in einer Runde mit einigen Pharisäern, diese beobachten voll Entrüstung, wie Jesus sich von der Büßerin Maria Magdalena kniend die Füße mit Tränen benetzen läßt

Die heilige Maria Magdalena die Büßerin

In der Stadt Kapharnaum wurde einst Jesus von dem Pharisäer Simon zu einem festlichen Mahl geladen. Während des Essens kam leisen Schrittes ein schönes Weib herein, ihr wehmutvolles Auge verriet die tiefe Erschütterung ihrer Seele; sie war die allbekannte, jetzt reuige „Sünderin in der Stadt“.

Maria, von dem Flecken Magdala am See Genesareth, wo sie große Güter besaß, Magdalena zubenannt, war die Schwester des Lazarus und der Martha von Bethanien, artete aber sehr aus von den ererbten Familien-Tugenden. In den Jahren der Entwicklung huldigte sie den zwei gefährlichsten Mächten, Reichtum und Schönheit, fand das elterliche Haus zu enge und zu langweilig, eilte den sinnlichen Vergnügen nach, bis sie im Taumel der Genüsse unterging. Ihre leichtsinnige Gefallsucht und ihre hochmütige Mißachtung weiblicher Zucht und Sitte schändeten sie mit dem allgemeinen Beinamen „die öffentliche Sünderin“.

Bitter war der Schmerz der frommen Geschwister über Maria`s Ärgernis, inbrünstig ihr Gebet um deren Bekehrung; endlich gelang es der bekümmerten Martha, sie zu bewegen, daß sie die Predigten Jesu anhörte. Sie ging hin, wohl mehr aus Neugierde, den viel gerühmten Wundermann zu sehen, als aus Verlangen, von Ihm die Wahrheit zu hören. Aber Jesus, der Martha und Lazarus lieb hatte, würdigte die „Sünderin“ seines Gnadenblickes und senkte lebendige Worte in ihr Herz. – Im Glanze des göttlichen Lichtes die Häßlichkeit ihrer Sünden erkennend und durch die Kraft der Gnade über die Größe ihrer Strafbarkeit erschrocken, eilt sie nach Hause, weint bitterlich, reißt den Schmuck vom Leibe, legt die Prachtgewänder ab, nimmt das Alabaster-Gefäß, schreitet, den fürchterlichen Kampf der Furcht mit der Hoffnung, der verkehrten Natur mit der ziehenden Gnade im Herzen tragend, auf Simon`s Haus zu und will – eine öffentliche Sünderin – öffentlich um Verzeihung bitten. Unbekümmert um den Spott und die Verachtung der pharisäischen Gäste sinkt sie zu denFüßen Jesu, umfaßt sie mit lebendiger Inbrunst, wäscht sie mit heißen Reuetränen, trocknet sie wieder mit den Haarlocken, salbt sie mit duftendem Öle, küßt sie und küßt sie wieder – und harrt schweigend und bange auf ein Zeichen der Erbarmung.

Ob dieser ergreifenden Szene verstummte die Unterhaltung, die Gäste wechselten fragende Blicke und konnten sich den Vorfall nicht deuten; nur das Urteil des tugendstolzen Simon war fertig: „Wäre dieser da ein Prophet, so wüßte er, was das für ein Weib ist – sie ist eine Sünderin.“ Da sprach Jesus, der Herzenskundige: „Simon, siehst du dieses Weib? Ich kam in dein Haus, und du gabst Mir kein Wasser für meine Füße; diese da benetzte meine Füße mit ihren Tränen und trocknete sie mit ihren Haaren; du gabst Mir keinen Kuß: sie aber hörte nicht auf, seit sie herein gekommen, meine Füße zu küssen; du salbtest mein Haupt nicht mit Öl: diese da salbte meine Füße mit Salbe. Darum sage ich dir: Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat; und zu Magdalena (sprach Er): Deine Sünden sind dir vergeben, dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin in Frieden!“ (Luk. 7)

Mit unbeschreiblichem Trost, himmlischem Frieden und seliger Freude stand Magdalena auf und ging hin. Aber wohin? Zu ihren alten Freunden, zu ihrer gewohnten Lebensweise? O nein, ihre Reue war keine Heuchelei, sie ging hin, und – folgte Jesus nach, um seine Worte zu hören, seine Wunder zu sehen, seine Liebe zu genießen. Sie überholte an Frömmigkeit ihre gute Schwester Martha und wählte vor ihr den „besten Teil“, indem sie um die Worte aus dem Munde Jesu mehr besorgt war, als um die Mahlzeit für Jesus. Als Jesus im Hause des Simon des Aussätzigen zu Tische saß, salbte sie die Füße und das Haupt Jesu mit kostbarem Öle zur geheimnisvollen Weihe für das blutige Opfer am Kreuz. Sie übertraf an liebender Treue alle Jünger des Herrn, indem sie mit unermeßlichem Liebesschmerz den zum Tode verurteilten Jesus auf die Richtstätte begleitete, sein Kreuz umklammerte und bei seiner Leiche wachte, bis das Felsengrab sie aufnahm.

Kaum stieg am ersten Wochentage die Morgenröte auf, da eilte Magdalena schon wieder zum Grabe Jesu mit köstlichen Spezereien. Sie fand das Grab leer; bestürzt klagte sie dem Petrus und Johannes: „Sie haben den Herrn weg genommen, und ich weiß nicht, wohin sie Ihn gelegt!“ (Joh. 20) Der Schmerz trieb sie wieder zum Grab, sie weinte, sie schaute wieder und meinte, sie müßte Ihn sehen. Sie erblickte zwei Engel in weißem Lichtgewand, welche sie fragten: „Weib, warum weinst du?“ Sie seufzte: „Ach, sie haben meinen Herrn weg genommen, und ich weiß nicht, wohin sie Ihn gelegt.“ Von nahenden tTitten aufgeschreckt, sah sie einen Mann, den sie für den Gärtner hielt, und fragte hastig: „Lieber Herr, hast du Ihn weg genommen, so sage mir, wohin du Ihn gebracht, damit ich Ihn hole.“ Jesus grüßte sie: „Maria!“ Es war seine Stimme – seine Gestalt – sein Angesicht; mit dem Freudenschrei „Meister!“ sank sie zu seinen Füßen. Jesus wehrte ab: „Rühre Mich nicht an; denn Ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater: melde aber meinen Brüdern: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater.“ (Joh. 20) Es war ihr schmerzlich, vom Wiedergefundenen sich zu trennen; aber Liebe und Gehorsam machten sie zur Missionarin: „Ich habe Ihn gesehen, und das hat Er zu mir gesagt.“

Von Magdalena`s weiteren Erlebnissen haben wir nur unsichere Nachrichten. Sie verließ das Land der bittersten Erinnerungen, wo sie in Sünden gelebt und Jesus für sie den Kreuzestod gelitten, und begleitete die Mutter Gottes und den hl. Johannes nach Ephesus. Die Juden, voll des Hasses gegen Jesus, warfen sie, ihre Schwester Martha, ihren Bruder Lazarus, die Magd Marcella und den Jünger Maximin in ein Schiff ohne Ruder und Segel und gaben sie den Winden und Wellen des Meeres preis. Gott führte diese heilige Familie nach Marseille in Frankreich, wo Magdalena noch dreißig Jahre in einer Berghöhle der strengsten Buße lebte. Ostmals besuchten die Engel sie, brachten ihr Nahrung und sangen mit ihr das Lob Gottes. In ihrer Sterbestunde reichte ihr der hl. Bischof Maximin die heilige Wegzehrung, und ihre Seele vereinigte sich auf ewig mit ihrem Geliebten. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 548 – S. 550

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