Heilige Juliana Falconieri Ordensfrau

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

20. Juni

Heilige Juliana Falconieri, Stifterin des Ordens der Dienerinnen Mariens

Die Familie der heiligen Juliana

Chiarissimo, der Vater der heiligen Juliana, aus dem vornehmen Geschlecht der Falconieri zu Florenz, und ein leiblicher Bruder des seligen Alexius, einer aus den sieben heiligen Vätern des Servitenordens, war wohl an irdischen Gütern reich, aber doch nicht zufrieden und glücklich, denn sein Gewissen machte ihm den Vorwurf der Ungerechtigkeit , welche er sich bei Erwerbung seiner Güter hatte zu Schulden kommen lassen, auch sah er seine Ehe mit keinem Kind gesegnet, was er für eine Strafe des Himmels hielt. Das heilige Beispiel seines Bruders, der all sein Vermögen den Armen gab, ein Diener der Lieben Frau wurde, und in aller Demut dem göttlichen Heiland und seiner liebwerten Mutter nachfolgte, hatte tiefen Eindruck auf ihn gemacht und die Ermahnungen dieses seines hl. Bruders vollendeten endlich seine Bekehrung. Bereit, sich mit Gott zu versöhnen, und seine Ungerechtigkeit gut zu machen, begab er sich auf Anraten seines Bruders Alexius nach Rom, bekannte dort reumütig dem Papst Urban IV. seine Schuld, erhielt Lossprechung und eine heilsame Buße. Beruhigt und voll Freude kehrte er nach Hause zurück, gab das ungerecht erworbene Gut an seine rechtmäßigen Herren wieder heraus, verteilte reichliche Almosen unter die Armen, trug sehr Vieles zum Bau der prachtvollen Kirche „Annunziata“ oder Maria-Verkündigung in Florenz bei, und genoss nun heitere Ruhe und süßen Frieden der Seele. Aber auch seinen innigsten Wunsch, daß seine Ehe mit Kindern gesegnet werden möchte, ließ der Herr in seinen alten Tagen in Erfüllung gehen, denn gegen alles Vermuten gebar ihm seine Gemahlin, Recordata, im Jahr 1270 eine Tochter, welche in der heiligen Taufe den Namen Juliana erhielt.

Juliana – ein Gnadengeschenk des Himmels

Dieses Kind konnte in der Tat als ein Gnadengeschenk des Himmels betrachtet werden, denn es entwickelte schon in den Jahren der Kindheit die herrlichsten Tugendblüten, die im Laufe ihres Lebens zu den köstlichsten Früchten heran reiften. Kaum konnte Juliana sprechen, so erklangen aus ihrem Mund zuerst die heiligsten Namen Jesus und Maria, die öfters mit zarter Andacht von dem Kind wiederholt Zeugnis gaben, daß die Gnade des Herrn ihr reines unschuldiges Herz in Besitz genommen und mit heiliger Liebe zu Jesus und Maria erfüllt habe. Daher sagte der heilige Alexius öfters zur glücklichen Mutter Julianens, daß sie nicht einen Menschen sondern einen Engel geboren habe, und daß Gott in den kommenden Jahren durch dieses Kind große Wunderwerke verrichten werde.

Unter der Leitung ihres seligen Onkels Alexius ergab sich Juliana mit zunehmenden Jahren immer eifriger den Übungen der Andacht, insbesondere aber der Verehrung der Lieben Frau. Sie hatte sich ein Altärlein gemacht, darauf das Bild der göttlichen Mutter gestellt, und vor demselben sang sie das Lob der Himmelskönigin, las und betete sie. Als ihre Mutter sie tadelte, daß sie darob die häuslichen Arbeiten vernachlässige, einst keiner Familie vorstehen könne und im Ehestand der Mann dies nicht dulden werde, gab sie zur Antwort: „Dafür wird zu seiner Zeit die Liebe Frau schon sorgen.“

Während nun Juliana, von Tag zu Tag sowohl an innerer und äußerer Schönheit zunahm, gedachte die Mutter, sie zu verehelichen, um so mehr, als sei reich war und mehrere Jünglinge um ihre Hand freiten, welche hofften, durch die mächtige Familie der Falconieri ihr Ansehen zu vermehren. Allein Juliana dachte anders. Sie hatte schon das Gelübde gemacht, in unversehrter Reinigkeit der jungfräulichen Gottesmutter zu dienen, daher konnte sie auch kein noch so schmeichelhafter Antrag, kein Drohen der Eltern und Anverwandten in ihrem Entschluss erschüttern, dem armen Jesus in seiner Armut nachzufolgen.

Juliana empfängt mit vierzehn Jahren das Ordenskleid

Als ihr Onkel, der selige Alexius, und durch ihn der heilige Philipp Benitius von diesem heldenmütigen Entschluss der Jungfrau hörten, fühlten beide die herzlichste Freude, denn sie brannten von Eifer, dem Dienst des Herrn und seiner glorwürdigen Mutter recht viele Seelen zuzuführen. Sie gaben ihr den Rat, in den Orden der Dienerinnen Mariens zu treten, und sich so gänzlich dem allerhöchsten und seiner heiligsten Mutter zu opfern. Von wunderbarem Verlangen nach dieser Hinopferung ergriffen, begehrte und empfing sie alsbald aus den Händen des hl. Philipp in der Kirche Mariä Verkündigung in ihrem vierzehnten Jahr das Ordenskleid. Mit welch heiliger Freude und Andacht aber Juliana sich auf diese Handlung vorbereitete, mit welch rührender Andacht sie das hl. Kleid empfing, kann man mit Worten nicht genug ausdrücken. Jedes Stück der hl. Kleidung enthielt für sie ein Geheimnis zur Betrachtung während ihres Probejahres. Wenn sie den schwarzen Rock anzog, führte sie sich die Trauer und die Schmerzen der Gottesmutter auf dem Kalvarienberg während der langen Dauer der Peinen ihres Sohnes zu Gemüte. Bei Umlegung des Gürtels gedachte sie der Stricke und Banden, womit der Heiland gebunden, der Geißel, womit er geschlagen, der Nägel und Lanze, womit er durchbohrt worden. Beim Anziehen des weißen Schleiers gedachte sie der unbefleckten Reinheit der Gottesmutter und machte sie den Vorsatz, getreu die Reinigkeit des Herzens zu bewahren. Bei Umwerfung des Mantels gedachte sie mit freudigem Herzen, daß sie unter dem Schutz der Himmelsmutter stehe und bestrebt sein müsse, ihr eine treue Dienerin zu sein. Mit solchen und ähnlichen Betrachtungen beschäftigte sie sich täglich und gelangte so zu einer wunderbaren Liebe Gottes, so daß man als ihren Wahlspruch oft die Worte aus ihrem Mund hörte: „Niemand soll mir meine gekreuzigte Liebe aus dem Herzen reißen.“

Juliana legt die Ordensgelübde ab

Nach Verlauf des Probejahres hatte sie durch ihr schönes Beispiel ihre Mutter und ihre Mitschwestern zu gleicher Andacht gewonnen und legte nun in die Hände des heiligen Philipp die drei Ordensgelübde ab. Dieser empfahl ihrem Gebet insbesonders das Gedeihen des neuen Ordens, der von Feinden viel zu leiden haben werde, und sagte ihr voraus, daß sie Vorsteherin der Schwestern des dritten Ordens werden würde. Juliana war bei diesen Worten des hl. Ordensgenerals sehr bestürzt, und sie glaubte nun, alle ihre Kräfte anstrengen zu müssen, um eine vollkommene Dienerin der Gottesmutter zu werden. Sie machte sich eine Lebensregel, die sie unverzüglich hielt. Alle Mittwoch und Freitag fastete sie und nährte sich nur von der heiligen Kommunion; und weil sie sich der Gottesmutter besonders verpflichtet hielt, so brachte sie jeden Samstag mit Betrachtung ihrer sieben Schmerzen vor ihrem Bild zu und genoss dabei nichts als Brot und Wasser. Am Freitag betrachtete sie vor einem Kruzifix das Leiden Christi und züchtigte ihren Leib mit Geißelstreichen. Dabei ward sie oft verzückt und von dem Gekreuzigten mit Eindrückung seines Bildes an ihrem Leib begnadigt. Die Tagzeiten betete sie zur bestimmten Zeit mit größter Andacht und fügte immer eine Betrachtung der Schmerzen der Gottesmutter hinzu. Sie begann keine Hore, ohne daß sie zuvor nicht den englischen Gruß betete, und endete sie nie ohne das Salve Regina. So oft sie der heiligen Messe in der Kirche Mariä Verkündigung beiwohnte, ging sie in die Kapelle ihrer Familie, wo sie die Gräber ihrer Ahnen vor Augen hatte, und ihrer im Gebet gedachte; auch glaubte sie den Tag nicht gut angewendet zu haben, wenn sie nicht vor dem Gnadenbild für den ganzen Orden der Diener Mariens gebetet hätte. An jedem Montag flehte sie herzlich zu Gott für die armen Seelen im Fegefeuer und verrichtete für sie harte Bußwerke.

Sie wird Oberin des Dritten Ordens

Bisher lebte Juliana wie die andern Schwestern des dritten Ordens in ihrem Haus. Nach Ableben des hl. Philipp schien es dem neuen Ordensgeneral besonders gedeihlich, wenn die Ordensschwestern in eine Gemeinschaft treten und unter dem gehorsam einer verständigen frommen Oberin leben würden. Er ließ deshalb die Schwestern zusammen treten, trug ihnen seine Ratschläge vor und ermahnte sie, diejenige aus ihrer Mitte zur Oberin zu wählen, die sie für die Würdigste hielten. Kaum hatte er seine Worte geendet, als alle einhellig ausriefen: Juliana sei unsere Meisterin, Mutter und Oberin! Als Juliana dies hörte, fiel sie dem Ordensgeneral zu Füßen und bat ihn unter Tränen, sie mit dieser Würde zu verschonen,, da sie ja kaum sich selbst, viel weniger andere leiten könnte. Doch der Ordensgeneral verwies sie auf die Fügung Gottes und auf die Vorhersagung des hl. Philipp und Juliana gehorchte. Sie war die Erste, die das Amt und die Würde einer Oberin des dritten Ordens begleitete, daher wird sie auch die Stifterin der Schwestern des dritten Ordens genannt, die auch Mantellaten geheißen wurden. Wie meisterhaft Juliana das neue Amt zu verwalten wußte, zeigten bald die herrlichen Früchte der Frömmigkeit und Heiligkeit, die in ihrem Kloster gediehen. Die Liebe und Sanftmut, die in ihrem herzen wohnte und auf ihrem Antlitz sichtbar war, zog die Herzen an sich und machte sie willig und hurtig zu allem Guten. Sie selbst ging mit dem besten Beispiel voran und übte die Demut so sehr, daß man glauben sollte, sie sei Dienerin und nicht Oberin. –

Ihr Leiden und ihre Ergebung in Gottes Willen

Obwohl sie aber das bußfertigste Leben führte, erreichte sie doch ein sehr hohes Alter. Aber das viele Fasten hatte ihren Magen so geschwächt, daß derselbe nicht mehr behielt, was sie zu sich nahm. Die Ärzte konnten dem Übel nicht steuern; die Krankheit war tödlich. Alle Schwestern trauerten, nur Juliana freute sich, endlich dem gewünschten Tod nahe zu sein und bald zu ihrem Jesus in den Himmel zu kommen. Sie bereitete sich mit aller Sorgfalt auf ihren Hingang vor, rief die Hilfe der gebenedeiten Gottesmutter an und verlangte sehnsüchtig nach der heiligen Wegzehrung. Allein weil das Erbrechen immerfort anhielt, ja immer mehr zunahm, wurde ihr bedeutet, daß sie die heilige Wegzehrung nicht empfangen könne, aus Furcht, sie möchte dieselbe wieder von sich geben. Darob geriet Juliana in das größte Leid und sie ward so bestürzt, daß die Umstehenden fürchteten, sie möchte vor Leid sterben. Der Beichtvater suchte sie zu trösten und ermahnte sie, sich mit der geistlichen Kommunion zu begnügen. Auf diese Worte der Liebe ward sie ruhig und ergab sich in Gottes heiligen Willen.

Ein neues unerhörtes Wunder bei ihrem Ableben

Doch nicht lange, und die Flamme der Liebe zu Jesus brach nur noch heftiger hervor, und mit glühender Sehnsucht rief sie aus: „O liebster Jesus! Sollte es möglich sein, daß ich sterbe, ohne mich mit dir vereinigt zu haben? Mein letzter Kampf wird ohne Trost für mich sein, wenn ich nicht wenigstens vorher der heiligen Hostie ansichtig werde. Darauf bat sie den Beichtvater inständig, er möchte ihr das heiligste Sakrament bringen, damit sie es sehen und anbeten könne. Der Beichtvater willfahrte ihrer Bitte, brachte mit großer Feierlichkeit das heiligste Sakrament und zeigte ihr die hochheilige Hostie. Der höchste Jubel ihrer Seele zeigte sich in ihrem Antlitz bei dem Anblick ihres unter Brotsgestalt verborgenen Jesus. Sie wollte sich auf die Knie werfen, um ihren Herrn anzubeten, aber die Kräfte verließen sie. In den zartesten Anmutungen der Demut und Liebe vergoss sich ihr Herz. Ihr Antlitz, sonst ganz abgehagert, ward voll, blühend und glänzend wie das Antlitz eines Engels. Sie flehte um Erlaubnis, die hochheilige Hostie wenigstens küssen zu dürfen; da ihr dies aber abgeschlagen wurde, so bat sie mit Tränen im Auge die Schwestern, ihre Brust abzuwaschen und darauf ein weißes, geweihtes Korporal zu legen. Dann bat sie flehentlich, darauf, an der linken Seite ihres Herzens, wo sie ein größeres Feuer der Liebe fühlte, die hochheilige Hostie zu legen. Und siehe, ein neues unerhörtes Wunder! Ihr Antlitz war flammend und schön, wie das eines Seraph, und kaum ward die Hostie auf ihr Herz gelegt, als dieselbe augenblicklich verschwand, und Juliana süß lächelnd mit den Worten: „O mein Jesus!“ den Geist aufgab, oder eigentlich der gebenedeite Jesus sie mit sich in den Himmel nahm am 19. Juni 1341. –

Nach ihrem seligen Hinscheiden suchte man emsig nach, wohin wohl die hochheilige Hostie gekommen sein möge; man fand aber nichts mehr davon. Doch da die Schwestern nach Gebrauch den entseelten Leib zum Begräbnis bereiteten, da sieht Schwester Johanna Florentina, welche Juliana besonders lieb hatte, wie in dem Leib Julianas nahe beim Herzen ein rundes Zeichen mit einem Kruzifixbild in Gestalt einer Hostie wie ein Siegel sichtbar eingedrückt war. Daraus entnahmen Alle, daß Gott, weil Juliana Zeit ihres Lebens durch heilige Leibe mit Jesus sich zu vereinigen suchte, auch zur Zeit ihres Todes durch ein besonderes Wunder mit ihr sich habe vereinigen wollen.
Ihr Grab in der Kirche Mariä Verkündigung verherrlicht Gott durch viele Wunder. (Ex Bollando.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 1446 – Sp. 1451

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