Verleugnung Petri und Petrus der Fels

Petrus mit dem Schlüssel in der Hand, zu seiner Linken der Hahn, der bei seiner Verleugnung Jesu krähte; im Hintergrund die Kreuzigung des Petrus mit dem Kopf nach unten

Die Verleugnung Petri und Petrus der Fels

Die Zwölfzahl der Apostel vertrat die zwölf Stämme Israels. Alle zwölf Apostel waren aus niederen Ständen und ohne höhere Bildung; denn nicht menschliche, sondern göttliche Kraft sollte an ihnen sich offenbaren und durch sie wirken; ihnen, seinen Gesandten, verhieß er den Geist der Wahrheit und seinen immer währenden Beistand, ihnen erteilte er die Wundergabe, das Lehramt, die Gewalt zu binden und zu lösen, Sünden zu vergeben und zu behalten, zu seinem Andenken das von ihm eingesetzte heilige Mahl zu feiern, ja die Herrlichkeit, die ihm der Vater gegeben, teilte er ihnen mit (Joh. 17,22); sie sollten an seine Stelle treten, in ihnen wollte er selbst gehört und verehrt sein (Luk. 10, 16).

Damit aber ein Einheitspunkt für die Apostel auch nach dem Scheiden des Herrn von dieser Erde gegeben sei, damit sein Reich so fortbestehe, wie er es als Haupt und Leiter begründet, setzte er einen sichtbaren Stellvertreter ein in der Person des Simon, dem er den Namen Kephas (Fels) beigelegt hatte (Joh. 1, 42). Dieser Simon Petrus erhielt von ihm nach abgelegtem Bekenntnis seines Glaubens, daß sein Meister Sohn des lebendigen Gottes sei, zum Lohne die Verheißung, daß er auf ihn, den Felsen, seine Kirche bauen und ihm die Schlüssel des Himmelreiches, die höchste Gewalt der Kirche, übergeben werde; er erhielt nach dreimaligem Bekenntnis seiner Liebe den Auftrag, die Lämmer und Schafe, die gesamte Herde des Herrn als stellvertretender Hirte zu weiden; für ihn, den der Satan versuchen sollte, ward besonders von Christus gebetet, auf daß sein Glaube nicht wanke, und die Pflicht ihm auferlegt, seine Brüder zu bestärken.

Petrus, der den Herrn verleugnet hat, entfernt sich vom Kohlenfeuer und weint bitterlich Tränen der Reue; im Hintergrund schaut Jesus zu ihm

Und obschon Petrus aus menschlicher Schwäche, aber keineswegs aus Mangel an innerem Glauben, den Herrn dreimal verleugnete, wie dieser voraus gesehen, konnte das seinem erhabenen, erst nach dem Heimgang des Meisters anzutretenden Beruf nicht schaden; er sühnte den Fall mit Tränen der Buße und mit dem erneuerten Bekenntnis der Liebe und trat sofort nach dem Tode des göttlichen Lehrers in dieses ihm unverbrüchlich zugesicherte Erbe ein, in den Evangelien anerkannt als der erste der Apostel, in der christlichen Nachwelt gepriesen als ihr Vorsteher, als Haupt, Grund, Eckstein der Kirche wie als Lehrer der gesamten Welt.

Hierdurch war dem Reiche Christi, der Kirche, jene Einheit gesichert, welche für alle Zeiten als ein sprechender Beweis für die göttliche Sendung Jesu Christi dienen sollte (Joh. 17, 20). Die Erhaltung dieser Einheit forderte die Übereinstimmung aller Gläubigen mit Christus und den von ihm eingesetzten Oberen, Petrus und den Aposteln, sowie die Ausscheidung aller widerstreitenden Lehren. Diese Oberen der Kirche sollten geheiligt sein in der Wahrheit (Joh. 17, 17-19), die Kirche dastehen heilig und makellos (Eph. 5, 25ff), getragen vom Heldengeiste der Liebe, erfüllt von dem Streben nach Vollkommenheit, wie der himmlische Vater vollkommen ist (Mt. 5, 48).“ –
aus: Joseph Kardinal Hergenröther, Handbuch der allgemeinen Kirchengeschichte 1911, Bd. 1, S.79 – S. 80

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