Der Papst ist Grundstein unseres Glaubens

Eine lange Reihe von heiligen Kirchenlehrer treten auf als Anhänger des Papsttums

Der Papst Grundstein unseres Glaubens

I. Das Papsttum ist ein sehr wichtiger Gegenstand unseres Glaubens

Weil der Papst den Grundstein, den Schlussstein, den Eckstein, den Wehrstein und den Prüfstein unseres Glaubens bildet.

Der Grundstein

Der Papst bildet den Grundstein unseres Glaubens. Der Grundstein ist der Träger des Gebäudes, auf ihm erhebt sich der Bau, von ihm erhält das Haus seinen Halt. Geht der Grundstein in Trümmer, wird er zerstört oder beseitigt, so wankt nicht bloß das über denselben errichtete Gebäude, es stürzt auch zusammen. Ohne Fundament kann wohl ein gemaltes Haus, ein Luftschloss existieren, aber kein wirklicher Bau. Was für das Haus das Fundament, der Grundstein, das ist dem Katholiken der Papst in seiner Kirche. Er kann sich die katholische Kirche ohne Papst ebenso wenig denken, als er sich ein stattliches Gebäude ohne Fundament denken kann. Weil wir Katholiken fest glauben und überzeugt sind, daß Christus der Herr die katholische Kirche gegründet und sie auf den Grundstein Petrus gegründet hat, darum ist uns der Papst so teuer.

Der Schlussstein

Der Papst ist ferner der Schlussstein unseres Glaubens. Was der Schlussstein in einem Gewölbe, das ist der Papst in der katholischen Kirche. Der Schlussstein krönt den Bau und einigt die Steine. So krönt der Papst die Kirche, er ist der Bischof der Bischöfe, wie Tertullian schon ihn nennt, er besitzt das oberste Lehr- und Priester- und Hirtenamt. Er besitzt die Fülle jener Vollmachten, die Christus der Herr in Petrus der Kirche gegeben hat, so daß es keine höhere Gewalt auf Erden gibt, an die man von ihm weg appellieren könnte. Wie der Schlussstein die einzelnen Steine des Gewölbes miteinander verbunden hält, so bildet auch der Papst das einigende, zusammenschließende Band für die einzelnen Kirchen und Gläubigen.

Durch die Satzungen unserer Religion ist der einzelne Gläubige mit dem Papst verbunden. So weit die katholische Kirche reicht, besitzt sie daher im Papst ihren Einigungspunkt… Das Gewölbe, dessen Schlussstein der Papst ist, umspannt den ganzen Erdkreis. Schon der hl. Irenäus sagt, daß mit der römischen Kirche alle anderen Kirchen, das heißt alle Gläubigen, wo immer sie sein mögen, in Verbindung stehen müssen. Da das der Glaube eines jeden katholischen Christen ist, wen könnte dann die innige Anhänglichkeit der Katholiken an den Papst befremden?

Der Eckstein

Der Papst ist der Eckstein des Glaubens. An den Ecken verschiedener Gebäude hast du, christlicher Leser gewiß schon einen mächtigen Stein wahr genommen. Du weißt auch, welchem Zweck er dient. Er soll das Gebäude schützen, wenn ein Wasserschwall sich heran wälzt und das Haus zu unterspülen, oder wenn ein Lastwagen heran fährt und durch seinen Anprall das Gebäude zu erschüttern droht. Ein solcher Eckstein für die katholische Kirche ist der Papst. Er schützt und verteidigt dieselbe gegen die auf ihren Bestand unternommenen Angriffe. Die Geschichte aller Jahrhunderte bestätigte, daß die Päpste jederzeit die Verteidigung der katholischen Kirche Christi, ihrer Lehre ihrer Gnaden- und Heilsmittel als ihre Aufgabe angesehen haben und derselben auch gewissenhaft nachgekommen sind. Erhob sich ein Irrtum und drohte die Kirche zu schädigen, so stellten sich die Päpste wie ein Eckstein an der gefährdeten Mauer zum Schutz des gefährdeten Glaubens dem weiteren Vordringen entgegen. Ebenso entschieden und mutig schützten und verteidigten die Päpste die Rechte der Kirche, wenn irdische Machthaber sie anzutasten wagten, die Kirche Gottes zu knechten suchten. Wie viele gekrönte Gewaltmenschen erhoben sich im Laufe der christlichen Jahrhunderte und bemühten sich, mit eherner Faust die Kirche ihrer Herrscher-Launen gefügig zu machen und in die Fesseln der Staats-Allmacht zu schlagen. Dem Ansinnen, das Unrecht als Recht zu erklären, riefen die Päpste laut und feierlich das Non possumus (Wir können nicht!) entgegen, erduldeten lieber Kerker und Bande, als daß sie Verräter an der Kirche und an ihren Pflichten geworden wären. Vermochten sie auch der äußerlichen siegreichen Ungerechtigkeit keine andere Macht entgegen zu stellen, so protestierten sie mutig gegen die Gewalttat und verteidigten das nieder getretene Recht. Das ist weiters ein Grund, weshalb wir Katholiken dem Papst mit unentwegter Treue zugetan sind.

Der Wehrstein

Wie er ein Eckstein, so ist er auch ferner ein Wehrstein. Am Rande der Straßen, die sich an Gräben, Abhängen oder Schluchten hinziehen, hat die öffentliche Verwaltung zum besten des Gemeindewohls sogenannte Wehrsteine angebracht. Es sind dies ebenso Alarm- oder Warnungs-Rufe, die den Reisenden mahnen, sich vom Rand fern zu halten und die richtige Bahn nicht zu verlassen. Wir alle sind in der Lage der Wanderer. Unsere Reise geht der Ewigkeit zu. Der einzig richtige Weg, der sicher zur seligen Ewigkeit führt, ist nach der Überzeugung jedes Katholiken der katholische Glaube. An beiden Seiten dieses Weges gibt es aber jähe Abgründe. Um nicht in dieselben zu stürzen, besitzen wir auch einen Wehrstein: es ist der Papst. Zu allen Zeiten, von der Wiege des Christentums an bis zur gegenwärtigen Stunde (Anm.: bis zur Herausgabe des Buches 1906) haben die Päpste diese Aufgabe erfüllt. Von der Hochwarte ihrer die Welt überschauenden Stellung herab haben sie den Gläubigen stets die ihnen drohenden Gefahren signalisiert, sie vor den Abgründen gewarnt, die neben ihrem Lebensweg gähnen und Unbesonnene verschlingen. Seit der Herr zu Petrus gesprochen: „Stärke deine Brüder“ (Luk. 22,32), haben es dessen Nachfolger stets als heilige Pflicht angesehen und geübt, mit Hirten-Sorgfalt über die Gläubigen zu wachen. Wurden sie nicht gerade deshalb, weil sie gewissenhaft dieses Amtes unaufhörlich walteten, von widerspenstigen Kindern als lästige Mahner abgewiesen und verunglimpft? Muss aber diese Wächtertreue für den aufrichtigen Katholiken nicht ein neuer Antrieb sein, dem Papst mit dankbarer Liebe anzuhangen?

Der Prüfstein

Endlich ist der Papst der Prüfstein unseres Glaubens. Viele Schmuck-Gegenstände gibt es heute, bei deren Anblick das ungeübte Auge im Zweifel ist, ob sie aus echtem Gold oder aus einem unedlen Metall angefertigt sind. Der Juwelier kann sich helfen. Er reibt den Schmuck-Gegenstand ein einem Stein, dem Probierstein, und erkennt aus den auf demselben hinterlassenen Spuren, ob es sich um echtes Gold oder um Talmigold handelt. Nur das echte Gold hinterläßt einen reinen, schönen Glanz. In ähnlicher Weise gehen heute auch verschiedene Sorten von Katholiken durch die Welt. Sie nennen sich Auchkatholiken, gute Katholiken, liberale Katholiken, vorurteilsfreie Katholiken, kurz es gibt ein ganzes Heer von Katholiken, die ihrem Katholizismus noch eine nähere Begriffsbestimmung beilegen. Wo besitzen wir da den Probierstein, um das echte Gold von dem Talmigold, den echten Katholiken von dem zweifelhaften oder bedenklichen zu unterscheiden? Im Papst. Aus der Stellung, die der einzelne zum Papst einnimmt, erkennst du den echten von dem Scheinkatholiken. Wenn du, christlicher Leser, diesen Prüfstein bei dir und anderen anlegst, so wirst du weder dich selbst über deine Gesinnung zu täuschen, noch deinen Mitbruder unrecht zu beurteilen oder zu verurteilen in Gefahr kommen. Putzt einer seinen Katholizismus mit noch so vielen empfehlenden Beiwörtern heraus, es drängt sich unwillkürlich der Gedanke auf, der in den Worten seinen Ausdruck findet: Diejenigen pflegen am meisten mit ihrem Reichtum groß zu tun, die dem Bankrott am nächsten stehen. Der selige Thomas Morus schrieb an Luther: „Es gibt keinen Feind des Christentums, der nicht den Heiligen Stuhl gründlich haßt, und keinen Feind Roms, der nicht früher oder später auch an der christlichen Religion zum Verräter wird.“

Darauf gründet sich demnach die Liebe und die Anhänglichkeit, die der Katholik dem Papst erweist, er sieht im Papst den Grundstein, den Eckstein, den Wehrstein, den Prüfstein seines Glaubens, kurz den Träger der katholischen Religion. Er sieht aber im Papst auch noch mehr: er sieht in ihm Gotteswerk. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 1 – S. 7

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