Heiligenkalender
9. März
Die heilige Franziska von Rom Witwe
Unglücklich, dreimal unglücklich eine Familie, in der die Mutter und Hausfrau nicht wahrhaft christlich fromm ist und all ihre Standespflichten nicht treu und eifrig erfüllt. Eine Mutter, eine Frau ist die Seele der Familie. Wie die Seele alle Glieder des Leibes zum Bösen verführen und verderben kann, wenn sie die rechte Richtung auf Gott verläßt und sein heiliges Gesetz vergißt, so gereicht auch eine unchristliche, gottvergessenen Mutter und Frau einer ganzen Familie zum Verderben. – Wenn die Mütter, wenn die Hausfrauen wieder recht christlich werden, dann werden die Familien und die Völker wieder sich zu Gott wenden und seine heiligen Wege wandeln, dann wird wieder Tugend, Friede und Ordnung in der zerrütteten menschlichen Gesellschaft einkehren! (siehe dazu den Beitrag: Einfluß der Frau auf Religion und Sittlichkeit)
Die heilige Franziska, Mutter und Witwe sein sollte und sein könnte zum Heil für sich und viele andere. Ich sage: „sein könnte“, denn nicht alle Mütter und Frauen können das nachahmen, was diese Heilige in ihrem späteren Jahren getan hat!
Das heilige Leben der Franziska von Rom
Die heilige Franziska stammte von vornehmen Eltern aus Rom ab. Ihre jungen Jahre verlebte sie im elterlichen Haus in aller Unschuld des Herzens. Sie hatte keine Freude an Gesellschaften und weltlichen Vergnügungen, an Putz und anderen weiblichen Eitelkeiten und Belustigungen. Häusliche Arbeit, Gebet, fromme Lesung war ihre liebste Beschäftigung. Gerne wäre sie in ein Kloster gegangen, allein ihre Eltern wollten es nicht haben und so nahm sie denn einen jungen, vornehmen Edelmann, mit Namen Lorenz Ponziani, aus Gehorsam zur Ehe. Sie hatte die reinste Absicht, als sie in den heiligen Ehestand trat; sie wollte nämlich in diesem Stand den heiligen Willen Gottes in Allem erfüllen; mit dieser Absicht trat sie an den Altar und Gott gab ihr auch seinen reichsten Segen dazu. Nachdem sie ihr Haus eingerichtet und geordnet hatte, führte sie ein stilles, zurückgezogenes Leben. Sie sah nur darauf, wie sie Gott und ihrem Ehegatten gefallen und ihre Pflichten recht treu erfüllen könne. Daher machte sie keine unnötigen Besuche und vermied alle die weltlichen Erlustigungen, die sich für eine Frau nicht mehr schicken.
Unnütze Plaudereien verabscheute sie, auch fand sie keine Zeit hierzu, weil sie immer beschäftigt war. Gegen ihren Ehegatten war sie immer gefällig, sanft, liebevoll und zuvorkommend. Sie tat alles, was sie ihm nur in den Augen ansehen konnte. Nie widersprach sie ihm, auch wenn sie recht hatte; sie schwieg lieber und wartete auf eine gelegenen Zeit, wo sie dann recht sanft und gut ihre Meinung sagte. Sie hatte eine große Freude am Gebet und der Betrachtung und besuchte gern die Kirchen; allein sie vernachlässigte dabei keine ihrer häuslichen Pflichten, und wenn ihr Ehemann sie rief und ihr einen Auftrag gab, so verließ sie sogleich Gebet und Betrachtung und fügte sich willig in seine Anordnungen. Bei solchen Gelegenheiten pflegte sie dann gewöhnlich zu sagen: „Eine verheiratete Frau muss alle Andachtsübung verlassen, wenn ihre Haushaltung es fordert“: auch setzte sie of hinzu: „Es heißt Gott wegen Gott verlassen, wenn man tut, was man vermöge seines Standes zu tun schuldig ist“; als wollte sie sagen: Gott will zwar, daß wir beten und andere Übungen der Frömmigkeit verrichten, allein Er will, daß wir vor allem unsere Standespflichten erfüllen; und daher muss man eher die Andacht unterlassen als die Pflichten versäumen. Auf solche Weise kam es, daß sie mit ihrem Mann während der vierzig Jahre, wo sie mit ihm vereinigt war, immer im größten Frieden lebte; nie kam sie mit ihm im Streit, denn sie hielt das Wort, das sie am Altar gesprochen, nämlich: „Immer ihrem Mann untertänig zu sein“. Wie gegen ihren Mann, so war sie auch gegen ihre Kinder. All ihre Sorge ging dahin, sie recht gottesfürchtig zu erziehen und in der Unschuld zu bewahren. Sie betete alle Tage Morgens und Abends mit ihren Kindern, redete recht oft mit ihnen von Jesus und seiner Liebe zu uns; sagte ihnen recht oft, daß Gott Alles sieht und weiß und flößte ihnen einen recht gründlichen Abscheu gegen die Sünde ein. Auch forderte sie von ihnen pünktlichen Gehorsam und so sehr sie ihre Kinder liebte, so duldete sie doch keine Unart an ihnen und strafte sie, wenn die guten Worte nichts fruchten wollten… –
Wen Gott liebt, den züchtigt Er
Während so die heilige Frau und Mutter für Mann, Kinder und Dienstboten besorgt war, vergaß sie auch ihres eigenen Heiles nicht. Sie war recht liebevoll gegen Andere, aber gegen sich äußerst streng; Brot war ihre gewöhnliche Speise, Wasser ihr Trank, Wein und Fisch genoß sie niemals, Fleisch nur, wenn sie krank war. Sie aß nur einmal des Tages; durch langes, strenges Fasten verlor sie nach und nach allen Geschmack an Speisen. Ihre Kleider waren von rauhem Wollzeug gemacht unter denselben trug sie ein Bußhemd und einen Gürtel von Roßhaaren. Wenn sie irgend einen Fehler beging, legte sie sich sogleich eine Buße auf; kam ein unnützes Wort über ihre Lippen, so biß sie sich ohne Schonung in die Zunge. –
Ihr Beichtvater, dem sie nichts verheimlichte, musste oft ihrer Strenge Einhalt tun. Ihrem Ehemann entdeckte sie aufrichtig alle ihre Andachts- und Bußübungen und mit Bewunderung schaute er auf sein frommes Weib. Weil sie so aufrichtig und zutraulich gegen ihn war, so erlaubte er ihr alle frommen Ausübungen, ja er willigte sogar ein, mit ihr wie Bruder und Schwester enthaltsam zu leben.
… Bisher lebte die Heilige in stillem Frieden; nun sollten aber nach Gottes heiligem Willen auch Prüfungen über sie ergehen; denn „wen Gott liebt, den züchtigt er“. Ladislaus, der König von Neapel, überzog Rom mit Krieg; da hatte Franziska viel zu leiden, aber der größte Schmerz war für sie, daß sogar ihr Ehemann, ihr ältester Sohn und ihr Schwager aus der Stadt verbannt und ihre Güter eingezogen wurden. Nun war sie arm und verlassen, aber doch nicht verzagt und mutlos. Mit dem frommen Dulder Job rief sie aus: „Gott hat es gegeben, Gott hat es genommen, der Name des Herrn sei gebenedeit. Ich freue mich dieses Verlustes, weil es Gott so gewollt hat. Was mir Gott auch zuschicken mag, stets will ich seinen heiligen Namen loben und preisen.“ Nach einiger Zeit wurde ihr Ehegatte zurück gerufen und in sein Eigentum wieder eingesetzt. Franziska führte nun wieder ihre vorige gottselige Lebensweise, wozu ihr Ehegatte gerne seine Einwilligung gab. Mit dessen Zustimmung stiftete sie auch ein Kloster für Jungfrauen und Witwen, die der Welt entsagen wollten. Im Kloster führte sie die Regeln des hl. Benedikt ein und fügte noch einige heilsame Vorschriften hinzu. Man nannte die Klosterfrauen Oblaten, weil sie ihren Eintritt Oblation „Opferung“ und nicht „Profeß“ nannten. Auch Franziska wollte in dieses Kloster treten, das sie gestiftet und ausgestattet hatte; aber erst als ihr Mann gestorben war, führte sie ihren Entschluss aus.
Ihr Schutzengel
Wie heilig sie lebte, davon gibt uns einen Beweis der Umstand, daß sie eines ganz besonderen Umganges mit ihrem heiligen Schutzengel gewürdigt wurde, und wunderbare Gesichte und Erscheinungen sie belehrten trösteten, ermunterten und stärkten. –
Eines ihrer Kinder, Evangelista mit Namen, ein Knabe wie ein Engel im Fleisch so rein und unschuldig, war gestorben. Ein Jahr nach seinem Tod erschien er seiner heiligen Mutter in einem Glanz, der selbst die Sonne erbleichen machte. Neben ihm ist ein Kind von derselben Gestalt, aber seine Schönheit ist bei weitem größer. Franziska erkennt ihren Sohn, versucht ihn zu umarmen, aber der luftige Körper, mit dem sich Evangelista`s Geist umkleidet hatte, entschlüpft ihren Umarmungen. Nun fragt sie den Knaben: „Wo bist du, was tust du? Wer sind deine Gefährten und welches deine Freuden?“ Evangelista erhebt seine Augen zum Himmel, dann blickt er freudig seine Mutter an und spricht: „Wir haben im Himmel kein anderes Geschäft, als die unendliche Güte, Schönheit und Majestät Gottes zu betrachten und zu loben. In Gott vereint, kennen wir keine Leiden mehr und leben im ewigen Frieden. Wir wollen nichts, als was der Allmächtige will, der selbst unsere Glückseligkeit ist. Es sind im Himmel neun Chöre (der seligen Geister), einer höher wie der andere und von denen die höchsten den niederen die göttlichen Geheimnisse offenbaren. Und da du wissen willst, wo ich mich befinde, o meine Mutter! So wisse, daß die Güte des Herrn mir einen zweiten Platz im zweiten Chor der Erzengel angewiesen hat. Mein Gefährte, den du hier siehst, ist schöner als ich, weil sein Rang höher ist, als der meine. Dieser himmlische Geist ist dir von der göttlichen Majestät gesandt, um dich zu trösten auf deiner irdischen Pilgerschaft. Du wirst ihn Tag und Nacht an deiner Seite sehen, er wird dir in Allem beistehen.“ Nach diesen Worten verließ Evangelista seine Mutter, der Erzengel aber blieb bei ihr zurück. Franziska sah ihn auch wirklich an ihrer Seite, die Augen erhoben, und die Arme auf der Brust gekreuzt. Er blieb Tag und Nacht bei ihr bald an der rechten Seite, bald an der linken, bald über dem Haupt selbst, je nach den Umständen und Bedürfnissen Franziska`s. Der Glanz seines Angesichts war der Art, daß sie ihre Blicke nicht darauf heften konnte; es geschah ihr dann, was jenen geschieht, welche die Sonne betrachten wollen, sie sehen den Glanz und das Licht, die Gestalt der Sonne aber sehen sie nicht. Des Nachts las und arbeitete sie bei dem Licht, das von ihm ausstrahlte, wie bei hellem Tag. Wenn sie im Gebet war oder mit den bösen Geistern zu kämpfen hatte, dann sah sie seine Gestalt und konnte ihn ansehen, ohne geblendet zu werden. –
Ihrem Beichtvater, Antonio Savello, einem gar frommen Mann, erzählte sie auf sein Befragen öfters von ihrem heiligen Schutzgeist. „Seine Gestalt“, sagte sie, „ist nicht gar so groß, als die eines Kindes von neun Jahren, sein Anblick ist voll Sanftmut, seine Schönheit übersteigt die der Sonne, eine unaussprechliche Majestät ist über sein ganzes Wesen ausgegossen. Seine Augen sind beständig zum Himmel gerichtet und nichts kann die Reinheit seines Blickes beschreiben. Seine Stirne ist immer heiter, seine Haare, ähnlich dem feinsten Gold, fallen in dicken Locken auf seine Schultern, seine Arme gekreuzt auf der Brust. Sein Anblick erhebt und begeistert meine Seele; ihn anblickend, begreife ich den Adel der Engelsnatur und unseren eigenen Verfall. Er trägt ein langes, glänzend-weißes Gewand, und darüber eine Tunika, deren Farbe wechselt, bald scheint mir diese kleine Tunika weiß, wie die Lilien im Garten, bald rot wie Rosen, bald wie das reine Blau des Firmaments. Wenn ich mit ihm die schmutzigen Straßen durchwandle, so berühren seine Füße niemals den Schmutz.“ Franziska legte auch in Gegenwart ihres Beichtvaters ihre Hand auf das Haupt des Schutzengels oder reichte ihm dieselbe, ohne daß sie aber etwa fühlte, wie da, wenn man einen Menschen berührt.
Ein Erzengel als ihr steter Begleiter
Der Erzengel war ihr ständiger Begleiter; er war für sie ein Schild in den häufigen Kämpfen, welche sie mit den Teufeln zu bestehen hatte, die sie verderben wollten. Wenn sie von den bösen Geistern angefallen wurde, dann durfte sie ihn nur anschauen und aller Schrecken schwand von ihr, ein wunderbarer Trost erfüllte ihre Seele. Oft mitten in den Kämpfen mit dem Teufel schüttelte der Engel seine goldenen Haare, Strahlen himmlischen Lichtes schoßen daraus hervor und die Teufel flohen wie Schatten. – Drang oft eine Menge Geister auf sie ein, dann hielt er die Schläge auf, welche sie treffen sollten. –
Der Erzengel war ihr auch ein Spiegel, in welchem sie ihr Inneres sah. Wenn sie aus Unachtsamkeit in einen Fehler fiel, dann verschwand der Engel. Franziska fühlte dann einen bitteren Schmerz; sie erforschte auf der Stelle mit ängstlicher Aufmerksamkeit ihre Handlungen, ihre Worte und ihre Gedanken. Sowie sie ihre Unvollkommenheit entdeckt hatte, bat sie Gott um Verzeihung, beichtete mit der heftigsten Reue und mit dem festen Vorsatz, nie mehr zurück zu fallen. Darauf kam der Engel zurück, und die Heilige fand den Frieden wieder. Wenn sie im Gegenteil von einigen Zweifeln oder Gewissensskrupeln gequält wurde, genügte ein einziger Blick ihres himmlischen Gefährten, um den Frieden und die Freude in ihrem Herzen wieder zu geben. Durch das Licht, welches von dem Engel ausströmte, erleuchtet, erkannte sie die geheimsten Gedanken der Personen, mit denen sie verhandelte, und wodurch sie im höchsten Grade geschickt wurde, die Seelen zu leiten. –
Sie sah auch, wenn der Engel mit ihr redete, seine Lippen bewegen und hörte seine Stimme von einer unbeschreiblichen Anmut, aber aus einer gewissen Entfernung kommen. Wenn sie irgend etwa tun, sich z.B. eine neue Buße auflegen wollte, und der Beichtvater zögerte, es ihr zu erlauben, so sagte sie mit ruhiger Heiterkeit zu ihm: „Seien sie ohne Besorgnis; der Erzengel führt mich in allen Dingen; bin ich versucht, weiter zu gehen, als ich soll, so hält er mich auf der Stelle zurück. Der Beichtvater konnte an der Wahrheit ihrer Worte nicht zweifeln, denn auch in seiner Seele las sie im Licht des Engels und offenbarte ihm seine Gedanken, wie sie sich in seinem Geist bildeten.
Ein weiterer Erzengel als ihr Begleiter
Am 21. März des Jahres 1437 tritt Franziska nach dem Tode ihres Gatten, dem sie eine treue Gefährtin gewesen, in den Orden der Oblaten, welchen sie gestiftet hatte und wird zur Oberin gewählt. – Nun verläßt sie der heilige Schutzengel, der 24 Jahre ihr treu an der Seite stand, und auf Befehl des Herrn tritt ein anderer Erzengel aus der vierten Ordnung, der der Mächte, an seine Stelle. Sie sah ihn an ihrer Seite immer bis zu ihrem Tode. Dieser Erzengel war ein wunderschöner Jüngling, aber glänzender als der Erste. Er war ebenfalls mit einer Tunika bekleidet, die aber viel prächtiger war, als die des ersten Engels. Schon sein bloßes Erscheinen genügte, um die Teufel in die Luft zu schlagen. In der linken Hand trug er drei Palmzweige; aus jedem dieser Zweige gingen goldene Fäden, er wand Gebinde daraus, hing sie an seinen Hals, und mit der rechten Hand wickelte er verschiedenen Knäuel. Tag und Nacht sah die Heilige ihn mit dieser Arbeit beschäftigt. Diese goldenen Fäden, welche der Engel zu Knäuel wickelte, waren ein lehrreiches Sinnbild für Franziska. Sie sollte nämlich ihr Kloster leiten mit Liebe, das bedeutet das Gold; die Palme zeigt an, daß sie mit Kraft und Mut handeln soll; das Wickeln der Fäden wies sie hin auf die Klugheit und Ordnung in ihrem Amt als Oberin und die Fortschritte, welche die Klosterfrauen unter ihrer Leitung in allen Tugenden machen sollten. –
Am 15. August des Jahres 1439 sah Franziska, wie der Engel seine bisherige Arbeit änderte. Er richtete nämlich einen Webstuhl her, befestigt die goldenen Fäden, welche er bisher gewunden hatte, und spricht dann mit lieblicher Stimme zur Heiligen, welche Stimme aus der Ferne zu kommen schien: „Ich will ein Stück Leinwand weben von 100 Ellen, dann von 60 und endlich ein drittes von 30.“ Nach dem Tode der Heiligen enthüllten sich diese Worte. Genau nach diesem Gesicht lebte Franziska noch 190 Tage, die Zahl der Ellen, welche der Engel fertigte, und das Sinnbild ihrer Jungfrauschaft, ihres Ehe- und Witwenstandes, welche Franziska in ihrem Leben durchgemacht hatte. Der Engel spann unaufhörlich, obwohl ihn Dämonen daran hindern wollten, nur wenn Franziska den Klosterfrauen eine Ermahnung gab, dann blieb er still und horchte. Er unterließ auch seine Arbeit, wenn die Heilige ihr Confiteor und das Offizium der heiligen Jungfrau betete. In diesen Augenblicken ist er in Anbetung versunken, eine glänzende Lichtsäule scheint sich von seinem Haupt bis zum Himmel zu erheben.
Während ihrer letzten Krankheit hatten die Dämonen nicht mehr gewagt, die Heilige zu versuchen und anzugreifen. Ihr Engel dagegen war an ihrer Seite strahlender als je. Sein letztes Stück Leinwand war fast beendet. Er spinnt jetzt mit einer wunderbaren Schnelligkeit. Die leuchtende Säule, welche über seinem Haupt schwebt, nimmt einen neuen Glanz an, seine Augen sind strahlender, er läßt mit Leichtigkeit sein goldenes Schifflein zwischen den Fäden hingleiten. Bald ist die goldenen Leinwand fertig. Franziska liegt im Sterben; immer schneller arbeitet der Engel. Endlich ist das Goldgewebe vollendet, der strahlende Engel verläßt seine Arbeit, neigt sich voll Anmut und Würde vor der sterbenden Heiligen und gibt ihr ein Zeichen zu folgen. Die Heilige antwortet noch ein letztes Mal auf die Fragen ihres Beichtvaters, der ihr befiehlt, zu sagen, was sie sehe. Darauf leuchtete ein himmlisches Lächeln auf ihren Zügen, ihre Augen schließen sich und die Engel tragen ihre Seele zu den Füßen des Allmächtigen am 9.März 1440.
Auch du, lieber Leser, hast einen heiligen Schutzengel an der Seite, der dich beschützen soll und will an Leib und Seele. Gott selbst hat dir, wie der heiligen Franziska, diesen Engel zum Dienergegeben. Welch` einen hohen Wert muss also deine Seele in Gottes Augen haben! „Habe also Acht auf diesen Engel und höre seine Stimme, verschmähe ihn nicht, denn wenn du sündigst, wird er dir nicht verzeihen, denn mein Name ist in ihm“, d. h. er vertritt meine Stelle, spricht Gott der Herr. (2. Mos. 23, 20 u. 21) Ehre also deinen heiligen Engel; scheue dich, vor ihm etwas Böses zu tun, merke auf seine heiligen Einsprechungen, befolge sie, und tue Gutes, daß er auch aus deinen guten Werken eine goldene Leinwand weben kann. Rufe ihn an in jeglicher Gefahr. Du kannst seine Hilfe brauchen im Leben und Sterben. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 357 – S. 364; S. 370 – S. 371