Einfluss der Frau auf Religion und Sittlichkeit

Einfluss der Frau auf Religion und Sittlichkeit: Betende Familie

Die katholische Frau

Der Einfluss der Frau auf Religion und Sittlichkeit

Notwendigkeit, das Frauengeschlecht nach katholischem Gesichtspunkte zu betrachten.

Aufgabe der Familie, die Frau ist alles in ihr. — Einfluss der Religion und Sittlichkeit der Frau auf die Sittlichkeit der Familie und des Staates. — Diese Wahrheit wird selbst von heidnischen Weisen anerkannt und bezeugt. — Horaz schreibt der Sittenverderbnis des weiblichen Geschlechtes den Fall Roms zu.

Ist die moralische Kraft des Weibes schon so groß in Beziehung auf ihren Mann, so ist sie ihren Kindern und Dienstboten gegenüber noch tausendmal größer.

Der gelehrte und fromme Abbé Gaume sagt in seinem schönen Werk „Geschichte der Familie“ (1) folgendes: „Was die Wurzel für den Baum ist, die Quelle für den Fluss, das Fundament für das Gebäude, das ist die Familie für den Staat und für die Kirche; aus den Händen der Familie empfängt der Staat seine Bürger und die Kirche ihre Kinder.“

„In einem innigeren Sinne und aus einem tieferen Grunde muss die Familie die wichtigste Gesellschaft genannt werden. Ist nicht in die Hand dessen, der den Menschen zu dem macht, was er ist und sein wird, die Ehre oder die Schande, das Glück oder das Unglück der Welt gelegt? Und das ist die große Aufgabe der Familie.“

„Fragen wir denjenigen, der die Staaten gegründet und die Kirche gestiftet: „Welches ist ihr Zweck?“ so erteilt uns sein untrüglicher Mund die lichtvolle Antwort: Das letzte Losungswort aller Werke Gottes ist die Heiligung des Menschen: Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung. (1. Thess. 4, 3.) Ein erhabenes Ziel, wie es nur jemals eines geben kann! das Glück und die Mittel zu seiner Erreichung sind darin zusammen gefasst.“

„Will die menschliche Philosophie nicht in die gefährlichsten Irrtümer fallen, so muss sie, nach all ihrem Umhersuchen, diesen Schlusssatz des Glaubens als Axiom annehmen; ja, es bleibt dabei, auch wenn es dem blinden Materialismus unseres Jahrhunderts nicht gefällt: die Heiligung des Menschen ist das letzte Losungswort aller Dinge.“

„Als Teilnehmer an der Vaterschaft des Schöpfers selber, hat die Familie die Macht erhalten, Wesen nach seinem Bilde zu zeugen, Wesen, welche fähig sind, einst an seiner göttlichen Natur Teil zu nehmen: Divinae consortes naturae II Petr. 1. 4. O Familie! geheimnisvolle und heilige Gesellschaft! wie groß bist du in den Augen der Vernunft! wie ehrwürdig in den Augen des Glaubens! Erfasse die Erhabenheit deiner glorreichen Bestimmung! Welche Heiligkeit muss deine Worte, deine Handlungen leiten! mit welch heiliger Sorgfalt sollst du das Wesen umgeben, das dir sein Dasein verdankt! Jenes Wesen, zu dem Gott spricht „Mein Sohn!“ und der Engel: „Mein Bruder !“

„Wie die Kirche, so ist die Familie eingesetzt, um über das geistige Leben des Neugeborenen zu wachen; am häuslichen Herde, auf den Knien seiner Mutter, auf den Armen seines Vaters soll der Sohn der Ewigkeit die ersten Kenntnisse über seine edle Abkunft, über seine großen Pflichten, über seine erhabene Bestimmung erhalten; hier soll der junge Erbe des Himmels lernen, dass er nur für Gott und seine Brüder leben muss, wenn er zu den Auserwählten gehören will; hier muss er die schöne Lehrzeit aller christlichen Tugenden durchmachen, die allein zu einer glückseligen Ewigkeit führen.

Die heilige Aufgabe der Familie ist ganz kurz und treffend bezeichnet mit dem Ausspruch der heiligen Väter (August. Op. tom. IV.), welche die häusliche Gesellschaft eine Privatkirche nennen, deren Priester die Eltern, und deren Gläubige die Kinder sind.“ (Gaume, Gesch. der Familie, Kap. 1)

Der heilige Thomas macht die Bemerkung, dass die Ehe im Lateinischen nur darum matri-monium genannt werde, weil sie ganz besonders die Mutter angeht; matrimonium, quasi matris-munium; d. h. weil im Weibe besonders die Familie sich vereinigt, und weil das Weib das Glück oder Unglück derselben ausmacht und das große Werkzeug, der große Hebel ihrer Sittlichkeit oder ihres Verderbnisses ist.

Folglich ist die Familie ganz nur das, wozu das Weib sie macht, nur der treue Spiegel ihrer guten oder bösen Eigenschaften, ihrer Tugenden oder Laster; und da ferner die bürgerliche Gesellschaft nur die Vereinigung der Familien unter einem staatlichen Oberhaupt, wie die Familie nur die Vereinigung der Individuen unter einem häuslichen Oberhaupt ist, so folgt weiter daraus, dass die bürgerliche Gesellschaft nur in dem Maße der Keuschheit oder Ausschweifung, der Frömmigkeit oder Gottlosigkeit, der Verständigkeit oder Torheit der Frauen verständig oder töricht, fromm oder gottlos, keusch oder verdorben ist.

O! man kann es nicht oft genug wiederholen: die Stärke, die Größe, das Glück der Völker hängt von der Religion ab, und der Halt und die Fortpflanzung der Religion hängt ganz besonders von den Frauen ab. Der Mann ist moralisch und physisch nur, was das Weib aus ihm macht. Die nämliche Mutter, die ihm das leibliche Leben gegeben, gibt ihm auch das Leben der Erkenntnis durch ihr Wort. Die nämliche Mutter, die ihn seinen irdischen Vater kennen lehrt, sie lehrt ihn auch seinen himmlischen Vater, seinen Gott kennen.

Die erste Offenbarung vom Dasein Gottes und seinen Eigenschaften, von Jesus Christus und seinen Geheimnissen, von dem Menschen und seinem Ursprung, von seiner Natur und Bestimmung, von der Kirche und ihren Sakramenten, von der Gottesverehrung und deren Übungen, von der Moral und ihren Verpflichtungen: diese erste Offenbarung, sage ich, erhält das Kind nur von seiner Mutter.

Die Mutter ist sein erster Prediger, sein erster Missionar, sein erster Apostel, sein erster Evangelist, der seine werdende Vernunft aufklärt, der die in der Taufe empfangenen Anlagen der göttlichen Tugenden in ihm entwickelt; der es an Gott glauben, auf seine Barmherzigkeit hoffen, seine Güte lieben, ihn mit dem süßen Namen „Vater“ benennen, seine Majestät anbeten, seine Gerechtigkeit fürchten, ihn im Gebete anrufen, seinen Willen erfüllen, seinen Lohn erwarten lehrt.

Das fromme, reine, verständige, kluge, aufopfernde Weib, mit einem Wort, das katholische Weib, macht als Mutter den Knaben zum Christen, erbaut als Tochter den Vater, bessert als Schwester den Bruder und heiligt als Gattin den Gatten. Sie ist jenes Licht, von welchem das Evangelium redet, das auf den häuslichen Leuchter gestellt, ohne Unterlass das Licht des Glaubens im ganzen Hause verbreitet und alle seine Bewohner erleuchtet: Man zündet ein Licht an und stellt es auf den Leuchter, damit es allen leuchte, die im Hause sind. Matth. 5.

Sie ist das geheimnisvolle Salz, das die Familie vor Fäulnis bewahrt. Sie ist jenes Gefäß mit himmlischem Räucherwerk, von welchem der hl. Paulus spricht, das den Wohlgeruch Jesu Christi um sich verbreitet. II. Cor. 2. Zwar gilt dies alles von den Aposteln und ihren Nachfolgern; aber das Weib ist auch ein Apostel, die Apostel-Mutter im Hause, wie die Apostel nach dem hl. Paulus die Apostelmütter in der Kirche sind: In Christo Jesu habe ich euch durch das Evangelium erzeugt. I. Cor. 4, 15.

Denn das wahrhaft religiöse Weib hält durch ihr Gespräch die Lehre der Religion aufrecht, bringt sie zur Geltung und zeigt sie durch ihre Tugenden im Werk; ja, gerade dadurch, dass sie die Religion in der Familie in Tätigkeit und Wirksamkeit erhält, erhält sie dieselbe auch im Staat. Denn wie die Familie nur durch die Religion der Individuen religiös ist, so ist auch der Staat nur religiös durch die Religion der Familien.

Zwar werden von den Männern die Gesetze gemacht, deren guter oder böser Geist über das Glück oder Unglück der Gesellschaft entscheidet. Allein die Gesetze sind nur der Reflex und der Ausdruck der öffentlichen Sitten; sie sind, wie dies immer anerkannt wurde, nur ein toter Buchstabe, sie vermögen nichts und sind nichts ohne die Sitten. Was nützen ohne Sitten die eitlen Gesetze, sagte Horaz. Da es nun besonders die Weiber sind, welche die Sprachen machen (2), so sind es auch die Weiber, welche die Sitten, wie die Gewohnheiten, Gebräuche und Moden eines ganzen Volkes machen.

(1) Ein in jeder Beziehung treffliches Buch, das alle Verbreitung verdient.

(2) Die Geburtsstätte der Sprachen sind nicht die Akademien, sondern die Familien; die Weiber schaffen dieselben. Daher sind die Sprachen in ihrem Ursprung so launisch, so unregelmäßig, und zugleich so lebhaft, so ausdrucksvoll und anmutig, — lauter besondere Merkmale des Weibes.

Hat das Verderbnis nur den Mann ergriffen, so ist noch nicht alles verloren: der Mann kann von dem Weib auf den rechten Weg zurückgeführt werden; hat das Verderbnis aber das Weib erfasst, dann ist nichts mehr zu hoffen, da das Weib durch den Mann nicht davon befreit werden kann. Das Weib ist die Quelle des sozialen Lebens, das Herz der Gesellschaft; das in seiner Quelle vergiftete Wasser kann nicht gereinigt werden, und die Krankheiten des Herzens sind unheilbar.

Der Mann ist spekulativer, das Weib praktischer Philosoph. Der Mann hat nur Ideen, das Weib die Handlung, sogar die Handlung, welche vom Manne ausgeführt wird; denn in der Tat handelt der Mann am häufigsten nur unter Eingebung des Weibes; und noch häufiger, um dem Weib zu gefallen, um bei dem Weib nicht anzustoßen; er handelt im Widerspruch mit sich selbst, so sehr er auch glauben mag, dass er selber handle. –
aus: Joachim Ventura, Die katholische Frau, Erster Band, 1863, S. 6 – S. 10; S. 11

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