Heilige Anna Mutter der seligsten Jungfrau

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

26. Juli

Heilige Anna Mutter der seligsten Jungfrau Maria

Es ist die allgemeine, durch das Ansehen der heiligen Kirche und ihrer feste beglaubigte Meinung, daß Joachim und Anna die Eltern der hoch gebenedeiten Jungfrau Maria waren. In Bezug auf ihre näheren Lebensumstände aber herrscht eine Ungewissheit, die für alle frommen Verehrer Mariä schmerzlich ist. Es läßt sich annehmen, daß es in den ersten Zeiten der Kirche eine Geschichte dieser heiligen Eheleute gab; aber sie ist nicht echt und rein, sondern mit fremdartigen Zusätzen vermischt, auf uns gekommen. Das Glaubwürdigste dieser Überlieferungen dürfte Folgendes sein:

Die hl. Anna war entsprossen aus dem königlichen Geschlecht David`s und ehrte den Adel ihrer Geburt durch den Glanz ihrer liebenswürdigen Tugenden, die sie vor allen gottinnigen Frauen in Israel auszeichneten. Sie wohnte zu Nazareth und war vermählt mit Joachim, einem Manne, reich an zeitlichen Gütern, aber weit reicher an Biederkeit und Gottesfurcht. Ihre Ehe beglückt durch die herzlichste Liebe; aber ihrem Glück fehlte das Höchste und Süßeste, der Kindersegen.
Bei den Israeliten galt Kinderlosigkeit für eine Schande; darum flehten Beide mit Inbrunst, mit Seufzen und Tränen, mit Opfern und Almosen zum Allmächtigen, daß Er sich ihrer erbarme und ihnen einen Erben ihrer Liebe und Hoffnung auf den kommenden Erlöser schenke.

Als einst Joachim bei einem Fest in Jerusalem mit den andern Pilgern eine reichliche Opfergabe darbringen wollte, wies ihn ein gewisser Ruben zurück mit dem Vorwurf, daß er dessen nicht würdig sei, weil es ihm an Kindersegen gebreche, und er wegen des vorgerückten Alters keine Hoffnung darauf mehr haben könne. Über diese Schmach fühlte sich Joachim so betrübt, daß er nicht mehr zu seinem Weibe zurück kehrte, sondern zu seinen Herden ins Gebirge ging und dort in der Einsamkeit Gott sein Leid klagte.
Dadurch wurde Anna`s Trauer gar sehr gesteigert, und mit heißer Inbrunst rang sie in anhaltendem Gebet mit Gott, daß Er sie und ihren Mann durch die Gewährung ihres einzigen Wunsches tröste; sie machte das heilige Gelübde, das Kind, mit dem Er sie erfreuen würde, seinem Dienst ganz zu weihen. Während sie so im Garten unter dem Feigenbaum betete und weinte, erschien ihr ein Engel mit der Botschaft: „Du wirst eine Tochter empfangen, und ihr den Namen Maria geben; diese wird voll der Gnade, die Verwunderung Aller sein und von Kindheit an dem Herrn dienen.“ Die gleiche Engel-Erscheinung hatte auch Joachim, und er eilte voll Freude zur geliebten Anna zurück.

Die heilige Anna sitzt in ihrem Bett und hält die Hände zum Empfang ihres Kindes hin; der hl. Vater Joachim übergibt ihr das Kind Maria; um sie herum sind drei Frauen; über ihnen sieht man mehrere Engel sowie in der Mitte einen hellen Kreis mit zwölf Sternen und einem Zeichen aus folgenden Buchstaben: M A R I; der Kreis selber gleicht einer Sonne

Unbeschreiblich war die Wonne und Seligkeit im Hause und in der Verwandtschaft Joachim`s, als sich die Ankündigung des Engels erfüllte und das holdseligste Kind auf Anna`s Arm die überglückliche Mutter anlächelte. Achtzig Tage nach der Geburt Mariä trug Anna, von ihrem Mann begleitet, das süße Kind in den Tempel, um es dem Herrn darzustellen und das gesetzliche Opfer zu entrichten, und Beide erneuerten das Gelöbnis, ihr Töchterlein zu seiner Zeit wieder in den Tempel zurück zu bringen und dem Dienst des Allerhöchsten zu weihen. Nach drei Jahren kamen die frommen Eltern wieder zum Tempel, um ihr Gelübde zu erfüllen. So überaus gerne sie ihr einziges Kind bei sich in Nazareth behalten hätten, so war doch ihr Gehorsam gegen den heiligen Willen Gottes stärker als ihre Vater- und Mutter-Liebe. Maria trat ein in die Reihe der Tempel-Schülerinnen, und die tief bewegten Eltern drückten ihr die letzten heißen Küsse auf die Stirne im richtigen Vorgefühl, daß sie auf dieser Welt ihr Teuerstes nicht mehr sehen würden. Bald darauf starb Joachim, und wenige Jahre später folgte ihm die treue Anna in das Grab.

Die Verehrung der hl. Anna blühte im Morgenland schon in den allerersten Zeiten. Zu ihrer Ehre baute Kaiser Justinian I. zu Konstantinopel eine prachtvolle Kirche im Jahre 550 und eine zweite Justinian II. im Jahre 705, in welche im Jahre 710 ihr heiliger Leib übertragen wurde. Im Abendland datiert die öffentliche, vom heiligen Stuhl genehmigte Verehrung der hl. Anna erst aus dem Jahre 1378, wo Papst Urban VI. dieselbe den Engländern bewilligte. Von dort aus verbreitete sie sich über alle Länder Europa`s und fand überall eine überaus freudige Aufnahme, wozu die vielen, auf ihre Fürbitte geschehenen Wunder nicht wenig beitrugen.

Die hl. Anna ist die Patronin der Armut, und mit Joachim die der Eheleute; auch die Bergknappen verehren sie als ihre Schützerin und überall, wo silberreiche Bergwerke sind, finden sich ihr geweihte Kirchen und Kapellen.

Die heilige Mutter Anna sitzt auf einer Art Terrasse und zeigt ihrer Tochter, der allerseligsten Jungfrau Maria, biblische Worte aus der Schrift; Maria kniet an der Seite ihrer Mutter und schaut auf die Schriftrolle; im Hintergrund steht der Vater Joachim und schaut auf die beiden Frauen; im Vordergrund auf dem Boden steht ein Korb mit Strickzeug sowie ein Wasserkrug

Das Bild der heiligen Anna

Unsere geliebte Großmutter Anna wird gewöhnlich dargestellt als eine durch ihr Alter und ihre Frömmigkeit ehrwürdige Matrone mit einem offenen Buch – aufgelöster Papierrolle – zu ihrer Seite das Töchterlein, die seligste Jungfrau Maria, voll Aufmerksamkeit die Belehrungen der Mutter anhörend, während Joachim etwas weiter zurück steht und nachsinnend zuschaut. Kannst du dir eine Mutter schöner und ehrwürdiger vorstellen, als in ihrem vorzüglichsten Beruf: wie sie zu ihrem Kind von Gott spricht, es beten lehrt, es im Gesetz des Herrn unterrichtet? Betrachte daher:

1. Die hl. Anna in ihrem Beruf. An der schönen Frucht erkennt man die edle Art des Baumes und an der Liebenswürdigkeit der Tochter die Weisheit und Vortrefflichkeit der Mutter. Die hl. Anna teilte ihrem geliebten Kind das und nur das mit, was sie selbst hatte, die ganze Fülle ihres Geistes und Gemütes; sie weckte und pflegte in ihm die ersten süßen Ahnungen von Gottes Größe, Majestät und Güte, die ersten Regungen heiliger Furcht und zarter Sittlichkeit; sie flößte ihm eine lebhafte Wertschätzung der göttlichen Offenbarung und ein kindliches Vertrauen auf die göttlichen Verheißungen; sie senkte in sein empfängliches Gemüt die Liebe zur Einsamkeit, in welcher, fern von den mächtigen Reizen der Welt, der beseligende Friede des jungfräulichen Herzens und die Freude am Ewigen gedeiht; sie pflanzte in seinen Verstand und Willen die lautere Demut, an der das heiligste Auge Gottes ein so besonders Wohlgefallen hat; sie erzählte ihm aus dem Leben heiliger Frauen, einer Ruth, Judith, Esther, Anna… schöne Züge der Milde und Sanftmut, anregende Beispiele erbarmender, sorgender, duldender Liebe und bewachte in ihm die köstliche Perle der Unschuld, durch welche Maria für die ganze Menschheit das unerreichte Muster der Jungfräulichkeit geworden ist. Dank, Lob und Preis einer Mutter, die eine solche Tochter genährt und groß gezogen hat!

2. Betrachte die christliche Mutter in ihrem Beruf. Sie gibt ihrem Kind und kann ihm nur das geben, was sie selbst hat; aber als eine christliche Mutter, d.h. umgeschaffen durch die Taufe zur Tochter des himmlischen Vaters, erfahren in der Wissenschaft des heiligen Evangeliums und genährt mit dem lebendigen Fleisch und Blut Jesu Christi, kann sie ihrem Kind mehr geben, als die hl. Anna ihrem Töchterlein zu geben vermochte: Sie kennt nur eine Sorge, ihr Kind zur heiligen Taufe zu bringen und die Taufgnade in ihm zu bewahren. Sie kniet so andächtig hin ander Wiege und zieht das Kind an ihre Seite, um jeden Tag mit herzlichemGebet zu Gott zu beginnen und zu endigen; sie küßt es mit ehrfurchtsvoller Rührung als den Tempel des heiligen Geistes und als den Tabernakel, in welchem die heilige Hostie einst wohnen wird; sie schützt es mit aller Treue, daß es nie von dem Pesthauch einer Sünde entweiht werde; sie stellt ihm vor die lieblichen Tugenden der Gottesfurcht, der Demut, des Gehorsams, des Wohlwollens gegen den Nächsten, des Mitleid mit den Armen und Kranken in den lebendigen Vorbildern der katholischen Heiligen; sie pflegt in ihm die Hoffnung auf die ewigen Freuden des Himmels und die opferwillige Liebe für die Ehre Gottes und – ihr Andenken wird bei der Mit- und Nachwelt im Segen sein. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 557-559

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