Die Einsetzungsworte beim letzten Abendmahl

Jesus zeigt, nach der Einsetzung des Sakramentes des Altars, stehend die geweihte Hostie seinen Jüngern, die Jünger beten ehrfurchtsvoll an

Die Einsetzungsworte am Gründonnerstag

Was Jesus in der Synagoge zu Kapharnaum versprochen hatte, daß er nämlich sein Fleisch zu essen gebe, das erfüllte er vor seinem Hingang in den Tod. Unmittelbar bevor er sein Leben hingab als Opfer am Kreuz, gab er den Seinen, die in der Welt waren, die zu verlassen er im Begriffe stand, den höchsten Beweis seiner Liebe. Unter diesem Beweis der Liebe kann man nur die Stiftung der Eucharistie verstehen.

Der hl. Johannes, der Liebesjünger des Herrn, berichtet nun die Einsetzung derselben nicht. Er könnte dies um so eher umgehen, als die übrigen Evangelisten sie ausführlich und feierlich berichten. Aber er deutet sie ausdrücklich an (13, 1): „Vor dem Fest(tage) des Passah aber, da Jesus wußte, daß seine Stunde gekommen sei, daß er aus dieser Welt zum Vater hinüber gehen sollte, nachdem er zuvor all den Seinen, die in der Welt waren, einen Erweis seiner unendlichen Liebe gegeben hatte, gab er ihnen nun diesen Erweis seiner unendlichen Liebe.“ Der Evangelist schildert also, wie der Heiland, der gute Hirte, für die Schafe, die ihm angehören, die Seinen in der Welt, die Nahrung fürs ewige Leben schafft, ehe er in seiner liebevollen Sorge für sie sein Leben in den Tod gibt.

Die übrigen Evangelisten, denen sich der Apostel Paulus anschließt, der hierüber unmittelbar von Gott belehrt worden war, berichten nun im einzelnen:

Matthäus 26, 26-28; Lukas 22, 19-20; Markus 14, 22-24; Paulus 1. Kor. 11

Die Worte der Schriftberichte sind wörtlich, buchstäblich zu nehmen. Darnach erklärt der Heiland das, was er zu essen gibt, für seinen Leib, und was er im Kelch zu trinken darreicht, für sein Blut. Und weil es Christus, der Herr, die ewige Wahrheit, gesagt hat, muss es so sein. (siehe auch den Beitrag: Die Abendmahlsworte Jesu sind eindeutig)

Wie könnte es auch anders sein! Wie könnte auch die Christenheit, welche von Anfang an die Worte buchstäblich auffaßte, welche darum in den gestalten von Brot und Wein den Leib und das Blut Christi gegenwärtig glaubt und anbetet, und welche die eucharistische Feier zum Mittelpunkt ihres gesamten Gottesdienst gemacht hat – wie könnte die Christenheit auch in ihrem Tun sich täuschen. Wie könnte Gott eine solche Täuschung, die einem förmlichen Aberglauben und einem abscheulichen Götzendienst gleichkäme, geschehen lassen und dulden? Wohl läßt Gott Irrungen zu, aber in diesem Fall träfe die Schuld nicht den Menschen, sondern den Herrn allein, der sich nicht deutlich genug ausgesprochen hätte. In diesem Fall hätten Abtrünnige, Überläufer, Lästerer, Ungläubige allein den Herrn richtig verstanden. Die Kirche, die Säule und Grundfeste der Wahrheit, die auf Göttlichkeit und Unfehlbarkeit Anspruch macht, wäre vom allwissenden Gottessohn in unverantwortlicher Weise einer schändlichen Fopperei preisgegeben worden. – Man ziehe den bedeutungsvollen Augenblick in Betracht, in welchem die Worte gesprochen wurden: in der hehrsten Stunde seines Lebens, in der Stunde, auf die er sich schon längst gefreut hatte, am Vorabend seines Todes, wo er von seinen Aposteln Abschied nahm, und ihnen seine letzten Aufträge gab. Sollte der Herr da eine Sprache geführt haben, die sich in Unklarheiten bewegte und Missverständnisse hervor rufen konnte. Nein! Christus sprach wie ein scheidender, sterbender Freund in einer Sprache, die alle verstanden, die leicht faßlich war, nicht in rätselhaften, ungewissen Ausdrücken, ganz entsprechend dem Bildungsgrad und der Geistesverfassung seiner Zuhörer. Sie nahmen darum die Worte so, wie sie lauteten.

Für die natürliche-buchstäbliche Auffassung spricht die Beschaffenheit der vier Berichte. Schlicht und klar geben sie trotz zahlreichen Abweichungen in unwesentlichen Zügen die Hauptsachen übereinstimmend wieder. Diese Harmonie ist um so auffallender, als die verschiedenen Schriftsteller für verschiedene Leserkreise, in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten geschrieben haben, nirgends aber in ihren Berichten, sei es durch Wahl der Wortfassung, sei es durch erläuternde und erklärende Zusätze andeuten (wollen), daß es sich um eine nicht-wörtliche, sondern übertragene Auffassung der Worte handle. Nicht der geringste Anhaltspunkt ist dafür vorhanden, daß dieselben figürlich zu nehmen seien.

Der Bericht des hl. Paulus insbesondere aber läßt erkennen, daß er die Einsetzungsworte wörtlich genommen hat; denn er stellt die Bedeutung der Worte Christi als etwas ganz Selbstverständliches hin, indem er fragt: „Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist er nicht die Teilnahme am Blute Christi?“ „Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Teilnahme am Leibe Christi?“ Sodann aber knüpft er an diese Teilnahme schwere Folgen für den, der am wahren Leib und am wahren Blut durch unwürdigen Genuss sich vergreift. „Wer unwürdig dieses Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, der ist schuldig des Leibes und Blutes des Herrn. Wer nämlich unwürdig ißt und trinkt, ißt und trinkt sich das Gericht hinein, indem er de Leib des Herrn nicht unterscheidet.“ Diese brennenden Worte über das schwere Verbrechen, diese drohende Sprache haben doch nur einen Sinn, wenn die Auslegung der Worte eine wörtliche ist. Wären unter Brot und Wein nicht der wirkliche Leib und das wirkliche Blut des Herrn gegenwärtig, wie könnte der Genießende sich auch dann versündigen am Leibe und Blute Christi.

Der Herr machte an jenem denkwürdigen Donnerstag Abend ein testamentarisches Vermächtnis, indem er im letzten Abendmahl zugleich das Neue Testament stiftete. Nun ist es aber nicht üblich, bei letztwilligen Verfügungen sich unklarer Worte und mißverständlicher Ausdrücke zu bedienen. Da, wo der letzte Wille kund gegeben wird, da muss der Wortlaut so klar und verständlich sein, daß kein begründeter Anlass zu Streit und Zwist gegeben wird. Und nun sollte Christus, der Herr, als Erblasser unklar, rätselhaft, figürlich testamentiert haben!

Seine Worte sind wörtlich zu nehmen und an der wörtlichen Bedeutung derselben ist solange festzuhalten, bis einWidersinn entsteht, bis die Sprachgesetze einen übertragenen Sinn nahe legen, ja geradezu verlangen. Dies aber ist hier ausgeschlossen. Selbst Martin Luther war von der unwiderstehlichen Klarheit der Worte so sehr überwältigt, daß er trotz der Sehnsucht, durch bildliche Umdeutung „dem Papsttum den größten Puff geben zu können“, in das Geständnis ausbrach: „Aber ich bin gefangen, kann nicht heraus, der Text ist zu gewaltig da und will sich mit Worten nicht lassen aus dem Sinn reißen.“ Fürwahr, wenn der Gottmensch sagt: „Dies ist mein Leib, wer anders, als der Gottlose, wird widersprechen und sagen: dies ist nicht dein Leib.“

Seit der Glaubensspaltung im 16. Jahrhundert sind nun verschiedene Versuche gemacht worden, die Worte des Herrn sinnbildlich zu erklären. Der Sakramentierer Zwingli und seine Anhänger übersetzen die Herrenworte mit: Das bedeutet meinen Leib. Ökolampad und die Seinen übersetzen: Das ist das Zeichen meines Leibes. Beide Deutungen sind falsch. Hätte der Herr sagen wollen, das bedeutet meinen Leib, so hätte er auch das Wort gefunden und angewandt, um dieses zum Ausdruck zu bringen. Sodann sagt Christus nicht, daß dieses Brot sein Leib sei oder daß er dasselbe sei, wie er bildlich von sich sagte, ich bin das Brot des Lebens (Joh. 6, 35, 41), sondern daß das, was er in den Händen hält, sein Leib sei. Das ist doch etwas anderes. Jeder Anstoß schwindet, falls man nur an den verklärten Christus denkt und die sinnliche Vorstellung abweist.
So hat nur die wirkliche Auffassung der Herrenworte ihren Sinn und alleinige Berechtigung. Nur wenn sie wörtlich verstanden werden, vermag man an die wirkliche Gegenwart des Herrn unter den Gestalten von Brot und Wein zu denken, während jede andere Erklärung die Eucharistie zu einer äußerlichen Zeremonie herab setzt und jede Erfüllung der Weissagungen, der Vorbilder und der Einsetzung unmöglich macht.

So ist es ewig wahr:

Am letzten Abendmahle,
Die Nacht vor seinem Tod,
Nahm Jesus dort im Saale
Gott dankend Wein und Brot.

„Nehmt“, sprach er, „trinket, esset,
Das ist mein Fleisch und Blut,
Damit ihr nicht vergesset,
Was meine Liebe tut.“

Schon bei der Verheißung der Eucharistie hat der Heiland angedeutet, daß das, was er als Speise geben werde, Opferspeise sei: das Brot, welches ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. Diese Worte enthalten eine Anspielung auf seinen blutigen Tod am Kreuz, eine verborgene Weissagung, daß diese Hingabe das Leben der Welt vermittle, aber zugleich eine Versicherung, daß beim letzten Abendmahl und dann in der hl. Messe dasselbe Fleisch des Herrn unter der Gestalt des Brotes hingegeben werde.

Die vom Heiland nun als Einsetzung gebrauchten Worte weisen unmittelbar darauf hin, daß es sich beim Abendmahl um ein Opfer handle. Wenn in den Einsetzungsworten von der Hingabe des Leibes und von der Vergießung des Blutes zur Vergebung der Sünden gesprochen wird, so wird damit, wie die Wortform und der Wortlaut genau besagen, eine in der Gegenwart sich vollziehende Handlung und zwar eine opfermäßige Hingabe des Leibes und eine opfermäßige Vergießung des Blutes ausgedrückt. Es ist zunächst nicht an das am folgenden Tage stattfindende Kreuzesopfer gedacht. – Der Ausdruck „Blut für jemanden vergießen zur Sündern-Vergebung“ wird in der Bibel nur von einem wirklichen und wahren Opfer gebraucht und zwar von einem Sühnopfer. Dieser Ausdruck bedeutet darum eine wahre unblutige Opferung des Opferblutes Christi für viele zur Vergebung der Sünden. So ist es auch mit dem Ausdruck: den Leib für jemanden hingeben.

Diese Hingabe von Leib und Blut im Abendmahl war nun als eine bleibende Einrichtung in der Kirche gedacht, die als Messopfer dauernd fortgesetzt werden soll. Darum der Zusatz: „Tuet dies zu meinem Andenken!“ –
aus: K. Josef Merk, Das Hl. Messopfer, Das immerwährende Opfer der katholischen Kirche, 1921, S. 20 – S. 23

Verwandte Beiträge

Unsere Teilnahme am Leiden Christi
Buch mit Kruzifix
Litanei vom Leiden Jesu Christi