Weihnachten: Jesus Christus wurde am 25. Dezember geboren
Den Namen Weihnachtszeit legen wir den vierzig Tagen bei, welche mit der Geburt unseres Herrn am 25. Dezember beginnen und mit dem Fest Mariä Reinigung am 2. Februar endigen. Dieser Zeitraum bildet im Kirchenjahr einen in sich zusammenhängenden Teil, ähnlich wie Advent, Fasten, österliche Zeit usw. Die Feier desselben Geheimnisses beherrscht den ganzen Gottesdienst. Weder die überaus häufigen Feste der Heiligen, noch das nicht seltene Hineinfallen der Septuagesima mit ihrem düsteren Anstrich, vermag die unendliche Freude zu dämpfen, welche die Kirche über die von den Engeln verkündete frohe Botschaft empfindet, die Botschaft jenes glücklichen Ereignisses, das sich in einer Nacht vollzog, glänzender strahlend, als der herrlichste Tag, jenes Ereignisses, das die Welt seit vier Jahrtausenden erwartete und dessen liturgische Feier die vier Wochen der bangen Erwartung des Advents vorangehen.
Der Brauch, vierzig Tage hindurch das Fest oder das Gedächtnis der Geburt unseres Heilandes zu feiern, findet schon im Evangelium seine Begründung. Dasselbe lehrt uns, daß die reinste Mutter, nachdem sie sich vierzig Tage lang in die Anschauung ihrer süßen Leibesfrucht versenkt, sich in den Tempel begab, um dort in vollkommener Demut alles zu erfüllen, was das Gesetz den Jüdinnen vorschrieb, wenn sie Mutter geworden waren.
Jesus Christus wurde am 25. Dezember geboren
Das Gedächtnis der Reinigung Mariä ist demnach unlösbar an die Geburt des Heilandes geknüpft; und der Brauch, diese heilige und freudige vierzigtägige Zeit feierlich zu begehen, scheint in der römischen Kirche bis in das höchste Altertum zu reichen. Was zuerst die Feier der Geburt unseres Heilandes am 25. Dezember anlangt, so belehrt uns der heilige Johannes Chrysostomus in seiner Homilie über dieses Fest, daß die Kirchen im westlichen Europa dasselbe an diesem Tage schon von ihrer Gründung an gefeiert hätten. Er verweilt selbst dabei, diese Überlieferung zu rechtfertigen, indem er die Bemerkung einflicht, daß die römische Kirche ganz wohl im Stande gewesen, den wahren Tag der Geburt des Heilandes zu kennen; denn die Akten der auf Befehl des Augustus vorgenommenen Zählung in Judäa wurden in den öffentlichen Archiven Roms aufbewahrt. Der heilige Kirchenlehrer weiß aber noch ein zweites Argument aus dem Evangelium des heiligen Lukas zu ziehen; er führt an, daß es nach diesem heiligen Verfasser während der Septemberfasten gewesen sein müsste, als Zacharias die Erscheinung im Tempel hatte, in Folge deren sein Weib Elisabeth den heiligen Johannes den Täufer empfing; da nun diese nach der Erzählung des nämlichen heiligen Lukas im sechsten Monat schwanger war, als der Erzengel Gabriel Maria erschien, so muss der Zeitpunkt, wo sie den Heiland der Welt empfing, in den März und dessen Geburt daher in den Dezember fallen…
Das Fest der Reinigung ist das älteste Marienfest
Das Fest der Reinigung der allerseligsten Jungfrau, welches die vierzigtägige Weihnachtszeit schließt, scheint ebenfalls in der lateinischen Kirche schon in der ersten Zeit eingeführt worden zu sein. Dasselbe ist bereits so alt, daß es heute unmöglich ist, den genauen Zeitpunkt seiner Einsetzung zu ermitteln.
Alle Liturgisten sind darüber einig, daß dies Fest der heiligen Jungfrau das älteste aller Marienfeste ist, und da es in der Tat seine Quelle in den Erzählungen des Evangeliums hat, so ist es ganz natürlich, daß es auch schon in den ersten christlichen Jahrhunderten gefeiert wurde. Wenigstens weiß man dies von der römischen Kirche ganz bestimmt… –
aus: Dom Prosper Guéranger, Die heilige Weihnachtszeit, 1892, S.1 – S. 6