Allerseelen Blick zur leidenden Kirche

Ein von Ornamenten und Girlanden umranktes Bild von Jesus am Kreuz

Der Gedächtnistag Allerseelen

Blick zur leidenden Kirche

Allerheiligen – Allerseelen! Die zwei Tage sind der Gesamtausdruck der großen Wahrheit und Tatsache der Gemeinschaft der Heiligen. Allerheiligen ist ein Blick in den Himmel, in die Freuden der triumphierenden Kirche; Allerseelen ein Blick in die Unterwelt, in die Welt der Vergeltung, wo die leidende Kirche sich der letzten Makel entledigt. Zwischen beiden steht als Bindeglied die streitende Kirche, nach oben und unten tätig mit der einen Hand die triumphierenden Waffenbrüder grüßend und ehrend, mit der anderen der leidenden Schwesterkirche Hilfe und Trost spendend.

Allerseelen ist das ernste dies irae des Lebens, die erschütternde Offenbarung der Kürze und Vergänglichkeit alles Irdischen und der rasch eintretenden Vergeltung. Über endlose Gräber, über den großen Friedhof der Erde hin, wo alle Saat des Lebens, unter der Hand des unerbittlichen Schnitters gefallen, in unabsehbaren Reihen liegt, führt der Blick hin bis zum abendlichen Himmel, der von den Gestaden der Ewigkeit herüber in unheimlicher Glut gerötet aufglänzt. Es ist das Feuer der ahnenden Vergeltung in der Ewigkeit, in dem die Spreu, vom guten Weizen gesondert, auflodert; es ist das Feuer des Reinigungsortes, das die Spreu verzehrt und den Weizen reinigt, an das wir heute auf dem Friedhof lebhaft gemahnt werden. Folgen wir der Kirche in das Haus der Trauer. Es ist besser als ein Haus des Freudenmahls (Pred. 7,3). Es erwarten uns da heilsame Lehren und liebwerte Pflichten. –
aus: Moritz Mescher SJ, Aus dem katholischen Kirchenjahr, Betrachtungen, Zweiter Band, 1919, S. 353

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