Wie das Gebet Ave Maria entstanden ist

Die Krone der Himmelskönigin Maria, der unbefleckten Empfängnis, eingerahmt von Blumengirlanden; auf der Krone ist das Ave Maria eingraviert

Wie die Gebete „Ave Maria“ und „Der Engel des Herrn“ entstanden sind

Wie das liebe Gebet „Ave Maria“ entstanden ist

Das Ave Maria, dieses liebliche, gnaden- und trostreiche Gebet, das wie süßer Weihrauchduft tagtäglich von Millionen Zungen zum Himmel empor steigt, – das Ave Maria stammt vom Himmel von dort hat es der Erzengel Gabriel auf die Erde herab gebracht, im heiligen Haus zu Nazareth hat es dieser himmlische Geist zum ersten Mal ausgesprochen, und die heiligen Apostel haben es der Nachwelt überliefert. –

Der Erzengel Gabriel war es, der die unbefleckte Jungfrau mit den Worten begrüßte: „Gegrüßt seist du Maria, voll Gnade, der Herr ist mit Dir.“ Und als Maria aus des Engels Mund vernommen, daß sie Mutter des Sohnes des Allerhöchsten werden solle, und als sie nach geschehener Einwilligung vom heiligen Geist den Heiligsten empfangen hatte, da eilte sie über das Gebirge zu ihrer Base, der heiligen Elisabeth. Und kaum hatte sie dieselbe begrüßt, sieh, da ward Elisabeth vom heiligen Geist erfüllt, und sie rief mit lauter Stimme: „Gebenedeit bist du unter den Weibern und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.“ Auch diese Worte stammen vom Himmel, der heilige Geist, gleicher Gott mit dem Vater und dem Sohn, hat sie der heiligen Elisabeth auf die Zunge gelegt. –

Das Wort „Jesus“, das wir noch hinzusetzen, unterließ Elisabeth auszusprechen, denn erst nach der Geburt des Heilandes sollte die Welt diesen hochheiligen Namen hören, vor dem sich alle Knie beugen im Himmel, auf Erden und unter der Erde. Wann die Kirche diesen und den folgenden Zusatz: „Heilige Maria! Mutter Gottes! Bitte für uns arme Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Absterbens. Amen.“ beifügte, ist nicht gewiß bekannt. –

Fromme Geschichtsschreiber stimmen darin überein, daß auf dem Konzil von Ephesus, wo der heilige Cyrillus von Alexandrien den Vorsitz führte, dieser Zusatz gemacht worden sei. Somit stammen auch diese Worte vom Himmel, denn sie sind Worte des heiligen Geistes, welcher die versammelten Väter des Konzils geleitet hat. Übrigens kommen die ersten zwei Teile des Ave Maria schon in der Liturgie oder dem Messbuch des hl. Apostels Jakobus vor, wo der Priester also singt: „Lasset uns das Gedächtnis unserer heiligsten, unbefleckten, glorwürdigsten und gebenedeiten Frau, Maria, der Mutter Gottes und allzeit Jungfrau und aller Heiligen und Gerechten feiern, damit wir durch ihre Fürbitten alle Barmherzigkeit erlangen.“ Hierauf folgen die Worte: „Gegrüßet seist du Maria, du bist voll der Gnaden, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, weil du den Heiland unserer Seelen geboren hast.“ –

Auch schon der heilige Athanasius betete den englischen Gruß, und in der Messe des heiligen Chrysostomus kommen die Worte des englischen Grußes vor. So wurde denn Maria schon in ältester Vorzeit mit dem Ave gegrüßt und verehrt und um ihre Fürbitte angerufen. Endlich wurde unter dem heiligen Papst Pius V. der vollständige, gegenwärtige englische Gruß in die priesterlichen Tagzeiten aufgenommen. (Abelly.)

Wie das Gebet „Der Engel des Herrn“ entstanden ist.

Das Gebet „der Engel des Herrn“ ist in Hinsicht auf den Sinn und der Worte, aus welchen es besteht, so alt als das heilige Evangelium, aus welchem es entnommen ist. Die Gewohnheit aber, es in gegenwärtiger Weise zu beten, ist beinahe 800 Jahre alt. Als nämlich gewaltige Scharen frommer Krieger, Kreuzfahrer genannt, nach dem hl. Land zogen, um das Grab des Erlösers den Ungläubigen zu entreißen, verordnete Papst Urban auf dem Konzil zu Clermont im Jahre 1095, daß man alle Tage des Morgens, des Mittags und Abends die Glocken läuten und hierbei jedesmal den englischen Gruß beten sollte. Er wollte durch diesen schönen Brauch den Schutz Mariä auf die Kreuzfahrer herab rufen.

Der heilige Bonaventura, Franziskaner-Ordensgeneral, – dieser eifrigste Verehrer der glorwürdigen Jungfrau, – verordnete in dem zu Pisa im Jahr 1262 gehaltenen Generalkapitel, daß die Ordensbrüder das Volk Abends durch einGlockenzeichen ermahnen sollten, das Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes zu verehren und Maria zu grüßen.

Diese im westlichen Frankreich eingeführte Andachtsübung hat Papst Johann XXII. im Jahre 1318 gut geheißen mit Verleihung eines Ablasses von 10 Tagen für alle, welche sie reumütig verrichten.

Derselbe Papst gab auch im Jahre 1327 dem Kardinalvikar in Rom den Auftrag, dort gegen Abend ein Glockenzeichen geben zu lassen, und die Christen zu erinnern, alsdann den Engel des Herrn zu beten.
Im Jahre 1368 wurde auf einer Synode zu Baurens den Kirchenvorstehern befohlen, auch des Morgens bei Sonnenaufgang zum Engel des Herrn zu läuten, wofür ein dreißigtägiger Ablass erteilt wurde.

Endlich verordnete Papst Kallixtus III. zur Zeit eines blutigen Krieges, daß in der ganzen Christenheit auch zu Mittag ein Zeichen zum englischen Gruß gegeben werde. – Papst Benedikt XIII. verleiht durch eine allgemeine Bulle vom 14. September 1724 allen Christgläubigen, welche beim Zeichen der Glocke Morgens oder Mittags oder Abends nach Sonnenuntergang täglich das Gebet „der Engel des Herrn“ beten, einen vollkommenen Ablass einmal des Monats an dem Tag, an welchem sie reumütig beichten und die hl. Kommunion empfangen, und für die Kirche beten, und einen Ablass von hundert Tagen, so oft sie reumütig dieses Gebet verrichten. (Gnadenschatz.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 331 – Sp. 333

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