Die wahre Lehre vom Teufel
Teil 5: Der Humanismus hat sich von Wahrheit und Güte entfernt und das Leben zur Hölle gemacht
In unserem Fall aber stehen die Dinge so, daß man nicht einmal weiß, ob die, welche es angeht, und ihre Verehrer sich nicht eine Ehre daraus machen, daß man sie Diener und Genossen des Bösen nennt. So sagt Ludmilla Assing vom Fürsten Pückler-Muskau: Ehemänner sah er nur als komische Dekoration an, wie er denn in den späteren Jahren noch mit Stolz von sich bekannte, in diesen Dingen gar kein Gewissen zu haben; dafür gehörten Verführungen zu den dämonischen Freuden des ausgezeichneten Mannes. (Janssen, Zeit- und Lebensbilder 106)
Dämonische Freuden, dämonische Menschen, ja das ist das rechte Wort! Andern den Frieden der Seele, die Reinheit des Herzens, die Zuversicht der Glaubens-Überzeugung nehmen, das ist das Werk Satans. Und um dessentwillen rühmt der Humanismus noch seine Helden! Und dessen rühmen sie sich selber! Tun dann wir ihnen unrecht?
Indes sie rühmen sich, aber sie werden dessen nicht froh. Goethe sagt von seinem Gönner und Freund Karl August, er habe etwas Dämonisches an sich gehabt, nur er sei sich selber unerträglich gewesen, wenn ihn dieses Dämonische verlassen habe. (Diezmann, Goethe und die lustige Zeit in Weimar 35f) Goethe selber hatte mit dem Dämonischen in sich sehr viel zu schaffen und war nicht wenig stolz darauf, es in sich so lebendig zu finden. (Eckermann, Gespräche mit Goethe II 198ff 62) Zuzeiten scheint ihm indes vor sich selber oder vor den Folgen seines Treibens gegraut zu haben, und er sagt dann: Am furchtbarsten erscheint das Dämonische, wenn es in irgend einem Menschen überwiegend hervor tritt. Es sind nicht immer die vorzüglichsten Menschen, weder an Geist noch an Talenten, selten durch Herzensgüte sich empfehlend. Aber eine ungeheure Kraft geht von ihnen aus, und sie üben eine unglaubliche Gewalt über alle Geschöpfe. Alle vereinten sittlichen Kräfte vermögen nichts gegen sie. Vergebens, daß der hellere Teil der Menschen sie als Betrogene oder als Betrügen verdächtig machen will, die Masse wird von ihnen angezogen. Sie sind durch nichts zu überwinden als durch das Universum selbst, mit dem sie den Kampf begonnen haben. (Goethe, Dichtung und Wahrheit, Kap. 20 (werke XXII, Stuttgart 1855, 401f)
Besser läßt sich die Wahrheit nicht sagen. Der Humanismus hat sich von der Wahrheit und der Güte entfernt. Je mehr er sich auswächst, um so mehr gestaltet er sich zu einem Kampf gegen das Universum, gegen das Gute, gegen das Wahre, gegen die Ordnung und das ganze Werk Gottes. Das ist der gleiche Kampf, den der Geist des Bösen seit Anbeginn führt. So ergibt sich ganz unwillkürlich die Bundesgenossenschaft im gleichen Kampf, so aber auch das gleiche Schicksal im unvermeidlichen Ausgang. Der Satan ist einst im Kampf gegen das Licht erlegen, sein schwächerer Helfershelfer, der Humanismus, wird wohl auch nicht siegen.
Wehe der Welt, rief einst eine starke Stimme vom Himmel, denn der Satan ist zu euch hinab gekommen! (Offb. 12, 12) Wehe aber der Welt und doppelt wehe, wenn der Satan wieder gehen kann oder gar nicht mehr zu kommen braucht, da die Menschen an ihren eigenen Brüdern statt seiner zum Satan geworden sind! Wehe der Welt um der Ärgernisse willen! (Mt. 18, 7)
Wehe den Armen, denen Ärgernis gegeben wird! Wer zählt die Millionen, denen in Beispiel, ein Wort, ein Bild, ein Buch die Ruhe, die Reinheit des Herzens, das Paradies auf Erden geraubt, das Leben zur Hölle gemacht hat! Sie freilich verdienen oft statt Tadels Bedauern und Entschuldigung. Denn erliegt der Mensch in seiner Schwachheit der Verlockung schon in roherer Gestalt, wie wird er ihr erst ohne übermenschliche Stärke trotzen, wo sie gleisnerisch in so einschmeichelnder Form naht?
Wehe denen, die das Ärgernis befürworten oder es doch billigen! Fast fürchten wir, dieses Wehe auszusprechen. Denn sind wir nicht alle mehr oder minder mitschuldig? Schweigen wir nicht aus Furcht, als ungebildet verschrien zu werden, auch wenn das Übel täglich zunimmt? Drücken wir nicht feige die Augen zu? Unterstützen wir nicht selber, was unser Gewissen verurteilt? Müssen wir nicht das Wort auf uns anwenden: Der Zuschauer ist oft ärger als der Tänzer?
Wehe denen, die Ärgernis geben lassen! Was werden die zur Entschuldigung sagen, Eltern, Lehrer, Erzieher, Obrigkeiten, Veranstalter, Leiter, Schirmherren von künstlerischen, literarischen, wissenschaftlichen Unternehmungen, von Festen, Vergnügungen, Vorstellungen, wenn sie trotz Pflicht und Erfahrung dem Feind nicht wehren, solange sie können? Plato läßt Sokrates sagen, soviel er auch bereits zum Nachteil der Dichter gesprochen habe, so habe er doch das Schlimmste noch nicht ausgesprochen. Das aber sei ohne Zweifel das Furchtbarste, daß sie es verstünden, sogar gereifte und tüchtige Männer zu verführen. Nur sehr wenige vermöchten sich ihrem Einfluss zu entziehen. (Plato, Rep. 10, 7, p. 605, c.) Deshalb hält er es nahezu für undenkbar, daß jemand der Jugend Zutritt zu Dichtern gestatte, deren Ergüsse unfehlbar Religiosität und Tugend verderben würden… Auch Aristoteles sagt, wenn vor irgend etwas so müsse man die Jugend, die der Schamhaftigkeit am meisten bedürfe (Aristot., Eth. 4, 9 (15), 3), vor jedem bösen Wort behüten. Wer dagegen fehle, für den sei jede Art von Beschimpfungen und öffentliches Auspeitschen und Vertreibung aus dem Vaterland kaum Strafe genug (Aristot., Polit. 7, 15 (17), 7. u.a.), so groß sei sein Verbrechen. In der Tat: ein Stein um seinen Hals, ein Grab in Meerestiefe ist selbst nach der Lehre des mildesten aller Meister allein genügend, um solchen Frevel zu sühnen. (Mt. 18, 6)
Wehe jedoch über Wehe denen, die Ärgernis geben! Es ist zwar, wie die Welt und die Menschen nun einmal beschaffen sind, nicht zu vermeiden, daß Ärgernisse kommen. Aber wehe dem Menschen, durch den Ärgernis kommt! (Mt. 18, 7)
Ob es wahr ist, was man uns immer sagt, daß der Satan nichts als ein Wahn alter, finsterer Zeiten gewesen, und daß sein Eigreifen in die Welt heute zur Ruhe gegangen sei, das bleibe hier dahin gestellt. Aber wenn es wahr ist, dann wehe unserer zeit! Dann werden einst nicht bloß die Heiden unsere Richter, sondern der Satan selbst, den wir überflüssig gemacht haben, er wird unser Verurteiler sein.
Und doch, wie sehr wäre es zu wünschen, es möchte Wahrheit sein, daß diese unheimliche unsichtbare Gewalt für uns nicht mehr existiere! Leichter vermeidet, wer anders will, den Angriff der sichtbaren Feinde als die List einer ungreifbaren Macht. Nun freilich, es ist leider nicht richtig, daß diese Gefahr für uns nicht mehr besteht. Wir haben mit einem unsern groben Sinnen unzugänglichen Feind zu kämpfen, der, selbst dem Guten fremd und feind, aus Neid auch uns dem Guten feindlich machen will. Doch das ist unser Trost dabei, daß dieser uns nicht nahe zu kommen vermag, außer indem er sich solcher Mittel bedient, die auf unsere Sinnen, auf unsere Phantasie wirken. (Thom. 1, q. 111, a. 2-4)
Darum ist es jedenfalls wahr, daß wir dem unsichtbaren Bösen die Achillessehne gelähmt haben, wenn wir der erlogenen Schönheit, der geheuchelten Kunst und Bildung Ohr wie Aug verschließen. Nur schwer wird sich das Böse zum Herzen Zutritt bahnen, wenn unser Verstand den Sinnen die Täuschung benimmt, als könnte das Böse je zu seinem Kleid die Schönheit rauben. Was böse ist, wird niemals schön zu heißen verdienen. Wie die Wahrheit und Güte, so ist die Schönheit allein in Gott. Was wahr, was gut, was sittlich, das allein kann in Ewigkeit schön, das allein echt menschlich sein. –
aus: Albert M. Weiß, Apologetik, Bd. II Humanität und Humanismus, 1908, S. 563 – S. 567
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