Wanderbuch Gehe zur Gottesmutter Maria

Gehe zur Gottesmutter Maria

„Der empfangen ist vom heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau!-“

Gott der Herr hat den Menschen nicht bloß zum Höfling, sondern zum Kinde Gottes erschaffen. Da kehrt der Unglückliche, Mann und Weib, Gott trotzig den Rücken, und geraten hierdurch ins Strafhaus, wie schon oben (siehe Beitrag: Wanderbuch Wohin gehen wir) erzählt, und in Gewalt des Satans, des Fürsten und Gefangenen-Wärters dieser Welt. Und des Jammers und Elendes war kein Ende durch 4000 Jahre, und die Erde war ein weites Grab geworden, und über die ganze Familie Adams Gottes Zorn und Fluch und Strafe, wie ein Ungewitter ausgegossen. Da kam eines Tages, es soll am 25. März gewesen sein, ein wunderreicher Bote durch die Lüfte hernieder in das Tal der Tränen, und kehrt ein in die arme Hütte einer Adamstochter, verneigt sich ehrfurchtsvoll vor ihr und sagt: Ich bringe dir Gruß von Gott! – Ave Maria! -du hast Gnade gefunden bei ihm, du sollst in Kraft seines Geistes einen Sohn gebären, der soll Jesus – Heiland – heißen, und er wird deine ganze Familie, sein Volk, von den Sünden und von dem Fluch und der Strafe und dem Tod und dem Grabe retten, und sein Reich wird nie mehr enden! Willst du einwilligen? Und Maria sprach: „Sieh ich bin eine Magd des Herrn; mir geschehe nach Deinem Worte.“ – Und es taute der Himmel den Gerechten, und die Wolken regneten ihn herab, es tat sich die Erde auf und sproßte hervor – den Erlöser Jesum Christum, hoch gelobt und gebenedeit in Ewigkeit. Amen. –

Das war Gottes größte Tat, (..): Gott, der Beleidigte, läßt zum Zeichen seiner Versöhnung die Menschen grüßen in und durch Maria! – Und der Gruß war kein leeres Wort; es folgte gleich die Tat. Und weil die gestürzte, todkranke Menschheit nicht hinauf konnte zu Gott, so will er zu ihnen herüber und herab kommen in der Menschwerdung. Und der Weg, den er nimmt und die Brücke, auf welcher er von der seligen Ewigkeit in das traurige Tal der Tränen steigt, ist eigens von Gottes Geist gebaut, groß und reich und schön und stark, um den allgewaltigen Gottes Sohn herüber zu tragen. Diese Brücke – ist Maria! –

Seitdem gibt es eben nur Einen Weg, auf welchen Gottes Huld und Gnade zu uns kommt; das ist Maria, die uns den Erlöser gebracht hat. Und wenn Einer auch tausend Jahre auf und ab ging und einen anderen Weg, eine andere Brücke zum Übergang aus dem Abgrund zum rechten Weg, zu Christus, suchte, er fände keinen – als Maria. Will er diesen aus Hochmut nicht gehen, was dann?

Du bist krank, todkrank und der Wurm des Todes nagt schon an dem zarten Lebensfaden, der Seele und Leib zusammen knüpft. Es gibt nur eine einzige Arznei für dich, und diese findest du nur in der einzigen Apotheke in der Stadt. So schicke doch hin, und laß sie bringen, und werde gesund. Willst du nicht, so bist du allein Schuld und nicht der Doktor und nicht der Krankenwärter, und nicht der Bote; du allein und selber bist Schuld, wenn du ins Gras beißen mußt. – Ist es nicht wahr? – nun so mach dir jetzt die Auslegung. Jede schwere Sünde reißt dich los von Gott und wirft dich aus dem Paradies der Gnade, und stürzt dich weit hinweg in die Fremde, und eine unausfüllbare Kluft liegt zwischen dir und Gott. Da treibt dich die innere Qual und der ewige Unfriede mit dir selbst, und der bessere Teil deiner Seele wieder heimwärts zu Gott, und du machst dich auf, wie der verlorene Sohn, und Christus der Herr hat über die Kluft einen Steg und Bogen gebaut zu ihm hinüber; und das ist Maria, habe ich gesagt! – So gehe also hin zu ihr, und durch sie zu Christus! Verstehst du mich? – (*)

Und bist du durstig weit hinein in die Seele, und tief hinab ins Herz; und der Durst geht nach Glück, nach Frieden, nach innerer Freude, nach Aussöhnung und Gnade mit Gott. Es gibt nur Ein lebendiges Wasser, das diesen Durst löschen kann, daß du nicht weiter mehr dürstest; die Samaritanerin hat es am Jakobsbrunnen gefunden, es ist Christus der Herr! Was sonst als Durstlöscher gilt, Geld und Lustbarkeit und schönes Kleid und viel Lob von den Menschen, und Glück im Geschäft, das ist unverdauliches Salzwasser, das noch mehr reizt. Das süße Wasser aber kommt aus einer Einzigen Quelle, – aus der Marienquelle! So geh dorthin, und trink! – brauchst nicht nach Frankreich hinab und nach Lourdes zu gehen, um aus diesem Brunnen zu bekommen, er ist auch bei dir daheim, bei dem Muttergottes-Bilde.

Und bist du krank an der Herzwurzel und die Krankheit ist der Neid, oder der Hochmut, oder die böse Lust, oder der Zorn oder die Habsucht, oder kalte Frost der Gleichgültigkeit für deine Seele! Du wirst das wohl selber wissen. Zu deinem Trost sei es gesagt, es gibt ein Heilkraut dagegen. Das hat Gott auf die Welt geschickt zum Heil der Menschen; es heißt – der Heiland, Jesus Christus! Aber nur bei Einer Apotheke, merk nur bei Einer einzigen Apotheke kannst du dieses Wunderkraut für die Brandwunden der Seele finden; diese Apotheke ist Maria. Du arme, kranke Seele, was willst du jammern und leiden, und warum sollst du sterben? Geh hin, wo dir das Kraut gegen den Tod der Seele blüht, geh hin zu Maria! – Sie hat ja in dem Gotteskind aller Welt das Heil gebracht! – Gäbe es einen zweiten Heiland, so könntest du wählen; aber so gibt es nur Einen, und den kannst du nur auf den Armen und in den Händen Mariens, seiner Mutter finden! – So ist dir und mir und jedem Erdenpilger nur die Wahl geblieben, zu Maria zu gehen, um bei ihr das Leben zu finden oder zum Teufel zu fahren und bei ihm den Tod zu finden!

Es ist das ein scharfes zweischneidiges Wort, ich spüre es selber; aber ich will auch, daß es schneide; und fragst du, was es schneiden soll, so mußt du mir Antwort geben, die du mir noch immer schuldig bist? – Ich habe dich unlängst gefragt: Freund, wenn du so fortlebst und wandelst wie bisher, wohin – ja wohin mit dir? – (Siehe den Beitrag: Die Gefahr der Abwege in finstere Abgründe)

Wagst du bei Gott und deinem Gewissen zu hoffen, es geht aufwärts und nach Hause zum Vater ? – Ach! Ich fürchte, du sitzest traurig und trostlos da, und wenn Gott dich, wie den Adam fragt: „wo bist du?“ mußt du nicht vielleicht sagen: „ich getraue mir nicht vor dir zu erscheinen“; und wenn du die Leute anschaust, deren Wander und Wandeln du nachfolgst, wirst du vielleicht finden, es sind die traurigen Vielen, und nicht die seligen Wenigen; und wenn du an das Sterben denkst, kommt dir vor, das gewisse Tor in die Seligkeit sei nicht eng genug und klein, daß es zum Leben hinein gehe. – Ist dir so? Und scheint es dir, daß du dich verirrt habest, du unglücklicher Wanderer? – Ich habe dir versprochen, Rück- und Ausweg zu zeigen, wenn du mir folgen willst. – Sieh jetzt und merk auf!

Ist das, was ich von Maria gesagt, nicht auch wie süßer Glockenklang aus weiter Ferne, und Ton um Ton ruft dir zu: Halt ein! Kehr um! Halt ein, kehr um! – Es ist der süße Gedanke an Maria – die Zuflucht der Sünder; es ist die frohe Hoffnung, sie habe deiner nicht vergessen, wenn auch deine leibliche Mutter nicht mehr an dich dächte; es ist die Stimme des Glaubens aus den Tagen der Kindheit wo du oft und gerne gebetet hast: Gegrüßt seist du Maria! – O steh auf, du Mensch, und geh` ihm nach diesem Rufe, und komm hin, wo du ein Marienbild weißt auf einsamer Stelle im Wal, oder in deiner Schlafkammer, oder in der Kirche am Altar, oder hier in diesem Buch; knie nieder vor ihm; grüße sie alsdann schriftgemäß wie Gott selber und Elisabeth sie gegrüßt hat: Gegrüßt seist du Maria, du bist voll der Gnaden usw. und sag ihr, sie möge denken, daß Gott sie um unsertwillen, um deinetwillen so schön und lieb gegrüßt habe. Sie möge also ihre Mutterhand ausstrecken und dich heraus reißen! So und anders rede, wie es dir durch die Seele geht:

Ihr darfst du Alles klagen,
Was dir dein Herz bewegt,
Ihr alle Wünsche sagen,
die heimlich du gehegt;
Ihr kannst du dein Verschulden,
Dein Irren all gestehn;
Die Königin der Hulden
Hört gern des Armen Flehn;
Gieß aus dein heißes Weinen
Vor ihrem Angesicht.
Es wird dir freundlich scheinen,
Es straft und zürnet nicht.“ –

Und wenn sie dann auch dir was leise ins Herz redet, – von Umkehr – dann tue es getreulich; es wird dir helfen.

Wo du dein Heil, deine Arznei, das Lösegeld aus alter und neuer Sündenschuld zu finden hast, das weißt du jetzt, nämlich in den Händen Mariens, der Mutter deines Erlösers. Aber du mußt auch wissen, daß du ihn umsonst nicht bekommst. Alles Kostbare will erkauft oder erobert oder erarbeitet werden, und so auch dein Heil aus Mariens Hand. Wenn du müßtest all` dein Vermögen hingeben, oder wenn du müßtest lebenslang in Sack und Asche Buße tun, oder wenn du Jahre lang in schwerem Kerker müßtest gefangen liegen, um Christus zu gewinnen, es wäre nicht zu viel. Hast du Christus, so hast du in ihm Alles tausendfach wieder ersetzt, was du hingegeben; ohne ihn aber müßtest du doch einmal Alles verlieren und in alle Ewigkeit in grauenhaftem und martervollem Gefängnis büßen. So aber wird Solches von dir nicht gefordert; du kannst die Christus erkaufen um ein ganz Kleines, was jeder Bettler, selbst der ärmste, hat. Was ist das?

Die Kleinigkeit von gutem Willen. „Friede den Menschen von gutem Willen“. – Gut ist dein Wille, wenn du als armer Sünder ernstlich und ohne Selbstbemäntelung verlangst, von der Sünde los und mit Gott wieder ausgeglichen zu werden. Gut ist dein Wille, wenn du in Anbetracht deiner Unwissenheit in Sachen deines Heiles bereit bist, dich gern von Christus himmlisch aufklären zu lassen über die Dinge, welche das schwache, kurzsichtige Auge der Vernunft nie zu sehen vermag. Git ist dein Wille, wenn du auch gut und gottgefällig zu leben verlangst, und da du solches nach eigener vielfacher Erfahrung allein nicht zu Stande bringst, dir willst helfen lassen durch Christi Gnade und Sakrament…

Es hat ja die Gottesmutter selber den Heiland nur um den Preis ihres guten Willens bekommen. Erst, wie die dem Engel erklärt hat, sie wolle tun, was Gott von ihr wolle, wie sie gesagt hat, sie sei nur eine Magd des Herrn, es möge geschehen an ihr, wie der Engel gesagt, erst in diesem Augenblick ist ihr der Sohn Gottes zum Sohne gegeben worden. Darüber hat sie auch bei Elisabeth die schöne Erklärung abgegeben: Die Hungrigen, das sind die mit gute Willen, mit heißem Verlangen nach Heil, die hat Gott reichlich gesättigt; die aber sich reich dünken und meinen, Gott brauche ihnen nichts zu geben, die hat Gott auch leer ausgehen lassen.
Sei also hungrig und durstig nach Gerechtigkeit, sei ein Mensch von gutem Willen, und du wirst gesättigt werden, wirst nicht schwer dein Heil finden in Mariens Mutterhänden, wohin es Gott gelegt hat.

„Ich bin die Mutter der schönen Liebe, und der Furcht, und der Erkenntnis und heiliger Hoffnung; bei mir ist Gnade für jeden Weg zur Wahrheit. Kommet her zu mir Alle, die ihr nach mir verlangt und sättigt euch an meinen Früchten.“ (Das Predigerbuch, 24. Abschnitt) –
aus: Franz Ser. Hattler SJ, Wanderbuch für die Reise in die Ewigkeit, I. Band, Erster Teil. Wo gehst du hin?, 1883, S. 84 – S. 93

(*) siehe den Beitrag: Geistliche Arznei aus dem marianischen Psalter des h. Bonaventura

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