Verkündigung der Geburt des Johannes

Der Engel Gabriel verkündet Zacharias die Geburt eines Sohnes, nämlich des Johannes des Täufers; in majestätischer Gestalt schwebt der Engel vor Zacharias, der vor dem Engel kniet; in der Mitte sieht man ein Weihrauchgefäß, aus dem Wolken von Weihrauch kommen

Verkündigung der Geburt des Johannes durch den Engel

Zur Zeit des Königs Herodes (1) lebte in einem Städtchen des Gebirges Juda ein Priester, namens Zacharias (2), von der Priesterklasse Abia. (3) Sein Weib war eine Tochter von den Nachkommen Aarons (4) und hieß Elisabeth (5). Beide waren, mitten unter dem sündigen Volke, gerecht vor Gott und wandelten tadellos in allen Geboten des Herrn. Sie hatten kein Kind und waren bereits hoch bejahrt.

Als nun Zacharias einst nach der Ordnung seiner Priesterklasse den heiligen Dienst im Tempel hatte, traf ihn das Los (6), das Räucheropfer im Heiligtum anzuzünden, und er ging in das Heiligtum; die ganze Menge des Volkes aber war draußen im Vorhof und betete zur Zeit des Räucheropfers. (7) Da erschien ihm ein Engel, an der rechten Seite des Altares stehend. Zacharias erschrak, als er ihn sah. Der Engel aber sprach zu ihm (8): „Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet (9) ist erhört. Elisabeth, dein Weib, wird einen Sohn gebären, den sollst du Johannes (10) nennen. Du wirst Freude und Wonne an ihm haben, und viele werden über seine Geburt frohlocken. Denn er wird groß sein (11) vor dem Herrn. Wein und berauschendes Getränk wird er nicht trinken (12) und schon im Mutterschoß mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. (13) Er wird viele von den Kindern Israels zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren und wird im Geiste und in der Kraft des Elias vor ihm hergehen (14), um die Herzen der Väter zu den Kindern zu wenden und die Ungläubigen zur Weisheit der Gerechten, um dem Herrn ein vollkommenes Volk zu bereiten.“ Zacharias erwiderte dem Engel: „Woher soll ich erkennen, daß das geschehen wird? Denn ich bin alt, und auch mein Weib ist schon hoch in Jahren.“ Der Engel antwortete ihm: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht (15), und bin gesandt, dir diese frohe Botschaft zu bringen. Und siehe, du wirst stumm sein bis auf den Tag, da diese geschehen wird, darum, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast.“ Das Volk aber wartete auf Zacharias und wunderte sich, daß er so lange im Heiligtum verweilte. Als er nun herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden (16), und sie merkten, daß er eine Erscheinung im Tempel gehabt habe.

Da die Tage seines Dienstes erfüllt waren, ging Zacharias nach Hause. (17) Danach empfing Elisabeth und zog sich fünf Monate zurück und sprach: „So hat also der Herr mich angesehen und die Schmach der Kinderlosigkeit vor den Menschen von mir genommen.“

(1) Als das Zepter von Juda genommen und die Fülle der Zeit gekommen war.
(2) D.h. der Herr ist eingedenk.
(3) Sie war nach 1. Chr. 24,10 die achte der 24 Priesterklassen, die abwechselnd, jede eine Woche lang, den Dienst im Tempel versahen. – Die Einteilung rührte von David er. Aus der Babylonischen Gefangenschaft kehrten zuvor nur sechs Abteilungen zurück. Alle diese lösten sich auf, um sich neuerdings in 24 nach den alten benannten Klassen zu gliedern.
(4) Also auch aus priesterlichem Geschlecht.
(5) D.h. Gott hat geschworen, oder: die bei Gott schwört, d.i. Ihn verehrt.
(6) Die priesterlichen Dienstverrichtungen, darunter auch die Darbringung des Räucheropfers, wurden innerhalb jeder Klasse durch das Los verteilt. Daraus, daß Zacharias diese Dienste teilte, sehen wir, daß er ein einfacher Priester und nicht Hoherpriester war.
(7) Jeden Tag fand bei dem feierlichen Morgen- und Abendopfer die Räucherung statt. Sie wurde am Rauchopfer-Altar, der im Heiligtum stand, vollzogen.
(8) Der Inhalt der Engelsbotschaft umfaßt 1. Name, 2. Aufgabe, 3. Wirksamkeit und 4. Heiligkeit des zu erwartenden Kindes.
(9) Ohne Zweifel um die Sendung des Messias und um die baldige Ankunft des messianischen Reiches.
(10) D.h. der Herr ist gnädig; ein Hinweis auf die größte Gnaden-Erweisung Gottes an die Menschen, die Menschwerdung des Erlösers, dem Johannes die Wege bereiten sollte.
(11) Er wird groß sein 1. durch die Fülle des ihm mitgeteilten Heiligen Geistes, 2. durch die Beziehung zum Heiland; 3. durch seine persönlichen Tugenden, 4. durch sein Wirken.
(12) D.h. er wird einem Nazaräer gleich Enthaltsamkeit üben.
(13) Folglich auch von der Sünde, der Erbsünde, gereinigt werden.
(14) Mit demselben Feuereifer wie Elias, als ein gewaltiger Bußprediger und Prophet, wird er der Vorläufer des Herrn sein. Er ist jener Vorläufer des Erlösers, den der letzte der Propheten, Malachias verkündete, der erste, den nach Malachias die Juden wieder als Propheten anerkannten.
(15) D.h. der zu seinen höchsten Dienern gehört; Gabriel = Mann Gottes oder Held Gottes.
(16) Um feierlich den Segen zu sprechen und das Volk zu entlassen. Nach Nm. 6,23 bis 26 mag der Segen, den der Priester gewöhnlich sprach, gelautet haben: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr zeige dir sein Angesicht und sei dir gnädig. Der Herr wende zu dir sein Angesicht und gebe dir Frieden.“
(17) Zwar stumm, aber voll Freude; denn die Strafe für seinen Zweifel war zugleich das Unterpfand der Erfüllung seiner heißesten Wünsche. –
aus: Schuster u. Holzammer, Handbuch zur Biblischen Geschichte, Zweiter Band, Das Neue Testament, 1910, S. 67-69

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