Unterricht für den dritten Sonntag nach Ostern

Christus ist auferstanden, mit der Siegesfahne in der Hand; links sitzt ein Engel auf einem Stein, hinter ihm sind die zwei schlafenden Wächter; rechts ist ein Engel zu sehen, der sich zu den Verstorbenen in der Vorhölle hinwendet, die schon zu sehen sind

Unterricht für den dritten Sonntag nach Ostern, „Jubilate“

Am vorigen Sonntag ermunterte uns die heilige Kirche, dem guten Hirten Jesus Christus als treue Schäflein nachzufolgen. Heute beschreibt sie diese Nachfolge näher. Nicht in beständiger Freude wird diese Nachfolge hier auf Erden bestehen, sondern in mannigfacher Prüfung, in vielfachem Leid. Bald wirst du die Nähe deines Hirten fühlen und selig sein, bald verschwindet Er dir wieder. Nur durch Kampf gelangst du zum Sieg, nur durch Leid zur Herrlichkeit! Aber kämpfe mutig im Vertrauen auf deinen göttlichen Hirten, der dich nicht verläßt und nach einer kleinen Weile deinen göttlichen Hirten, der dich nicht verläßt und nach einer kleinen Weil deine Trauer in Freude, dein Kämpfen in ewigen Sieg verwandeln wird. So mahnt heute die heilige Kirche.

Im Eingang zur heiligen Messe ermuntert sie uns zur Freude und zum Lobe Gottes wegen der Auferstehung Jesu und singt deshalb: „Jauchzet zu Gott, alle Lande! Alleluja! Lobsinget seinem Namen! Alleluja! Lasset herrlich erschallen sein Lob! Alleluja! Alleluja! Alleluja! Saget zu Gott: Wie schrecklich sind deine Werke, o Herr! Ob der Menge deiner Kraft werden Dir (vergebens) trotzen deine Feinde.“ (Ps. 65, 1-3) – Ehre sei dem Vater etc.

Gebet der Kirche.
O Gott! Der Du den irrenden das Licht deiner Wahrheit zeigst, damit sie auf den Weg der Gerechtigkeit zurück kehren können, gib allen, die den Christennamen tragen, daß sie dasjenige meiden, was demselben zuwider, und das tun, was ihm angemessen ist; durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lesung aus dem ersten Brief des hl. Apostels Petrus. Kap. 2, Vers 11-19.

siehe: 1. Petr. Kap. 2, 11-19

Was lehrt uns der hl. Petrus in diesem Abschnitt seines Briefes?

Ebenso schöne, als für den einzelnen und die menschliche Gesellschaft hoch wichtige Dinge. Er lehrt uns

1) daß wir nur Pilger auf Erden sind und hier gleichsam in der Fremde wandeln. Heften wir also unsere Herzen nicht an die Zeit und ihre Güter, sondern verleugnen wir die fleischlichen und weltlichen Gelüste, um die ewigen Güter zu erwerben;

2) immer einen erbaulichen Wandel zu führen, besonders, wenn wir unter Gegnern unseres Glaubens wohnen; denn gleichwie ein erbaulicher Wandel sehr viel Gutes stiftet und Achtung erwecken muss gegen die Kirche, der wir angehören, so gereicht ein unkatholisches, unchristliches Leben nicht nur dem betreffenden zur Schande, sondern es ärgert die Nichtkatholiken, wirft ein schlechtes Licht auf die Kirche selbst und veranlaßt jene, diese zu lästern und zu verachten;

3) den Obrigkeiten untertan zu sein, Gott zuliebe, der diesen Gehorsam befiehlt (Röm. 13, 1) Damit verwirft der Apostel jede Empörung gegen bestehende rechtmäßige Obrigkeiten selbst für den Fall, daß sie die wichtigsten Interessen, die religiösen Rechte, antasten und verletzen würden. Wohl nie wurden die Christen mehr in ihren Rechten beeinträchtigt als in den ersten Jahrhunderten. Sie empörten sich jedoch nicht, aber sie wurden einmütiger; blieben zwar standhaft in dem Bekenntnis ihres Glaubens, erfüllten aber die Pflichten gegen den Staat um so genauer; harrten aus und flehten unablässig zum Herrn. Daß diene zum Beispiel besonders in unsern Tagen. Endlich lehrt er

4) die Dienstboten ihren Herrschaften um Gottes Willen zu gehorchen. Wie ganz anders sähe es in der Welt aus, wenn diese Lehren des Apostelfürsten besser befolgt würden!

Übung.
So oft du Widerwillen gegen Anordnungen der Obrigkeit oder deinen besondern Vorgesetzten empfindest, lies obige Worte des Petrus. Bete:

O Herr! Gib mir die Gnade, mich allezeit als einen Fremdling auf auf Erden zu betrachten und als solcher die Güter dieser Erde anzusehen und zu gebrauchen. Verleihe mir christliche Unterwürfigkeit, damit ich auch dann den schuldigen Gehorsam nicht verletze, wenn mir die Anordnungen der Obrigkeit beschwerlich fallen. Amen.

Evangelium nach dem hl. Johannes. Kap. 16, Vers 16-22

siehe: Joh. 16, 16-22

Was bedeutet der Ausdruck: „Noch eine kleine Weile etc.“?

Jesus wollte damit sagen, daß Er die Jünger bald verlassen müsse und sie während der Zeit seines Leidens viel auszustehen haben würden; aber bald werde Er sie wieder sehen, und dann werde niemand mehr ihre Freude stören können. Er redet nämlich nach dem hl. Chrysostomus von seinem Leiden und seiner Auferstehung. Jesus nennt seine Leidenszeit eine kleine Weile. Was sind in der Tat die Leiden der Zeit im Vergleich mit der ihnen folgenden ewigen Freude anders, als etwas Kleines und Geringes, sozusagen ein Augenblick? (2. Kor. 4,17) Nach dem hl. Augustinus redet Jesus hier von der Zeit nach seiner Auferstehung bis zur Himmelfahrt und zum allgemeinen Gerichtstag. Ja wahrlich: nur eine kleine Weile dauert das einzelne Menschenleben, wie das des ganzen Menschengeschlechtes. Denken wir oft an die Flüchtigkeit der Zeit, an die kleine Weile!

Warum sagte Christus den Jüngern ihre Leiden und Freuden voraus?

1) Damit sie die Leiden desto leichter ertragen möchten; auf vorher gesehene Leiden hält man sich gefaßt und entsetzt sich nicht so sehr darüber;

2) damit sie nicht glaubten, ihr Meister hätte sie nicht davor bewahren können (Hl. Chrysostomus);

3) damit sie im Hinblick auf die ewigen Freuden und in sicherer Erwartung derselben die gegenwärtigen Drangsale für etwas Geringes hielten und aufrecht erhalten würden. „Sage mir, wenn du zu einem irdischen Königreich berufen würdest und die Nacht vor dem Einzug in deine Residenz, wo du gekrönt werden solltest, in einem wüsten, stinkenden Stall zubringen müsstest, würde dir dies wohl schwer fallen? Würdest du es nicht in der Hoffnung auf das Königreich freudig ertragen? Warum sollten wir denn nicht gern eine kurze Zeit in diesem Jammertal unter Beschwernissen leben, da wir die gewisse Hoffnung haben, einst in den Himmel zu kommen?“ (Hl. Chrysostomus)

Übung.
Jeden Morgen mache den Vorsatz, die Beschwerden und Mühen des Tages, dieser „kleinen Weile“, um Christi und des Himmels willen recht geduldig zu ertragen.

Gebet.
Erleuchte mich, o heiliger Geist! Damit ich die Kürze des Lebens und seiner Leiden recht einsehe, und entzünde mein Herz mit der Hoffnung auf die ewigen Freuden, auf daß ich alle Beschwerden der Zeit geduldig ertrage und wie Jesus in der ewigen Seligkeit ernte, was ich hier in Tränen gesät. Amen. –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 277 – S. 280

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