Der Unglaube kommt vom schlechten Leben
Ich schreibe mein dasiges Buch nicht für solche glaubenslose Menschen, sondern für gläubige Christen, um sie zu kräftigen in der Wahrheit, um sie zu warnen vor der Sünde und ihrem Unheil, und wenn sie abseits gegangen wären, ihnen wieder Wegweiser zu werden zu Jesus Christus unserm Herrn und einzigen Erretter und Helfer aus aller Not. Und darum will ich allda mich nicht gar stark gegen die glaubenswüsten Toren ereifern, sondern jetzt ein Wörtlein mit dir, du christlicher Leser, reden.
Sieh! wenn`s um dich herum eiskalte Luft hat, ist Gefahr da, daß du dich gründlich verkühlen kannst; einige Male in die Hände zu hauchen, hilft da nichts; du musst dich eben warm anziehen, oder in der Stube den Ofen heizen. So ist auch wesenhafte Gefahr da, daß sich bei der Eiskälte so vielen Unglaubens um dich herum deine Seele und dein Herz verkühle, daß du selber davon angesteckt zuerst anfangst lauwarm zu werden in den Werken und Übungen des Christentums, …
Jetzt erschreckst du davor, wenn man dir prophezeien tät: du Leser, du wirst als Ungläubiger sterben! Aber hab Acht! Wenn du dich nicht warm haltest im Glauben, geschieht es dir so gewiß, als der gewiß an Erfrieren sterben muss, der im Winter tagelang im eiskalten Wasser liegen will.
Darum laß dir jetzt raten. Erstlich sei treu in Ausübung deiner religiösen Christenpflichten…
Zum Zweiten laß dich durch den Unglauben anderer Leute nur ja nicht irre machen, wenn es auch von glaubenslosen Köpfen um dich herum wimmeln sollte. Besonders laß dich nicht irre machen, wenn du so „Gebildete“, – „Studierte“, „Angesehene“, „Honoratioren“, „reiche Gutsbesitzer“, „Ehrenmänner“ dem Unglauben ergeben und huldigen siehst. Dein Glaube stützt sich auf Gott und Gottes Wort, und nicht auf Bildung, Aufklärung, Wissenschaft, Ansehen, Ehrenstellen und Geld. Und wenn so viele Menschen und auch studierte Leute den Glauben verwerfen, so geschieht es gar nicht, weil sie etwa zur Einsicht gekommen sind, der katholische Glaube sei irrig und falsch und halte die Probe nicht aus. Sagen tun sie freilich, die Wissenschaft und Aufklärung hätte gezeigt, daß der katholische Glaube Unsinn lehre. Aber es ist leeres Gerede, mit dem sie sich selber und andere beschwätzen und belügen; es sind häufig Leute, die lieber Unsinn glauben, als die katholische Wahrheit. Es ist seiner Zeit der Mohammed aufgestanden und hat Unsinn und Fabeln und Torheit gepredigt und Millionen haben es geglaubt. Es sind Ketzer aufgetreten, welche die katholische Wahrheit zerrissen, ein paar Fetzen von ihr mitgenommen, mit einigen Lügen verziert und dann ausgehängt, verkündet haben als die alleinige Wahrheit; und Millionen haben das blöde Zeug geglaubt, und glauben es noch. Es ist in jüngsten Jahren ein Professor erschienen, der erzählt, er habe der Natur genau auf die Finger geschaut, wie sie ihr Werk seit Millionen von Jahren heraus gesponnen; und habe gesehen, wie sie den Menschen aus dem Affen heraus gewirkt habe; es kommt ein anderer Professor, der hängt um diesen Blödsinn eine Menge erlogener Forschungen und stellt es hin als unleugbare Tatsache – und sieh! was kein altes Weib tut, das tun tausende von Professoren und Studenten; sie glauben den Unsinn und verkünden ihn laut in Wort und Bild und Schrift. Und es kommt der ewige unfehlbare Gott, der die ganze Welt gemacht hat, und bringt seine unvergängliche, unfehlbare Wahrheit zum Heil aller und beweist sie durch unwiderlegbare Tatsachen und durch eine Wolke von zeugen und sieh – man glaubt ihm nicht. Ja, warum denn nicht?
Ich will über diese Leute nicht zu Gericht sitzen; aber er, der ihr Aller Richter ist, hat sie untersucht, geprüft, und hat laut vor der ganzen Welt verkündigt, woher der Unglaube komme. Höre ihn selbst; man kann, meine ich, nichts besseres sagen, um jeden Ungläubigen schamrot zu machen, als was Christus der Herr gesagt und die Geschichte alle Tage beweist.
„So sehr“, sprach Jesus, „hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen Sohn, den Eingebornen, hergegeben hat.“ Und weiter erklärt er ihm (Anm.: Nikodemus), daß er, der Sohn Gottes nur diejenigen aus Sünde, Tod und Hölle retten könne, die an ihn als Gott glauben würden. Darum hat er zu den obigen Worten gleich hinzu gesetzt: „damit Jeder, welcher glaubt an ihn, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt geschickt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde. Wer glaubt an ihn, wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet.“
Dieses letzte Wort legt nun Christus selber deutlich und verständlich aus und sagt, woher eigentlich der Unglaube komme, nämlich vom schlechten Leben. Und so bezeugt der Unglaube die Schlechtigkeit der Ungläubigen, und so ist der Unglaube selber das Gericht über das Leben der Ungläubigen. Höre nur, wie Christus sagt: „Das ist das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, die Menschen aber die Finsternis mehr liebten, als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Es haßt aber Jeder, welcher Böses tut, das Licht, und kommt nicht heran ans Licht, damit seine Taten nicht gescholten werden.“
Natürlich, den schuldigen Mann geht’s Grausen an, und wenn die Gauner und Diebe und schlechten Kerle könnten alle Polizei abschaffen, täten sie es gerade so steif, wie der im schlechten Leben Versunkene – Christus seinen Richter und Gott durch Leugnen und Unglauben abschaffen will. Nutzen tut`s ihm freilich nichts; nur gibt er sich und der Welt durch dieses Wegleugnen des göttlichen Weltheilandes das Zeugnis, daß er Ursache hat, sich vor ihm zu fürchten, und daß er in Schlechtigkeiten steckt, die er durch den Gottmenschen nicht gerne ans Licht und vor die Augen der ganzen Welt möchte gezogen wissen.
Mach dir also gar nichts aus dem glaubenslosen Gerede solcher Leute oder Bücher, auch wenn es studierte, angesehene Männer sind. Wissenschaft und Ansehen und Bildung schützt nicht vor Schlechtigkeit; es kann Einer entsetzlich viel wissen, und viel Geld haben und dabei doch vom Geist des Hochmutes, der Unreinigkeit, des Geizes, der Ungerechtigkeit und derlei Art besessen sein; und er ist ganz gewiß mit einem oder mehreren derselben behaftet, wenn er leugnet, daß Jesus Christus wahrer Gott ist. –
aus: Franz Ser. Hattler SJ, Wanderbuch für die Reise in die Ewigkeit, I. Band, Erster Teil. Wo gehst du hin?, 1883, S. 71 – S. 76