Rückkehr zur christlichen Heilsordnung

Die heiligste Dreifaltigkeit, Gott Vater, Heiliger Geist als Taube und Christus auf dem Thron, umgeben von Engeln und von Heiligen, Seinen Auserwählten aus allen Ständen

Jesus Christus, der Erlöser, thront, umgeben von Engeln auf seinem himmlischen Thron; unter ihm das Kreuz, um die sich seine Gläubigen scharen; darunter sieht man die Verdammten, die von Qualen ihrer Sünden gemartert werden

Rückkehr zu Christus dem Erlöser

Warum die Rückkehr zur christlichen Heilsordnung notwendig ist

geschrieben 1902

Rückkehr zu Christus dem Erlöser

Der Seelenarzt hat die Pflicht, den wahren Zustand der Zeit kennen zu lernen, damit er wisse, welche Gefahren die Seinigen bedrohen und wie er sie vor dem Verderben bewahren könne. Die Schwierigkeit dieser Aufgabe kann ihn so wenig wie die Unannehmlichkeit eine Entschuldigung sein, wenn er sich hier lässig bezeigen wollte. Er muss die Zeitlage kennen, und zwar gründlich kennen.

Das Kennenlernen böte für viele weniger Schwierigkeiten. Es gibt ja nicht wenige unter uns, denen man oft zurufen möchte, sie sollten darin nicht zu weit gehen. Muss einer denn wirklich alle Romane, und die schlimmsten ganz besonders, gelesen haben, muss einer alle Ausstellungen, alle Vorstellungen aller Art, in denen sich die Sünden und die Verführungen breit machen, besucht haben, muss einer über alle Skandale und alle Verbrechen auf dem laufenden sein, um die Welt zu kennen? Darf sich einer über alle Vorsichtsmaßregeln, die er seiner eigenen Seele schuldet, über alle Rücksichten, die ihm sein Stand auferlegt, hinwegsetzen mit der Ausrede, er müsse die Welt kennen lernen? Und dies ist der Weg, um sie gründlich kennen zu lernen? Muss sich einer denn, um einen Sumpf gründlich kennen zu lernen, bis auf den Grund versenken? Ist nicht eben dies der Weg, um jeder Kenntnis sowohl der Oberfläche wie der Tiefe ein für allemal ein Ende zu machen? Eine gründliche Erkenntnis des Bösen verlangt nicht, daß man in alles Böse hinein steige, sondern daß man über dem Bösen bleibe und mit sicherem, geläutertem Blick dessen Erscheinungen beobachte, soweit es nötig ist, um aus diesen im Lichte der untrüglichen Wahrheit die Natur des Bösen verstehen zu lernen. Freilich lernte Adam das Böse auch durch die Sünde kennen, aber weit besser hätte er das Gute und das Böse verstehen gelernt, wäre er der Sünde fern geblieben. Und so ist es auch für den Arzt nicht nötig, daß er eine Krankheit an sich selber erlebe, um sie kennen zu lernen, er hat andere Wege, um sich eine gründliche Kenntnis davon zu verschaffen.

Die Wahrheit: die Menschheit ist krank

Doch dies alles ist für uns hier Nebensache. Eine Wahrheit steht über allen Zweifel sicher, und dieser müssen wir zum Abschluss alles Gesagten unsere ganze Aufmerksamkeit zuwenden. Das ist die Tatsache, daß die Menschheit krank, daß sie sehr krank ist. Es ist nicht sehr vieles, was wir im vorausgehenden vor unsern Augen vorüberziehen ließen, aber wenn das nicht hinreicht, einen davon zu überzeugen, dann muss dieser Gesundheit und Krankheit nicht voneinander unterscheiden können, oder es muss ihn Vorteil oder falsche Liebe so bestrickt haben, daß er eines ruhigen Urteils nicht fähig ist. Wir brauchen gar nichts zu übertreiben, wir wollen ganz absehen von der Frage, ob unsere Zeit schlimmer daran sei als eine andere – diese Frage ist am ehesten geeignet, unser Urteil zu trüben -, aber an der Überzeugung können wir nichts ändern, daß unsere Gesellschaft nicht gesund ist. Man mildere, was sich mildern läßt, man erkläre die Zustände, wie man wolle, die Selbstmord-Epidemie aus der nervös machenden Kultur, die raffinierten Verbrechen aus der höheren Volksbildung, die Massenverbrechen aus der Steigerung des gesellschaftlichen Sinnes, genug, Nervosität ist Krankheit, und Bildung, die nicht zur Minderung, sondern zur größerer Kunstfertigkeit der Verbrechen führt, ist jedenfalls nicht befriedigend. Die aufreibende Unruhe der Zeit, die Beruhigungsmittel, die schlimmer sind als die Aufregung, der sie entgegenwirken sollen, die immer brutaler auftretende Materialisierung des Denkens, die Übertreibungen im Streben nach Erwerb wie nach Genuss, die Rohheit, mit der sich die ärgsten Irrtümer als berechtigt eindrängen, die höhnische Verachtung gegen alle und jede Wahrheit, gegen Autorität und Gesetz, das alles sind doch wahrhaftig Dinge, die wir nicht anders denn als Krankheits-Erscheinungen bezeichnen können.

Dagegen ist es sicher die unpassendste aller Ausflüchte, wenn man sagt, andere Zeiten seien auch nicht besser gewesen. Das ist es ja eben, worauf alles ankommt. Ob frühere Geschlechter schlimmer waren, ob mit der zunehmenden Bildung die Verbrechen weniger roh, dafür verschmitzter geworden seien, ob ehemals die materiellen Übelstände, jetzt die geistigen die vorherrschenden genannt zu werden verdienen, das sind alles Fragen, die für uns wenig zu bedeuten haben. Genug, die Menschheit war ehemals krank, und sie ist es heute auch, sie ist krank um uns herum, und sie ist es allenthalben. Die Krankheit der Menschheit ist allgemein und beständig; es sind nicht bloß die einzelnen Menschen, es sind nicht nur manche Kreise, nein, es ist die ganze Menschheit krank, sie ist es jetzt, wie sie es immer war.

Der Grund: die Herrschaft der Sünde

Die Krankheit der Menschheit ist nichts anderes als das, was die Heilige Schrift die Herrschaft der Sünde nennt. Sie übt ihren Einfluß zu allen Zeiten, auf alle Geschlechter, in allen menschlichen Dingen. Die katholische Lehre verwirft jene häretischen Übertreibungen, die nichts Gutes anerkennen, sondern nur Böses in der Menschheit finden wollen. Sie hält aber an der Wahrheit fest, daß das Böse allenthalben seinen Einfluß geltend macht, daß keine reine Menschheit existiert, und daß jede Kultur und jede Kulturerscheinung mehr oder minder durch die Einwirkung des Bösen getrübt ist. Wo die übernatürliche Ordnung aufrichtig anerkannt und befolgt wird, dort gelingt es, die Macht des Bösen zu schwächen – ganz wird sie hier nie zu brechen sein. Wo aber die christliche Wahrheit und das christliche Gesetz grundsätzlich verachtet, ja bekämpft wird, wie das in der modernen Welt geschieht, dort muss das Böse an Einfluß gewinnen, mehr noch als in den Zeiten des Altertums, da man wenigstens nicht diesen bewußten Kampf führte.

Wie wahr das ist, dafür brauchen wir die Beweise nicht in weiter Ferne zu suchen, wir haben sie rings um uns. Alle die peinlichen Verhöre, die wir im vorausgehenden angestellt haben, liefern Belege dafür in Menge. In all den Irrtümern der Zeit, nicht bloß in den sittlichen, auch in den sog. theoretischen, steckt die Sünde, zwar nicht immer unmittelbar und ausdrücklich, aber jedenfalls irgendwo, sei es in der Wurzel sei es im Verlauf der Ausbildung.

Wir sind in diesem Stücke zweifelsohne von der richtigen Wertschätzung der Zeit abgekommen. Es ist schon recht, mit dem irrenden Menschen Mitleid zu haben und ihn zu entschuldigen, soviel es geht, aber wir dürfen dabei dem Worte Gottes nicht unrecht tun. Wir aber sind bereits daran, daß wir jeden Leugner der Offenbarung in Schutz nehmen und uns mit Zorn gegen den wenden, der es wagt, von Schuld des Irrenden zu reden. Es ist sehr zu fürchten, daß wir uns damit selber manche Schuld aufladen.

Wenn der Apostel von den Heiden in der vorchristlichen Zeit behauptet, sie wären unentschuldbar bei ihren Irrtümern über Gott (Röm. 1,20), wenn er sie mit dem ewigen Verderben bedroht, falls sie das Naturgesetz nicht halten, obschon sie sich darauf ausreden können, daß sie vom geschriebenen Gesetz nichts wissen (Röm. 2,12ff.); sollen dann die Irrtümer über Gott, ja die Lästerungen gegen Gott, die Christen in christlichen Zeiten ohne alle Scheu verbreiten, sollen die Verletzungen des christlichen Gesetzes, die sie mit wahrem Stolz begehen, ohne Sünde abgehen? Kann sich der Christ aus verzeihlichem Irrtum Christo als Antichrist gegenüberstellen? Kann sich einer ohne Schuld jenseits von gut und bös stellen? Kann er ohne Sünde lehren, erlaubt sei, was gefällt? Kann er sagen, wir brauchten keinen Erlöser, wir seien gebildet genug, um unsere Selbsterlöser zu sein?

Der Gipfel menschlicher Überhebung und Vermessenheit

Dieser letztgenannte Satz ist, wenn wir es recht betrachten, der Gipfel menschlicher Überhebung und Vermessenheit. Fast möchte man meinen, einer, der sich zu solcher Verwegenheit versteigt, habe hier schon sein Urteil über sich selber gesprochen. Sicher braucht Gott dem, der mit diesem Worte vor ihm erscheint, kein eigenes Urteil mehr zu sprechen, er braucht nur zu bestätigen, was dieser gesagt hat. Die jeden Unterschied von gut und bös, die alle Sünde leugnen, die sich jenseits von gut und bös stellen, die sich das Recht der Gesetzgebung selber zuschreiben, verfehlen sich zweifellos schwer. Indes, sie alle wollen wenigstens noch ihren Fehler entschuldigen und sich damit die Pflicht der Sühne vom Hals und vom Gewissen schaffen. Ob sie das wirklich mit Überzeugung tun können, ob ihr Gewissen dazu ja sagt und ja sagen kann, das wollen wir hier nicht untersuchen, der Apostel sagt, wie wir soeben gehört haben, nein. Die aber von Selbsterlösung sprechen, vermögen nicht in Abrede zu stellen, daß der Mensch der Erlösung bedarf, nur maßen sie sich selbst die Fähigkeit dazu an und weisen den Sohn Gottes zurück, der für uns aus Barmherzigkeit das Werk der Erlösung übernommen hat, da die Sünde zu schwer ist, als daß ein Geschöpf dafür Genugtuung leisten könnte.

Indes, wir haben hier nicht im Sinn, die Größe der Schuld zu erörtern. Wir wollen im Gegenteil mit dem Herrn am Kreuze beten, Gott möge auch dieses Wort verzeihen, da seine Urheber schwerlich begreifen, welches Unrecht sie damit begehen. Wir tun das um so bereitwilliger, als sie gerade damit, wenn auch, ohne es zu wollen und ohne es zu verstehen, für die wichtige Wahrheit, auf die es hierbei vor allem ankommt, ein offenes Zeugnis ablegen.

Der Satz von der Selbsterlösung ist das äußerste, bis wohin der Trotz gegen den Erlöser und sein Erlösungs-Werk den stolzen Menschengeist führen kann. Und siehe da, mit eben dem Worte, durch das er diesen Frevel begeht, gibt er selber wieder zu, daß er einer Erlösung bedarf. Er mag sich selber die Fähigkeit dazu zuschreiben, genug, selbst er redet von Erlösung.

Mehr bedarf es nicht. Daß der Mensch sich selber nicht erlösen kann, dafür brauchen wir keine Beweise. Dafür steht die Geschichte der Menschheit durch alle Jahrtausende ein, dafür die Erfahrung, auf die sich schon der Apostel beruft, indem er sagt, das Gewissen lege Zeugnis ab für die tief ins Herz gegrabene Wahrheit (Röm. 2,15), dafür spricht zur Genüge der Ausgang, den diese angebliche Selbsterlösung nur allzu häufig nimmt, der freiwillige Austritt aus dem Leben, in dem der ungebrochene Trotz das einzige Mittel findet, um sich aus einem unerträglichen und unter diesen Umständen in der Tat unlösbar gewordenen Zustand zu erlösen.

Wenn es eine Schuld gibt, und diese gibt es; wenn die Schuld auf dem ganzen Menschengeschlecht liegt, und sie liegt auf der Gesamtheit; wenn es keine Zeit, keine Kultur, keine Wissenschaft, keine Bildung gibt, in der die Sünde nicht ihren Einfluß geltend machte, dann gibt es keine Zeit und keine Kultur und keinen Menschen, daß nicht dafür eine Erlösung und ein Erlöser notwendig wäre. Darin sind alle gleich, Gebildete wie Ungebildete: alle sind Sünder, alle bedürfen der Gnade. Keiner kann sich selber von der Sünde befreien, keiner sich vor Gott wohlgefällig machen, keiner das Heil erreichen ohne die Hilfe des Erlösers.

Wir untersuchen gar nicht, wie schon gesagt, ob andere Zeiten sündhafter waren als die unsere, darüber kann ja nur Gott der Herr selber urteilen. Aber das glauben wir mit Zuversicht sagen zu dürfen, daß kaum eine Zeit und kaum eine Gesellschaft mehr nötig hatte, an die Unerläßlichkeit der Erlösung und des Erlösers erinnert zu werden. Denn alles läßt sie sich eher gefallen als die Mahnung hieran. Das ist ja, wie wir früher einmal aus ihrem eigenen Geständnis gehört haben, der Grund, warum sie das bloße Wort „Priestertum“ haßt, weil ihr dieses jene unerträgliche Wahrheit ins Gedächtnis zurückruft. Das ist aber auch der Grund, warum wir gerade ihr diese Lehre immer wieder predigen müssen. Denn wenn die Menschheit ohne Erlöser in ihrer Schuld verbleibt und vom Heil ausgeschlossen ist, dann wäre es eine grausame Schonung, wenn wir ihr das verhehlten, ohne was keine Rettung für sie ist. Nicht das ist Liebe, daß wir der Zeit die Wahrheiten vorenthalten, die ihr unangenehm klingen, sondern darin besteht das wahre Erbarmen, daß wir uns durch ihr Widerstreben gegen die bittere Arznei nicht davon abhalten lassen, ihr den rettenden Trank zu reichen…

Immer und immer, soweit überhaupt von Christus die Rede ist, die Ausführung über den Weisen von Nazareth, den unvergleichlichen Lehrer, den tiefen Kenner des menschlichen Herzens, über Christus den Volksmann, den milden Freund der Armen und der Verlassenen, den Mann mit dem weichen Herzen, über Christus, das Ideal seelischer Schönheit und Tiefe, über Christus den Ausgangspunkt der modernen Zivilisation, und damit hat es ein Ende. Alles schön und gut, was an diesen Worten schön und gut ist. Aber was helfen uns armen Sündern diese Reden, die alle Arianer und alle Pelagianer und zuletzt auch alle Voltairianer unterschreiben können, wenn sie nicht die Vorbereitung bilden zu der Wahrheit, von der unser Heil bedingt ist, zu der Lehre von der Erlösung im Blute des menschgewordenen Gottes! Können wir es der Welt verdenken, wenn sie oft kaum mehr daran denkt? Wer hat hier größere Schuld, die Welt, die es uns verwehrt, von diesem entscheidenden Dogma zu reden, oder wir, die wir so selten und so oberflächlich davon reden, daß es begreiflich ist, wenn die Welt zuletzt glaubt, dieses Dogma mit seinen „rohen Gerechtigkeitsbegriff“, wie sie zu sagen liebt, sei für die geläuterten Begriffe und die feinen Nerven unserer Gesellschaft nicht mehr passend?

Die Welt mag nicht von der Gerechtigkeit Gottes hören

O ja doch, es ist noch passend, es ist noch notwendig, es ist unerläßlich, und zwar gerade wegen jenes Begriffs, den unsere Gesellschaft so sehr verabscheut. Die Welt hat nie gern von der Gerechtigkeit Gottes reden hören. Die Worte Vergeltung, Strafe, Sühne, Buße haben ihr immer hart in den Ohren geklungen. Ebendeshalb hat Gott zu allen Zeiten durch seine Boten diese Worte vor allen andern predigen lassen, damit wir jener Wahrheiten nicht vergessen, an denen unser Heil hängt. Nur waren die alten Zeiten nicht so roh, daß sie es gewagt hätten, die Lehre von der Gerechtigkeit als roh und unwürdig der menschlichen Bildung zu verwerfen. Einer so schweren Verirrung gegenüber ist es mehr als je unsere Pflicht, den empfindlichen Ohren unseres Geschlechts dieses ernste Wort zu verkündigen. Vom Sündigen will es nicht lassen. Viele sind schon so weit, daß sie ohne Scheu vom „Recht zu sündigen“ reden. Dadurch rufen sie mehr als je die Gerechtigkeit Gottes gegen unser Geschlecht in die Schranken und häufen Zorn auf für den Tag des Zornes und der Kundgebung des gerechten Gerichts Gottes. (Röm. 2,5) Ist es da nicht ein wahres Werk der Erbarmung, wenn wir in diesen drohenden Tagen auftreten wie Noe in den Tagen vor der Sündflut als Prediger der Gerechtigkeit (2. Petr. 2,5), um die Welt zu warnen vor jenem gerechten Gericht, das unvermeidlich in Bälde über jeden und zuletzt einmal ebenso unvermeidlich über die ganze Welt kommen wird?

Und predigen wir denn bloß Gerechtigkeit und Strenge und nicht auch Erbarmen? Wir predigen ja Erlösung durch den Erlöser. Das ist aber wahrhaftig eine Verbindung von Gerechtigkeit und von Barmherzigkeit, bei der für uns die Gerechtigkeit beinahe verschwindet. Die Pflicht der Genugtuung an die Gerechtigkeit hat der Sohn Gottes übernommen, die Frucht der Gerechtigkeit, Verzeihung der Sünde und Wiederaufnahme in die Familie Gottes, hat er uns ohne unser Verdienst geschenkt. Sollen wir es für möglich halten, daß die Welt diese Wahrheit voll unendlichen Trostes zurückweise, wenn sie ihr nur unaufhörlich im lebendigen Glauben und mit dem Ausdruck der Dankbarkeit gegen Gott und des liebevollen Eifers um das Heil der Seelen gepredigt wird?

Nein, wir können es nicht glauben, daß unsere Zeit dem Worte des Lebens völlig unzugänglich sei. Es ist ihr schwerer zu predigen als in den Tagen der Apostel, denn leichter sind für den Glauben die zu gewinnen, die nie mit der Wahrheit bekannt waren, als jene, die einmal erleuchtet waren und dann zurückgefallen sind, zum Buße tun erneuert werden können. (Hebr. 6,4ff.) Aber kein Mensch ist unverbesserlich und keine Zeit so der Wahrheit und des Guten beraubt, daß nicht doch immer wieder ein Anknüpfungspunkt zur Rettungsarbeit zu finden wäre. Das ergibt sich freilich aus dem Gesagten, daß es schwer, sehr schwer ist, die alles entscheidende Lehre, den Inbegriff des Evangeliums, die frohe Botschaft von der Erlösung unserem Geschlecht wieder zugänglich zu machen. Aber je schwerer, aber je notwendiger, um so eindringlicher müssen auch wir gleich dem Apostel Christum den Gekreuzigten predigen, den Juden zwar ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit, den Berufenen aber Gottes Kraft und Gottes Weisheit. (1. Kor. 1, 23-24) –
aus: Albert Maria Weiß O.Pr., Lebens- und Gewissensfragen der Gegenwart, 2. Bd. 1911, S. 437 – S. 448

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