Katholiken lieben ihr Vaterland
Leo XIII.: Enzyklika „Sapientiae christianae“:
„Wenn wir nun durch das Naturgesetz verpflichtet sind, unser Vaterland, in dem wir geboren und erzogen sind, besonders zu lieben und zu verteidigen, so daß jeder gute Bürger selbst den Tod für sein Vaterland nicht scheuen darf, … Wir müssen unser Vaterland lieben, denn von von ihm haben wir das hohe Gut des irdischen Lebens empfangen; … – Wenn wir übrigens richtig urteilen wollen, müssen wir sagen, daß die übernatürliche Liebe zur Kirche und die natürliche Liebe zum Vaterland Schwestern sind, erzeugt von demselben ewigen Vater, da Gott selbst der Urheber und die Quelle beider ist; …“ – (in: Ulitzka, Lumen des Caelo, S. 187)
Aus dem Lexikon für Theologie und Kirche:
Vaterland, das Land, das uns Vater ist, das uns geboren, genährt, gestaltet und körperlich-geistig eingebettet hat. Vaterland ist das Land unseres Volkes, dessen Kinder wir sind, das mit seinem Rassenbild, seiner Sprache und Kultur, seiner Sitte und Seelenhaltung, seinem geschichtlichen Sein und Streben in uns eingegangen und uns ein über die Familie und Heimat hinaus reichendes Leben geschenkt hat. Sofern sich Volk zur Nation und zum Staat entwickelt, umfaßt Vaterland alle drei, aber sein Kernstück bildet die Volksgemeinschaft. Ähnlich wie Familie und Heimat ist Vaterland ein Geschenk des „Schicksals“. Wir werden bis zu einem sehr hohen Grad zwangsläufig in die volkhafte, nationale und staatliche Einheit hinein gestellt und hinein entwickelt. Hier liegt der erste Ansatz für eine religiöse Wertung. Denn dem gläubigen Menschen ist das Schicksal Fügung und Führung Gottes im Dienst eines ewigen Zieles. So empfangen die im Volk und Vaterland ruhenden Werte unter religiösem Blick eine höhere Weihe. –
Heimat- und Vaterlands-Gefühl verleiht dem Menschen das Bewusstsein eines unzerstörbaren Hausrechts, eines seelischen Standorts, eines Verbundenseins mit Menschen, seiner Art und Sprache. Darin steckt ein ethischer Wert, denn für die meisten wirkt das Gefühl vollkommener Vereinsamung seelisch zerstörend. Verbannung aus Heimat und Vaterland gilt als eine der härtesten Strafen; den ewig flüchtigen Ahasver zeichnet die Legende als den Menschen voll Verzweiflung. Für den Christen schimmern im Bild der Heimat, besonders ländlicher Prägung, Kirche und Friedhof als Mittelpunkte religiösen Lebens und schönen Brauchtums. Dem Vaterland dankt er Gotteswort, Gebet und Kirchenlied in der Muttersprache, die allein auf den Grund der Seele dringt. – Vaterlandsliebe ist gleich Elternliebe ein natürliches Gefühl. Papst Leo XIII spricht von der „natürlichen Liebe zum Vaterland“ (Sapientiae christianae v. 10.1.1890, siehe oben). Der Christ erhebt sie zum Rang einer religiösen Tugend. Thomas von Aquin verknüpft die Vaterlandsliebe mit dem 4. Gottesgebot: „Gott nimmt die 1. Stelle ein. An 2. Stelle sind Grundlage unseres Seins und Geführtwerdens die Eltern und das Vaterland. Darum ist der Mensch nach Gott am meisten der Eltern und des Vaterlandes Schuldner. Wie es daher zur Religion gehört, Gott zu verehren, so gehört es zur Pietät, Eltern und Vaterland zu verehren“ (S. Th. II/II qu. 101, art. 1). Diese Pietät beschreibt Thomas als „protestatio caritatis“ (ebd. Art. 3 ad 1), d. h. als in Wort und Tat sich offenbarende Liebe. Thomas hat bereits den Unterschied im sittlichen Verhalten gegen Vaterland und Staat angedeutet, indem er dort von Pietät, hier von gesetzlicher Gerechtigkeit spricht. Wir würden heute sagen, dem Vaterland gebührt Liebe, dem Staat Loyalität, eine Unterscheidung, die besonders für die gegen ihren Willen in einen fremdnationalen Staat eingefügten Minderheiten wichtig geworden sind.
Die Betätigung der Vaterlandsliebe schließt die Übung aller Tugenden ein, die auf Erhaltung und Entwicklung der Volksgemeinschaft gerichtet sind. Aus rein egoistischen Gründen in der Flucht vor verlangten Opfern das Vaterland zu verlassen, widerstreitet dem Geist des Christentums, das Treue und Opferbereitschaft höher wertet als materielle Güter. Besonders in Notzeiten fordert das Vaterland höchste Einsatzbereitschaft. Leo XIII. bekräftigt, daß „der gute Bürger den Tod für sein Vaterland nicht scheut“ (Sap. Christ.). (siehe oben) Diese Haltung ist echter Patriotismus.
Aber auch das Vaterland hat Pflichten gegen seine Kinder, denen es die Entfaltung des natürlichen und übernatürlichen Lebens gewährleisten muss. –
Vaterland zählt zu den wertvollsten Gütern des irdischen Daseins. Vaterlandsliebe ist ein Edelwert, der von der Kirche geschätzt und geschützt wird. Wie einen ungesunden Nationalismus, der die Lebensrechte anderer Völker missachtet, lehnt sie sowohl den falschen Internationalismus, der das Vaterland leugnet, wie den unrichtigen Pazifismus, der es wehrlos macht, entschieden ab. Aber Vaterland ist ein Wert, der im Gesamtreich der Werte, wie es im Wesen und Willen Gottes begründet ist, eingeordnet bleiben muss und eben darin seine wahre Bedeutung erlebt. – (Buchberger, Bd. X, Sp. 497- Sp. 498)