Sieg des Christentums über das Heidentum

Der Sieg des Christentums über das Heidentum

Nachdem um die Wende des 1. Jahrhunderts die Apostolischen Väter, meist Schüler der Apostel, wie der Verfasser der Didaché, der sogenannten Zwölf-Apostel-Lehre, der Verfasser des Barnabasbriefes, ferner Papst Klemens von Rom, Bischof Ignatius von Antiochien, Bischof Polykarp von Smyrna, Bischof Papias von Hierapolis in Phrygien, die ihnen von den Aposteln übergebene Lehre Christi in schlichter, volkstümlicher Art literarisch zur Darstellung gebracht hatten, formulierten vom beginn des 2. Jahrhunderts an die frühchristlichen Apologeten in der Auseinandersetzung mit dem heidnischen Polytheismus, dem Kaiserkult und dem pantheistischen Naturmythus die Lehre von dem einen, unendlichen Gott, dem allmächtigen Schöpfer der Welt, in zum Teil wissenschaftlichen Ausdrücken und Sätzen. In diesem Sinn förderten die theologische Wissenschaft im 2. Jahrhundert: Aristides, ein christlicher Philosoph aus Athen; Quadratus, ein Schüler der Apostel; Hermas, der Verfasser des Pastor; der Verfasser des Briefes an Diognet; der aus heidnisch-griechischer Familie in Samaria geborene, hoch gebildete Philosoph Justinus, der in seiner Apologie den Versuch unternahm, die christliche Lehre mit der Philosophie Platos und Philos in Übereinstimmung zu bringen; der aus Griechenland stammende Philosoph Athenagoras, der gegen Ende der siebziger Jahre des 2. Jahrhunderts seine Verteidigungsschrift für die Christen an den Kaiser Markus Aurelius richtete; ferner unter Kaiser Kommodus (180-192) der Bischof Theophilus von Antiochien und besonders der schon in den früheren Kapiteln vielfach erwähnte und als“Vater der katholischen Dogmatik“ bezeichnete Bischof Irenäus von Lyon.

Der Glaube an den einen Gott wurde als Grundlage des christlichen Glaubens gegenüber dem Polytheismus erklärt: „Fürs allererste: glaube, daß es einen Gott gibt.“ (Past. Herm. Mand. 1)Dieser Gott ist nicht identisch mit der Welt und diese nicht ein Ausfluss seines Seins im Sinne des Pantheismus, sondern er hat alles „aus dem nicht Seienden zum Sein geführt“. (Past. Herm., ib.) Tiefgründig wurde bereits die Kirche als Zielpunkt der Schöpfung gesehen: „Gott, der im Himmel wohnt, hat aus dem Nichts das Seiende erschaffen und ihm Mehrung und Wachstum verliehen um der heiligen Kirche willen.“ (Ibid., Vis. 1, 16)

Bei Aristides erscheint schon der philosophisch-wissenschaftliche, von Aristoteles übernommene Ausdruck, daß Gott eine „durch sich seiende Form“ ist; auch seine übrigen Darlegungen über den christlichen Gottesbegriff erinnern an Aristoteles: „Derjenige, der die Welt bewegt und erhält, ist Gott. Er ist unerzeugt und ungemacht, wird von niemand umfaßt, umfaßt selbst aber alles. Er ist eine durch sich seiende Form, anfangslos und endlos, unvergänglich und unsterblich, vollkommen und unbegreiflich.“ (Arist., Apol., I 2ff)

Gegenüber jedem materialistischen und anthropomorphen Denken wurde die Geistigkeit, gegenüber dem Dualismus die absolute Majestät Gottes betont: „Gott hat keine Gestalt und keine Zusammensetzung von Gliedern. Er ist ganz und gar Weisheit und Einsicht; durch ihn besteht alles. Er hat keinen Gegner; denn es gibt keinen Stärkeren als ihn. Er ist es, der alles erfüllt und alles Sichtbare und Unsichtbare überragt. Die Christen kennen Gott und glauben an ihn als den Schöpfer und Werk-Meister des Alls, durch den alles und von dem alles ist, der keinen anderen Gott neben sich hat.“ (Ib. I, 5 und 6; XV, 1 und 2)

Auch die natürliche Erkennbarkeit des wahren Gottes wurde schon damals den Heiden mit aller Deutlichkeit vor Augen gestellt. Nachdem der Apologet Theophilus von Antiochien den christlichen Gottesbegriff also definiert hat: „Er ist der Herr, weil er alles beherrscht; der Vater, weil er vor allen Dingen ist; der Weltbildner und Schöpfer, weil er alles erschaffen und gemacht hat; der Allerhöchste, weil er über allem ist; der Allherrscher, weil er alles regiert und umfaßt“, fährt er fort: „Gleichwie die Seele des Menschen nicht gesehen, aber aus der Bewegung des Leibes wahr genommen wird, so verhält es sic auch mit Gott, der unmöglich mit leiblichen Augen geschaut werden kann. Er wird aber aus seiner Vorsehung und seinen Werken erkannt. Denn gleichwie man, wenn man ein Schiff auf dem Meer sieht, das wohl ausgerüstet dahin zieht und in den Hafen einläuft, offenbar überzeugt ist, daß sich auf ihm ein Steuermann befindet, der es lenkt, so muss man auch Gott als Lenker des Alls erkennen, wenn er auch von leiblichen Augen, weil er für sie unfaßbar ist, nicht gesehen wird.“ (Theoph., Ad Aut., I, 4 und 5)

Woher aber der heidnische Irrwahn? Auch darauf hören wir die Antwort: „Wenn die Blinden nicht sehen, so folgt daraus nicht, daß die Sonne nicht scheint; sondern sie müssen sich und ihren Augen die Schuld zuschreiben. Infolge seiner Sünden und schlechten Handlungen hat der Mensch getrübte Augen. Wie ein blanker Metallspiegel, so rein muss die Seele des Menschen sein. Wenn Rost auf dem Metallspiegel liegt, kann man das Antlitz des Menschen darin nicht sehen. So sieht auch der Mensch Gott nicht, wenn die Sünde in ihm ist. Die sittliche Abkehr von Gott umgibt ihn mit Finsternis, so daß er Gott nicht sieht.“ (Ibid. I, 2) –
aus: Konrad Algermissen, Konfessionskunde, 1939, S. 208 – S. 210

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