Maria Unbefleckte Königin des Friedens

Pilger vor der Grotte in Lourdes: man sieht die vielen Krücken der Geheilten an der Wand des Berges, die Muttergottes-Statue sowie den heiligen Ort in der Grotte, durch die Absperrung geschützt; vor dieser befinden sich die Pilger und Kranken, die um Heilung bitten

Unbefleckte Königin des Friedens, bitte für uns!

Der Kardinal-Legat Pacelli in Lourdes

Feierlicher Abschluss des „Heiligen Jahres der Erlösung“ in Lourdes

Das Triduum, als eine Manifestation des Gesamtkatholizismus, bildete für Lourdes ein historisches Ereignis. Der Heilige Vater hatte als Legaten keinen Geringeren entsandt als seinen Kardinalstaatssekretär. Diese Wahl hatte in manchen Kreisen Bedenken und Verwunderung erregt und zu falschen Schlüssen verleitet. Aber gleichwohl handelte es sich um keine politische, sondern um eine rein religiöse Angelegenheit. Das Triduum sollte nach Meinung des Heiligen Vaters ein „Kreuzzug für den Frieden“ werden, und der Papst konnte keinen besseren Mann entsenden als seinen Staatssekretär selbst. Denn dadurch ward zum Ausdruck gebracht, wie sehr dem Papst der Friede unter den Nationen am Herzen liegt, und wie er sich mit allen seinen Kräften für den Weltfrieden einsetzt, mit seinen Institutionen sowohl als mit dem ganzen Aufgebot religiöser Kräfte. Es war einer der größten Gedanken des glorreichen Pontifikats Pius` XI., den Schluss des Jubeljahres in Lourdes feiern zu lassen, um eine der kostbarsten Früchte der Erlösung, den Frieden, durch die Fürbitte der Gottesmutter, der Regina Pacis, zu erflehen.

Dem Ruf des Heiligen Vaters, der zu einem Kreuzzug für den Frieden nach Lourdes aufforderte, folgte die ganze katholische Welt. Nicht bloß Europa war vertreten, sondern auch Afrika, Amerika, Asien, Ozeanien. Mit Recht konnte der päpstliche Legat, Kardinalstaatssekretär Pacelli seiner Rede die Worte aus der Geheimen Offenbarung des heiligen Johannes voranstellen: „Post haec vidi turbam magnam, quam dinumerare nemo poterat, ex omnibus gentibus, et tribubus, etpopulis, et linguis, stantes ante thronum, et in conspectu Agni. Und danach sah ich eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen, die vor dem Thron und vor dem Lamm stand“ (Apk. VII, 9).

Die katholische Christenheit betete für den bedrohten Frieden der Welt. Woher anders sollte sie den Frieden erwarten als aus den Tiefen des christlichen Lebens? Mit Recht wurde auf dem Triduum daran erinnert, daß die allgemeine Krise, an die Menschheit leidet, nicht durch einfache menschliche Mittel zu beheben sei. Deshalb hat sich der Heilige Vater zu einem allgemeinen Flehgebet entschlossen, um den Himmel zu bestürmen und die erzürnte Gerechtigkeit Gottes durch die Fürbitte Mariens zu entwaffnen. Jede andere Internationale hat versagt, alle Bemühungen der Welt scheinen eitel zu sein. Die Krise des bedrohten Friedens greift mehr um sich, alle Beschwörungen der Staatsmänner haben keine Macht über die Dämonen. Da entschließt sich der Heilige Vater zu einem Anruf der spirituellen Kräfte, um jenen Frieden zu sichern, der aus der Quelle der Erlösung fließt und dessen Hoheslied schon in der ersten Nacht des Neuen Bundes aus Engelsmund erklungen ist: „Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind!“ Der Heilige Vater weiß, daß alle Abmachungen und Friedens-Beteuerungen nichts nützen, wenn der Friede nicht in den Geistern und in den herzen grundgelegt wird, und die Wahl des Kardinalstaatssekretärs als „Gesandter des Friedens“ bringt zum Ausdruck, wie der Papst nebst seinen erlauchtem Vorgänger die Friedensmission aufgefaßt wissen will, als eine Befriedung von innen her, aus den religiösen Grundkräften des Christentums heraus. Um die Gnade des Weltfriedens zu erbeten, rief er die katholische Welt nach Lourdes.

…Dreimal vierundzwanzig Stunden verstummte das Gebet in den Heiligtümern nicht, dreimal vierundzwanzig Stunden hindurch wurde das heilige Messopfer jeden Augenblick dargebracht, ein Vorgang, wie er in den Annalen der Kirchengeschichte nicht seinesgleichen hat. Und als sogar die Stimme des Heiligen Vaters ertönte, war`s, als wäre er in eigener Person zugegen. Er begann:

Unbefleckte Königin des Friedens, erbarme Dich unser! Unbefleckte Königin des Friedens, bitte für uns!“ Und fuhr fort: „O Mutter des Erbarmens und der Barmherzigkeit, die Du Deinem Sohn beistandest, als Er auf dem Altar des Kreuzes die Erlösung des Menschengeschlechts vollzog; Du, unsere Miterlöserin, die Du mit seinen Schmerzen verbunden bist; Du, die Du in Deiner heiligen Grotte Dich gewürdigt hast, so viele Bischöfe und Priester aus dem ganzen katholischen Erdkreis zu segnen; die Du während dieses so heiligen Triduums das Opfer des Kreuzes erneuerst; … bewahre und vermehre in uns, wir bitten Dich, täglich die Früchte der Erlösung und Deines Leidens. Di Du die Mutter aller bist, gewähre, daß wir uns in der Reinheit der Sitten, in der Einheit der Geister und in der Eintracht der Seelen, nach Sicherung des Völkerfriedens, endlich ohne Beunruhigung der Gaben des Friedens erfreuen können. Amen. Der Segen Gottes des Allmächtigen, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, steige herab auf euch, auf Frankreich, auf die Stadt und auf die ganze Welt.“

Wahrlich, die 19. Jahrhundertfeier der Erlösung konnte keinen feierlicheren Abschluss finden als mit diesem Friedens-Triduum in der glorreichen Stadt Mariens! „Gratias Deo super inenarabili dono ejus“, schloß der päpstliche Legat die erhebende, historische Feier. –
aus: Lourdes, Religiöses Dokumentarwerk, 1945, S. 283 – S. 285

Anmerkung:

1933
11. Februar: Beginn des „Heiligen Jahres“ in Lourdes anlässlich der 75. Wiederkehr des Erscheinungsjahres.
8. Dezember: Heiligsprechung Bernadettes durch Papst Pius XI.

1934
April: Feierlicher Abschluss des „Heiligen Jahres der Erlösung“ in Lourdes durch ein Friedens-Triduum in Anwesenheit des Kardinal-Staatssekretärs und Päpstlichen Legaten Eugenio Pacelli, des späteren Heiligen Vaters Pius XII., und von 300.000 Gläubigen aus der ganzen Welt.

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