Die Dreipersönlichkeit Gottes wird bekannt und gelehrt
In diesem frühchristlichen Zeitraum der Entwicklung der christlichen Lehre wurde die Dreipersönlichkeit Gottes klar bekannt und gelehrt (Vgl. Didaché 7, 1 und 3), aber das Verhältnis der göttlichen Personen untereinander nur insoweit behandelt, als es für den Glauben an die Gottheit Christi und die Menschwerdung des Sohnes Gottes notwendig erschien. Die vorweltliche Existenz Christi wurde deutlich ausgesprochen: „Der Sohn Gottes ist älter als seine ganze Schöpfung, so daß er der Ratgeber seines Vaters bei seiner Schöpfung sein konnte.“ (Pastor Herm., Simil. IX, 12, 2) Er ist wirklich Gott: „Ich preise den Gott Jesus Christus, der euch so weise gemacht hat.“ (Ign., Ad Smyrn. 1, 1) Er ist unser Gott: „Unser Gott, Jesus, der Christus, wurde von Maria empfangen, nach dem Heilsplan Gottes aus dem Geschlecht Davids, aber vom heiligen Geist.“ (Ign., Ad Eph. 18, 2) „Der Sohn Gottes ist im Fleisch erschienen. Wenn er nicht im Fleisch erschienen wäre, wie wären die Menschen am Leben geblieben bei seinem Anblick, die es nicht aushalten können, in die Sonne zu sehen, in das Werk seiner Hände“ (Barn. 5, 10 und 11), so erklingen die Worte der Väter der Kirche um die Wende des 1. Jahrhunderts.
Christus kam als Erlöser zur Vergebung der Sünden, aber auch als Lehrer und Gesetzgeber eines neuen Bundes: „Durch das Blut des Herrn soll Erlösung zuteil werden allen, die an Gott glauben und auf ihn hoffen“ (I Clem., 12, 7), sagt Papst Klemens (92-101). Hermas bezeichnet im „Pastor“ Christus als Erlöser und Gesetzgeber: „Dadurch, daß der Sohn Gottes die Sünden der Menschen tilgte, zeigte er ihnen die Pforte des Lebens, indem er ihnen das gesetz gab, das er vom Vater empfangen hatte.“ (Past. Herm., Sim. V, 6,3) Zur gleichen zeit, in der Hermas in Rom schrieb, lehrte in Alexandrien der Verfasser des Barnabasbriefes: „Dazu hat der Herr seinen Leib zum Tode hingegeben, damit wir durch die Nachlassung der Sünden geheiligt werden in der Aussprengung seines Blutes. Damit er den Tod entkräfte und die Auferstehung von den Toten offenbare, nahm er das Leiden auf sich.“ (Barn., 5, 2 und 6) Deshalb ist er „unser wahres Leben“ (Ign., Ad Smyrn. 4, 1). Dieses Leben besteht in der Ebenbildlichkeit Gottes: „Der Sohn Gottes faßte die lange Entwicklung der Menschen in sich zusammen, indem er durch seine Menschwerdung Fleisch annahm. In dieser Zusammenfassung gab er uns das Heil, auf daß wir unser Sein nach dem Bild und Gleichnis Gottes, das wir in Adam verloren hatten, wieder erlangen möchten.“ (Ir., Adv. Haer., III, 18, 1) Die von Adam ererbte Sünde besteht mithin im Verlust der übernatürlichen Ebenbildlichkeit, d. h. im Mangel der heiligmachenden Gnade.
Schon erklingt in dieser Frühperiode der Glaubensgeschichte das Lob der jungfräulichen Gottesmutter: „Wie Eva durch die Rede des gefallenen Engels verführt wurde, Gott zu fliehen, ungehorsam seinem Wort, so empfing Maria durch das Wort eines Engels die Kunde, daß sie Gott tragen werde, gehorsam seinem Wort. Wie das Menschengeschlecht durch eine Jungfrau in den Tod verstrickt wurde, so wurde es durch eine Jungfrau befreit. So wurde die Sünde des Ersterschaffenen durch das Sühneleiden des Erstgeborenen (Christus) getilgt.“ (Ib., V, 19, 1)
An Christi göttlichem Leben haben wir teil durch den Glauben an ihn und durch die mit der Reue-Gesinnung verbundene Taufe, die die Wiedergeburt bewirkt: „Wir steigen hinab in das Wasser voll von Sünden, und wir steigen herauf, Früchte bringend, da wir im Herzen die Furcht Gottes haben und die Hoffnung auf Jesus im Geist.“ (Barn., 11, 11) Die Taufe wurde gespendet auf den Namen der drei göttlichen Personen, in fließendem oder stehendem, kaltem der warmem Wasser, durch Untertauchen oder durch Übergießen des Wasser über das Haupt des Täuflings, wie die Didaché aufs bestimmteste bezeugt. Der Taufe, schloss sich die Spendung der Firmung als eines eigenen Sakramentes mit selbständiger sakramentaler Gnadenwirkung an: „Wenn wir aus dem Taufbad kommen, werden wir gesalbt mit der gebenedeiten Salbung, die von alters her überliefert ist. Sie vollzieht sich als Salbung am Leib, bringt aber geistiges Wachstum, wie auch die Taufe leiblich im Untertauchen ins Wasser besteht, die geistige Wirkung aber in der Befreiung von der Sünde.“ (Tert., De bapt. 7sq.) –
aus: Konrad Algermissen, Konfessionskunde, 1939, S. 210 – S. 212