Ein kurzer Abriß zur Entstehung des Modernismus
Geschichtliches zur Enzyklika „Pascendi dominici gregis“
Die Sorge der Päpste um die Verteidigung des rechten Glaubens
Der notwendige Kampf Pius X. gegen den Modernismus
Als Pius X. in seiner Allokution vom 17. April 1907 von einer Richtung sprach, welche keine Einzelhäresie sei, sondern „ein gedrängter Abriß und das Gift aller Häresien“, welche die Grundlagen des Glaubens zu erschüttern und das Christentum zu vernichten drohe, so mochte der eine oder andere Katholik darin nur den Ausdruck überängstlicher Sorge erblicken. Einem solchen Urteil konnte jedoch der nicht beipflichten, der daran dachte, daß der Papst auf hoher Warte steht und weiter schaut, als die Grenzpfähle eines engeren Vaterlandes reichen. Und wer mit ruhigem Auge die drohenden Gefahren gesehen, die in dem letzten Jahrzehnt des 19. und im ersten Listrum des 20. Jahrhunderts am kirchlichen Horizont empor gestiegen, der musste sich sagen, die Worte des Heiligen Vaters werden wohl begründet sein.
Allüberall zeigten sich Symptome der Unruhe und der Gärung.
Der Kampf Leo XIII. gegen den Amerikanismus
Zunächst waren es die Vereinigten Staaten, in denen die neuen Ideen sproßten. Der sog. Amerikanismus trat ein für eine größere individuelle Freiheit gegenüber der kirchlichen Autorität, für einen innigeren Anschluß an die nationale Kultur und Eigenart, für ein stärkeres Betonen der natürlichen und der aktiven Tugenden gegenüber dem übernatürlichen Moment und den passiven Tugenden des Gehorsams und der Demut. Diese Ideen wurden durch Elliots Life of Father Hecker nach Frankreich verpflanzt und fanden dort unter dem Klerus zum Teil begeisterte Aufnahme. Im Jahre 1899 sah sich Leo XIII. genötigt, in seinem Schreiben Testem benevolentiae an Kardinal Gibbons den Amerikanismus aufs entschiedenste zu verurteilen. (Acta Sanctae Sedis XXXI 471ff.) (siehe dazu auch den Beitrag: Die Bedeutung des Briefes „Testem benevolentiae“)
Andere Gewitterwolken zeigten sich auf dem Gebiet der biblischen Wissenschaft; diesmal im alten Europa, und zwar nicht allein in Frankreich, sondern auch in England, Italien und zum Teil in Deutschland. Die rationalistische Bibelkritik schien auch unter Katholiken nicht nur Bewunderer zu haben, sondern auch Gefolgschaft zu finden. Da erschien 1893 die Enzyklika Providentissimus Deus, welche die Grenzlinien einschärfte; aber die biblischen Fragen ernstester Natur ruhten nicht, und vorwärts stürmenden katholischen Bibelkritikern musste Leo XIII. 1898 und 1899 (Vgl. Acta Sanctae Sedis XXXI 264f; XXXII 202) neue Warnungen entgegen rufen. Französische Arbeiten auf bibelkritischem Gebiet fanden um diese Zeit auch in Deutschland und England, später in Italien Bewunderer und Adepten.
Der Kampf Leo XIII. gegen das Eindringen der Kantschen Philosophie
In Bezug auf Theologie und Philosophie begann eine Unzufriedenheit gegen die traditionelle Lehrweise, gegen die Scholastik, Platz zu greifen; man suchte nach einer neuen Methode, die mehr dem modernen Empfinden und den Methoden in andern Wissenschaften entspräche; man suchte Anschluß an die Kantsche Philosophie, die in Frankreich Eingang gefunden. Auch darüber musste Leo XIII. in seinem Schreiben Depuis le jour an die Bischöfe und Erzbischöfe Frankreichs ernste Worte sprechen (Acta Sanctae Sedis XXXII 197ff.) Leider wurden sie zu wenig gehört.
Das Aufkommen neuer Irrungen
Aufkommen der Apologetik der Immanenz
Eine neue Apologetik trat auf, die Apologetik der Immanenz. Das Ungenügen der alten Gottesbeweise und der alten Gründe für die Glaubwürdigkeit der Offenbarung, Weissagungen und Wunder wurde proklamiert und ein neuer psychologischer Weg nach innen heraus gesucht.
Wie diese Strebungen und Strömungen auch nach deutschen Landen hinüber Wellen schlugen, ist noch in aller Erinnerung. Die Reform-Zeitschrift „Zwanzigstes Jahrhundert“, welche für romfreien, liberalen Katholizismus schwärmte, suchte Kapital für die eigene Sache daraus zu schlagen. Englische, französische und italienische Stimmen fanden hier ein Echo, sobald sie nur freier Richtung das Wort redeten, mit dem Alten sich unzufrieden zeigten, die Scholastik verhöhnten und Opposition gegen Rom hoffen ließen.
Die „moderne Geistesrichtung“
Die bis jetzt genannten Bestrebungen waren noch nicht der vom Papst in den Erlassen des Jahres 1907 verurteilte Modernismus. Es waren nur Irrungen teils auf dogmatischem, teils auf aszetisch-praktischem Gebiet; von der Kirche definierte Glaubenssätze waren verhältnismäßig selten angegriffen worden. Doch konnte dem aufmerksamen Beobachter nicht entgehen, daß die neuen Wege mit dem Denken und Fühlen der Kirche nicht harmonierten und die Verteidiger verhältnismäßig rasch in den entschiedensten Gegensatz zur kirchlichen Lehre bringen konnten. Offenbar waren die neuen Bestrebungen einem fremden Boden entsprossen, ohne daß ihre Vertreter dieses Ursprungs sich bewußt wurden. Ein Gedanke trat indes häufig zu Tage: das Alte wurde bekämpft, weil es zu der modernen Geistesrichtung nicht mehr passe. Genaueres Zusehen konnte aber zeigen, daß die „moderne Geistesrichtung“, der man sich anpassen wollte, zu keinem geringen Teil von der ungläubigen bzw. rationalistischen Wissenschaft bedingt war, die sich rühmte, von Kant ihre Geistestaufe erhalten zu haben. In dieser „modernen Geistesrichtung“ war ein einigendes Band gegeben, vermöge dessen jene Bestrebungen als Teilerscheinung in ein System sich einreihen und zu einem organischen Ganzen gestalten ließen.
Internationale Vertreter dieser Geistesrichtung
Einer solchen Verkettung und einem derartigen Zusammenschluss arbeitete der Umstand vor, daß Vertreter solcher Einzelbestrebungen aus verschiedenen Ländern in wechselseitige Beziehung traten. Wer die theologische Tagesliteratur verfolgte, etwas wußte von den Zeitschriften Demain, Rinnovamento und ihren Mitarbeitern und Korrespondenten, von der Revue d`histoire et de littérature religieuses, von den Florenzer Studi religiosi, die Namen Loisy, Tyrrell, Baron Friedrich von Hügel, Fogazzaro, Minochi kannte, denen er hier begegnete, und von den Theorien gehört, deren Vertreter sie waren, konnte es nicht länger verborgen bleiben, daß die Bewegung selber eine internationale geworden und die verschiedenen Bestrebungen sich assoziiert hatten. Schon seit längerer Zeit waren sie bei einem Manne zur Personalunion verbunden, dessen Namen seit dem Jahre 1903 und 1904 weit über die Grenzen Frankreichs hinaus eine traurige Berühmtheit besaß. Dieser Mann war Abbé Alfred Loisy.
Hauptvertreter des Modernismus
Abbé Afred Loisy
Im Jahre 1902 erschien das erste der „roten Büchlein“ Loisy`s, die so viel Unglück stiften sollten; es war L`Évangelie et L`Église. Dasselbe war eine Antwort auf Harnack`s Vorlesungen über „das Wesen des Christentums“. Sachlich war Loisy noch radikaler als sein links stehender protestantischer Gegner. Nach Harnack`s beißender, aber treffender Bemerkung schiebt Loisy mit seiner Kritik die Kirche vor die Türe, um sie dann durch die „Entwicklung“ wieder einzuführen. Am 17. Januar 1903 verbot der Erzbischof von Paris das Buch, andere Bischöfe folgten… Dann schrieb er zu seiner Verteidigung Autour d`un petit livre (Paris 1903). Zurück genommen ist nichts; das in L`Évangelie et L`Église vertretene System wird verteidigt; nebenher laufen katholisch klingende Redeweisen und Glaubens-Beteuerungen, die zum Inhalt des Büchleins herzlich schlecht stimmen. Kübel nennt Autour d`un petit livre mit vollem Recht „das Kompendium des französischen Modernismus“.
Verbot der Bücher Loisy`s
Unter dem 4. Dezember wurden von der Indexkongregation, unter dem 16. Dezember vom heiligen Offizium folgende Werke Alfred Loisy`s verboten: La religion d`Israel, L`Évangelie et L`Église, Autour d`un petit livre, Le quatrième évangile. Der Heilige Vater bestätigte die Verurteilung am 17. Dezember 1903. Am 19. erging im Auftrag Pius X. der Brief des Kardinal-Staatssekretärs Merry del Val an den Kardinal-Erzbischof von Paris. In diesem Brief finden wir bereits fünf der Gruppen von Irrtümern der Modernisten, und zwar in derselben Reihenfolge gekennzeichnet wie im späteren neuen Syllabus. (Acta Sanctae Sedis XXXVI 353) Am 11. Januar 1904 versuchte es Loisy mit einem verklausulierten Widerruf, der sachlich keiner war. Einen Einblick in die Gedanken Loisys um diese Zeit gestatten die Briefe an Baron Friedrich von Hügel, die er selbst später nebst andern Briefen veröffentlicht hat. Rom ließ sich nicht täuschen; es verlangte einfachen und klaren Widerruf der in den fünf Büchern vertretenen Ideen, sonst müsse man gegen den Autor ad ulteriora vorgehen. Das war die Androhung der Exkommunikation. Loisy versuchte neue Formeln; im März 1904 verzichtete er auf die Vorlesungen an der Sorbonne, aber die volle und kindliche Unterwerfung leistete er nicht.
Weitere Veröffentlichungen Loisy`s
Rom übte Langmut und wartete noch zu. Inzwischen veröffentlichte Loisy in der Revue d`histoire et de littérature religieuses, in der Revue critique und Revue d`histoire Artikel, biblische Chroniken, Bücherbesprechungen, die in den alten Wegen wandelten und auf seinen großen Kommentar Les évangiles synoptiques vorbereiten sollten. Die Chroniken wie die Besprechungen zeigten unverhüllt die Vorliebe Loisy`s für die weit links stehenden protestantischen Rationalisten Deutschlands. Im September 1906 konnte er das Zelebret nicht mehr erlangen. Aber die Kirche verlassen wollte er nicht, sondern in ihr eine Wiedergeburt der Lehre bewirken, wie er am 28. Dezember 1906 an einen säkularisierten Priester schrieb. Neben der Mitarbeit an den verschiedenen Zeitschriften schrieb er die Briefe, die er 1908 zu einem Band sammeln wollte. Die einen waren konfidentieller Natur, wie die Korrespondenz mit seiner geistlichen Obrigkeit, und Freundschaftsbriefe; andere, besonders diejenigen von Ende 1906 an, stellten „wahre doktrinelle Manifeste“ dar, wie Lepin sagt, „in denen der Autor so vollständig wie möglich und auch so klar wie möglich den wirklichen Untergrund seines Gedankens über alle Punkte der religiösen Frage aufdeckte.“
Als im Konsistorium vom 17. April 1907 der Heilige Vater über die geheime Rebellion jener sprach, welche den überlieferten Glauben der Kirche umformen wollten, adressierte Loisy an den Kardinal-Staatssekretär ein Schreiben. Er nannte es „nicht einen Protest, sondern eine demütige Richtigstellung“.
Erscheinen der Enzyklika Pascendi und des Dekretes Lamentabili sane exitu
Da erschienen das Dekret Lamentabili sane exitu und die Enzyklika Pascendi. Gegen beide legte Loisy Protest ein. An Baron von Hügel schrieb er unter dem 19. September: „Ich meinerseits halte diese feierliche Diffamation für eine definitive Zensur und nehme meine Maßregeln danach. Ich bin im Begriff, meine Reflexionen über das Dekret Lementabili und den kleinen Band Briefe zu drucken, von dem ich Ihnen gesprochen habe.“ Unter dem 18. Januar 1908 teilte ihm Mgr. Herscher, Bischof von Langres, nachdem er ihn sechs Tage zuvor vergebens zu einer mündlichen Besprechung eingeladen, schriftlich mit, er müsse im Auftrag des Kardinal-Staatssekretärs Merry del Val einen Akt voller und ganzer Unterwerfung unter die von Pius X. ergangenen Verurteilungen gegen den Modernismus verlangen. „Unmöglich“ – antwortete Loisy Tags darauf.
Exkommunikation Loisy`s
Noch im Februar 1908 erschienen zusammen die Simples réflexions sur le décret du Saint Office ‚Lamentabili sane exitu‘ et sur l`Encyclique ‚Pascendi dominici gregis‘, voll der bittersten und ungerechtesten Ausfälle gegen Rom und den Papst, sowie das zweibändige Werk Les évangiles synoptiques, ein Denkmal des Bruches mit dem Christentum und des vollendeten Unglaubens. Durch das erst genannte Buch war Loisy schon der Exkommunikation verfallen, welche durch das Motu proprio vom 18. November 1907 jeden traf, der es wagen sollte, der Enzyklika Pascendi und dem Dekret Lamentabili zu widersprechen.
Inzwischen kam von Rom noch einmal die Aufforderung an Loisy, binnen zehn Tagen dem Bischof von Langres seine volle und ganze Unterwerfung einzureichen, sonst werde man ohne weiteres zur „nominellen Eykommunikation“ schreiten.
Wieder antwortete Loisy: „Unmöglich.“
Da wurde auf ausdrücklichen Befehl des Heiligen Vaters Pius X. von der Kongregation des heiligen Offiziums am 7. März 1908 über Loisy die excommunicatio maior persönlich und namentlich verhängt. (Acta Sanctae Sewdis XLI 141f.)
Und Loisy? Er druckte das Urteil in Quelques lettres ab und kündete zugleich an, eine vierte Auflage von L`Évangelie et L`Église sei im Druck.
Ausbreitung der Ideen Loisy`s in Italien
In Italien hatten ebenfalls die Bibelkritik und die historisch-kritische Behandlung der Dogmen im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts Eingang gefunden und gegenüber der Theologie und Philosophie der Vorzeit eine nicht immer freundliche Stellung eingenommen. Als weiterer Gärungsstoff kamen national-politische und sozial-politische Fragen, welche von einer rasch vorwärts drängenden, für die Demokratie begeisterten Jugend Italiens mit Feuereifer behandelt wurden. An die Spitze der sozialen Bewegung trat Don Romolo Murri.
Eindringen der Ideen Loisy`s in die Seminarien
Gefährlich begannen die neuen Ideen zu werden, als sie in die Seminarien hinein getragen wurden. Allem Anschein nach wirkten die Bücher Loisy`s zündend unter dem jungen Klerus Italiens. Sind auch manche viel genannte geistliche Professoren zu Weltberühmtheiten erst durch die wechselseitigen Lobeshymnen der Modernisten und ihrer liberal-protestantischen Anwälte geworden, so genügte doch schon ihre Vertrauens-Stellung an den Pflanzschulen für den jungen Klerus, um der neuen Richtung Vorschub zu leisten. Für ihre Ideen wirkten die Rivista storico-critica delle scienze teologiche und die Studi religiosi von Florenz.
Antonio Fogazzaro
Einen sehr gefährlichen Anwalt fanden die Ideen Loisy`s in dem durch seine literarischen Werke bereits über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus bekannten Senator Antonio Fogazzaro. Sein Roman Il Santo kleidete die Reformideen in ein poetisches Gewand. Sie fanden rasch den Weg nach Frankreich, Deutschland, England und Amerika. Auch Theologen lasen den Roman und begeisterten sich für den „Heiligen“ und sein Reformwerk und verstanden nicht, was zwischen den Zeilen und in den Zeilen stand. Und doch stand hier ein ganzes System zu lesen, sachlich identisch mit Loisy`s Gedanken. Erst musste der Entscheid der Indexkongregation vom 5. April 1906 die Augen öffnen. „Im Januar 1907 hat Fogazzaro in Paris einen Vortrag über die religiösen Ideen Giovanni Selvas gehalten: Selvas Gestalt sei nicht erfunden, sie heiße Legion und lebe in Frankreich, England, Deutschland, Amerika und Italien.“ (Kübel, Geschichte des kath. Modernismus 139)
Mit Beginn des Jahres 1907 trat zu Mailand die Zeitschrift Rinnovamento ins Dasein und übernahm gleich von der ersten Nummer an die Verteidigung und Verbreitung des Cattolicismo intellettuale – Inttectual catholicism, wie ein unbekannter Schreiber in den Times vom 7. September 1906 den Modernismus getauft hatte, dessen Ideen auch er vertrat. Zu ihren Mitarbeitern zählte sie Fogazzaro, Tyrrell, v. Hügel, Murri. Schon unter dem 13. Mai erging durch den Kardinal-Erzbischof von Mailand im Namen der Indexkongregation eine Verwarnung an die Zeitschrift. (Acta Sanctae Sedis XL 272) Sie kümmerte sich nicht um die Warnung, sondern kündigte den weiteren Kampf an, den sie denn auch gegen das Dekret Lamentabili und die Enzyklika Pascendi unternahm.
Die Enzyklika vom 8. September 1907 beantworteten die italienischen Modernisten unter Beihilfe ausländischer Gesinnungs-Genossen mit dem Programma dei modernisti. Her treffen wir das ganze modernistische System; es ist identisch mit dem System Loisy`s und enthält sozusagen alles, was in der Enzyklika als modernistische Lehre uns entgegen tritt.
Ausbreitung der Ideen Loisy`s in England
Baron Friedrich von Hügel und Georg Tyrrell
In England waren ebenfalls seit Beginn des 20. Jahrhunderts allerlei Reformideen und intellektuelle Gärungen im Gange. Sie drehten sich um Philosophie, Kritik, Dogmen-Entwicklung und Glauben, zeitgemäße Erneuerung der Kirche. In England weilte Baron Friedrich von Hügel, ein Freund Loisy`s. Kübel sagt von ihm: „Durch seine Hand scheinen die Fäden des internationalen Modernismus zu laufen.“ Seit dem Jahre 1906 trat Georg Tyrrell, aus der Gesellschaft Jesu entlassen, mehr und mehr in den Vordergrund. Den Anstoß gab ein Brief an den Anthropologen George Mivart, der im Corriere della sera wenigstens bruchstückweise veröffentlicht wurde. Im April 1907 folgte im Rinnovamente ein Artikel unter dem Titel Da Dio o dagli nomini gegen den „Sacerdotalismus“; im Mai desselben Jahres das Buch Through Scylla and Charybdis or the old Theology and the new.
Auch Tyrrell lehnte sich gegen den neuen Syllabus und die Enzyklika Pascendi in einem Artikel vom 30. September und 1. Oktober 1907 auf, den das „Zwanzigste Jahrhundert“ auch deutschen Lesern vorzulegen zu müssen glaubte. Am 22. Oktober 1907 teilte der Bischof von Southwark Tyrrell mit, daß er exkommuniziert sei. Tyrrell unterwarf sich nicht, nahm auch ferner noch am Kampf Anteil und schrieb im Januar 1908 für die neue italienische modernistische Zeitschrift Nova et vetera einen Artikel, in dem er das Papsttum „der schärfsten Kritik“ unterzog.
Tyrrell starb, ohne Widerruf geleistet zu haben. –
aus: Julius Beßmer SJ, Philosophie und Theologie des Modernismus, 1912, S. 1 – S. 12