Theodora und Didimus Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

28. April

Die heilige Märtyrerin Theodora kniet vor einem Kruzifix, und betet mit gefalteten Händen; im Hintergrund sieht man, wie sie mit dem Beil geköpft wird

Die Heiligen Theodora und Didimus Märtyrer

Am heutigen Tage wird auch das Gedächtnis der heiligen Theodora, einer Jungfrau und Märtyrerin, von Alexandria gebürtig, wie auch des heiligen Didimus gefeiert. Theodora hatte schon in den ersten Jahren sich Christus den Herrn zum Bräutigam erwählt und demselben ihre jungfräuliche Reinigkeit durch ein Gelübde aufgeopfert. Einer der Vornehmsten in der Stadt begehrte sie zur Ehe; da er aber eine abschlägige Antwort bekam, verwandelte sich seine Liebe in bitteren Haß, und er klagte sie bei dem Statthalter Eustratius Proculus als eine Christin an. Dieser ließ selbe zu sich rufen, befahl ihr, entweder den Götzen zu opfern, oder sie würde in einem Lusthause preisgegeben werden. Theodora, fest entschlossen, weder den Glauben an Christus, noch die jungfräuliche Reinigkeit preiszugeben, wendete ihre Augen zum Himmel und rief mit großem Vertrauen: „O Gott! Der du die keusche Susanna so wunderbar in ihrer Reinigkeit beschützt; der du auch die drei Jünglinge mitten in dem Feuer unverletzt erhalten hast – komm mir zu Hilfe!“ Während dieses Gebetes riß man die keusche Jungfrau mit Gewalt in jenes schandvolle Haus fort. Kaum war sie in ein Zimmer geführt, da kamen einige Unverschämte, die zu ihr Zutritt haben wollten. Es drang aber vor allen andern zu ihr ein christlicher Jüngling in Soldaten-Kleidung mit Namen Didimus (Didymus) ein; und da sich die keusche Jungfrau darüber entsetzte, sprach er zu ihr: „Fürchte dich nicht! Ich komme nicht, deine Keuschheit zu verletzen, sondern zu beschützen. Gib mir deine Kleider und nimm die meinigen. Mit den meinigen kannst du sicher hinausgehen und so aus der Gefahr, deine Reinigkeit zu verlieren, dich selbst erretten. Ich will hier mit den deinigen so lange bleiben, bis du in Sicherheit bist.“ Theodora hörte diesen Vorschlag mit Verwunderung an und wollte fast dennoch nicht recht trauen; sie besorgte, es möchte ein Betrug dahinter verborgen sein. Weil aber Didimus so feierlich das Gegenteil bekräftigte, so tat sie, was Didimus ihr geraten hatte. Nach kurzer Zeit kam ein Wüstling in der Absicht, seine Begierden mit Theodora zu ersättigen. Aber er staunte nicht wenig, als er statt der Theodora einen Mann in Frauenkleidung antraf. Die Begebenheit wurde dem Statthalter Eustratius berichtet, welcher den Ausspruch tat: Didimus sollte statt der Theodora auf den Gerichtsplatz geführt und enthauptet werden. Keine angenehmere Nachricht konnte dem Didimus hinter bracht werden, als dieser Ausspruch des Eustratius, da er schon längst sehnlichst gewünscht hatte, für den Glauben an Christus zu sterben. Er ging mit Freuden an den bestimmten Ort. Als aber Theodora solches erfahren hatte, eilte sie ebenfalls dahin und wollte nicht zugeben, daß er anstatt ihrer sterben sollte: „Ich“, sagte sie, „bin bereit, für Christus zu sterben. Ich habe dich nicht angenommen als einen, der meine Stelle im leiden und Sterben vertreten sollte; sondern als einen Beschützer meiner Keuschheit.“ Hingegen sprach Didimus: „Das Urteil des Todes ist über mich gesprochen, und ich sterbe mit Freuden.“ Theodora wollte nicht weichen, sondern wußte noch vieles anzuführen, um zu beweisen, daß, sie, nicht aber er sterben sollte; im Gegenteil wollte auch Didimus nicht nachgeben, sondern die Marterkrone für sich haben. Dieser Streit geschah zum größten Erstaunen des zuschauenden Volkes und dauerte so lange, bis Eustratius davon Nachricht bekommen hatte. Er befahl nun, sowohl den heiligen Didimus als die heilige Theodora zu enthaupten. Der Befehl wurde ohne Verzug erfüllt in Alexandria im Jahre 304, unter Kaiser Diokletian.

Beherzigung.

Zur Nachfolge beherzige folgende Worte der heiligen Theodora: „Christus ist in diese Welt gekommen und hat uns dem Verderben entzogen und uns das ewige Leben verheißen. Wenn ich standhaft im Glauben an ihn verharre, so glaube ich, unbeschädigt zu bleiben. Gott sieht auf den Willen; er ist allwissend, und durchschaut selbst unsere Gedanken.“ Die heilige Theodora begab sich nicht selbst in Gefahr. Hingegen warnt der heilige Augustin: „Wer die Gefahr nicht meidet, da er doch kann, versucht vielmehr Gott den Herrn, als daß er auf ihn hoffte.“ Ferner sagte die heilige Theodora: „Ich will in Gott verbleiben. Ich bin mit Gott vermählt durch das Gelübde der Jungfräulichkeit.“ Der heilige Apostel Paulus schreibt an die Korinther: „Ich habe euch ja einem Manne verlobt, als eine reine Jungfrau euch Christus darzustellen.“ (2. Kor. 11,2) Durch den Empfang der heiligen Taufe sind unsere Seelen mit Christus vermählt und verpflichtet, getreu in allen Tugenden ihm nachzufolgen, in Verbindung mit Gott zu verbleiben. Daher sollen auch wir bei jeder Versuchung zu einer Sünde mit Theodora sagen: „Mein Leib und meine Seele gehören Gott an. Ich empfehle mich in seine Hände; er wird bewahren meinen Glauben und meine Reinigkeit. Gott, der ins Verborgene schaut, der alles weiß, ehe es geschieht, der mich bis auf den heutigen Tag beschützt hat, wird auch ferner mich bewahren. Wie du, o Richter! Den Kaiser fürchtest und seine Befehle deswegen vollziehest; so fürchte ich, meinem Gott zu mißfallen; denn ich erkühne mich nicht, den wahren König des Himmels und der Erde zu beleidigen. Vater unseres Herrn Jesu Christi, sei mein Beschützer!“ –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 310 – S. 311

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