Fest Maria die Hilfe der Christen

Die Himmelskönigin Maria schützt unter ihrem Mantel die Geistlichkeit und das fromme Volk. Zwei Engel halten den Schutzmantel.

Das Fest Maria die Hilfe der Christen

Das heutige Fest zu Ehren der seligsten Jungfrau und Mutter Maria unter dem Titel „die Hilfe der Christen“ ist jüngeren Datums.; es wurde von Papst Pius VII. durch Dekret vom 16. September 1816 für die ganze Kirche vorgeschrieben; aber es ist eine liebliche Blume im Festkranz der göttlichen Mutter und eine glorreiche Bestätigung jener bewunderungswürdigen Weissagung, welche Maria 1800 Jahre früher, erst vierzehn Jahre alt, ihrer Base Elisabeth mitgeteilt hatte mit den Worten: „Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter.“ (Luk. 1) Die Absicht der heiligen Kirche bei diesem Fest ist, durch diese jährliche Feier einerseits das Andenken an eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte des Christentums, bei welchem Maria ihre hilfreiche Macht so herrlich bewährt hat, in lebendiger Erinnerung zu erhalten, andererseits die Gläubigen aufzumuntern, in allen Nöten und Trübsalen sich auf die Hilfe Mariä zu stützen.

Das Ereignis war folgendes: Kaiser Napoleon I. von Frankreich, für dessen Stolz ganz Europa nicht groß genug, kein Recht, kein Gesetz heilig war, zürnte über Papst Pius VII., weil dieser in die Scheidung der Ehe seines Bruders Hieronymus, der eine protestantische Kaufmannstochter aus Nord-Amerika geheiratet hatte, nicht einwilligte. Unter erlogenem Vorwand besetzte er 1809 durch den General Miollis Rom und erklärte: „Ich bin Kaiser von Rom und fordere den Kirchenstaat, ein Geschenk Karl`s des Großen zurück; die Herrschaft des Papstes hat aufgehört.“ Pius protestierte gegen diese Ungerechtigkeit, sprach furchtlos die Exkommunikation über Napoleon aus, ließ die Exkommunikations-Bulle in der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1809 an der Peterskirche anschlagen und empfahl sich dem Schutz Mariä.

Nachts zwei Uhr erstürmte der französische General Radet den päpstlichen Quirinal, traf den heiligen Vater in seinem hohepriesterlichen Kleid und sprach mit zitternder Stimme: „Ich habe einen unangenehmen Auftrag; aber da ich dem Kaiser den Eid der Treue und des Gehorsams geleistet, so muss ich denselben ausführen: im Namen des Kaisers muss ich Ihnen erklären, daß Sie der weltlichen Herrschaft über Rom und den Kirchenstaat entsagen sollen, oder daß ich, wenn Sie dies verweigern, Sie zum General Miollis begleite.“ Pius VII. antwortete mit fester Stimme und voll Würde: „Sie haben geglaubt, solche Befehle des Kaisers ausführen zu müssen wegen des ihm geleisteten Eides der Treue und des Gehorsams; bedenken Sie also, auf welche Weise Wir die Rechte des heiligen Stuhles wahren müssen, da Wir an dieselben mit so vielen Eiden gebunden sind: Wir können nicht abtreten, was nicht Uns gehört; die weltliche Herrschaft gehört der römischen Kirche und Wir sind nur der Verwalter derselben. Der Kaiser kann Uns in Stücke hauen lassen, aber dies wird er nie von Uns erlangen.“ Radet schleppte den heiligen Vater und den Kardinal Pacca in den Hof hinab zu dem bereiteten Wagen, schloß Beide in denselben ein und fuhr in strenger Eile – nicht zu Miollis, wie er gelogen hatte, sondern über Florenz bis an die Grenze Frankreichs und wieder zurück nach Savona ins Gefängnis; Pacca wurde in Fenestrella eingekerkert.

Napoleon befahl, um den Papst nachgiebig zu machen, ihm jeden Diener, sogar den Beichtvater, alle Bücher und selbst das Brevier wegzunehmen und mit schmaler Kost zu nähren; die Freimaurer und Protestanten ergossen in öffentlichen Blättern und Büchern ihren Spott über den Gefangenen und nannten ihn nicht Pius VII., sondern Pius den Letzten“; der heilige Vater aber litt, betete, forderte die Gläubigen auf, mit ihm zu beten und gelobte, das Gnadenbild Mariä, das zu Savona unter dem Titel „Mutter der Barmherzigkeit“ verehrt wird, mit einer goldenen Krone zu krönen. Seine Leiden und Kümmernisse waren unbeschreiblich groß, weil viele Kardinäle, die meisten französischen und italienischen Bischöfe sich mehr um die Gunst Napoleon`s als um die Rechte und das Wohl der Kirche kümmerten.

Im Jahre 1812 ließ der Kaiser den Papst nach Paris transportieren. Obwohl der Dulder auf der Reise so schwer erkrankte, daß ihm die heiligen Sterbesakramente gereicht werden mussten, wurde er dennoch Tag und Nacht fortgeschleppt und nicht einmal jenes Mitleids gewürdigt, das man sonst jedem Verbrecher bewilligt: wurde zum Speisen angehalten, so wurde der heilige Vater nicht aus dem Wagen gelassen, sondern eingeschlossen, ja in einem Schuppen untergebracht. Wie durch ein Wunder am Leben erhalten, kam Pius nach Fontainebleau bei Paris. Es sträubt sich die Feder zu beschreiben, welche Schändlichkeiten und Grobheiten der Statthalter Jesu Christi dort zu erdulden hatte; aber plötzlich und wunderbar änderte sich die Lage der Dinge. Napoleon verlor die Schlacht bei Leipzig, sah sich gezwungen, um die öffentliche Meinung einigermaßen zu versöhnen, den Papst im Januar 1814 in volle Freiheit zu setzen, und musste selbst im gleichen Schloß Fontainebleau, wo er Pius VII. so tyrannisch erniedrigt hatte, im April 1814 seine Thronentsagung unterschreiben.

In großartigem Triumph reiste der heilige Vater nach Savona, krönte, umgeben von einem glänzenden Gefolge von Prälaten und Kardinälen, dem König von Viktor von Sardinien, der Königin Maria Luise aus Hetrurien am 10. Mai das Gnadenbild „der Mutter der Barmherzigkeit“ mit einer goldenen Krone, und zog am 24. Mai 1814 in Rom ein unter Psalmen-Gesang und Jubelrufen des Volkes. Den ganzen Kirchenstaat und die geraubten Kunstschätze erhielt der Papst zurück und regierte fortan frei auf dem Stuhle Petri die Christenheit, während Napoleon auf der Felseninsel Helena gefangen saß und die Befreiung erst nach sechs Jahren erhielt – durch den Tod. Pius VII. bekannte oft und feierlich, daß er diese wunderbare Wendung der Dinge und die Rettung aus dieser Revolution der mächtigen Fürbitte Mariä verdanke, und verewigte seine Dankbarkeit durch die Einsetzung dieses Festes: „Maria, die Hilfe der Christen“. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 396 – S. 397

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