Einzug und Glorie Mariä in den Himmel

Ein Engel mit einem Lilienzweig in der Hand steht auf einer Wolke

Die Glorie der göttlichen Mutter Maria

Die Gottesmutter Maria, die in den Himmel aufsteigt, von drei Engeln umgeben, wird von ihrem Sohn und Gott Jesus gekrönt; darüber sieht man Gottvater und den Heiligen Geist als Taube

Nun, lieber Leser, nachdem ich dir das Hinscheiden der gebenedeiten Gottesmutter erzählt (Siehe den Beitrag: Das Fest Aufnahme Mariens in den Himmel), erhebe mit mir deinen Blick in den Himmel und betrachte den Einzug und die Glorie der Königin des Himmels. – Als Jesus, sagt der heilige Alphons Liguori durch seinen Tod das Werk der Erlösung vollendet hatte, seufzten die Engel nach seiner Rückkehr in den Himmel und wiederholten unaufhörlich in ihren Gesängen die Worte Davids:

„Erhebe dich, Herr! Zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Heiligung.“ Die Lade deiner Heiligung, das ist Maria, die göttliche Mutter, welche Jesus heiligte, indem er in ihr wohnte. Steig herauf zu uns, o Herr, so wollten die seligen Geister sagen, du unser König und Herr, und nimm auch mit dir, deine Mutter, die du zu unser Herrin bestimmt hast. Endlich wollte der Herr den Wunsch der Himmelsbewohner erfüllen und berief Maria in den Himmel. Aber welche Feder wird wohl den Triumphzug der Königin des Himmels beschreiben können? Mit unerhörter Pracht, und unter Gesang und Jubel führte David die Bundeslade nach Jerusalem; mit welcher Glorie wird wohl die wahre Bundeslade, Maria, in die ewige Stadt Jerusalem eingezogen sein!

Es genügte nicht, daß eine Schar von Engeln ihr entgegen zog, um sie zu begleiten; nein, der König der Engel selbst ging ihr entgegen, richtete an sie die süßen Worte: „Komm vom Libanon, meine Braut, komme vom Libanon, komm! du wirst gekrönt“ (Hohel. 4), und führte sie mit sich in das Reich seiner Herrlichkeit. An ihres göttlichen Sohnes Hand erhebt sie sich in die Lüfte, durchschreitet die Wolken, schwingt sie sich empor über die zahllosen Sterne und gelangt zu den Pforten des Himmels; und die ewigen Tore tun sich auf und die Jungfrau und Mutter die Königin des Himmels, tritt ein.

Da erschallt tausend stimmiger Jubelgesang aus der Engel Mund und staunend rufen die Cherubim aus: „Wer ist diese, so sich von der Wüste erhebt, so strahlend von Anmut und Tugend, gestützt auf ihren Geliebten, geht sie einher? Wer ist diese, so den Herrn selbst zu ihrem Führer hat? Und die Chöre der Engel antworten: Es ist die Mutter unseres Königs, es ist unsere Königin, es ist die Heilige der Heiligen, die Geliebte Gottes, die unbefleckte Taube, die schönste unter allen Kreaturen. Und siehe da, alle Chöre der seligen Geister, alle Patriarchen und Propheten, alle Heiligen des Himmels lobpreisen sie und legen ihre unsterblichen Kronen zu ihren Füßen!

Aber diejenigen, welche ihr mit der größten Freude entgegen eilten, waren unsere ersten Eltern, Adam und Eva. Geliebte Tochter, sprachen sie zu ihr, du hast der Welt die Gnade wieder errungen, die sie durch unsere Schuld verloren hatte, du hast der Schlange den Kopf zertreten, die uns besiegt hat; du hast uns gerettet, gebenedeit seist du! Und welche Freude empfanden wohl die Eltern dieser hoch begnadigten Königin, Joachim und Anna; welche Wonne durchströmte wohl den heiligen Joseph, als er seine geliebte Gattin, Maria erblickte und ihre Glorie schaute!

Doch noch hatte die Glorie der göttlichen Mutter den Höhepunkt nicht erreicht. Es sollte an ihr erfüllt werden, was ihr Sohn gesprochen: „Wer sich erniedrigt, wird erhöht werden.“ Maria, die erhabene, makellose Jungfrau, hatte sich auf`s Tiefste erniedrigt, sie hatte an aller Armut und Schmach ihres Sohnes Teil genommen, sie sollte nun über alle Kreaturen Himmels und der Erde erhöht werden. Hingetreten zum Strahlenthron der heiligsten Dreifaltigkeit empfängt sie der Vater als seine geliebte Tochter; umarmt sie der Sohn als seine geliebte Mutter; nimmt sie auf der heilige Geist als seine Braut. Der Vater ruft sie zur Teilnahme an seiner Macht, der Sohn an seiner Weisheit, und der heilige Geist an seiner Liebe. Und anbetend hingeworfen vor dem dreimal heiligen Gott empfängt sie die strahlende Sternenkrone aus der Hand der drei göttlichen Personen, und durch den unendlichen Raum des Himmels erschallt eine Stimme, die ruft: Hört es, ihr Kreaturen alle, im Himmel und auf Erden: „Maria ist eure Königin!“ (siehe auch den Beitrag: Fest unserer Lieben Frau von der Glorie)

Als Königin Himmels und der Erde sitzt sie nun auf dem Thron zur Rechten ihres Sohnes Jesus; und was tut sie dort? Sie vertritt unsere Sache, sie bittet für uns, sie verteidigt uns, sie schützt uns, und aus dem unerschöpflichen Schatz, welcher ihr anvertraut ist, teilt sie reichlich aus, Segen und Gnade! Sie ist eine Königin, aber eine Königin der Barmherzigkeit; ihre Güte ist ohne Grenzen, und ihre Macht ihrer Güte gleich. Und was verlangt sie, damit sie uns Schutz angedeihen lasse? Darauf gibt Antwort der eifrigste Diener Mariens, der heilige Alphonsus Liguori: „Maria verlangt, daß wir ihr wahrhaft dienen!“ Ein wahrer Diener Mariens aber ist vor Allem ein treuer Diener Jesu, den er liebt, und dessen Stimme er hört. Ein wahrer Diener Mariens verehrt und liebt sie und sucht ihr nachzufolgen; er haßt die Sünde, und hat er das Unglück, in eine Sünde zu fallen, so ruft er zu Maria um Hilfe, und sucht sich von seinem Fall zu erheben. Ein solch wahrer, treuer Diener Mariens kann nimmermehr zu Grunde gehen, die mächtige Himmelskönigin wird ihn retten. – Willst du nicht ein Diener dieser gütigen und mächtigen Königin sein? …

Gebet.
Ja, gütigste Frau und hohe Königin! Ich will dein Diener sein und bleiben bis zum Tode. Gebiete über mich; ich will tun, was du verlangst, nur verlaß mich nicht, wenn ich wanke, richte mich auf, wenn ich falle, und hilf mir, daß ich zur glückseligen Anschauung deines Sohnes gelange. Amen. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 2, 1904, Sp. 1410 – Sp. 1412

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