Das Kriegslied des Christen in Waffen

Das Kriegslied des Christen: Ein hölzernes, umrankt von Blumengirlanden; vor dem Kreuz befindet sich ein Schwert sowie ein Beil

Des Menschen Leben sei Kriegsdienst

Wäre das Leben des Menschen weiter nichts, als ein Spaziergang oder Lustreise von der Wiege durch die Welt in den ewigen Himmel, so wäre es nicht not gewesen, die Bitte ins Vater unser zu setzen: „Führe uns nicht in Versuchung“. – Aber so stehen die Sachen leider ganz anders. Es geht uns allen, wie den Israeliten, die aus der Fremde in ihre Heimat, aus Ägypten ins gelobte Land gezogen sind; sie mussten dieses neue Heimatland erst erobern; es war ihre Reise dahin ein fast ununterbrochener Kriegszug.

So geht`s uns auch; der Himmel leidet Gewalt und darum hat einer schon vor mehreren tausend Jahren gesagt: „Des Menschen Leben sei Kriegsdienst, sei Streit und Kampf“. – Und das erfährt auch jeder männiglich genug.

Es ist nämlich vom Anfang der Tage her Krieg zwischen Gott und dem Teufel ausgebrochen, zuerst im Himmel oben, wo Luzifer die älteste Revolution gemacht und dafür von St. Michael vom Himmel vertrieben worden. Seitdem ist ein Teil seiner Spießgesellen in der Hölle eingesperrt, ein anderer Teil aber treibt sich nach Ausspruch des Apostels als Räuberbande auf der Welt und sogar in den Lüften herum, und setzen hier den Krieg, den sie im Himmel angefangen, fort bis ans Ende der Welt.

In diesen Krieg ist seit Adams Zeiten her auch der Mensch verwickelt, ja gerade um ihn wird eigentlich und zumeist gestritten. Es will Gott den Menschen für sich haben, und der Teufel möchte ihn auch; und am Ende hat ihn der, dem sich der Mensch selbst überläßt. Schlägst du dich im Leben und Sterben auf die Seite Gottes, so hast du Sieg und Seligkeit ohne Ende zu erwarten; hältst du es aber mit dem Teufel, daß du Revolution gegen Gott machst, so ist ewiger Kerker und ewiges Feuer und Jammer, Elend und Not auf ewig deine Heimat.

Und so wirbt Gott um dich und der Teufel, und beide schicken fort und fort ihre Werber nach dir aus. Jedes gute Wort, das du zu Hause oder von der Kanzel oder im Beichtstuhl oder im stillen Kämmerlein deines Herzens vernimmst und das dich zu Guten und zu Gott anlockt, jedes erbauliche Buch und Beispiel, oft auch ein andächtiges Bild des Gekreuzigten oder seiner heiligen Mutter und treuen Diener, jede neue Wohltat, welche du von Gott bekommst, öfter noch jedes Kreuz, das er dir schickt, das alles sind Boten und Werbesoldaten Gottes, welche dich zu deinem eigenen Glück auf Gottes Seite hinüberziehen sollen.

Aber ebenso fleißig wirbt um dich der „Untere“. Es ist alles auch heutzutage noch wahr, was in dieser Hinsicht zu seiner Zeit der Bußprediger Berthold gesagt hat:

„Die Teufel, sagt er, heißen mit Recht Jäger, denn sie jagen viele tausend Seelen, daß ihrer nimmer Rat wird; darum haben sie uns ihre Fallstricke an so vielen Orten gelegt, daß sich wenige davor hüten mögen. Ihr wißt wohl, daß die Jäger und die Waidleute mancherlei Stricke haben müssen… So mancherlei Stricke haben auch die Teufel uns Christenleuten gelegt. Juden, Heiden und Ketzern legt er so viele Stricke nicht, wie uns Christenleuten, denn sie sind doch zum voraus sein. Nur uns Christenleuten lauern sie auf, darum, weil wir die Freude besitzen sollen, die sie verwirkt haben.“…

(Fortsetzung hier: Was der Bußprediger Berthold gesagt hat)

Das, lieber Mensch, ist die Welt, durch welche du und wir alle in die Heimat, dem Himmel zu, gehen müssen. Fallstricke, Lockvögel und Lockspeisen, Jäger und Räuber und feindliche Mächte, Angriffe, Kampf und Streit von allen Seiten! – Wie soll da einer mit heiler Haut durchkommen?

Nun schau, dies alles weiß unser Heiland und Retter und Führer auf diesem Weg, Christus der Herr, hundertmal besser als wir; hat er ja selber es erfahren müssen. Auch an ihn hat sich der höllische Jäger gewagt und zu drei Malen zu verführen unternommen; auch er hat von des Satans Waidgesellen, von den liberalen ungläubigen Juden, Schriftgelehrten, Pharisäern und Henkern Spott und Lästerung, Schläge und Martern erfahren müssen, wodurch sie ihn haben von seinem Predigen und seinem guten Beispiel abbringen wollen.

Weil er nun an sich selber erfahren hat, was es heißt, und wie schwer es ist, auf unserer jetzigen Welt Gott treu, standhaft und beharrlich, gehorsam sein, und immer gerade aus den rechten Weg weiter gehen, darum ist er um uns besorgten Herzens; und dieser Sorge und Angst um uns ist die Bitte entsprossen, die er in sein Herzensgebet hineingesetzt hat: „Führe uns nicht in Versuchung“. Damit soll Gott, unser Vater im Himmel, bewogen werden, mit seiner allmächtigen Kraft selber unser Kampfgenosse zu sein und entweder voraus die Fallstricke wegzureißen, in die wir geraten könnten, oder uns zu helfen, die Räuber, wenn sie uns überfallen, mutig niederzuschlagen oder davon zu jagen. – Darum ist diese Bitte ein beständiger Hilferuf, ein täglicher Angstschrei des guten Kindes zu seinem allmächtigen Vater hinauf: Ne permittas, me separari a te: „Laß mich nicht getrennt werden von dir!“… –
aus: Franz Hattler SJ, Wanderbuch für die Reise in die Ewigkeit, II. Band, 1. Teil, 1884, S. 279 – S. 284

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