Beispiele von Bekennern der Gottheit Jesu

Herrliche Beispiele von Bekennern der Gottheit Jesu Christi

Die Geschichte der christlichen Kirche berichtet uns viele herrliche Züge von großmütigen Bekennern und Blutzeugen der Gottheit Christi. Kaiser Valens, ein eifriger Anhänger des Arianismus, verbot den Katholiken auf das strengste jegliche Ausübung ihrer Religion. Diese achteten nicht auf das Verbot und versammelten sich nach wie vor zur Feier des Gottesdienstes. Da befahl der Kaiser, dem dieses hinterbracht wurde, den Versammlungsort mit Soldaten zu umringen und alle, die sich darin befänden, ohne Gnade zu ermorden. Ein kaiserlicher Präfekt, den dieser Befehl höchlich empörte, benachrichtigte die Katholiken von der drohenden Gefahr. Allein weit entfernt, sich dadurch von dem Besuch der Kirche abschrecken zu lassen, strömten dieselben scharenweise dahin und freuten sich herzlich über die erwünschte Gelegenheit, für den Glauben an die Gottheit Jesu ihr Blut vergießen zu können. Als nun der Präfekt mit seiner Mannschaft nach der Kirche zog, um den kaiserlichen Befehl zu vollstrecken, traf er eine junge Frau an, die ihr Kind an der Hand führte und mit sichtlicher Hast ihre Schritte beschleunigte. „Wohin so eilig?“ fragte sie der Präfekt. „Zur Kirche“, war die Antwort. „Was denkst du doch?“ erwiderte jener freundlich und mitleidig, „ ist dir denn der Befehl des Kaisers nicht bekannt?“ „Wohl ist er mir bekannt“, sprach sie, „und eben darum eile ich so sehr mit meinem einzigen Kind, damit auch uns das Glück zuteil werde, für den Glauben an die Gottheit Jesu unser Leben hinzugeben.“ Der Präfekt, erstaunt über diesen Heldenmut, kehrte mit seiner Schar um, ging zum Kaiser und berichtete ihm, was er gesehen und gehört hatte. Dieser bewunderte die Glaubens-Festigkeit der Katholiken, verließ die Stadt und beunruhigte dieselben ferner nicht mehr.

Besonders häufig waren die heldenmütigen Blutzeugnisse für die Gottheit Christi unter den arianischen Vandalen-Königen Genserich und Hunnerich. Unter der Regierung des letztern war ganz Afrika eine frauenvolle Folterkammer. Das Blut der Katholiken floß stromweise; und es wird nicht ohne Grund behauptet, daß die afrikanische Verfolgung unter Hunnerich noch blutiger war als selbst die unter Kaiser Diokletian. Den Anfang und gleichsam das Vorspiel derselben bildeten zahllose Verhaftungen, Beraubungen und Verbannungen. Mehrere zum Teil hoch betagte Bischöfe, eine Menge von Priestern, Diakonen, Lektoren usw. samt allen ihren männlichen Anverwandten und Angehörigen, in allem mehr als fünftausend Personen wurden in die schrecklichen Wüsteneien Mauretaniens verbannt. Der Tag ihres Aufbruches nach der Wüste war ein Sonntag. Bleich, abgezehrt, Schatten gleich gingen die Bekenner aus den Gefängnissen oder vielmehr aus den Modergrüften der Stadt Sicque hervor, in die man die einstweilen eingesperrt hatte. Aber des ungeachtet bemerkte man an ihnen auch nicht die mindeste Spur von Niedergeschlagenheit, kein Zug ihres Gesichtes verriet irgend eine kleinmütige oder zaghafte Empfindung; mit lauter Stimme sangen sie Psalmen und Hymnen und zeigten durch ihre Freudigkeit, wie sehr sie die hohe Begnadigung schätzten, um des Namens Jesu willen Hohn, Schmach und Qual zu leiden. Wo der Zug vorbei kam, strömten die Rechtgläubigen dieser edlen Schar entgegen, trugen brennende Kerzen in den Händen, legten den Bekennern ihre Kinder zu Füßen und baten kniefällig um ihren Segen. Man bemerkte eine Frau, die ein Reisebündel auf dem Rücken trug und ein Knäblein an der Hand führte. „Laufe, laufe, mein Lieber!“ rief sie wiederholt dem Kleinen zu, „sieh jene glorreiche Schar heiliger Bekenner, wie sie ihrer Krone entgegen eilen.“ Geistliche, welche die Bekenner begleiteten, wollten sie zurückweisen, indem sie ihr das zarte Alter des Kindes vorstellten. „Nein, nein“, erwiderte die fromme Frau, „ich bin eine nahe Verwandte des verstorbenen Bischofs von Jurita; dieser Kleine ist mein Enkel, und ich führe ihn dahin, wo er Sicherheit finden und nicht in die Gewalt arianischer Wölfe geraten kann.“ –

Mit unmenschlicher Eile wurde nun der Marsch fortgesetzt, und je mehr Ehrerbietung das noch immer hier und da zusammen laufende, rechtgläubige Volk den Verbannten erzeigte, desto grausamer wurden sie von ihren arianischen Treibern misshandelt und gehetzt. Konnten Greise und Kinder vor übergroßer Ermattung nicht mehr fort kommen, so stach man sie mit Wurfspießen oder warf sie mit Steinen, um sie so zum Weitergehen zu nötigen. Fiel einer entkräftet zu Boden, so mussten die Mauren auf Befehl der Vandalen ihn an den Füßen zusammen binden und gleich Schlachtvieh hinter sich herschleifen. Bald wurden die rauhen und steinigen Wege mit dem Blut dieser Märtyrer gefärbt. Der eine hatte den Kopf zerschmettert, der andere die Seiten aufgerissen, den Leib ganz zerfleischt, jeder einige seiner Glieder verrenkt. Viele hauchten ihr Leben aus und wurden, wo immer möglich, von ihren Leidensgenossen längs des Weges begraben. Am Ort ihrer Verbannung angelangt, erhielten sie zur Nahrung bloß ungekochte Gerste, welche ihnen zu gewissen Zeiten des Tages wie den Saumtieren vorgeschüttet wurde. Aber auch diese karge Nahrung wurde ihnen bald nicht mehr gereicht. Die Verfolger überließen es den todschwachen Bekennern, dafür zu sorgen, wie sie auf einem unbebauten, völlig wüsten Boden ihr Marterleben fristen möchten. Das Andenken dieser Bekenner und Märtyrer ehrt die Kirche am 12. Oktober.

Damit hatte die Verfolgung begonnen, aber bald sollte sie noch allgemeiner und blutiger werden. Hunnerich erließ nun ein Edikt, dem gemäß die katholische Religion für immer aus dem vandalischen Reich verbannt werden sollte. Von jetzt an war nicht nur Raub und Verhaftung, sondern auch Folter und Hinrichtung an der Tagesordnung. Hunnerichs Vertilgungs-Befehl machte keine Ausnahme; seine Grausamkeit schonte weder Geistliche noch Laien, weder Männer noch Frauen, weder Greise noch Jünglinge, selbst lallende Kinder verbluteten unter dem Schwert des neuen Herodes. Wo sein Späherblick nicht hindrang, da zogen arianische Priester und Bischöfe umher und vollstreckten den Blutbefehl des Wüterichs mit barbarischer Willkür. Wohl der Ruchloseste aus ihnen, Antonius mit Namen, durchstreifte, von Soldaten und Schergen begleitet, die ganze Provinz von Tamalluma, ließ die Rechtgläubigen in tiefe, unflätige Kerker werfen, viele zu Tode geißeln, andere auf die Folter spannen und weidete dann seine Blicke an den Qualen der hochherzigen Bekenner, die nicht selten unter den Händen ihrer Henker den Geist aufgaben. –

Statt vieler genüge folgender einzelne Zug christlichen Heldenmutes. Teukarius von Karthago war ehemals mit dem Unterricht der Chorknaben beauftragt gewesen. Dieser zeigte nun den arianischen Priestern zwölf seiner Zöglinge an, welche durch musikalisches Talent und dem Wohlklang ihrer Stimme einst eine Zierde der arianischen Kirche werden könnten. Es ward beschlossen, mit ihnen eine Ausnahme zu machen und sie nicht in die Verbannung zu schicken. Als die Kinder dieses hörten, umklammerten sie weinend und schreiend die Knie ihrer glücklichen Gefährten. Man schlug mit Stöcken und Spießen auf sie, aber umsonst; sie beteuerten, sich lieber erwürgen als von ihren Freunden und Glaubens-Genossen losreißen zu lassen. Da alle Lockungen und Verheißungen nichts fruchteten, schritt man zu andern Mitteln, man warf sie in unterirdische Löcher und ließ sie den bittersten Hunger leiden. Über den andern Tag wurden sie bald gegeißelt, bald mit Ruten oder mit Stöcken geschlagen. Allein bei jeder auch noch so grausamen Züchtigung riefen die Kinder aus, man könne ihren Leib zerfleischen, sie sogar töten; aber nie würden sie den Glauben an Jesus, den wahren Sohn Gottes, verleugnen. Man war endlich gezwungen, von ihnen abzulassen; und nun faßten die jungen Glaubens-Helden den Entschluss, sich nicht mehr voneinander zu trennen. Die ganze Stadt erbaute sich, wie vorher an ihrem über Erwarten standhaften Bekenntnis, so jetzt an ihrem frommen Wandel, und man nannte sie fortan nur die zwölf kleinen Apostel von Karthago.

Viktor, Bischof von Vita, ein Zeitgenosse und durchaus zuverlässiger Schriftsteller, der selbst in jener Verfolgung Schmach und Bande trug, beschließt die Erzählung „von der vandalischen Verfolgung“ mit der Bemerkung, daß man, ohne den Gegenstand zu erschöpfen, große Bände hätte schreiben können; er selbst habe nur einiges davon aufgezeichnet, und zwar nur das, wovon ihm alle Nebenstände bekannt gewesen. Selbst viele Jahre nach dieser furchtbaren Verfolgung stieß man noch allenthalben auf grauenvolle Spuren ihrer beispiellosen Grausamkeit. Es gab in ganz Afrika keine große oder kleine Stadt, kein Dorf, wo man nicht Menschen mit abgeschnittenen Nasen und Ohren oder ausgerissenen Augen gefunden hätte. An allen Orten begegnete man Leuten, welchen man während der Verfolgung eine Hand oder einen Fuß, oft auch beide Hände oder beide Füße abgehauen hatte. Einen noch gräßlicheren Anblick gewährte die zahllose Menge jener überall umher wandelnden Jammer-Gestalten, welchen die grauenvollen Folter-Werkzeuge Glieder verrenkt, verdreht, aus ihren Gelenken gerissen oder zerquetscht hatten. (Stolberg, Geschichte der Religion, Bd. 18) – So tiefe Wurzeln hatte der Glaube an die Gottheit Jesu Christi in den Herzen der afrikanischen Christen geschlagen, um solchen Preis glaubten sie denselben bewahren zu müssen; während man eben diesen hl. Glauben in unsern Tagen leider nur zu oft feige verleugnet und durch Wort und Schrift den Herzen anderer zu entreißen sucht. –
Quelle: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Bd. 1, 1911, S. 665 -S. 666 – S. 669

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