Gemeinden ohne Seelsorger: Der Tod ohne Priester
I. Wie man sich in gesunden Tagen auf den Tod vorbereiten soll
„Sterbende genügen ihrer Gewissenspflicht, wenn sie vollkommene Reue und Leid erwecken.“ (Schweizer Kirchenverordnung)
„In Todesgefahr erwecket, wenn Ihr einen rechtgläubigen Priester nicht haben könnt, einen Akt der vollkommenen Reue, der mit dem Verlangen nach dem hl. Sakrament die Seele von den ihr anhaftenden Sünden reinigt. Wohl ist zu einer solchen vollkommenen Reue die göttliche Gnade erforderlich, aber Gott wird diese Gnade Euch reichlicher geben, wenn Ihr ihn demütig darum bittet.“ (Bischof von Paderborn)
„Wenn Ihr ohne Eure Schuld der heiligen Sakramente beraubt werdet, aber im Glauben fest steht, dann wird Gottes Gnade alles ersetzen.“ (Die vereinigten Oberhirten) – siehe dazu das Gebet der vollkommenen Reue
Trostreiche Worte eines hochwürdigsten Bischofs
Am schrecklichsten ist für die Gläubigen der Gedanke, nach dem Verlust ihrer Seelsorger ohne die hl. Sakramente sterben zu müssen. Aber tröstet euch nur! Wenn auch gerade auf dem Kranken- und Sterbebett der Mangel eines Priesters am schmerzlichsten wird empfunden werden, so werdet ihr doch ganz gewiß die Krone des ewigen Lebens erlangen, wofern ihr im Glauben feststeht und mit der Gnade Gottes treu mitwirkt. Gott will das Heil aller Menschen und darum gibt er auch allen die hinreichende Gnade dazu: das ist Glaubenssatz. Er hat zwei Arten von Gnadenmitteln angeordnet, durch welche der Mensch die Gnade sich aneignen soll, nämlich die Sakramente und das Gebet. Ist nun der Empfang der hl. Sakramente unmöglich, dann knüpft Gott um so größere Gnaden an das mit dem Verlangen nach den Sakramenten verbundene Gebet; versiegt die eine Quelle, dann wird die andere um so reichlicher fließen. So kann die Wassertaufe durch die Begierde- und Bluttaufe, die wirkliche Kommunion durch die geistliche Kommunion, das Bußsakrament durch die vollkommene Reue ersetzt werden. Dem gemäß lehrt ja auch der Glaube, daß Diejenigen, welche ohne ihre Schuld außerhalb der wahren Kirche stehen, aber die Wahrheit ernstlich suchen und die Gebote halten, gerettet werden. Um wieviel mehr dürfen die treuen Kinder der Kirche Rettung und Heil hoffen! Wer verloren geht, geht nicht durch Gottes Schuld, durch Mangel an Gnade, sondern durch eigene Schuld, durch Mangel an Mitwirkung verloren.
Sehr beherzigenswert in dieser Beziehung sind auch die Worte des hochwürdigsten Herrn Bischofs von Paderborn: „Je schwerer die Versuchungen zum Abfall, je größer die Gefahren und die Bedrängnisse: eine desto schönere Krone wird als Lohn für die bewährte Treue Euch einst zieren. O, wie ist es doch so schwer, diese himmlische Krone zu erringen, da ja der Heiland selbst uns sagt, daß man, um ins Himmelreich einzugehen, Gewalt brauchen müsse, und da der Apostel hinzu fügt, daß der Weg zum Himmel durch viele Leiden und Trübsale hinführe! Anscheinend ist diese Schwierigkeit unter den gegenwärtigen Umständen eine noch größere, in Wahrheit aber ist sie jetzt eine geringere, es Mistjetzt leichter, die Krone zu gewinnen, und Tausende, die sie unter ruhigeren, gemächlicheren, bequemeren Verhältnissen verscherzt haben würden, erlangen sie jetzt durch ihre Teilnahme an den Heilgen Leiden und Kämpfen der Kirche.“
Endlich muss ja jeder Christ sich stets und überall auf einen unversehrten Tod gefaßt halten. Ist es nicht früher in jeder Gemeinde schon öfter vorgekommen, daß Jemand unerwartet ohne die hl. Sakramente starb? Ja, kennt man nicht Fälle, wo sich dieses ereignete, obgleich ein Priester in dem nämlichen Haus wohnte? Darum ist die nachfolgende Anleitung für alle Gläubigen und für alle Zeiten von der größten Wichtigkeit. Auch für diejenigen, welche die Gnade haben, vor ihrem Ende mit den hl. Sterbesakramenten versehen zu werden, ist die Beobachtung der hier erteilten Ratschläge teils notwendig, teils höchst nützlich.
Wie man sich in gesunden Tagen auf den Tod vorbereiten soll
„Wachet, weil ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommen wird!“ Matth. 24, 42.
1. Bewahre stets die heiligmachende Gnade, dann bist du wenigstens vor der Hölle gesichert. Fliehe also die schwere Sünde und die Gelegenheit hinzu.
2. Sei fleißig und gewissenhaft in Erfüllung deiner Christen- und Standespflichten. Ein treuer Arbeiter braucht nicht zu erschrecken, wenn er plötzlich vor seinen Herrn gerufen wird.
3. Erfülle solche Bedingungen, wodurch du in der Todesstunde einen vollkommenen Ablass erhalten kannst.
4. Erwecke öfters eine vollkommene Reue über deine Sünden. Über dieses wichtigste Vorbereitungsmittel soll nachher eine ausführliche Belehrung erfolgen. (siehe den Beitrag: )
5. Versöhne dich mit deinem Feind, erstatte fremdes Gut, ersetze den angerichteten Schaden soviel als möglich. Ordne deine zeitlichen Angelegenheiten.
6. Bete recht oft um die Gnade eines seligen Todes. Diese wichtige Bitte ist dem Ave Maria beigefügt: „Bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unsers Todes!“ Wer so die Mutter Gottes im Leben viel tausendmal recht herzlich angerufen hat (z. B. im Rosenkranz-Gebet), dem wird sie gewiß im letzten Stündlein beistehen. Gehe auch fleißig zu den hl. Sakramenten, so lange du noch Gelegenheit dazu hast. –
aus: Gemeinden ohne Seelsorger, Der Tod ohne Priester. Die vollkommene Reue. Ein Lehr- und Trostbüchlein für römisch-katholische Christen, Mit kirchlicher Approbation, 2. Auflage, 1874, S. 21 – S. 24